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Der Fluch von Cliffmoore

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Ravensburger Verlagerschienen am01.09.20151. Aufl
Die 14-jährige Lisa fühlt sich vom Pech verfolgt: Erst trennen sich ihre Eltern, dann beschließt ihre Mutter, gebürtige Engländerin, mit Lisa in ihren Heimatort Cliffmoore in Yorkshire zurückzukehren. Cliffmoore ist ein kleines Kaff mit 800 Einwohnern, von denen die meisten ein bisschen wunderlich zu sein scheinen. Zumindest die alte Nachbarsfrau, die allen Ernstes behauptet, auf Lisas Familie läge ein Fluch. Oder ist an den geheimnisvollen Andeutungen doch etwas dran? Band 1 der Fantasy-Reihe

Laura Foster wuchs in Berlin auf und lebt heute mit ihrer Familie und den zwei schwarzen Katzen Mitch und More in England. Wenn sie nicht gerade an spannende Orte reist, schreibt sie Drehbücher für Fernsehserien und -filme. 'Der Fluch von Cliffmoore' ist ihr erstes Jugendbuch.
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Produkt

KlappentextDie 14-jährige Lisa fühlt sich vom Pech verfolgt: Erst trennen sich ihre Eltern, dann beschließt ihre Mutter, gebürtige Engländerin, mit Lisa in ihren Heimatort Cliffmoore in Yorkshire zurückzukehren. Cliffmoore ist ein kleines Kaff mit 800 Einwohnern, von denen die meisten ein bisschen wunderlich zu sein scheinen. Zumindest die alte Nachbarsfrau, die allen Ernstes behauptet, auf Lisas Familie läge ein Fluch. Oder ist an den geheimnisvollen Andeutungen doch etwas dran? Band 1 der Fantasy-Reihe

Laura Foster wuchs in Berlin auf und lebt heute mit ihrer Familie und den zwei schwarzen Katzen Mitch und More in England. Wenn sie nicht gerade an spannende Orte reist, schreibt sie Drehbücher für Fernsehserien und -filme. 'Der Fluch von Cliffmoore' ist ihr erstes Jugendbuch.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783473476640
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum01.09.2015
Auflage1. Aufl
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2469 Kbytes
Artikel-Nr.1729455
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Was zum Teufel mache ich hier eigentlich? Das frage ich mich heute nicht zum ersten Mal. Leeds von oben gesehen ist graubraun und es regnet. Na toll. Gerade sind meine Mutter und ich mit einer kleinen Passagiermaschine auf dem Flughafen der englischen Großstadt gelandet. Mit Zwischenlandung in Heathrow, auch ein ganz reizender Ort. Auf dem Londoner Flughafen muss man aufpassen, dass man nicht von einer Horde Japaner aus der einen und einer Horde Inder aus der anderen Richtung wie von Büffeln überrannt wird. Ein kleiner Mordversuch nebenbei. Wäre zum Lachen, wenn nicht gerade alles zum Weinen wäre.

»Guck nicht so traurig«, sagt Mama, während sie mich energisch zum Bus zieht, der uns zum Bahnhof bringen soll. »Bald sind wir zu Hause.«

»Zu Hause?«, murmele ich so leise, dass Mama es nicht hören kann. Zu Hause war mal, das haben wir in Deutschland hinter uns gelassen. Ich habe jetzt schon tierisches Heimweh nach meinem Leben in Berlin. Ich brauche kein neues Zuhause, das alte war schwer in Ordnung. Wie konnte dieser ganze Mist nur passieren? Zu allem Überfluss legt der Regen noch zu (wenn der Sommer auch so wird, dann gute Nacht). Das Wasser tropft mir von den Haarsträhnen in die Augen und ich kann kaum noch etwas sehen. Ist vielleicht ganz gut so.

Als das Flugzeug durch die tiefschwarzen Wolken zur Landung gerappelt war, hatte ich schweißnasse Hände. Meine Beine sind immer noch wacklig, aber immerhin ist der Flieger nicht abgestürzt. Man wird ja dankbar für Kleinigkeiten. Ich schleppe mich weiter in Richtung Bus, während der Regen munter vom schmutzig grauen Himmel pladdert.

»Nun mach schon«, versucht Mama mich mit bemüht heiterer Stimme aufzumuntern. »Es ist nicht mehr weit bis York.«

Die Koffer, die wir hinter uns herziehen, haben es echt in sich. Als wir den Bus erreichen, bräuchte ich eigentlich einen Ganzkörper-Föhn, aber den führen sie leider nicht. Wir quetschen uns mit den anderen vor Nässe dampfenden Passagieren in den Bus und lassen uns auf die Sitze fallen. Mama legt den Arm um mich, und ich fühle mich so elend, dass ich mich eng an sie kuschle. Gleich fange ich an zu heulen, denke ich, aber ich mache es nicht. Das tue ich ihr nicht an. Und mir auch nicht.

Der Bus setzt sich rumpelnd in Bewegung und stößt unter ohrenbetäubendem Geknalle stechend riechende Dieselwolken aus. Hier drinnen müffelt es wie eine Mischung aus totem Hund und verrottendem Maschinenöl. Lecker. Wir schaukeln durch die Stadt zum Bahnhof. Mit seinen uralten, dunklen Steinblöcken wirkt er wie ein Ungetüm aus dem vorvorletzten Jahrhundert. Harry Potter lässt grüßen. Es herrscht ein Riesengedränge. Chinesen, Pakistani und ein paar grölende Fußballfans ziehen an uns vorbei, dazwischen ein Mann in mausgrauem Anzug mit einem schwarzen, runden Bowler auf dem Kopf.

Moment mal, ein Bowler? Ich dachte, den gibt es nur im Kino.

Und war das eben eine Ziege?

»Da staunst du, was?«, meint Mama lachend und bugsiert mich durch die lärmende Menge.

Im Zugabteil ist es dann plötzlich ganz still. Mama und ich haben gerade das Gepäck verstaut, als der Zug sich sanft ruckelnd in Bewegung setzt. Ich habe das Gefühl, wenigstens etwas zur Besinnung zu kommen (ist es eigentlich Kindesmisshandlung, wenn man um vier Uhr morgens aufstehen muss?), und lehne meinen Kopf an Mamas Schulter. Sie legt den Arm um mich. Läuft da etwas Nasses über meine Wangen? Verdammt! Ich wische die Tränen verstohlen weg und sehe aus dem Augenwinkel, dass Mama aus dem Fenster schaut und dabei versonnen lächelt.

»Sieh mal, wie schön es hier ist«, sagt sie und zeigt mit dem Finger auf die saftigen Wiesen, die im Mairegen umso frischer aussehen.

Die vorbeiziehende Landschaft besteht aus kümmerlichen Hügeln, die in all den Millionen Jahren ihre Chance verpasst haben, sich zu einem anständigen Berg zu entwickeln. Sie wechseln sich ab mit sattgrünen Weiden, auf denen Kühe lässig herumstehen und vor sich hin kauen. Dazwischen kleine Orte voller kleiner, rötlich-brauner Backsteinhäuser mit Tausenden von kleinen, rötlich-braunen Schornsteinen. Je näher wir York kommen, desto mehr fällt Mama zu ihrem früheren Leben in England ein.

»Da hinten hinter der Kirche hatte dein Großonkel Wilbur eine Farm, da habe ich beim Schweineschlachten den Blutkübel gehalten.« Kotz.

»Und in dem kleinen Fluss, ein bisschen weiter oben, ist mein Cousin Frankie mal fast ertrunken, als wir verbotenerweise dort gebadet haben. Er konnte nicht richtig schwimmen und ich musste Mund-zu-Mund-Beatmung machen. Das war vielleicht eklig.«

Erzählt sie das gerade wirklich oder träume ich nur?

Jedes Mal, wenn der Zug um einen neuen Hügel kurvt, quietscht meine Mutter auf, weil sie hier jeden Grashalm aus ihrer Jugend wiedererkennt. Das hält ja kein Mensch aus! Drei Kurven später springe ich auf, verkünde, dass ich mal dringend wohin muss, und reiße die Abteiltür auf. Dann trete ich schwungvoll hinaus auf den Gang - und stoße prompt mit jemandem zusammen, dem ich auch noch voll auf den Fuß steige. Der jault auf und macht »Oi!!!«

Ich sehe mir das Opfer dieser peinlichen Aktion näher an und stelle fest, dass es ein unglaublich süßer Typ in perfekt sitzenden Jeans und einem taubenblauen Kaschmirpullover ist. Junge, Junge. Wellige, dunkelbraune Haare und strahlend blaue Augen. Was für eine Kombi, wow. Er sieht ein, zwei Jahre älter aus als ich, so um die fünfzehn oder sechzehn vielleicht. Ich werde knallrot.

»Den brauche ich noch«, sagt er und zeigt auf seinen demolierten Fuß.

»Oh Gott«, stammle ich, »sorry.«

Er bewegt vorsichtig die Zehen in seinen Chucks und meint: »Na ja, funktionieren noch.«

»Sorry, sorry, sorry«, wiederhole ich mein Englisch-Vokabular, das gerade dramatisch geschrumpft ist, und komme mir unsäglich dämlich vor. Und dann ... lächelt er! Er lächelt mich an! Kann ich eigentlich noch röter werden?

»Alles okay«, sagt er, »mach´s gut.«

Dann dreht er sich um und geht weiter den Gang entlang.

Ich unterdrücke einen Fluch und schlage dreimal die Stirn gegen das Fenster. Geht´s vielleicht noch dümmer? Während ich den Kopf so gegen die Scheibe knalle, halte ich inne und sehe verstohlen zu ihm hin. Na klar. Er hat das alles mitgekriegt, weil er sich längst zu mir umgedreht hat. Er grinst, zwinkert mir zu. Und weg ist er.

Ich sterbe, denke ich, das ist das Ende.

Mein Gesicht hat inzwischen die Farbe frisch ausgespuckter Lava angenommen. Diese grausame Begegnung ist das Sahnehäubchen auf dem kläglichen Rest meines ruinierten Lebens ...

Wozu soll das alles gut sein? Was soll mir zu diesem ganzen Schwachsinn, der mir in letzter Zeit passiert ist, noch einfallen? Ich gehe zurück ins Abteil und lasse mich stöhnend auf meinen Sitz fallen. Mama sieht mich nur kurz an und weiß sofort Bescheid, dass sie jetzt besser keine Fragen stellt. Sie steckt die Nase wieder in ihr Buch, und ich sehe aus dem Zugfenster, an dem der Regen in langen Bahnen herunterläuft.

Ich wische mit der Hand die kalte, beschlagene Fensterscheibe entlang, um mir ein Guckloch zu schaffen. Da draußen saust eine Welt an mir vorbei, mit der ich nichts zu tun haben möchte. Dass mir das nicht im Geringsten weiterhilft, weiß ich. Ich habe festgestellt, dass man den absoluten Durchblick kriegt, wenn man so dreizehn, vierzehn Jahre alt wird. Man läuft durch die Welt und staunt, wie bescheuert sie ist. Ich habe mir in letzter Zeit tatsächlich gewünscht, wieder in der Vorschule zu sein, da war alles noch ganz einfach. Was ich da gelernt habe, habe ich kapiert, die Lehrer waren nicht gestresst und die Jungs waren noch keine Vollidioten. Obwohl ...

Jedenfalls, vor ungefähr einem halben Jahr machten Papa und ich einen Spaziergang im Park. Ohne Vorankündigung schenkte er mir ein nagelneues Smartphone und ich freute mich wie blöd (dabei lag mein vierzehnter Geburtstag noch ein paar Monate in der Zukunft). Dann »ähemmte« er in der Gegend herum und erklärte, dass er jetzt öfter mit mir telefonieren würde, weil er sich von meiner Mutter getrennt hätte. Oder sie sich von ihm, er wollte sich da nicht festlegen. Als diese Botschaft zu mir durchgedrungen war, fing es plötzlich an, wie aus Eimern zu schütten, irgendwie ein passender Kommentar von oben. Was für ein absolut uncooler Mist, dachte ich. Dabei sollte es noch viel schlimmer werden.

Kommen wir zu Katastrophe Nummer zwei: Meine Mutter erzählte mir wenige Wochen später, dass sie mit mir in eine andere Stadt ziehen würde, weil sie dort eine Stelle als Schneiderin angenommen hätte. Schneiderinnen würden schließlich überall gebraucht. (Dabei ist sie eigentlich Modedesignerin, und keine schlechte.) Überall hieß in diesem Fall York, England. Genau: das England. Und wohnen würden wir in dem Dorf Cliffmoore, südlich von York, wo wir in das Häuschen meiner verstorbenen Lieblingsoma Judith ziehen würden. Ich konnte es kaum glauben. Ernsthaft? Ich meine, ernsthaft? Würden wir ganz in echt nach England ziehen? Wozu? Ich hatte hier in Deutschland doch mein Leben, meine Freundinnen und die immerhin nicht völlig beknackte Schule. Was wäre denn in England noch von mir übrig? »Du wirst dort deine Wurzeln schon finden«, meinte Mama. »Das ist doch spannend, herauszufinden, woher man stammt.« Wurzeln? Geht´s noch?

Es ist, als hätten alle gemeinsam beschlossen, mich fertigzumachen. Warum steht mein Leben plötzlich auf dem Kopf? Was habe ich nur falsch gemacht? Warum muss das ausgerechnet mir...

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Autor

Laura Foster wuchs in Berlin auf und lebt heute mit ihrer Familie und den zwei schwarzen Katzen Mitch und More in England. Wenn sie nicht gerade an spannende Orte reist, schreibt sie Drehbücher für Fernsehserien und -filme. "Der Fluch von Cliffmoore" ist ihr erstes Jugendbuch.