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Midnight Girl - Das Lied des Feuervogels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am02.11.2015
Unter den Straßen von Manhattan lauert eine ungeahnte Welt ...
Unter den Straßen von Manhattan existiert eine geheime Welt, zu der noch nie ein Mensch durchgedrungen ist. Mit einer Ausnahme: Die 17-jährige Echo, eine Ausreißerin, lebt beim magischen Volk der Avicen. Sie hält sich durch Taschendiebstahl und nicht immer legale Botengänge über Wasser, wobei ihr die magischen Portale der Avicen in alle Welt sehr gelegen kommen. Als ein uralter Zwist der magischen Völker ihre Existenz bedroht, macht sich Echo auf die Suche nach dem legendären Feuervogel, denn der Legende nach kann allein er die Fehde beenden. Doch auch im verfeindeten Volk der Drakhari gibt es jemanden, der an den Feuervogel glaubt und nach ihm sucht. Schon bald steht Echo ihm gegenüber: Caius mit den unglaublich grünen Augen, der offenbar von seinem eigenen Volk gejagt wird. Sie ahnt nicht, wer er in Wirklichkeit ist ...

Melissa Grey schrieb mit zwölf Jahren ihre erste Kurzgeschichte und hat seitdem nicht mehr mit dem Schreiben aufgehört. Nach einem Abschluss an der Yale University begann sie eine Reise rund um den Globus und entdeckte ihr geheimes Talent, U-Bahn-Netze in so gut wie jeder Sprache souverän zu beherrschen. Melissa Grey arbeitet als freie Journalistin in New York City. Mit 'Midnight Girl' gibt sie ihr Debüt im Jugendbuch.
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Produkt

KlappentextUnter den Straßen von Manhattan lauert eine ungeahnte Welt ...
Unter den Straßen von Manhattan existiert eine geheime Welt, zu der noch nie ein Mensch durchgedrungen ist. Mit einer Ausnahme: Die 17-jährige Echo, eine Ausreißerin, lebt beim magischen Volk der Avicen. Sie hält sich durch Taschendiebstahl und nicht immer legale Botengänge über Wasser, wobei ihr die magischen Portale der Avicen in alle Welt sehr gelegen kommen. Als ein uralter Zwist der magischen Völker ihre Existenz bedroht, macht sich Echo auf die Suche nach dem legendären Feuervogel, denn der Legende nach kann allein er die Fehde beenden. Doch auch im verfeindeten Volk der Drakhari gibt es jemanden, der an den Feuervogel glaubt und nach ihm sucht. Schon bald steht Echo ihm gegenüber: Caius mit den unglaublich grünen Augen, der offenbar von seinem eigenen Volk gejagt wird. Sie ahnt nicht, wer er in Wirklichkeit ist ...

Melissa Grey schrieb mit zwölf Jahren ihre erste Kurzgeschichte und hat seitdem nicht mehr mit dem Schreiben aufgehört. Nach einem Abschluss an der Yale University begann sie eine Reise rund um den Globus und entdeckte ihr geheimes Talent, U-Bahn-Netze in so gut wie jeder Sprache souverän zu beherrschen. Melissa Grey arbeitet als freie Journalistin in New York City. Mit 'Midnight Girl' gibt sie ihr Debüt im Jugendbuch.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641156138
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum02.11.2015
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse882 Kbytes
Artikel-Nr.1704592
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 2

Zweierlei Arten von Leuten hatten so spät abends noch ihre Zelte in der New York Public Library aufgeschlagen. Zum einen Wissenschaftler: von Koffein aufgeputschte Studenten. Hyperakribische Doktoranden. Ehrgeizige Akademiker, die an ihrer Karriere feilten. Zum anderen all jene, die sonst nirgends hinkonnten: Leute, die Trost im beruhigenden süßlichen Geruch alter Bücher und der dezenten Geräuschkulisse anderer Menschen suchten - wie sie atmeten, Seiten umblätterten und sich auf den knarrenden Holzstühlen streckten. Leute, die wissen wollten, dass sie nicht allein waren, aber in Ruhe gelassen werden wollten. Leute wie Echo.

Wie ein Geist bewegte sie sich durch die Bibliothek und huschte mit Schritten, die leiser als ein Flüstern waren, über die Marmorstufen. Es war sehr spät, und so kam es, dass sich niemand die Mühe machte, von seinen Büchern aufzublicken, um eine junge Frau zu bemerken, die von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet war und herumschlich, wo sie nichts zu suchen hatte. Echo hatte sich schon vor langer Zeit eine Route zurechtgelegt, die in einem weiten Bogen um die Angestellten herumführte, die sowieso nur die Minuten zählten, bis ihre Arbeitszeit zu Ende war. Wegen irgendwelcher Überwachungskameras musste sie sich keinen Kopf machen. Amerikas Bibliothekare kämpften mit vollem Einsatz für den Schutz der Privatsphäre ihrer Klientel, wodurch die Bibliothek eine kamerafreie Zone war. Nicht zuletzt deshalb hatte Echo sie als ihr Zuhause ausgewählt.

Sie schlüpfte durch die schmalen Gassen zwischen den Regalen hindurch und atmete den vertrauten Geruch alter Bücher ein. Als sie das abgedunkelte Treppenhaus zu ihrem Zimmer hinaufstieg, wurde die Luft ganz dick und zäh vor Magie. Die Schutzzauber, die sie hier zusammen mit der Ala angebracht hatte, drängten sie zurück, doch der Widerstand war nur gering, denn sie waren so beschaffen, dass sie Echo erkannten. Wäre jemand anders zufällig auf das Treppenhaus gestoßen, so hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre wieder gegangen, weil ihm just in jenem Moment eingefallen wäre, dass er den Herd angelassen oder einen dringenden Termin hatte. Von ihr jedoch prallte der Bann ab.

Am oberen Ende der Stufen befand sich eine Tür, die genauso beige und unauffällig war wie jede andere Tür zu einer Abstellkammer, doch auch mit ihr hatte es eine besondere Bewandtnis. Echo zog ihr Schweizer Armeemesser aus der hinteren Hosentasche und ließ es aufschnappen. Sie drückte die Spitze des kleinen Messers in das oberste Glied ihres kleinen Fingers und sah zu, wie ein Tropfen Blut herausquoll.

»Bei meinem Blute«, flüsterte Echo.

Als sie mit dem scharlachroten Tropfen die Tür berührte, knisterte die Luft vor Elektrizität, sodass sich ihr die feinen Härchen im Nacken aufstellten. Ein leises Klicken ertönte und die Tür entriegelte sich. Wie immer wenn sie das beengte Zimmer betrat, das von all den Schätzen, die sie über die Jahre entwendet hatte, aus allen Nähten platzte, beförderte sie die Tür mit einem gezielten Tritt zurück ins Schloss und sagte in den leeren Raum hinein: »Bin wieder da, Liebling.«

Die darauffolgende Stille war eine willkommene Abwechslung zu der schrillen Symphonie von Taipeh und der Kakophonie der Menschenmassen New Yorks zur Rushhour. Echo schleuderte ihre Tasche auf den Boden neben dem Schreibtisch, den sie vom Sperrmüllhaufen der Bibliothek gerettet hatte, und ließ sich auf ihren Stuhl plumpsen. Sie schaltete die kleine Lichterkette an, die quer durchs Zimmer gespannt war und die gemütliche Kammer in einen warmen Lichtschein tauchte.

Vor ihr lag der Burrito, an den sie die ganze Zeit über sehnsüchtig gedacht hatte, inmitten von allem möglichen Krimskrams, der überall herumstand. Es gab klitzekleine Jadeelefanten aus Phuket, Drusen aus Amethystminen in Südkorea und ein original Fabergé-Ei, das mit Rubinen besetzt und mit Gold verziert war. Drumherum wuchsen auf jeder noch so kleinen verfügbaren Fläche Bücherstapel in die Höhe, die zu wackeligen Türmchen aufgeschichtet waren. Manche davon hatte Echo ein Dutzend Mal gelesen, andere noch gar nicht. Aber allein dass sie da waren, gab ihr ein gutes Gefühl, und so hortete sie die Bücher ebenso eifrig wie ihre anderen Schätze. Mit sieben hatte sie entschieden, dass Bücherstehlen einer moralischen Bankrotterklärung gleichkam. Da die Bücher die Bibliothek aber eigentlich gar nicht wirklich verließen, sondern lediglich umgesiedelt wurden, handelte es sich streng genommen nicht um Diebstahl. Echo ließ den Blick über die Unmengen dicker Wälzer schweifen und ihr kam ein einziges Wort in den Sinn: tsundoku.

Es war das japanische Wort dafür, dass man Bücher anhäufte, ohne sie alle zu lesen. Wörter waren noch etwas, was Echo sammelte. Damit hatte sie schon begonnen, lange bevor sie zum ersten Mal einen Fuß in die Bibliothek gesetzt hatte, damals, als sie noch in einem Haus gelebt hatte, an das sie sich lieber nicht erinnerte, mit einer Familie, die sie auch besser aus ihrem Gedächtnis streichen wollte. Zu jener Zeit waren die einzigen Bücher, die ihr gehörten, ein Satz veralteter Enzyklopädien. Sie hatte nur wenige Besitztümer ihr Eigen genannt, doch sie hatte immer ihre Wörter gehabt. Und jetzt hatte sie einen ganzen Fundus gestohlener Schätze - manche sogar essbar.

Sie hob den Burrito an den Mund und war im Begriff hineinzubeißen, als ein Flügelflattern sie unterbrach. Nur eine einzige Person verfügte über die Fähigkeit, ihre Abwehrzauber zu passieren, ohne auch nur den kleinsten Alarm auszulösen, und die machte sich nie die Mühe anzuklopfen. Echo seufzte. Höflich war anders.

»Ich habe mir sagen lassen, dass es in manchen Kulturen üblich ist anzuklopfen«, begann Echo. »Aber wer weiß, vielleicht sind das auch nur wilde Gerüchte.«

Mit dem Burrito in der Hand schwenkte sie auf ihrem Stuhl herum. Die Ala saß in der Ecke von Echos Bett, und ihr schwarzes Gefieder war leicht gesträubt, als wäre eine Brise hineinfahren. Doch da war weit und breit kein Luftzug. Da war nur die Ala und die schwache elektrische Spannung in der Luft, die mit ihren magischen Kräften einherging.

»Sei nicht so schlecht gelaunt«, sagte die Ala und strich die Federn an ihrem Arm glatt. »Das wirkt so furchtbar pubertär.«

Echo biss übertrieben in ihren Burrito und sprach mit dem Mund voller Reis und Bohnen. »Vielleicht ist da ja was dran.« Die Ala runzelte die Stirn. Echo schluckte hinunter. »Ich bin in der Pubertät.« Wenn Echo so miserable Tischmanieren hatte, musste die Ala es sich selbst zuschreiben.

»Du drehst es immer, wie es dir gerade passt«, sagte die Ala.

Mit offenem Mund zu kauen, war eine absolut angemessene Antwort darauf, fand Echo.

»Egal«, seufzte die Ala und ließ den Blick über den glitzernden Nippes aller Art auf den Regalen wandern. »Ich bin froh, dass du wieder da bist, meine kleine Elster. Hast du heute was Hübsches geklaut?«

Echo schob der Ala mit der Zehe ihren Rucksack hin. »Wie es der Zufall will. Happy birthday.«

Die Ala machte tz-tz-tz, doch es klang eher erfreut als tadelnd. »Deine Geburtstags-Besessenheit werde ich nie verstehen. Ich bin viel zu alt, um mich an meinen überhaupt noch zu erinnern.«

»Ich weiß, und genau deshalb habe ich einen für dich festgesetzt«, erklärte Echo. »Nun mach´s schon auf. Das Ding hier hat mich fast den Arsch gekostet, weil ich mich dafür mit einem Magier angelegt habe.«

»Was? Nur ein Geschenk?« In den Worten der Ala lag ein Schmunzeln. Sie zog die Spieluhr aus dem Rucksack und behandelte sie mit größerer Behutsamkeit als nötig. »Man sollte meinen, dass ein einzelner Magier kein Problem für eine so talentierte Diebin darstellen dürfte. Du prahlst ja schließlich immer damit, dass du ganz in der obersten Liga mitspielst, wenn es darum geht, einen Bruch zu machen - wie du dich gern ausdrückst.«

Echo machte ein finsteres Gesicht, obwohl die Wirkung von dem Käsefaden zunichte gemacht wurde, der von ihrer Unterlippe baumelte. »Ja, schmier mir das nur ständig aufs Brot, hm.«

»Wenn ich es nicht täte, wie solltest du dann je erkennen, wie verrückt und gefährlich deine Überheblichkeit ist?« Ein mildes Lächeln schwächte den Tadel der Ala ab. »Die jungen Leute meinen immer, sie wären unbesiegbar - und zwar genau bis zu dem Zeitpunkt, wenn ihnen das Gegenteil bewiesen wird. Wenn sie es am eigenen Leib erfahren.«

Echos einzige Reaktion bestand aus einem Schulterzucken. Die Ala sah sich im Zimmer um, und Echo fragte sich, was für einen Eindruck es wohl auf jemand anderen machen musste. Ihre Bücher waren gefährlich hoch gestapelt, und zwischen einem ganzen Schwung zerknüllter Schokoriegelpapierchen lagen stibitzte Edelsteine herum, die wertvoll genug waren, um doppelt fürs College aufzukommen. Es war ein wildes Durcheinander, aber es war ihr Durcheinander. Die Falte, die sich zwischen den Augenbrauen der Ala bildete, verriet Echo, dass ihre Besucherin die Bedeutung dessen nicht nachvollziehen konnte.

»Warum bleibst du hier, Echo? Du kannst mit zum Nest kommen und bei uns wohnen. Ich kenne etliche Avicelinge, die nichts dagegen einzuwenden hätten, dich ganz in ihrer Nähe zu haben.«

»Ich brauche meine eigene Bude«, war alles, was Echo darauf antwortete.

Was sie nicht sagte, war, dass sie ein bisschen Abstand von den Avicen benötigte. Ihre eigene glatte Haut bar jeglicher farbenfroher Federn war Beweis genug, dass sie nicht zu ihnen gehörte. Sie musste sich nicht ständig von ihnen von der Seite anstarren lassen, um sich dessen bewusst zu...

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Autor

Melissa Grey schrieb mit zwölf Jahren ihre erste Kurzgeschichte und hat seitdem nicht mehr mit dem Schreiben aufgehört. Nach einem Abschluss an der Yale University begann sie eine Reise rund um den Globus und entdeckte ihr geheimes Talent, U-Bahn-Netze in so gut wie jeder Sprache souverän zu beherrschen. Melissa Grey arbeitet als freie Journalistin in New York City. Mit "Midnight Girl" gibt sie ihr Debüt im Jugendbuch.