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Der Tag, als wir begannen, die Wahrheit zu sagen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am27.04.2015
Ein Häppchen Wahrheit gefällig? Oder darf's doch ein bisschen mehr sein?
Das Leben ist nichts für Feiglinge...
... denken sich die drei Freunde Dusk, Neil und Normandy, zu Beginn des 11. Schuljahres und starten ein gewagtes Experiment: Einmal jede Woche wird abwechselnd einer der drei einem Menschen aus ihrer Schule eine Frage stellen, die bisher keiner auszusprechen wagte, obwohl alle nach der Antwort lechzen.
Hasst die ewig grantige Sekretärin wirklich alle Schüler, ist der schöne Tyler jetzt schwul oder nicht, nimmt der Freak aus der 12. Drogen und hat die Coole aus dem Langlaufteam mit einem ihrer beiden Teamkollegen was oder gar mit beiden? Was die drei besten Freunde allerdings damit lostreten, hätten sie nie geahnt. Ein kluges Buch über Freundschaft, Liebe und die Frage, was wir mit uns und unserem Leben anfangen und, was das eigentlich alles zu bedeuten hat.

Susan Juby begann bereits als Kind zu schreiben. Nach ihrem Literaturstudium arbeitete sie zunächst in einem Verlag, begann aber auch schon ihre eigenen Bücher zu veröffentlichen. Ihre erste Jugendbuch-Trilogie wurde erfolgreich fürs Fernsehen adaptiert. Susan lebt und arbeitet in Kanada.
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Produkt

KlappentextEin Häppchen Wahrheit gefällig? Oder darf's doch ein bisschen mehr sein?
Das Leben ist nichts für Feiglinge...
... denken sich die drei Freunde Dusk, Neil und Normandy, zu Beginn des 11. Schuljahres und starten ein gewagtes Experiment: Einmal jede Woche wird abwechselnd einer der drei einem Menschen aus ihrer Schule eine Frage stellen, die bisher keiner auszusprechen wagte, obwohl alle nach der Antwort lechzen.
Hasst die ewig grantige Sekretärin wirklich alle Schüler, ist der schöne Tyler jetzt schwul oder nicht, nimmt der Freak aus der 12. Drogen und hat die Coole aus dem Langlaufteam mit einem ihrer beiden Teamkollegen was oder gar mit beiden? Was die drei besten Freunde allerdings damit lostreten, hätten sie nie geahnt. Ein kluges Buch über Freundschaft, Liebe und die Frage, was wir mit uns und unserem Leben anfangen und, was das eigentlich alles zu bedeuten hat.

Susan Juby begann bereits als Kind zu schreiben. Nach ihrem Literaturstudium arbeitete sie zunächst in einem Verlag, begann aber auch schon ihre eigenen Bücher zu veröffentlichen. Ihre erste Jugendbuch-Trilogie wurde erfolgreich fürs Fernsehen adaptiert. Susan lebt und arbeitet in Kanada.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641150990
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum27.04.2015
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2441 Kbytes
Artikel-Nr.1560551
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Eine durch eine Weste ausgelöste optische Täuschung

Am ersten Tag der elften Klasse saßen Neil, Dusk und ich auf den Bänken draußen vor unserem reizenden Tempel moderater Gelehrsamkeit, der Green-Pastures-Akademie für Kunst und angewandtes Design11, taten so, als würden wir Schokoladenzigaretten rauchen, und verglichen unsere Laufschuhe. Wir haben es zu unserem Hobby erklärt, zu gucken, wie lange unsere Schuhe es machen. Das ist unsere Art, in einer Kultur, in der neues Schuhwerk völlig überschätzt wird, passiven Widerstand zu leisten. Dusk trägt seit zwei Jahren tapfer - oder bis zum Erbrechen - die New Balances von ihrem Opa (Größe 9, extraweit). Sie sind echt widerlich, und Neil und ich sind voll eifersüchtig und wünschten, unsere Großväter wären noch am Leben, damit sie uns auch solche Altmännerlatschen vermachen könnten.

»Heilige Scheiße!«, flüsterte Neil.

»Ich weiß. Ich habe sie den ganzen Sommer über angehabt. Sogar beim Schwimmen. Ich fürchte, sie sind richtig an meine Füße drangerottet. Wahrscheinlich wird eine OP fällig, um sie wieder abzukriegen«, meinte Dusk und hob stolz einen vergammelten Schuh von der Farbe und Konsistenz einer misshandelten Auster. Dusk gehört zu den wenigen Menschen auf diesem Planeten, die es sich leisten können, mit ekligen Schuhen rumzulaufen, weil sie chronisch attraktiv ist. Hat sie mal einen Pickel und vergessen, sich die Haare zu kämmen oder die Zähne zu putzen, dann kriegt sie von zehn möglichen Punkten fünfzehn. An einem guten Tag liegt sie aussehenstechnisch im Zwanzigerbereich.

»Pssst«, sagte Neil. »Schau mal.« Er klang wie ein Vogelbeobachter, der gerade einen Blaumückenfänger entdeckt hatte. Schöne Frauen sind Neils Lieblingsthema, was sich immer gleich ein bisschen pervers anhört. Ist er aber nicht. Er ist einfach nur sehr interessiert. In seinen Zeichnungen und Gemälden scheint es, als versuche er zu ergründen, wie es kommt, dass bestimmte Frauen alle Blicke auf sich ziehen und andere eben nicht. Die meisten seiner Bilder zeigen eine einsame, wunderschöne Frau, die einer gaffenden Menge ausweicht. Manchmal rutscht sie dabei über die Kante der Leinwand, manchmal starrt sie gereizt in die Ferne, während alles andere auf dem Bild auf sie zuzustreben scheint. Letzten Sommer hat Neil mit einer Gemäldeserie von Dusk angefangen. Er hat Polaroids von ihr in verschiedenen Situationen gemacht und dann seine ganz eigenen, befremdlichen Szenerien um sie herum erschaffen. Dusk eignet sich perfekt für Neils Bilder, weil es nur wenigen Menschen gegeben ist, so genervt zu schauen und dabei zugleich umwerfend attraktiv zu wirken. Dusk ist Neils Muse. Unsere Lehrer sind sich einig, dass Neil eine extrem reife Perspektive und ein »ungewöhnlich einfühlsames Auge«12 hat.

Aber ich kann euch noch was über Neil berichten: Er hat eine hinreißend locker-lässige Gammel-Aura, die von seinem Kleidungsstil herrührt, der sich an den fertigen Typen aus den eher düsteren Filmen der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre orientiert, und nicht zuletzt auch dank seines Vaters, der mehr oder minder mit Dauer-Relaxen beschäftigt ist. An unserem ersten Schultag trug Neil über einem V-Ausschnitt-T-Shirt und einer braunen Anzughose aus Polyester ein ehemals weißes, extraweites Businesshemd mit großem Kragen. Dieses Outfit war eine Hommage an Al Pacinos Rolle in dem Film Hundstage, der Neil zufolge von einem stümperhaften Bankräuber mit massig Geheimnissen handelt. Natürlich checkt keiner die Anspielung. Die anderen denken einfach, Neil hätte einen saumiesen Klamottengeschmack, was wiederum irgendwie saucool ist.

Über unsere Schokoladenzigaretten hinweg folgten Dusk und ich seinem Blick und entdeckten Aimee Danes, die gerade aus ihrem weinroten BMW ausgestiegen war.

Vor unseren Augen reckte Aimee die Nase hoch in die Luft, um irgendwelche Düfte zu erschnuppern, und streckte die Arme aus, als wolle sie die Sonnenstrahlen mit ihrer Brust einfangen. Aber was für eine Nase! Und was für eine Brust!

Aimee hatte den Sommer über ein paar Renovierungsarbeiten an sich vornehmen lassen.

Am Ende der zehnten Klasse vor gerade mal drei Monaten hatte sie eine durchaus markante Nase gehabt: groß und anmutig gekrümmt. Eine Nase, die über Selbstsicherheit und einen starken Willen verfügte. Sie war ein bisschen Meryl-Streep-mäßig und ich war ein großer Bewunderer ihres Selbstvertrauens. Aimees Brust war mir nie weiter aufgefallen, was darauf schließen lässt, dass sie nicht so beeindruckend war wie ihre Nase. Inexistent war sie aber sicherlich auch nicht gewesen, denn sonst wäre mir das vermutlich ebenfalls nicht entgangen, da ich eine recht gute Beobachterin bin. Dusk ist zum Beispiel nicht gut ausgestattet. Neil meint, das wäre das Einzige, was er an ihr vermissen würde. Sie kontert dann immer, dass er ja rasch eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgeben könne.

Und da war er also, der erste Tag der elften Klasse, und Aimee tauchte hier auf, mit wundersam geschrumpfter Nase und magisch aufgepumptem Busen, der in eine weiße Lederweste gezwängt war. Ihr denkt, das mit der Weste ist bloß ein Scherz? Nein, leider nicht. Sie sah voll weich aus, als wäre sie aus dem exquisitesten Leder. Einhornfohlen vielleicht.

Die Weste stand in einem merkwürdigen Kontrast zu der neuen Nase, die sich in Aimees Gesicht zusammenzukauern schien, als hoffe sie, nicht bemerkt zu werden. Das war keine Nase, die die Hand heben und es wagen würde, eine Vermutung abzugeben. Es war keine Nase, die auch nur in die Nähe einer Einhornweste gehörte.

Ihr müsst wissen, dass die G.-P.-Akademie nicht die Art Schule ist, an der man erwarten würde, mit plastischer Chirurgie konfrontiert zu werden. Vielleicht haben ein paar Schüler, die auf den neuen Primitivismus abfahren, drastische, einschneidende - oder eher einstechende - Veränderungen wie Stirnpiercings und so an sich vornehmen lassen. Aber doch keine Schönheits-OPs! Klar, uns hier geht es um Selbstdarstellung, aber doch nicht diese Art Selbstdarstellung.

»Letztes Jahr war alles, was sie hatte, dieses Auto«, meinte Dusk, während wir zusahen, wie Aimee weiterhin mit ihrem winzigen Näschen in der Luft rumschnüffelte und den Marianengraben ihres Dekolletés in die wärmenden Sonnenstrahlen reckte.

»Ist das alles neu?«, flüsterte ich, wedelte mit der Hand wie ein Scheibenwischer hin und her und fragte mich wie so oft, ob ich die Situation richtig deutete.

»Nase oder Brüste?«, fragte Neil.

»Beides, wie es aussieht. Ich meine, dass die Nase neu ist, darauf verwette ich meinen Hintern. Das ist echt ein Jammer. Ich habe ihre alte Nase geliebt.«

»Die zwei Mädels«, sagte Neil und vollführte mit beiden Händen eine unmissverständliche Geste auf Höhe seiner Brust, »sind definitiv neu.«

»Vielleicht sehen sie auch nur so riesengroß aus, weil die Nase so klein ist«, schlug ich vor. »Und weil diese Weste so ... weiß ist.«

»Du meinst also, es könnte sich um eine durch die Weste hervorgerufene optische Täuschung handeln?«, fragte Dusk.

»Warum nicht? Wir sollten nichts unterstellen.«

»Ich bin mir ziemlich sicher, dass solche Veränderungen durchaus bemerkt werden sollen«, sagte Neil. »Sie gehören zu Aimees Selbstdarstellung. Wenn ihr mich fragt, dann wäre sie am Boden zerstört, wenn keiner den Unterschied checkt. Das wäre doch, als würdest du zwei Tage damit zubringen, dein Facebook-Profilbild mit Photoshop zu bearbeiten, und keiner würde es liken oder einen Kommentar abgeben, wie gut du aussiehst.«

»Dann sollen wir es also registrieren, aber schön die Klappe halten?«, meinte Dusk.

Inzwischen hatte Aimee damit begonnen, eine Reihe von Dehnübungen durchzuführen, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie tat, als hätte sie acht harte Stunden lang im Garten geschuftet oder eine Mauer hochgezogen und sich dabei den Rücken verrenkt.

Einen Großteil dieser Show schien sie für uns abzuziehen, was durchaus Sinn ergab, da wir die Einzigen weit und breit waren. Wir lungerten schon dreißig Minuten hier rum, weil wir mit meinem Pickup gefahren waren, der gerne mal absoff und stehen blieb, weshalb wir bei jeder Fahrt einen Puffer einrechneten.

»Wir sollten was sagen«, flüsterte Dusk.

»Und was?«, fragte ich.

»Dass sie gut aussieht. Sie ist bestimmt nervös. Sie hat sich zweimal unters Messer gelegt und wir sind die Ersten vor Ort zur Inspektion.«

»Wir sind hier nicht beim Körper-TÜV«, sagte ich, »sondern in der Schule.«

»Das bleibt sich gleich«, erwiderte Dusk.

»Wir müssen konkreter sein«, ignorierte Neil meinen Einwand. »Wir sollten ihr sagen, wir finden, dass es hervorragende Arbeit ist. Eins a. Erstklassig. Madonna wäre neidisch.«

Ich schüttelte den Kopf. »Die Leute mögen es nicht, wenn man ihre Schummeleien offen zur Sprache bringt.«

»Ich glaube, oft schon«, widersprach Neil.

»Wir leben in einer Zeit nie da gewesener Unaufrichtigkeit.« Dusks Stimme war hart geworden, wie immer, wenn sie sich bei einem Thema auf einen Standpunkt versteift. »Und ich für meinen Teil hab genug davon. Ich sag jetzt was.« Sie stand auf und ihre verwesten Schuhe gaben ein schmatzendes Geräusch von sich.

»Ich halte das für keine gute Idee«, sagte ich.

Dusk schob die Schokozigarette in den Mundwinkel.

»Dusk,...


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Susan Juby begann bereits als Kind zu schreiben. Nach ihrem Literaturstudium arbeitete sie zunächst in einem Verlag, begann aber auch schon ihre eigenen Bücher zu veröffentlichen. Ihre erste Jugendbuch-Trilogie wurde erfolgreich fürs Fernsehen adaptiert. Susan lebt und arbeitet in Kanada.