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Nachtblüten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am27.08.20141. Auflage
Eine ermordete alte Dame, der Duft des Nachtgartens einer Villa in Florenz und ein englischer Kunstsammler ziehen Maresciallo Guarnaccia in ein Milieu, dem er sich zunächst nicht gewachsen glaubt. Doch nicht nur Sir Christopher hat vollstes Vertrauen in Guarnaccias Fähigkeiten.

Magdalen Nabb, geboren 1947 in Church, einem Dorf in Lancashire, England, gestorben 2007 in Florenz. Sie studierte an der Kunsthochschule in Manchester und begann dort zu schreiben. Von 1975 an lebte und arbeitete sie als Journalistin und Schriftstellerin in Florenz.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine ermordete alte Dame, der Duft des Nachtgartens einer Villa in Florenz und ein englischer Kunstsammler ziehen Maresciallo Guarnaccia in ein Milieu, dem er sich zunächst nicht gewachsen glaubt. Doch nicht nur Sir Christopher hat vollstes Vertrauen in Guarnaccias Fähigkeiten.

Magdalen Nabb, geboren 1947 in Church, einem Dorf in Lancashire, England, gestorben 2007 in Florenz. Sie studierte an der Kunsthochschule in Manchester und begann dort zu schreiben. Von 1975 an lebte und arbeitete sie als Journalistin und Schriftstellerin in Florenz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257605945
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum27.08.2014
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.12
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1678 Kbytes
Artikel-Nr.1479817
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
[17]2

Ich weiß, es ist gleich eins, aber Sie sagten doch, wenn jemand unbedingt ...«

»Wer ist es denn?«

»Eine Signora ... Hirsch.«

»Nein, nein! Schicken Sie mir keine Ausländer rein, wenn Lorenzini nicht greifbar ist.«

Lorenzini sprach ein paar Brocken Englisch und konnte den Touristen, wenn anders keine Verständigung möglich war, immerhin den Weg zum Präsidium in der Via Borgognissanti auch auf Französisch und Deutsch erklären. Folglich galt er als das Sprachtalent der Wache.

»Lorenzini ist noch da, und die Signora ist Italienerin. Jedenfalls hat sie einen italienischen Paß.«

»Also gut. Schicken Sie sie rein.«

Manche Leute sprudelten los und überfielen ihn mit ihren Klagen, kaum, daß sie zur Tür hereinkamen, andere wußten nicht, wo beginnen. Der Maresciallo sah zu, wie diese Frau diskret die Blicke schweifen ließ, während sie Platz nahm, ihr Leinenkleid glattstrich und versuchte, ihre Gedanken in eine verständliche Form zu bringen. Der Anblick der Armeekalender hinter seinem Kopf, der vom Photokopierer und Aktenschrank würden sie dabei nicht eben beflügeln, dachte er. Schlohweiß hob sich ihr Haar [18]gegen den oliv schimmernden Teint ab, ihre Augen waren fast so schwarz wie ihr elegantes Kleid. Guarnaccias Blick fiel auf die goldene Halskette, die leicht verschmutzten Brillanten in ihrem Ring. Einen Trauring trug sie nicht. Die armen Leute hier im Viertel San Frediano waren redselig. Die nannten das Kind beim Namen. Sie hatten keinen Rückhalt außer der eigenen Familie, und sie kamen zu ihm, um ihr Herz auszuschütten und an seine Hilfsbereitschaft zu appellieren. Damen mit alten Brillanten hatten in der Regel einflußreiche Freunde, die ihnen weiterhalfen, und wenn sie trotzdem zu ihm kamen, dann erwarteten sie durchgreifende Maßnahmen, wollten aber so wenig wie möglich von sich preisgeben. Er starrte die Signora mit seinen großen, leicht vorstehenden Augen an. Sekundenlang hielt sie seinem Blick stand, dann glitten ihre Augen zur Seite und in die Höhe. Die Spitzen der lackierten Fingernägel tasteten nach der Halskette. Er wartete. Sie entschloß sich, ihn doch nicht zu belügen, und schaute ihn wieder an, als sie sagte: »Ich bin zu Ihnen gekommen, weil ich mich fürchte.«

»Soso. Und wovor fürchten Sie sich, Signora?«

Doch ihr Blick huschte schon wieder unstet aufwärts und zur Seite. »Ich weiß nicht. Ich ... jemand war während meiner Abwesenheit in meiner Wohnung. Natürlich habe ich keine Ahnung, wer das gewesen sein könnte.«

»Ist etwas gestohlen worden?« Er langte nach einen Bogen linierten Papiers mit geprägtem Briefkopf, um Ihre Aussage aufzunehmen.

»Nein! Nein, es ist nichts gestohlen worden, und ich möchte nicht ... Müssen Sie das protokollieren?«

[19]»Keineswegs, Signora, wenn Sie es nicht wollen.«

Er legte das Blatt zurück.

»Nein, lieber nicht. Ich dachte, wenn ich Ihnen davon erzähle, also ganz vertraulich, dann könnten Sie mir vielleicht einen Rat geben. Meine Nachbarin, eine junge Frau, deren Mann Architekt ist - sie haben ein kleines Mädchen, das mir nachmittags hin und wieder Gesellschaft leistet, wenn beide Eltern arbeiten - aber das tut natürlich nichts zur Sache. Ich möchte Ihnen nur erklären, warum ich hergekommen bin, obwohl mir nichts ...«

»Sie sind mir keine Erklärung schuldig, Signora.«

»Mag sein, aber ich möchte nicht, daß Sie denken, ich würde bloß Ihre Zeit vergeuden und sei nur zum Reden gekommen, wo ich doch keinen Diebstahl zu melden habe.«

»Dafür bin ich da.«

»Sie sind sehr freundlich, aber da fällt mir ein ... unlängst wurde mir die Handtasche gestohlen - Sie kennen das ja, ein junger Bursche auf einem Motorroller. Es heißt, eine Frau, die unverletzt davonkommt, solle dankbar sein, daß es ihr nicht so ergeht wie den vielen, die ihre Tasche festzuhalten versuchen und von dem flüchtenden Täter über die Fahrbahn geschleift werden. Jedenfalls habe ich in Ihrem Präsidium in der Via Borgognissanti Anzeige erstattet, und obwohl sie ausgesprochen höflich waren, sehr nett, wirklich, hatte ich nicht das Gefühl, daß ich dort hätte hingehen können mit ... also um über meine ...«

»Um über Ihre Ängste zu sprechen, meinen Sie? Nun, da haben Sie recht. Im Präsidium sind sie sehr überlastet. Sehr vernünftig, daß Sie zu uns gekommen sind. Diese Nachbarin, die Sie erwähnten, kenne ich die?«

[20]»Von früher, ja. Sie meinte, Sie würden sich nicht mehr an sie erinnern, aber Sie hätten ihr und ihrem Mann sehr geholfen damals, gleich nach der Geburt der Kleinen, als sie befürchten mußten, man würde sie aus ihrer Wohnung setzen. Vielleicht erinnern Sie sich doch?«

»Nein, tut mir leid. Aber wahrscheinlich habe ich gar nicht groß was unternommen, damals. Sie haben Ihren Nachbarn also erzählt, was Sie bedrückt?«

Wieder wich sie seinem Blick aus, ihre Finger bebten und nicht nur die, auch Nase, Mund, Hals.

»Ich hab´s erwähnt, ja. Für den Fall, daß sie jemanden auf der Treppe gesehen hätte, in der Nähe meiner Wohnungstür.«

»Sehr vernünftig. Und Sie sind absolut sicher, daß nichts weggekommen ist?«

»Ja.«

»Irgendwelche Spuren, die auf ein gewaltsames Eindringen hindeuten?«

»Keine.«

»Was haben Sie denn für ein Schloß?«

»Ein Stangenschloß. Sechs horizontale Riegel und einen vertikalen vom Boden bis zum Türrahmen.«

»Also keins, das sich mit einer Kreditkarte knacken läßt. Nun gut, Signora, wenn niemand eingebrochen ist und auch nichts fehlt, wieso glauben Sie dann, daß jemand in Ihrer Wohnung war?«

»Das glaube ich nicht, ich weiß es.«

»Und woher?«

»Verschiedenes war nicht an seinem Platz. Ich bin nicht übertrieben ordentlich, aber man spürt es, wenn gewisse [21]Dinge nicht mehr so sind, wie man sie zurückgelassen hat. Jeder hat so sein System, nach dem er seine Sachen einräumt ... Aber ich merke schon, Sie denken doch, ich stehle Ihnen Ihre Zeit.«

»Nein, nein. Ich halte Sie für eine intelligente und vernünftige Frau, die ihre Zeit nicht vergeudet und die meine schon gar nicht. Ich glaube nicht, daß Sie hier wären - daß Sie sich Angst einjagen ließen -, wenn es nur um eine vage Vermutung ginge. Ist Ihnen etwas aufgefallen, ein Geruch, irgendeine Spur, die auf einen Fremden hindeutet, Zigarettenrauch zum Beispiel, falls Sie selbst Nichtraucherin sind?«

Sie schien für einen Moment den Atem anzuhalten. Man sah förmlich, wie eine Welle der Furcht ihren Körper überlief. Seine großen Augen waren unverwandt auf sie gerichtet, und jetzt erwiderte sie seinen Blick wie gebannt.

»Beim erstenmal.« Er konnte sie kaum verstehen.

»Hier drinnen hört uns niemand, Signora. Sie können ruhig lauter sprechen. War es Zigarettenrauch? Asche? Irgendein Geruch.«

»Ein Geruch, ja. Aber nicht nach Zigaretten. Eher wie Zigarren.«

»Und die anderen Male? Haben Sie da auch einen fremden Geruch bemerkt?«

»Ein Messer.«

»Ein Messer?« War sie am Ende doch verrückt, wie so viele, die mit ähnlichen Verdächtigungen zu ihm kamen? »Was für ein Messer? Ein Dolch? Ein Jagdmesser? Ein Brotmesser?«

[22]»Kein Brotmesser, aber es war ein Küchenmesser.«

»Verstehe. Und gehörte dieses Küchenmesser Ihnen?«

»Ja.«

»Und es war nicht an seinem angestammten Platz.«

»Sie glauben mir nicht, oder? Ich wollte Ihnen nichts von dem Messer sagen. Ich wußte, Sie würden mich für verrückt halten. Aber es lag in der Diele, gleich hinter der Tür, so daß ich es beim Reinkommen sofort sehen mußte. Ich bin nicht verrückt, Maresciallo, ich bin in Gefahr!«

»Aber, aber, Signora, niemand hat etwas von Verrücktsein gesagt.«

Sie hatte sich so sehr bemüht, ruhig zu bleiben, aber nun brannten hektische rote Flecken auf ihrem Gesicht, und die Augen waren blutunterlaufen. Der Maresciallo erhob sich.

»Bitte! Sie hören mir ja gar nicht zu!«

Offenbar war er zu rasch aufgestanden. »Ich höre Ihnen zu, Signora. Ich will nur einen meiner Carabinieri bitten, Ihnen ein Glas Wasser zu bringen, und dann beruhigen Sie sich und erzählen mir Ihre Geschichte zu Ende.«

Als er zurückkam und sich wieder hinsetzte, war sie schon etwas gefaßter, aber ihr Gesicht zeigte jenen ergebenen Ausdruck, den der Maresciallo schon hundertmal gesehen hatte, wenn ein Delinquent endlich bereit war, ein Geständnis abzulegen. Doch er war ziemlich sicher, daß diese Frau nichts zu gestehen hatte, was in sein Ressort fiel, und er sollte recht behalten.

»Ich sage Ihnen lieber gleich, daß ich in einer psychiatrischen Klinik war. Sie würden es ja doch herausbekommen. Aber das war nur wegen schwerer reaktiver Depressionen[23] nach dem Tode meiner Mutter. Ich bin sehr einsam ... aber nicht paranoid oder so was. Wenn Sie sich erkundigen, werden die Ärzte Ihnen das bestätigen.«

Ein Carabiniere brachte das Glas Wasser und flüsterte: »Es ist niemand mehr draußen. Kann ich dann zum Essen gehen?«

Der Maresciallo sah auf die Uhr und erhob sich. »Meinetwegen, aber erst sorgen Sie dafür, daß diese Dame sich mit ihrem Glas Wasser ins Wartezimmer setzt und dort bleibt, bis sie sich wieder erholt hat und heimgehen kann. Signora, geben Sie meinem Carabiniere Ihre Adresse und machen Sie sich weiter keine Sorgen. Ich werde persönlich bei...
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Magdalen Nabb, geboren 1947 in Church, einem Dorf in Lancashire, England, gestorben 2007 in Florenz. Sie studierte an der Kunsthochschule in Manchester und begann dort zu schreiben. Von 1975 an lebte und arbeitete sie als Journalistin und Schriftstellerin in Florenz.