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Todeszeitpunkt: Harry Kent - Niemand kommt Tätern und Opfern so nahe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am26.03.20161. Auflage
Einige Menschen retten Leben. Andere zerstören sie. Tagsüber arbeitet Harry Kent als Arzt in einem Londoner Krankenhaus, nachts ist er im Dienst der Polizei unterwegs - als Force Medical Examiner. Nicht nur, um die Polizei zu unterstützen, sondern auch, um an Informationen heranzukommen. Über Patienten, um die sich keiner kümmert, die niemand vermisst. Wie das Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren, das alle nur Zara nennen und das im Koma liegt. Bei einem neuen Einsatz soll Harry den siebzehnjährigen Solomon Idris medizinisch versorgen. Der schwerkranke Teenager hat in einem Take-away acht Geiseln genommen und verlangt, einen Anwalt und einen BBC-Reporter zu sprechen. Doch bevor Harry ihm helfen kann, wird Solomon von der Polizei angeschossen. Harry lässt das Schicksal des Jungen nicht los, er will wissen, was ihn zu dieser Verzweiflungstat trieb. Als Solomons Leben auch im Krankenhaus bedroht wird, begreift Harry, dass der Junge etwas wissen muss, das niemals an die Öffentlichkeit dringen soll. Etwas, für das jemand bereit ist zu töten.

Rob McCarthy wurde in London geboren und studiert Medizin. Er begann Kriminalromane zu schreiben, als ihm die Neuroanatomie den Verstand zu rauben drohte. «Todeszeitpunkt» ist sein Debütroman.
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Produkt

KlappentextEinige Menschen retten Leben. Andere zerstören sie. Tagsüber arbeitet Harry Kent als Arzt in einem Londoner Krankenhaus, nachts ist er im Dienst der Polizei unterwegs - als Force Medical Examiner. Nicht nur, um die Polizei zu unterstützen, sondern auch, um an Informationen heranzukommen. Über Patienten, um die sich keiner kümmert, die niemand vermisst. Wie das Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren, das alle nur Zara nennen und das im Koma liegt. Bei einem neuen Einsatz soll Harry den siebzehnjährigen Solomon Idris medizinisch versorgen. Der schwerkranke Teenager hat in einem Take-away acht Geiseln genommen und verlangt, einen Anwalt und einen BBC-Reporter zu sprechen. Doch bevor Harry ihm helfen kann, wird Solomon von der Polizei angeschossen. Harry lässt das Schicksal des Jungen nicht los, er will wissen, was ihn zu dieser Verzweiflungstat trieb. Als Solomons Leben auch im Krankenhaus bedroht wird, begreift Harry, dass der Junge etwas wissen muss, das niemals an die Öffentlichkeit dringen soll. Etwas, für das jemand bereit ist zu töten.

Rob McCarthy wurde in London geboren und studiert Medizin. Er begann Kriminalromane zu schreiben, als ihm die Neuroanatomie den Verstand zu rauben drohte. «Todeszeitpunkt» ist sein Debütroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644559516
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum26.03.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse974 Kbytes
Artikel-Nr.1699541
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Montag, 21. Januar

«Hallo, Sie müssen Dr. Kent sein. Ist noch ein bisschen früh, nicht wahr? Aber ich denke mal, ihr jungen Ärzte steht jeden Tag so früh auf.»

Der Detective, der Harry zu den größeren Büros in den oberen Etagen des Polizeireviers Walworth begleitete, federte beim Gehen von einer Wand zur anderen, als sie in dem Flurlabyrinth ihren Weg suchten. Um diese Zeit war das Revier größtenteils ruhig. Sie hatten das Gebäude gegenüber vom Hafttrakt betreten, und selbst dort war nichts los gewesen. Der Sergeant hinter dem Schreibtisch hatte ein Schinkenbrötchen gefuttert, den Express gelesen und ihnen zugenickt, als sie vorbeigegangen waren. Irgendwann kamen sie zu einem relativ angenehm aussehenden Verhörraum, der sogar ein Fenster hatte.

«Setzen Sie sich, Doc, machen Sie es sich bequem», sagte der Detective. «Kann ich Ihnen etwas bringen lassen? Kaffee? Milch? Zucker?»

Harry beantwortete alle vier Fragen mit Ja, und der Detective holte einen Blackberry hervor und schrieb eine SMS, bevor er sich dem Aufnahmegerät auf dem Tisch zuwandte, eine neue Kassette einlegte und zurückspulte. Selbst dabei verlagerte er federnd das Gewicht von einem Bein auf das andere. Der Mann hatte entweder eine Überdosis Koffein intus, oder er nahm etwas Ähnliches wie die kleine weiße Pille, die Harry nach vier Stunden Schlaf wach gemacht hatte. Nur sehr viel höher dosiert.

«Lustig, dass wir immer noch den alten Schrott benutzen, oder?», sagte der Detective. «Was würden die Leute denken, wenn wir Aussagen mit Schreibmaschine tippten oder für Ermittlungen eine Tafel benutzen würden?»

Als er mit dem Aufnahmegerät fertig war, setzte der Detective sich Harry gegenüber an den Tisch. Gerade wollte er noch etwas sagen, als die Tür aufging und eine uniformierte Beamtin mit zwei Kaffeebechern hereinkam.

«Oh, Brenda, Sie sind ein Schatz! Stellen Sie sie einfach auf den Tisch, ja?»

Harry nahm sich einen Becher. Er wärmte seine Hände.

«Danke», sagte er. «Entschuldigen Sie, wie, sagten Sie noch gleich, war Ihr Name?»

«Wahrscheinlich habe ich gar nichts gesagt, ich bin ganz schlecht darin», sagte der Detective, nahm einen großen Schluck Kaffee, verbrannte sich und verschüttete dann Kaffee über seinen Anzug und den schmalen, roten Schlips, als er den Becher wieder abstellte. «Oh Scheiße, Mist! Bitte entschuldigen Sie die Ausdrucksweise.» Er stand wieder auf und tupfte sich mit einem Taschentuch ab. «DC Kepler. Tony Kepler. Ich gehöre eigentlich zur Polizei Walworth - CID, Kapitalverbrechen, Sexualdelikte, hab schon so einiges gemacht. Die Albany-Siedlung war mein altes Revier. Im Moment arbeite ich für die Interne Ermittlung; meine Frau wünscht sich einen kleinen Anbau, das zweite Kind ist unterwegs, und sie findet, es ist Zeit für eine Beförderung.»

Die Albany-Siedlung, dachte Harry. Dort hatte Solomon Idris sein Leben verbracht. Jetzt war es leichter, Kepler zu durchschauen. Ein Polizist alter Schule, der zur Arbeit ging, um Rabauken wegzusperren, Planziele waren ihm genauso egal wie Gemeindeinitiativen, und ranghöheren Kollegen mit Universitätsabschluss begegnete er garantiert mit Misstrauen.

Während Harry an seinem Kaffee nippte, kam der Polizist neuer Schule durch die Tür. Marcus Fairweather zog seinen Mantel aus und enthüllte einen etwas knapp sitzenden, aber im Vergleich zu Kepler um einiges schickeren Anzug; die Gehaltsklasse eines Chief Inspectors. Er trat wieder dicht, viel zu dicht an Harry heran und schüttelte ihm die Hand.

«Schön, Sie wiederzusehen, Dr. Kent», sagte Fairweather, und auch seine wohlklingende Stimme bildete einen Kontrast zu Keplers ungeschliffenem Organ. «Und danke, dass Sie zu dieser unchristlichen Zeit kommen konnten.»

«Kein Problem», sagte Harry.

«Wir legen gleich los, ich will Sie nicht länger aufhalten als nötig», fuhr Fairweather fort. «Tut mir leid wegen der Aufnahme, aber die Kommission wird haarklein überprüfen, was wir tun, und wir möchten natürlich vermeiden, dass die sich wegen irgendeiner Kleinigkeit ins Hemd machen und Sie noch einmal selbst befragen wollen.»

«Ist mir recht», sagte Harry.

Kepler startete den Recorder.

«Montag, 21. Januar 2013, 7:13 Uhr. Vernehmung Code Waldron Sechs. Dr. Harry Kent, Polizeiarzt für die Innere South-East Region. Anwesend sind DCI Marcus Fairweather und DC Tony Kepler.»

Operation Waldron war der Name der Sonderkommission, die den Schuss auf Idris untersuchen sollte. Soweit Harry sehen konnte, war es zwar offiziell eine externe Ermittlung der Unabhängigen Kommission für Polizeibeschwerden, wurde aber eigentlich von Fairweather geleitet. Harry nahm einen Schluck Kaffee.

«Also, Dr. Kent, mir ist bewusst, dass Sie noch andere Verpflichtungen haben, aber wenn wir die Sache in Ruhe durchsprechen könnten ...»

Fairweather vermittelte Harry das unverkennbare Gefühl, auf der Schultoilette beim Rauchen erwischt worden zu sein und dem Direktor Rede und Antwort stehen zu müssen. Er brauchte eine halbe Stunde, um zu erzählen, wie DS Noble ihn zu Hause angerufen und am Einsatzort informiert hatte und wie sie sich darauf geeinigt hatten, dass er hineingehen würde. Während er, so gut er konnte, die exakten Worte aller Beteiligten wiedergab, beobachtete er die beiden Polizisten. Fairweather lächelte und nickte und beugte sich mit verschränkten Fingern vor; auf Harry wirkte das wie typisches Therapeutenverhalten, und er fragte sich, ob er mit seiner Fast-Track-Theorie wohl doch richtiggelegen hatte und der Chief Inspector als Quereinsteiger aus der Psychologie gekommen war. Kepler hatte einen Block vor sich aufgeschlagen und notierte hektisch jedes Wort. Er ließ den Stift über das Papier wirbeln, setzte Anführungszeichen um wörtliche Rede und kringelte Zahlen und Großbuchstaben ein, die als Kürzel für die Polizeibeamten dienten. Harry konnte wenigstens ein gedankenlos hingekritzeltes Männchen erkennen.

Was, wenn Idris starb? Diese Frage hatte er sich auf dem Rückweg vom Marigold House und heute früh auf dem Weg zur Wache immer wieder gestellt. Er fragte sich, welches der eingekringelten Kürzel von Fairweather zum Sündenbock gemacht wurde: Noble, Quinn oder der Typ von Trojan, der geschossen hatte?

«Solomon trug also eine Sauerstoffmaske?»

Harry fand interessant, dass Fairweather Idris´ Vornamen benutzte. Das stank zum Himmel nach Politik, aber vielleicht war Harry zu zynisch. Vielleicht hatte der Detective selbst Kinder.

«Ja.»

«Und Sie haben sich unterhalten?»

«Ja.»

«Worüber?»

«Er sagte, er tue das alles für jemanden namens Keisha. Dass die sie umgebracht hätten und es der Polizei egal gewesen sei.»

«Keisha?», sagte Fairweather. «Hat er mehr darüber gesagt?»

«Nein. Er wollte mit dem Anwalt über sie sprechen, nicht mit mir. Er dachte, ich sei einer von Ihnen. Mir schien, dass er nicht gerade viel für die Polizei übrighatte.»

«Welchen Eindruck machte er auf Sie?»

Harry dachte an den zitternden Teenager, die Hand um den Griff des Revolvers, Hühnerknochen in einer Box vor ihm auf dem Tisch.

«Er war am Ende. Da war etwas in seinen Augen, als sähe er keinen Ausweg mehr.»

Harry erinnerte sich an Tammas´ Worte. Wir haben alle einen tiefen Hohlraum in uns. Der Hohlraum in Solomon Idris hatte sich dort offenbart, alles, was ihn vorher gefüllt hatte, war auf dem Boden verschüttet worden.

«Was ist dann passiert?»

«Ich wollte, dass er mir die Geschichte erzählt, aber er bestand darauf zu warten. Außerdem habe ich versucht, ihn zu überreden, mit mir ins Krankenhaus zu fahren.»

«War er einverstanden?»

«Fast. Aber dann war da dieser Schuss draußen. Ich habe mich auf den Boden geworfen. Trojan hat gestürmt, und der Erste, der durch die Tür kam, hat geschossen.»

Zum ersten Mal während der Befragung sagte DC Kepler etwas.

«Einen Augenblick, Doktor - Sie haben einen Schuss gehört. Woher wussten Sie, dass der von draußen kam?»

Harry drehte sich um und richtete seine Antwort absichtlich direkt an Fairweather.

«Weil es nur eine Waffe im Raum gab, und die lag direkt vor mir. Sie ist nicht losgegangen.»

«Wo waren Sie, als die Polizeibeamten den Laden betraten?», fragte Kepler.

«Ich lag am Boden.»

Fairweather übernahm wieder das Fragen.

«Haben Sie etwas gesagt?»

Die Erinnerungen kamen zurück, zusammen mit dem Schmerz in der rechten Brust. Er atmete tief ein.

«Ich rief etwas. So was wie Nicht schießen!»

Fairweather nickte, und Kepler schrieb und fügte Anführungszeichen und einen Großbuchstaben mit Kreis hinzu. Harry konnte nicht erkennen, welches Kürzel ihm selbst zugeteilt worden war.

«W22, der Beamte, der das Gebäude zuerst betrat, gab an, Sie hätten Schießen Sie! gerufen», sagte Fairweather. Sein Blick war unerbittlich, der Direktor, der seinem Schüler gegenübersaß. Harry hatte nicht einmal eine volle Stelle bei der Met; praktisch jeder andere Arzt mit etwas freier Zeit und der Fähigkeit, Blut abzunehmen, konnte ihn ersetzen. Er würde einen hervorragenden Sündenbock abgeben.

«Das war keine Frage», sagte er.

«Ich weiß», sagte Fairweather. «Wir sind nicht vor Gericht.»

Harry schüttelte den Kopf. Nach einer Weile überwand er sich und antwortete.

«Ich habe das sicher nicht gesagt. Ich habe gesagt: Nicht schießen, weil ich wusste, dass...
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Rob McCarthy wurde in London geboren und studiert Medizin. Er begann Kriminalromane zu schreiben, als ihm die Neuroanatomie den Verstand zu rauben drohte. «Todeszeitpunkt» ist sein Debütroman.