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Das Ende des Spiels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am23.10.20181. Auflage
Eine Tote auf dem Spielplatz ist erst der Anfang Die Sexualstraftäterin Tuula Lahti-Haapala wird nach Verbüßung ihrer Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen - und noch am selben Abend auf einem Kinderspielplatz ermordet. Ist eines ihrer früheren Opfer der Täter? Unter Tuulas Hinterlassenschaften entdeckt Ermittlerin Maria Kallio mehrere Zeitungsauschnitte über den bekannten Sänger Tarmo Mättö. Zuerst deutet nichts auf einen Zusammenhang hin, bis sich herausstellt, dass eines von Tuulas Opfern gleichzeitig Pflegekind von Mättös Ex-Frau Hannele war. Als Hanneles Leiche in ihrem Haus aufgefunden wird, beginnt Kallio nach Verbindungen zwischen den rätselhaften Toden zu suchen. Die Spur führt zu einem Verbrechen, mit dessen Ausmaßen niemand gerechnet hätte ...

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Tote auf dem Spielplatz ist erst der Anfang Die Sexualstraftäterin Tuula Lahti-Haapala wird nach Verbüßung ihrer Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen - und noch am selben Abend auf einem Kinderspielplatz ermordet. Ist eines ihrer früheren Opfer der Täter? Unter Tuulas Hinterlassenschaften entdeckt Ermittlerin Maria Kallio mehrere Zeitungsauschnitte über den bekannten Sänger Tarmo Mättö. Zuerst deutet nichts auf einen Zusammenhang hin, bis sich herausstellt, dass eines von Tuulas Opfern gleichzeitig Pflegekind von Mättös Ex-Frau Hannele war. Als Hanneles Leiche in ihrem Haus aufgefunden wird, beginnt Kallio nach Verbindungen zwischen den rätselhaften Toden zu suchen. Die Spur führt zu einem Verbrechen, mit dessen Ausmaßen niemand gerechnet hätte ...

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644404588
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum23.10.2018
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.14
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8767 Kbytes
Artikel-Nr.3415785
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

«Ki-Ju-Abteilung, Kallio.»

Ich musste mich immer noch konzentrieren, um mich am Diensthandy korrekt zu melden. Es war kurz nach acht Uhr am Freitagabend, und ich war längst von meinem Arbeitsplatz im Polizeipräsidium von Espoo nach Hause gegangen. Um diese Zeit rief niemand ohne Grund an.

«Pohjola hier, hallo. Es gibt Arbeit für uns. Noch dazu beinahe hinter dem Präsidium. Bist du zu Hause, oder feierst du irgendwo ins Wochenende?»

Ich stand vom Sofa auf und ging ins Schlafzimmer, damit Antti das Gespräch nicht hörte. Die heutige Folge der Lustigsten Home Videos würde ich verpassen.

«Was ist los?»

«Eine Leiche auf dem alten Verkehrsübungsplatz in Karamalmi», erklärte Kristo Pohjola. «Eine Frau, offenbar stranguliert.»

«Eine Frau? Wie alt ist die Tote, hat sie Papiere bei sich?»

«Knapp vierzig.»

Beinahe wäre mir das Handy aus den Fingern gerutscht. Ich arbeitete nicht mehr im Gewaltdezernat, sondern in einer Sondereinheit der Espooer Polizei, die sich einerseits mit Verbrechen an Kindern und Jugendlichen und andererseits mit minderjährigen Tätern befasste. Morde an Volljährigen fielen nicht in unsere Zuständigkeit.

«Warum alarmierst du mich bei einem erwachsenen Opfer? Oder wurde der Täter gefasst und ist minderjährig?»

«Über den Täter wissen wir nichts, aber die Leiche konnte anhand der Personalpapiere vorläufig identifiziert werden. Es ist Tuula Lahti-Haapala. Sie wurde heute früh aus dem Gefängnis in Hämeenlinna entlassen, nachdem sie eine Strafe von vier Jahren und zehn Monaten wegen sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen verbüßt hatte. Deshalb haben wir den Fall am Hals, jedenfalls fürs Erste, so hat es unser stellvertretender Polizeichef Nummi angeordnet. Kannst du gleich kommen? Ich bin an der Fundstelle, der Fotograf, die KTU und ein paar Streifen sind auch hier. Nimm Regenzeug mit, dem Regenradar nach soll es in einer Viertelstunde wie aus Kübeln gießen.»

«Wer hat die Leiche gefunden?», fragte ich noch, aber Kristo hatte schon aufgelegt. Ich seufzte, stieg aus der Jeans und zog stattdessen eine dicke Sportleggings an. An meinem Pullover hingen Haare von unserer Katze Venjamin, und Hakkarainen, der Einsatzleiter der Kriminaltechnik, würde ausflippen, wenn ich sie am Leichenfundort verstreute. Also zog ich mir einen anderen über. Goretex-Jacke und Wanderschuhe boten besseren Schutz als ein Regenschirm. Ich packte Handy, Stirnlampe, Schreibzeug und einen Nussriegel in meinen wasserfesten Rucksack. Dann band ich mir die Haare zusammen und setzte eine Reflektormütze auf. Mit Lippenpflegestift komplettierte ich mein Dienst-Outfit.

Im Wohnzimmer lachte Antti über die Perserkatze im Fernsehen, die sich auf der gerade geöffneten, noch warmen Klappe des Geschirrspülers räkelte. In der Küche duftete es nach der Steinpilzpasta, die wir essen wollten, wenn Taneli vom Krafttraining kam. Iida richtete schon den Salat an.

«Wohin gehst du?», fragte sie. Es kam selten vor, dass Iida an einem Freitagabend zu Hause war. Eigentlich hatten wir nach dem Abendessen Brettspiele spielen wollen. Die anderen würden ohne mich anfangen müssen.

«Zur Arbeit. Ich weiß nicht, wie lange es dauert. Wartet nicht auf mich.»

Iida machte große Augen, begnügte sich aber damit, die Hand auszustrecken und mir auf die Schulter zu klopfen. Antti schüttelte den Kopf, doch auch er verkniff sich jeden Kommentar. Meine Familie wusste, dass ich nicht erzählen durfte, was passiert war. Taneli radelte gerade auf den Hof, als ich mein Fahrrad aus dem Schuppen holte. Auf zwei Rädern kam ich schneller ans Ziel als mit dem Auto.

«Fährst du zum Verkehrsübungsplatz?» Taneli war offenbar an der Fundstelle vorbeigekommen.

«Wieso?»

«Da ist irgendwas los, die Polizei sperrt die Wege ab.»

Ich nickte seufzend. Meine Familie hatte sich daran gewöhnt, dass wir nicht über meine Fälle sprachen, aber sie hatte auch gelernt, ihre Schlüsse zu ziehen. Zum Glück führte Tanelis Weg von der Eishalle nach Hause seitlich am Verkehrsübungsplatz vorbei und nicht mitten durch den Park.

Meine frühere Abteilung, die Einheit für Untypische Gewaltdelikte, die Ville Puupponen in Club der Seltsamen Wesen umgetauft hatte, war im Frühjahr aufgelöst worden. In den ersten Wochen meiner Arbeitslosigkeit hatte ich eigentlich nur dagesessen und abwechselnd die Wände und das Treiben unserer Katzen angestarrt. Wie erschöpft ich war, hatte ich erst begriffen, als ich endlich Zeit hatte, die Müdigkeit zu spüren. Allmählich hatte ich mich dazu aufgerafft zu joggen, war aber oft ins Schlendern verfallen und hatte mich in der Betrachtung der Natur verloren. Mitunter hatte ich minutenlang das Gewimmel in einem Ameisenhaufen oder die Schatten der Bäume auf dem Asphalt betrachtet. Nach zwei Monaten hatte ich sogar das Gewürzregal geputzt, einen Haufen zu klein gewordener Kleidung auf den Flohmarkt gebracht und - mit wechselndem Erfolg - für meine Familie gekocht.

Nach vier Monaten Arbeitslosigkeit hatte die Polizeiabteilung des Innenministeriums mich kontaktiert und mir ein Projekt angeboten. Ich sollte untersuchen, wie sich gegen Kinder und Jugendliche gerichtete Straftaten und auch die von dieser Altersgruppe begangenen Delikte im 21. Jahrhundert entwickelt hatten. Rekrutiert hatte mich der leitende Referent Mikko Rajajoki, mein früherer Kommilitone an der juristischen Fakultät. Ich hatte Statistiken analysiert und Polizisten, Sozialarbeiter und jugendliche Straftäter interviewt. Mein Bericht war einige Tage lang Thema in den Medien gewesen, doch zu meinem Verdruss konzentrierten sich die meisten Artikel nur darauf, dass die fehlende Strafandrohung Jugendliche unter fünfzehn Jahren zu Gesetzverstößen animierte. Meine Arbeit hatte zur Folge, dass in zwei Polizeibezirken, in West-Uusimaa und in Oulu, eine auf fünf Jahre befristete Ki-Ju-Einheit gegründet worden war. Wenn das Experiment sich als fruchtbar erwies, würde das Konzept möglicherweise auf das ganze Land ausgeweitet werden.

Die ersten Tropfen fielen, als ich aus der Bahnunterführung fuhr. Ich zog die Kapuze in die Stirn und strampelte schneller. Der Verkehrsübungsplatz in Karamalmi war ein merkwürdiger vergessener Fleck in der Nähe der neuen Hauptgeschäftsstelle von Nokia und der Bahnstrecke. Der neue Bebauungsplan sah eine gründliche Umgestaltung des Areals vor, der der alte Park zum Opfer fallen würde. Die Bauarbeiten sollten im Spätherbst beginnen.

Die hellen Lampen verrieten, dass im Park etwas vor sich ging. Trotz des Regens standen ein paar Gaffer an der Absperrung. Der Streifenbeamte Kinnunen ließ mich passieren und strich sich das Wasser aus dem Schnurrbart. Kristo stach mit seiner orangen Regenjacke aus der Schar der Overallträger hervor; seine Glatze glänzte, als er unter den Scheinwerfer trat. Ich ging zu dem Zelt, das die Techniker aufgestellt hatten. Hakkarainen kam gerade rückwärts heraus und verstaute irgendetwas Kleines in einem Indizienbeutel.

«Kallio, ist das etwa deine Leiche?», fragte er ungläubig.

«Zumindest vorläufig. Hättet ihr einen Schneemannanzug für mich? Ich komme direkt von zu Hause.»

Hakkarainen winkte seinem Assistenten, der mir einen Schutzanzug samt Zubehör brachte. Kristo hatte mich entdeckt und lachte, als ich mir auf einem Bein balancierend die Schuhüberzüge anzog.

«Du warst schnell», lobte er. «Ich habe noch mal mit Nummi gesprochen, und er meint, wir sollten den Fall behalten, falls die Zentralkripo kein Interesse anmeldet. Rantos Mannschaft ist zu schwach besetzt, wie üblich.»

«Dann tun wir, was der Polizeichef sagt», seufzte ich. Timo Ranto, der Leiter des Gewaltdezernats, würde vielleicht Einwände gegen diese Arbeitsteilung haben, doch dann sollte er sich mit Polizeichef Nummi auseinandersetzen. Ich würde die Aufgabe erledigen, die man mir zuwies. Ich setzte die Haube auf, vergewisserte mich, dass sie meine Haare bedeckte, und zog zum Schluss Einweghandschuhe an. Dann schlüpfte ich halb gebückt ins Zelt.

Die Frau lag halb bäuchlings, halb seitlich auf dem trockenen Gras. Ihr Gesicht zeigte die typischen Merkmale für einen Tod durch Strangulation: blauschwarze Schwellungen, heraushängende Zunge, vorgewölbte Augäpfel. Am Hals sah ich einen dunklen Streifen, knapp einen Zentimeter breit, mit noch dunkleren Vertiefungen. Der rautenförmige braunviolette Leberfleck am Hals sah aus, als wäre er ein separater Teil der Würgemale. Die langen sandbraunen Haare der Frau waren zum Pferdeschwanz gebunden, der dunkelblaue Popelinmantel und die zu weite Jeans wiesen Grasflecken auf. Die hellbraunen Ballerinas waren schon verschlissen gewesen, bevor sie verzweifelt auf die Erde getrommelt hatten. Die Spuren im Gras wiesen darauf hin, dass die Frau sich gewehrt hatte.

Der Kriminaltechniker Ivic beobachtete mich genau und nahm jede meiner Bewegungen mit der Videokamera auf. Er war Hakkarainens rechte Hand und wurde zum Nachfolger des demnächst in Rente gehenden Chefs der kriminaltechnischen Abteilung ausgebildet. Hakkarainen erlaubte nicht einmal dem ermittelnden Kommissar, in diesem Fall also mir, mit der Leiche allein zu bleiben. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. DNA-Untersuchungen waren teuer, deshalb musste jede Kontaminierung vermieden werden.

Ich betrachtete die Frau noch einmal. Der Name Tuula Lahti-Haapala war mir ein Begriff, wie wahrscheinlich allen finnischen Polizisten und allen Zeitungslesern und Fernsehzuschauern, die Berichte über Kriminalfälle verfolgten. Ihre Taten waren außergewöhnlich gewesen, denn statistisch bildeten weibliche Sexualverbrecher eine verschwindend kleine Minderheit unter den...
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Autor

Leena Lehtolainen, 1964 geboren, lebt und arbeitet als Literaturwissenschaftlerin, Kritikerin und Autorin in Degerby, westlich von Helsinki. Sie ist eine der auch international erfolgreichsten finnischen Schriftstellerinnen, ihre Ermittlerin Maria Kallio gilt nicht nur als eine Art Kultfigur der finnischen Krimiszene, sondern erfreut sich auch bei deutschen Leserinnen und Lesern seit dem Erscheinen des ersten Bandes der Reihe 1994 ungebrochener Beliebtheit.Gabriele Schrey-Vasara, geboren 1953 in Rheydt, studierte Geschichte, Romanistik und Finnougristik in Göttingen und lebt seit 1979 in Helsinki. 2008 erhielt sie den Staatlichen finnischen Übersetzerpreis.