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Die scheußlichsten Länder der Welt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am10.06.20142. Auflage
»Eine höchst amüsante Sammlung von Boshaftigkeiten.« Südkurier »Die Holländer machen so viel Lärm, weil sie immer Holzschuhe tragen; New Orleans ist die heiterste Stadt Amerikas, aber auch die gottloseste.« Von tollpatschigen Südeuropäern und Grönländern, die sogar im Schlaf vor Kälte zittern: Obwohl die Bestsellerautorin Favell Lee Mortimer (1802-1878) ihr Leben lang nicht aus England hinauskam, schrieb sie doch unbeirrbar Reiseführer. Darin rechnete sie mit der ganzen Welt ab; ihre Bücher wimmeln geradezu vor dummen Vorurteilen und Ressentiments ... »Eine Revolution in der Reiseführerliteratur.« The New York Times Book Review

Favell Lee Mortimer (1802-1878) war eine überaus erfolgreiche Kinderbuchautorin; ihre strengen, bigotten Bände wurden im 19. Jahrhundert zu Bestsellern. Danach verfasste sie Reiseliteratur, wobei sie keines der Länder, über die sie schrieb, je selbst besuchte. Ihr komplettes Wissen stammte aus Nachschlagewerken, die sie höchst eigenwillig interpretierte. In einem Auswahlband zusammengestellt und editorisch kommentiert wurden Mrs. Mortimers Werke von Todd Pruzan, der als Journalist in Brooklyn/NY lebt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

Klappentext»Eine höchst amüsante Sammlung von Boshaftigkeiten.« Südkurier »Die Holländer machen so viel Lärm, weil sie immer Holzschuhe tragen; New Orleans ist die heiterste Stadt Amerikas, aber auch die gottloseste.« Von tollpatschigen Südeuropäern und Grönländern, die sogar im Schlaf vor Kälte zittern: Obwohl die Bestsellerautorin Favell Lee Mortimer (1802-1878) ihr Leben lang nicht aus England hinauskam, schrieb sie doch unbeirrbar Reiseführer. Darin rechnete sie mit der ganzen Welt ab; ihre Bücher wimmeln geradezu vor dummen Vorurteilen und Ressentiments ... »Eine Revolution in der Reiseführerliteratur.« The New York Times Book Review

Favell Lee Mortimer (1802-1878) war eine überaus erfolgreiche Kinderbuchautorin; ihre strengen, bigotten Bände wurden im 19. Jahrhundert zu Bestsellern. Danach verfasste sie Reiseliteratur, wobei sie keines der Länder, über die sie schrieb, je selbst besuchte. Ihr komplettes Wissen stammte aus Nachschlagewerken, die sie höchst eigenwillig interpretierte. In einem Auswahlband zusammengestellt und editorisch kommentiert wurden Mrs. Mortimers Werke von Todd Pruzan, der als Journalist in Brooklyn/NY lebt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492968270
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum10.06.2014
Auflage2. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6982 Kbytes
Artikel-Nr.1448177
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINLEITUNG

Wir schreiben das Jahr 1855. Wissen Sie, wo Ihre Ur-Ur-Ur-Urgroßeltern sind? Und noch wichtiger: Was sie für ein Problem haben?

Ganz gleich, wo Ihre Vorfahren unglückseligerweise leben mussten - wo sie zweifellos zu viel rauchten oder Tabak schnupften oder unnütze Romane lasen -, Mrs. Favell Lee Mortimer hatte etwas Hässliches über sie zu sagen. Ihre Probleme, so Mrs. Mortimer, erstreckten sich wohl auf so ziemlich alles. Die Iren »sind, wenn man ihnen freundlich begegnet, sehr herzlich und gutmütig, aber wenn man sie beleidigt, rasen sie vor Wut«. In Italien »sind die Menschen einfältig und gottlos«. In Südschweden »wohnt man sehr ungemütlich«.

In Asien und Afrika war alles viel, viel schlimmer. Zum Beispiel in China, wo »es ganz gewöhnlich ist, auf den Straßen über die Leichen von Babys zu stolpern«. Oder in Hindustan, wo die Frauen die meiste Zeit damit verbringen, »zu faulenzen, herumzuschlendern und Unsinn zu schwatzen«. Oder in Abessinien, wo »eine Mutter, die ihre Kinder sehr liebte, ihr kleines Mädchen, das Honig gestohlen hatte, bestrafte, indem sie ihm die Haut an den Händen und Lippen versengte«.

Während des größten Teils des neunzehnten Jahrhunderts war Mrs. Mortimer für ein leicht zu beeindruckendes Publikum sowohl in ihrer englischen Heimat als auch darüber hinaus so etwas wie ein literarischer Superstar. Sie veröffentlichte 16 Kinderbücher, und Ende des Jahrhunderts waren von ihrem ersten und populärsten Buch, The Peep of Day, mindestens eine Million Exemplare in 38 Sprachen, darunter Yoruba, Malayalam, Marathi-Balbodh, Tamil, Cree-Ojibwa und Französisch, verkauft worden. In der Mitte ihrer 40-jährigen Laufbahn veröffentlichte Mrs. Mortimer ihre drei Geographiebücher: The Countries of Europe Described (1849), Far off, Part I: Asia and Australia Described (1852) und Far off, Part II: Africa and America Described (1854). Wenn man bedenkt, wie erfolgreich sie zu ihrer Zeit war, ist nicht auszuschließen, dass auch Ihre Vorfahren in der Schule in den Genuss von Mrs. Mortimers Auslassungen über die vielen dreckigen, gottlosen und heidnischen Kulturen der Welt kamen.

Ich entdeckte Mrs. Mortimer in einer alten Scheune. Das ist schon ein seltsamer Ort, um dort einen strahlenden Augustnachmittag zu verbummeln. Aber immer wenn ich nach Martha's Vineyard komme, kann ich der Versuchung einfach nicht widerstehen, ein paar Stunden in dieser Scheune zu verbringen, die jetzt die Book Den East ist, mit ihrem Dachboden voller Staubmäuse, vergilbter Zeitschriften, Bauernkalender und Noten. Es ist mir immer noch ein Rätsel, warum mir eines Tages ein kleiner Reiseführer mit einem verblichenen grünen Buchrücken, auf halber Höhe im Geschichtsregal, ins Auge fiel, als ich mich gerade der klapprigen Holztreppe näherte. Es war sicher nicht der Titel, The Countries of Europe Described, der meine Aufmerksamkeit erregte. Etwas so Direktes, so Unverblümtes, ohne den Namen des Autors auf dem Umschlag: Das musste ein altes Taschenlexikon sein, dachte ich.

Als ich, nur vage neugierig, das Buch aus dem Regal zog, öffnete es sich auf einer Seite mit einer praxisnahen Einführung in die Gewohnheiten deutscher Frauen.

Die Frauen sind sehr fleißig, und sie nehmen ihr Strickzeug überallhin mit. Sie sind so in ihre Stricknadeln vernarrt wie die Männer in ihre Pfeifen. Es würde Sie überraschen, wie viele Socken sie stricken. Doch es ist weitaus besser zu stricken als zu rauchen! Wenn sie in ihrem Hause sind, verbringen die Frauen einen Großteil ihrer Zeit mit Kochen; außerdem weben sie, und in großen Truhen bewahren sie sehr viel selbst gesponnene Leinenwäsche auf. Können sie denn nichts als stricken, kochen und weben? O nein, sie können auch Klavier und Harfe spielen und singen sehr lieblich. Aber nützliche Bücher lesen sie nicht gern. Wenn sie lesen, dann nur Romane über Menschen, die gar nicht gelebt haben. Dann wäre es doch besser, gar nichts zu lesen als solche Bücher.

Der zunehmend verachtungsvolle und rüde Ton dieses Abschnittes bestürzte mich dann doch, diese absolutistische Verdammung einfältiger Frauen, des Rauchens und der Romane, die von der Sorgfalt, die der Verleger auf Druck, Papier und einen reich verzierten Leineneinband verwendet hatte, nur noch unterstrichen wurde. Eine halbe Stunde später saßen meine Freunde und ich in unserem Garten, tranken Bier und ließen das Buch herumgehen. Brüllend vor Lachen hauten wir auf unseren hölzernen Picknicktisch, während wir einander aus dem kleinen Buch die beiläufigen Vernichtungsurteile über die Portugiesen (»träge, wie die Spanier«), die Juden (»sehr dreckig«) und die Isländer (»Ich glaube, es würde Ihnen bald übel werden, gingen Sie in Island in die Kirche«) laut vortrugen.

Doch als ich das Buch Monate später wieder las, ließ mich diese bösartige, systematisch ein Land nach dem anderen durchhechelnde Abrechnung mit der ganzen Welt nicht mehr los. Ich hatte bislang bei Dutzenden von Leuten die Lacher stets auf meiner Seite gehabt, wenn ich aus dem Buch vorlas, und die üblen Behauptungen wurden mit viel wildem Gejohle quittiert. Aber inzwischen konnte ich nicht einmal mehr eine Stunde in der ernsten Gesellschaft dieses Buches verbringen, ohne mir dabei ein wenig billig vorzukommen.

Zum Teil lag das daran, dass mich der Stil so zu packen vermochte. Der Ton ist direkt, überzeugend, kraftvoll. Das Buch basiert auf einer narrativen »Jetzt reden wir mal Klartext«-Form, die man auch mit dem Begriff »zweite Person Anmaßung« bezeichnen könnte (die Autorin über ihre Heimat England: »Welches Land liebt man am meisten? Sein eigenes Land. Das weiß ich genau. Jedes Kind liebt sein eigenes Land am meisten.«), und einer gesunden Dosis fesselnder »Du bist jetzt mittendrin«-Berichterstattung (»Wenn einem Lissabon schon nicht gefällt, wenn man dort durchspaziert, dann wird es einem noch weniger gefallen, wenn man dort lebt, denn es wimmelt von stechenden Insekten; in der Nacht quälen einen die Moskitos ohne Unterlass.«). Das geschriebene Wort erwies sich als geeignetes Medium, um die Fehler sämtlicher Völker festzuhalten - von den Ureinwohnern Australiens (»im Allgemeinen völlig harmlos, es sei denn, sie werden durch schlechte Behandlung provoziert«) bis zu den Zulus in Südafrika (»eine elende Rasse«). Ganz zu schweigen von primitiven Wilden. Und Buddhisten. Und Katholiken.

Wer schrieb bloß solch ein übellauniges Zeug? Die Titelseite meiner Ausgabe von The Countries of Europe Described von 1852 gab nur die schüchterne Auskunft: »Von der Autorin von The Peep of Day, &sw. &sf.« Als ich bei Google zu suchen begann, stieß ich schließlich auf den Namen Favell Lee Mortimer, eine viktorianische Kinderbuchautorin, die, wenn überhaupt, durch ihr erstes Buch bekannt geworden war, das 1833 veröffentlicht wurde: The Peep of Day; or a Series of Earliest Religious Instruction the Infant Mind is Capable of Receiving. Mrs. Mortimer war 31, als sie Peep veröffentlichte, eine Bibel-Fibel für Vierjährige, die heutzutage auf eine merkwürdige Weise besonders sadistisch wirkt. Hier eine Kostprobe aus Peeps furchterregendem erstem Kapitel:

Gott hat deine Knochen mit Fleisch bedeckt. Dein Fleisch ist weich und warm.

In deinem Fleisch fließt Blut. Gott hat Haut darum gelegt, und sie bedeckt dein Fleisch und Blut wie ein Mantel … Wie gütig von Gott, dir einen Körper zu geben! Ich hoffe, deinem Körper wird kein Leid geschehen … Ob deine Knochen brechen werden? - O ja, das würden sie, solltest du von irgendwo hoch oben herabstürzen oder von einem Karren überrollt werden …

Wie leicht könnte man doch deinem armen kleinen Körper wehtun!

Wenn er ins Feuer fiele, würde er verbrennen. Wenn er mit einem großen Messer durchbohrt würde, würde all das Blut auslaufen. Wenn dir eine große Kiste auf den Kopf fallen würde, würde dein Kopf zerquetscht werden. Solltest du aus dem Fenster fallen, würdest du dir das Genick brechen. Wenn du einige Tage lang nichts essen würdest, würde dein kleiner Körper sehr krank werden, du würdest nicht mehr atmen und ganz kalt werden, und bald wärst du tot.

Zu Mrs. Mortimers dauerhaftem Vermächtnis gehört auch das innovative Reading Disentangled von 1834, eine Reihe illustrierter phonischer Karten, die man als die ersten Illustrationstafeln in der Geschichte bezeichnet hat. Und ihr Reading without Tears von 1857 nimmt eine Flut von Ratgeber-Titeln aus dem zwanzigsten Jahrhundert vorweg (Divorce without Tears, Sanskrit without Tears, Sex without Tears), die bei Amazon immer noch reißenden Absatz finden. Reading without Tears war reich illustriert und vielleicht ein bisschen schräg: »E ist wie eine Kutsche mit einem kleinen Sitz für den Kutscher. F ist wie ein Baum mit einem Platz für ein Kind. G ist wie ein Affe, der ein Stück Kuchen isst …« Sir Winston Churchill, der in seinen Memoiren auf das Buch zu sprechen kommt, schreibt naserümpfend: »In meinem Fall war der Titel mit Sicherheit völlig ungerechtfertigt.«

Favell Lee Bevan, die 1802 am Russell Square in London geboren wurde, war eine von David Bevans fünf Töchtern, einem Mitbegründer der Barclay, Bevan & Co.-Bank, die heute unter dem Namen Barclays ein Begriff ist. Obwohl sie als Quäkerin erzogen wurde, begann Favell mit 25 Jahren, gemeinsam mit einem...
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Autor

Favell Lee Mortimer (1802-1878) war eine überaus erfolgreiche Kinderbuchautorin; ihre strengen Bände wurden im 19. Jahrhundert zu Bestsellern. Danach verfasste sie Reiseliteratur, wobei sie keines der Länder, über die sie schrieb, je selbst besuchte. Wiederentdeckt und in einem Best-of-Band zusammengestellt wurden Mrs. Mortimers Werke von Todd Pruzan, der als Journalist in Brooklyn/NY lebt.