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Die Galerie der verschwundenen Ehemänner

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am28.11.20141. Auflage
Ein Roman in Bildern, die die Lebensstationen einer faszinierenden Frau spiegeln: Juliet hat es schwer, seit ihr Mann sie plötzlich und ohne Abschied verlassen hat. Allein mit ihren beiden Kindern muss sie sich in der stockkonservativen Gemeinde in ihrem Anderssein behaupten und auch noch ihre treuen Eltern trösten, die nachhaltig entsetzt sind über «diese unglückliche Geschichte» mit dem verschwundenen Ehemann. Aber Juliet Montague ist keine Frau, die sich dem Schicksal still fügt. Sie trotzt der Tristesse ihres Alltags mit schöner Unterwäsche (auch wenn sie nie wieder jemand zu Gesicht bekommen sollte), entdeckt ihre Liebe zur Malerei und bricht auf in die großstädtische Kunstszene, um eine Galerie zu eröffnen - inspiriert und begleitet von einer Clique junger, lebensfroher Künstler und dem geheimnisvollen Maler Max, dessen Bilder sie in ihren Bann ziehen. Sie erkämpft sich ihre Freiheit, Schritt für Schritt, Porträt für Porträt, und stellt eines Tages mit Entschiedenheit fest: «Ich bin keine Frau für Wasserfarben, lauter sanfte Rosas und weiche Gelbs. Ich brauche Öl und satte Farben.» Um ihren Frieden zu finden und endgültig frei zu sein, muss Juliet jedoch ihren Ehemann finden und etwas zurückerobern, das George mitnahm, als er sie verließ.

Natasha Solomons wurde 1980 geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Dorset, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann als Drehbuchautorin arbeitet. Ihre Bücher wurden in sechzehn Sprachen übersetzt. 'Das goldene Palais' ist ihr fünfter Roman.
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Produkt

KlappentextEin Roman in Bildern, die die Lebensstationen einer faszinierenden Frau spiegeln: Juliet hat es schwer, seit ihr Mann sie plötzlich und ohne Abschied verlassen hat. Allein mit ihren beiden Kindern muss sie sich in der stockkonservativen Gemeinde in ihrem Anderssein behaupten und auch noch ihre treuen Eltern trösten, die nachhaltig entsetzt sind über «diese unglückliche Geschichte» mit dem verschwundenen Ehemann. Aber Juliet Montague ist keine Frau, die sich dem Schicksal still fügt. Sie trotzt der Tristesse ihres Alltags mit schöner Unterwäsche (auch wenn sie nie wieder jemand zu Gesicht bekommen sollte), entdeckt ihre Liebe zur Malerei und bricht auf in die großstädtische Kunstszene, um eine Galerie zu eröffnen - inspiriert und begleitet von einer Clique junger, lebensfroher Künstler und dem geheimnisvollen Maler Max, dessen Bilder sie in ihren Bann ziehen. Sie erkämpft sich ihre Freiheit, Schritt für Schritt, Porträt für Porträt, und stellt eines Tages mit Entschiedenheit fest: «Ich bin keine Frau für Wasserfarben, lauter sanfte Rosas und weiche Gelbs. Ich brauche Öl und satte Farben.» Um ihren Frieden zu finden und endgültig frei zu sein, muss Juliet jedoch ihren Ehemann finden und etwas zurückerobern, das George mitnahm, als er sie verließ.

Natasha Solomons wurde 1980 geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Dorset, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann als Drehbuchautorin arbeitet. Ihre Bücher wurden in sechzehn Sprachen übersetzt. 'Das goldene Palais' ist ihr fünfter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644311718
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum28.11.2014
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.1448338
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Juliet hatte noch nie so ein riesiges Haus gesehen - außerhalb des Kinos jedenfalls nicht und ganz gewiss keins, in dem auch noch Leute wohnten.

Es sah eher wie ein Museum oder ein Rathaus aus, allerdings wie eines, das inmitten von endlosen Rasenflächen und strammen grünen Weiden lag. Selbst aus der Entfernung tauchte es aus dem Wald empor, und die Bäume schienen ihm Platz zu machen wie Bühnenvorhänge, die sich öffneten, um die Sicht auf eine sich krümmende Backsteinfassade und eine Menge Erkerfenster freizugeben, wobei die späte Morgensonne von jeder Scheibe so stark reflektiert wurde, dass es aussah, als stünde das Haus in Flammen. Juliet umklammerte den Koffer auf ihren Knien noch fester und zwang sich, nicht allzu beeindruckt zu sein, nicht in Ehrfurcht zu erstarren. Sie wandte sich an Charlie, der den Wagen mit einer Hand lenkte und zu schnell fuhr.

«Und da wohnt nur deine Mutter?»

«Ja. Bloß Mami, seit Sylvia letztes Jahr geheiratet hat.»

Juliet konnte nicht verstehen, wie ein einziger Mensch allein in so einem großen Haus wohnen konnte. Sie stellte sich Valerie Russell wie einen blassen Miss Havisham-Typ vor, ein in Spitze gehülltes Echo, das von Zimmer zu Zimmer schwebte und Abdecktücher anhob. Der Wind rauschte ihr durch das offene Fenster entgegen und trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie wollte Charlie bitten, langsamer zu fahren, aber auch nicht wie ein Bauerntrampel wirken, also beschränkte sie sich darauf, ihr Kopftuch zu richten, und versuchte, ihre Haare zu glätten.

«Mach dir keine Gedanken. Du siehst sehr gut aus.»

Juliet ignorierte ihn. Sie blickte aus dem Fenster dorthin, wo hellroter Mohn im hohen Gras zitterte und Efeu einen Telegraphenmast eroberte. Charlie lenkte den Wagen scharf nach links auf eine ausgedehnte Kieseinfahrt, die von schmalen Birken gesäumt war, deren Blätter im Wind wie Wasser rauschten. Juliet schloss einen Moment lang die Augen. Ihr war beinahe schwindelig vor Nervosität. Sie erinnerte sich an die Ängstlichkeit im Gesicht der Mutter, die Trauer in dem ihres Vaters, als sie sich mit einem Kuss von ihnen verabschiedet hatte. Sie versuchte, an etwas anderes zu denken. Wenigstens waren Leonard und Frieda nur aufgeregt gewesen und hofften auf Geschenke.

Charlie hielt vor einer Steintreppe, die zu einem eleganten Säulengang führte. Aus der Nähe wirkte das Haus sogar noch beeindruckender. Juliet hatte das Gefühl, eine Leinwand-Schönheit in echt zu sehen und feststellen zu müssen, dass die Kamera ihr nicht gerecht geworden war. Charlie hatte ihr erzählt, dass das Haus im frühen Queen-Anne-Stil gebaut und recht prächtig war, aber er hatte nicht die Wärme des Backsteins in der Sonne beschrieben, die perfekte Symmetrie der Fassade und der geschwungenen Balustraden aus ergrauendem Stein über dem Dachstockwerk oder erwähnt, dass das Haus ohne Ecken errichtet worden war.

«Es ist rund. Es gibt keine Ecken.»

Charlie lachte. «Hab mir gedacht, dass du das auf Anhieb bemerkst. Eine Marotte des Architekten. Völlig besessen vom Barock.»

Er stieg aus dem Wagen und lief herum, um ihr die Tür zu öffnen. Juliet gestattete ihm, ihr herauszuhelfen und ihr die Reisetasche abzunehmen.

«Was ist mit den Bildern?», fragte sie und deutete auf den Kofferraum.

«Die können wir später holen.»

«Ich will nicht, dass jemand anderes sie berührt. Sie müssen in der richtigen Anordnung ausgestellt werden.»

«Ich weiß. Ich weiß. Und mach dir nicht so viele Sorgen. Das wird bloß ein schönes Wochenende.»

«Ein schönes Wochenende?»

«Ja.»

Juliet schnaubte. Ihrer Vorstellung von einem schönen Wochenende entsprachen ein träger Morgen im Bett und ein Spaziergang an der Themse entlang zur Tate, und dann vielleicht noch ein Eis. Sie fragte sich noch einmal, ob dies hier ein Fehler war.

Eine Frau in einem hübschen Wollkleid trat aus der Haustür. Sie war runder und älter, als Juliet erwartet hatte, und trug kein Make-up, nicht einmal einen Hauch von Lippenstift. Als sie sie beide erblickte, lächelte die Frau und streckte Charlie ihre Hände hin, der die Treppe hocheilte, um sie zu küssen. Juliet gestattete sich einen Schauer der Erleichterung.

«Mrs. Stephens, dies ist Juliet Montague. Juliet, Mrs. Stephens.»

Juliets Erleichterung löste sich in Luft auf. Dies war nicht die gefürchtete Mrs. Fussell.

«Ist Mami im Salon?»

«Sie ist auf der Terrasse. Die Hitze setzt ihr ja immer so zu.»

Juliet bemerkte, wie die beiden einen kurzen Blick tauschten.

«Dann gehen wir mal hallo sagen.»

Er zog Juliet in die größte Eingangshalle, die sie je gesehen hatte - sie vermutete, dass ihr eigenes Reihenhaus problemlos hier hineinpassen würde. Sie erstreckte sich über drei Stockwerke, und an beiden Seiten schlängelte sich jeweils eine Treppe vom obersten Stockwerke herab, wobei sie sich auf jedem Stockwerk zu einem Treppenabsatz mit Balkon vereinigten. Juliet fragte sich, wofür man um Himmels willen überhaupt zwei Treppen brauchte - vielleicht führte eine Treppe nach oben und die andere nach unten. Charlie stellte ihre Reisetasche mitten in der Eingangshalle ab und scheuchte sie über die Fliesen im Schachbrettmuster weiter. Juliet vermutete, dass es nicht zum Damespiel verwendet wurde. Leonard würde das für eine furchtbare Verschwendung halten.

«Du hast doch gesagt, dass nur deine Mutter hier wohnt.»

«Das stimmt ja auch, aber natürlich gibt es auch Hausangestellte.»

Juliet blieb stehen und starrte Charlie finster an. «Was heißt denn hier natürlich ? Ich lebe mit Leonard und Frieda zusammen. Da gibt es keinen Butler, den ich nur vergessen habe zu erwähnen.» Irgendetwas auf Charlies Gesicht ließ sie innehalten. «Es gibt tatsächlich einen Butler, oder?»

Charlie wurde rot.

«Um Himmels willen, Charlie. Du hättest mich doch vorwarnen müssen. Recht prächtig, sagtest du, aber nichts Überkandideltes. Habe ich überhaupt die richtigen Sachen an?»

Charlie griff nach ihrer Hand und wollte sie besänftigen.

«Alles bestens. Nur ein schö-»

«Schönes Wochenende. Ja. Sagtest du bereits.»

Sie entriss ihm ihre Hand und schob sie hinter ihren Rücken, die Nervosität machte sie reizbar.

Juliet konnte nicht wissen, dass Charlie sich genauso unwohl fühlte wie sie selbst. Er wünschte, er hätte sie nicht hierherbringen müssen. Andere Mädchen waren beeindruckt gewesen, als er sie herumgeführt hatte, hatten sich an ihn geschmiegt, während er auf das Porträt von Onkel Frederick in seiner Spitzenkrause zeigte, und ihn kichernd auf seine Ähnlichkeit zu dem Mann auf dem Bild hingewiesen. Neben dem überraschend kessen Gemälde von der an einen Felsen geketteten Andromeda aus dem siebzehnten Jahrhundert, der ein rosiger Nippel aus dem Nachthemd lugte, versuchte Charlie meist, etwas zu schmusen und einen Kuss zu erhaschen. Aber er hatte immer darauf geachtet, nur dann ein Mädchen hierherzubringen, wenn Mami in der Stadt war.

Juliet blickte zu den Treppenabsätzen mit ihren Balkonen hoch und wollte sie beinahe überladen finden, aber das Haus war innen genauso elegant wie von außen. Das Holz der großen Treppe war massive englische Eiche, honigfarben von einer über die Jahre erlangten satten Patina, während das Licht aus den endlosen Erkerfenstern fiel und sich über die Fliesen der Halle ergoss. Auf einem vergoldeten Tisch stand ein Strauß von weißen Gardenien, Kohlrosen und riesigen Treibhaus-Lilien, deren gelber Pollen die Marmorplatte bestäubte, und der Duft der Gardenien füllte die Halle und stieg wie Dampf nach oben. Die Blumen waren in perfekter Unordnung arrangiert und, dachte Juliet, brauchten eigentlich nur noch jemanden, der sie malte.

Charlie führte sie durch einen nach Süden gelegenen Salon, dessen Vorhänge zugezogen waren, um einen Haufen Gemälde zu schützen, die sich mit den gold-weißen Rokoko-Wänden einen Krieg lieferten. Sie verlangsamte ihren Schritt und wollte sich umschauen, aber Charlie zog sie auf eine steinerne Loggia hinaus und zur Terrasse darunter. Dort rekelte sich eine Frau kunstvoll auf einem Liegestuhl, und die sorgfältige Platzierung ihres Arms auf der Lehne und das ausgebreitete goldene Haar vermittelten Juliet den Eindruck, dass sie schon eine Weile dort gelegen und darauf gewartet hatte, dass man sie entdeckte.

«Mami», sagte Charlie, beugte sich über den Lehnstuhl und platzierte gehorsam einen Kuss auf die ihm dargebotene Wange.

Juliet bemerkte wohl, dass er ihr ein Zeichen gab herüberzukommen, doch sie blieb am Rand der Terrasse stehen und starrte über eine niedrige Balustrade aus Kalkstein hinweg, die den Garten einrahmte, ein Paradies, das sich inmitten einer Talmulde entfaltete. Der kurz gehaltene Rasen wich Wiesengras, das mit Margariten, Kamillen und blühendem Klee gesprenkelt war, und die Wiese fiel wiederum ab zu Ziergärten, die am Fuße eines schläfrigen Tals ruhten; die perfekte Vermählung des englischen Gartens mit einer Pracht im italienischen Stil. Mehrere steinerne Najaden lugten hinter Büscheln wilder Primeln hervor, während Efeuranken und Vergissmeinnicht den geometrischen Formschnitt der dunkelgrünen Buchsbaumhecke auflockerten. Eine alte Mauer aus dem gleichen rosa Backstein wie das Haus führte an der von Juliet entfernten Seite entlang, und Clematis, Geißblatt und Glyzinien wuchsen wie ein gestutzter Wasserfall darüber. Beherrscht wurde der obere Teil des Gartens von einer Orangerie, die man über eine Sandsteintreppe erreichte, zwischen deren Stufen wildromantisch kleine Veilchen sprossen. Von der Terrasse aus bewunderte Juliet die tiefer gelegenen Gärten. Dort waren eine Reihe rechteckiger Teiche...
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Autor

Natasha Solomons wurde 1980 geboren. Sie lebt mit ihrer Familie in Dorset, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann als Drehbuchautorin arbeitet. Ihre Bücher wurden in sechzehn Sprachen übersetzt. "Das goldene Palais" ist ihr fünfter Roman. Martin Ruben Becker, lebt als Übersetzer in München und hat u.a Bücher von Joseph Luzzi, Robert Goolrick, Favell Lee Mortimer und David Bergen übersetzt.