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Bedrängnis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am09.06.20161. Auflage
Jesper Stein, die »erste Garde der Krimiliteratur« Sonntagszeitung Vizekriminalkommissar Axel Steen hat einen neuen Tiefpunkt in seinem Leben erreicht. In seiner Wohnung im Kopenhagener Viertel Nørrebro nimmt er Kokain, und seine Tochter Emma lässt er links liegen. Als sein Chef Jens Jessen erfährt, dass es der russischen Mafia gelungen ist, einen Maulwurf bei der Polizei einzuschleusen, wird er hellhörig. Schnell wird klar, dass Axel Steen einer der fünf Verdächtigen ist, die dafür infrage kommen, zumal dessen Drogenkonsum und der Kontakt zu Nørrebros Halbwelt nichts Gutes ahnen lassen. Doch Axel kämpft um seinen Ruf. Zu spät dämmert es ihm, dass seine Ex-Frau Cecilie eine entscheidende Rolle in dem Fall spielt. »Jesper Stein haucht der Figur des Unangepassten, des radikalen Individualisten in Zeiten wuchernder Bürokratisierung und totalitärer Digitalisierung neues Genre-Leben ein. Exzellent und packend.« Berliner Zeitung über »Weißglut«

Jesper Stein ist Journalist und arbeitete als Kriminalreporter in Kopenhagen. 2008 erschien sein Bestseller über Bent Isager-Nielsen, den Leiter der Sektion 1, dem dänischen Pendant zum FBI. Das Buch erklärt u.a., warum Dänemark die weltweit höchste Aufklärungsrate bei Mordfällen aufweisen kann. Jesper Stein lebt in Nørrebro, ist verheiratet und hat zwei Kinder. »Aisha« ist sein vierter Roman um den Kommissar Axel Steen. Eine Verfilmung der ersten drei Bände ist in Planung. Jesper Stein ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem »Goldenen Lorbeer«, dem wichtigsten dänischen Literaturpreis.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextJesper Stein, die »erste Garde der Krimiliteratur« Sonntagszeitung Vizekriminalkommissar Axel Steen hat einen neuen Tiefpunkt in seinem Leben erreicht. In seiner Wohnung im Kopenhagener Viertel Nørrebro nimmt er Kokain, und seine Tochter Emma lässt er links liegen. Als sein Chef Jens Jessen erfährt, dass es der russischen Mafia gelungen ist, einen Maulwurf bei der Polizei einzuschleusen, wird er hellhörig. Schnell wird klar, dass Axel Steen einer der fünf Verdächtigen ist, die dafür infrage kommen, zumal dessen Drogenkonsum und der Kontakt zu Nørrebros Halbwelt nichts Gutes ahnen lassen. Doch Axel kämpft um seinen Ruf. Zu spät dämmert es ihm, dass seine Ex-Frau Cecilie eine entscheidende Rolle in dem Fall spielt. »Jesper Stein haucht der Figur des Unangepassten, des radikalen Individualisten in Zeiten wuchernder Bürokratisierung und totalitärer Digitalisierung neues Genre-Leben ein. Exzellent und packend.« Berliner Zeitung über »Weißglut«

Jesper Stein ist Journalist und arbeitete als Kriminalreporter in Kopenhagen. 2008 erschien sein Bestseller über Bent Isager-Nielsen, den Leiter der Sektion 1, dem dänischen Pendant zum FBI. Das Buch erklärt u.a., warum Dänemark die weltweit höchste Aufklärungsrate bei Mordfällen aufweisen kann. Jesper Stein lebt in Nørrebro, ist verheiratet und hat zwei Kinder. »Aisha« ist sein vierter Roman um den Kommissar Axel Steen. Eine Verfilmung der ersten drei Bände ist in Planung. Jesper Stein ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem »Goldenen Lorbeer«, dem wichtigsten dänischen Literaturpreis.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462315738
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum09.06.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2873 Kbytes
Artikel-Nr.1862026
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis Erster Teil Die Stadt der Tauben, der Möwen und der Ratten
September 2009
1

Freitag

Es vergingen vierundzwanzig Stunden, bevor Axel Steen merkte, dass etwas nicht stimmte. Dass sie nicht bei ihm war, weil sie in sein betörendes Wesen, seine Junkieseele oder seinen großartigen Schwanz verliebt war.

Sie war auf ihn angesetzt worden.

Er wusste nicht, von wem oder warum, aber er war sicher. Und es war ihm egal. Er genoss das Zusammensein mit ihr. Kokain, Haschisch, Drinks, Restaurants und Takeaways, Barbesuche, lange, gierige Zungenküsse und Sex, jede Menge Sex. Er brauchte etwas Unkompliziertes, bei dem er sich nicht selbst von außen betrachtete, bei dem er Teil der Handlung war, anstatt ein Zuschauer zu sein, der wusste, dass alles bald vorbei sein würde. Vielleicht lag es an seinem benebelten Zustand, dass er das Zusammensein mit ihr so erlebte. An dem Trip. Oder besser gesagt: den Trips, denn sie warfen alles Mögliche ein. Aber es war ihm egal.

Er war ihr am Freitagabend im Drone begegnet, einer schwarz getünchten Säuferhöhle in der Nørrebrogade, wo die Preise der Drinks erfreulich niedrig und die Gäste erschreckend jung waren.

Am Morgen hatte er seine siebenjährige Tochter Emma in die Schule gebracht und sich von ihr verabschiedet, wohl wissend, dass zwölf Tage vergehen würden, bis er sie wiedersah. Er würde es niemals irgendjemandem gegenüber eingestehen, aber er war erleichtert. Es war, als habe er frei bekommen. Wenn sie bei ihm war, versuchte er nicht zu kiffen, und es klappte - so einigermaßen. Einen Abend jedenfalls war er clean geblieben, hatte ihn nur mit Wein und Bier verdünnt, nachdem sie eingeschlafen war.

Er war niemandes Vater. Er war Axel Steen auf direktem Kurs in die Katastrophe, zum absoluten Tiefpunkt seines Daseins.

Er feierte seine Freiheit mit einem Besuch bei den Dealern im Nørrebropark, kaufte drei Gramm und einen Joint. Dann machte er einen Abstecher zum Friedhof. Er betrat das Gelände durch das Tor an der Jægersbrogade, wo jemand Scheiß Bullenschweine auf die 270 Jahre alte Mauer geschrieben hatte - ein Gruß an ihn und seine Kollegen -, folgte dem grünen Schacht der Lindenallee vorbei an den Gräbern der Nonnen bis zu der gigantischen Trauerweide mit ihrer kuppelförmigen Krone. Bei Kløvedals Grab setzte er sich auf die Granitbank und zündete den Joint an. Nieselregen setzte ein. Zuerst konnte er ihn nur hören, ein tausendstimmiges Flüstern zwischen Blättern und Ästen, ein paar Augenblicke später spürte er den kühlen Film auf seiner Haut. Er suchte Schutz unter der Kuppel des großen Baumes, rauchte zu Ende und genoss die Ruhe, die seine Nervenbahnen wie eine Flüssigkeit durchströmte. Eine Weile blieb er an den Stamm der alten Weide gelehnt stehen, dem auch über Jahrzehnte eingeritzte Liebeserklärungen nichts hatten anhaben können. Er summte vor sich hin und schmolz auf seinen Nukleus zusammen. Schließlich raffte er sich auf und stolperte zurück zum Gehweg. Blind für seine Umgebung und nur auf sich selbst fixiert taumelte er durch das Viertel. Orientierungssinn und Bewusstsein kehrten erst zurück, als er vor dem Stefanshus stand. Er ging hinein, bestellte eine Tasse Kaffee und nahm sie mit nach draußen.

Der Himmel war grau, aber es war nicht kalt, jedenfalls nicht für September. Er rauchte und sah die Straße hinunter, die sich im Laufe der Jahre, die er im Viertel wohnte, radikal verändert hatte. Das Schlammloch, in dem sich Eltern schon vormittags auf ein paar Starkbier am Spielplatz trafen und mit schimmligen Gummibällen auf einen Köter warfen, den sie Satan nannten, hatte sich in ein ökologisch wertvolles Vorzeigewohngebiet mit blühender Zukunft verwandelt: Heutzutage war es voller Christiania-Bikes, Weinbars, Michelinrestaurants und junger Paare, die Chorizo und Merguez auf tragbaren Webergrills brieten und mit Quinoasalat und aus steingemahlenem Ölandmehl gebackenes Weizenbrot verzehrten, während ihre Kinder um sie herum spielten. Das Stefanshus war Opfer derselben Entwicklung geworden: Früher eine leidlich besuchte Billardkneipe mit staubigem Licht, noch staubigeren Barkeepern und einer Kundschaft aus Kleinkriminellen, Studenten, Stammsäufern und einer so überschaubaren Anzahl an Frauen, dass sie sofort auffielen, war es heute ein Bistro proppenvoll mit jungen Menschen beiderlei Geschlechts.

Als es zu regnen begann und schwere Tropfen auf seinen Tisch prasselten, ging er wieder hinein, setzte sich an den Tresen und bestellte ein Bier vom Fass. Er sah sich um. Junge Männer mit Kopfbedeckung, auf dem Sofa beim Fenster ein Mädchen, das wie er vor dem Regen geflohen war. Sie trug einen gelblichen Kunstpelz, Militärstiefel und eine schwarze Strumpfhose, hatte die Beine übereinandergeschlagen und las. Ihre Haut war blass, sie hatte kleine dunkle Sommersprossen und eine schwarze Pagenfrisur und dazu neugierige dunkelbraune Augen, die von dem Buch in ihren Händen tief beeindruckt schienen. Sie schien völlig in den Text vertieft zu sein und war sich augenscheinlich nicht bewusst, wie fasziniert Axel von ihr war. Der Pelz ließ sie üppig wirken. Sie trug ihn offen, und darunter spannte sich ein T-Shirt mit breiten schwarzen und weißen Streifen über ihren Busen. Sie hatte etwas Elegantes an sich und wirkte fehl am Platz unter den jungen Männern mit ihren lässigen Hängeärschen in den Jeans, den sorgfältig getrimmten Ziegenbärtchen, ihren Hüten aus buntem Leinen und den hässlichen Strickmützen, die ihn an die erinnerten, die ihm die älteren Jungen auf dem Schulhof immer vom Kopf gerissen und in irgendeine Pfütze geworfen hatten, damals in den Siebzigern. Sie war fehl am Platz, allerdings nicht so sehr wie Axel, der sich wie ein Fossil vorkam.

Er trank sein Bier aus und bestellte ein neues, nahm die Zeitungen, die rechts von ihm auf dem Tresen lagen, und blätterte sie planlos durch. Er überflog die Artikel zu einem Fall, in dem er und einige Kollegen ermittelt hatten, und wurde daran erinnert, dass man ihn wahrscheinlich dazu verdonnern würde, im Laufe der nächsten Woche der Anklage zu assistieren. Spektakulär war das Wort, das in den Beiträgen immer wieder fiel. Ein dreifacher Mord, ohne Opfer. Der Anführer der Blågårds-Platz-Gang, Moussa, war angeklagt, drei Morde an Rivalen im Kopenhagener Banden- und Drogenmilieu in Auftrag gegeben zu haben. Kronzeuge war ein Serbe namens Milo, ein früherer Freund Moussas, der in Belgrad im Gefängnis saß. Dem PET gegenüber, der sich zu Axels Unmut in die Sache eingemischt hatte, hatte er ausgesagt, Moussa habe ihn beauftragt, Kontakt zu einem serbischen Berufskiller herzustellen, der die drei Konkurrenten ausschalten sollte. Milos Aussage war das schwerste Geschütz, das sie gegen den Gangsterboss auffahren konnten. Der angebliche Berufskiller war von der serbischen Polizei verhört worden, bestritt aber, etwas mit der Sache zu tun zu haben oder überhaupt davon zu wissen, und es war weder dem PET noch dem Verbindungsoffizier der dänischen Polizei am Balkan möglich gewesen, den Mann selbst zu vernehmen. Axel kannte Milo aus dem Nørrebro-Milieu, wo er eine Bar betrieben hatte, die von Einwandererbanden und ihren Kontaktleuten in der Rockerszene frequentiert wurde. Er war ein beschränkter, geschwätziger und halb schizophrener Typ, der mal eine einigermaßen große Nummer im Milieu gewesen, inzwischen aber ziemlich tief gefallen war. Schätzte Axel ihn richtig ein, würde Milo aus Angst vor Moussa seine Zeugenaussage mit 180 km/h widerrufen, sobald er seinen Fuß in einen dänischen Gerichtssaal setzte, und seinen alten Freund von jedem Verdacht reinwaschen, aber davon wollten die PET-Leute nichts hören. Seit Jahren versuchten sie, Moussa und seine Organisation auszuhebeln, irgendwie mussten sie schließlich den enormen Ressourcenverbrauch rechtfertigen. Der PET verfügte über Informationen, zu denen nicht einmal Axel Zugang hatte, und das hatte sein Engagement in dieser Sache auf ein Minimum schrumpfen lassen. Er hasste Versteckspiele und Geheimniskrämereien, er war Mordermittler - und niemand war tot. Dass Moussa die drei Morde in Auftrag gegeben hatte, bezweifelte er keine Sekunde. Angeblich war der Deal geplatzt, weil man sich nicht auf einen Preis hatte einigen können. Moussa war der Meinung, fünfundsiebzigtausend pro Zielperson seien zu viel, also hatte er versucht, den Preis auf fünfundsiebzigtausend für alle drei Morde runterzuhandeln, was, wie man einräumen musste, eine großzügige Interpretation des Begriffs Mengenrabatt darstellte. Schließlich war der Killer einfach wieder nach Hause gefahren, was Moussa in heiße Wut versetzt hatte. So kalt und berechnend Moussa war, so impulsiv und amateurhaft wirkte er zuweilen. Der Prozess sollte in fünf Tagen beginnen, also lag der Presse die Anklageschrift mittlerweile vor, weshalb die Sache in sämtlichen Medien war. Axel schätzte Moussas Chance auf einen Freispruch hoch ein, neunzig zu zehn war sein Tipp, es sei denn, Milo lieferte den Bandenchef vor Gericht doch ans Messer. Aber es gab ein Detail, von dem er wusste, dass es Moussa nervös machte: Der Drogenkönig war kein dänischer Staatsbürger, und sollte er verurteilt werden, würde das zwangsläufig zu seiner Ausweisung führen.

Moussas Anwalt Adam Dudzik, ein zwielichtiger Typ, sprach von öffentlicher Hinrichtung. Axel war auf Anwälte ohnehin nicht gut zu sprechen, aber Dudzik war eine seiner absoluten Hassfiguren, weil er sich auch privat mit...
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Autor

Jesper Stein ist Journalist und arbeitete als Kriminalreporter in Kopenhagen. 2008 erschien sein Bestseller über Bent Isager-Nielsen, den Leiter der Sektion 1, dem dänischen Pendant zum FBI. Das Buch erklärt u.a., warum Dänemark die weltweit höchste Aufklärungsrate bei Mordfällen aufweisen kann. Jesper Stein lebt in Nørrebro, ist verheiratet und hat zwei Kinder. »Aisha« ist sein vierter Roman um den Kommissar Axel Steen. Eine Verfilmung der ersten drei Bände ist in Planung. Jesper Stein ist mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden, zuletzt mit dem »Goldenen Lorbeer«, dem wichtigsten dänischen Literaturpreis.Patrick Zöller studierte Skandinavistik, Neue Geschichte und Politikwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und an der Aarhus Universitet. Er hat mehrere Romane, darunter »Tochter des Lichts« von Anne Lise Marstrand-Jørgensen, sowie Kinder- und Jugendbücher aus dem Dänischen übersetzt.