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Erben ist tödlicher als sterben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
154 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.02.20161. Auflage
Man muß Shand zubilligen, daß er eine Spürnase hat. Mißbilligen muß man indes, daß er die Situation trotzdem verkennt: Zwar identifiziert er die Stimme am Telefon, zieht aber gefährlich falsche Schlüsse. Dennoch verrechnen sich die Gegner, denn ein Mann wie er findet letztlich immer die richtige Spur ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Douglas Enefer wurde 1910 in Birmingham geboren. Nachdem er einige Jahre für lokale und überregionale Zeitungen gearbeitet hatte, veröffentlichte er, teilweise unter den Pseudonymen John Powers, Paul Denver und Dale Bogard, in den 1960er Jahren zwei Serien von Kriminalromanen, die sich um den Detektiv Dale Shand bzw. den Inspektor Sam Bawtry drehten. Daneben arbeitete er auch als Autor für das Fernsehen. Er starb 1987 in seiner Geburtsstadt Birmingham.
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Produkt

KlappentextMan muß Shand zubilligen, daß er eine Spürnase hat. Mißbilligen muß man indes, daß er die Situation trotzdem verkennt: Zwar identifiziert er die Stimme am Telefon, zieht aber gefährlich falsche Schlüsse. Dennoch verrechnen sich die Gegner, denn ein Mann wie er findet letztlich immer die richtige Spur ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Douglas Enefer wurde 1910 in Birmingham geboren. Nachdem er einige Jahre für lokale und überregionale Zeitungen gearbeitet hatte, veröffentlichte er, teilweise unter den Pseudonymen John Powers, Paul Denver und Dale Bogard, in den 1960er Jahren zwei Serien von Kriminalromanen, die sich um den Detektiv Dale Shand bzw. den Inspektor Sam Bawtry drehten. Daneben arbeitete er auch als Autor für das Fernsehen. Er starb 1987 in seiner Geburtsstadt Birmingham.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105606483
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.02.2016
Auflage1. Auflage
Seiten154 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse912 Kbytes
Artikel-Nr.1897142
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Sie hielt den Hörer noch umklammert. Ich nahm ihn ihr weg und lauschte. Nichts, nur Knackgeräusche in der Leitung. Ich warf den Hörer auf die Gabel, trug die Ohnmächtige ins Wohnzimmer, legte sie auf die Couch und schob ihr ein Kissen unter den Kopf. Es war ein ziemlich großes Zimmer. Zu der flotten modernen Einrichtung gehörte auch eine kleine Bar mit zahlreichen Flaschen. Ich goß Weinbrand in ein Glas, stützte ihren Kopf mit dem rechten Arm und kippte ihr etwas davon zwischen die Zähne. Sie begann ruhiger zu atmen, dann riß sie plötzlich die Augen auf. Sie waren zu Tode erschrocken.

Ich stellte das Glas ab und fragte: »Was ist passiert, Mrs. Kapp?«

Sie schauderte. Dann setzte sie sich auf und flüsterte: »Es war Eddie ... er wollte mir etwas sagen ... er muß fort, sagte er. Und dann ... o Gott! Dann ... habe ich einen Schuß gehört.«

»Das haben Sie sich bestimmt nur eingebildet«, sagte ich.

»Es war ein Schuß, glauben Sie, ich habe es deutlich gehört ...«

»Vielleicht ist nur die Tür zugeschlagen.«

»Nein!« Ihre Stimme überschlug sich fast.

»Erzählen Sie mir genau, was passiert ist - was Sie gehört haben, Mrs. Kapp.«

Sie starrte mich ängstlich an. »Er hatte Angst ... Ich wußte gar nicht, daß er Angst haben kann. Und dann hat ihn jemand erschossen. Bestimmt, ich täusche mich nicht. Ich habe eine Stimme gehört, eine Männerstimme, die gesagt hat: Das ist für Carmel ... dann bin ich ohnmächtig geworden.«

Carmel. Der Name war so ausgefallen, daß sie ihn sich nicht ausgedacht haben konnte. Ich sah sie an. Eine dumme kleine Blondine mit einem Ehemann, der sie liebte. Eine jener unzufriedenen Frauen, mit denen der erstbeste Galan leichtes Spiel hat. Man findet sie zu Dutzenden. Wenn aber tatsächlich jemand Eddie Faye erschossen hatte, mußte die Polizei benachrichtigt werden.

»Von wo hat er denn angerufen? Aus seinem Büro?« fragte ich.

Sie nickte. »Ja. Er hat einen Vorführraum in einer Nebenstraße der Dreiundzwanzigsten Straße in der Nähe der Neunten Avenue. Autosalon Faye.«

»Gehen wir«, sagte ich. »Wenn Sie richtig gehört haben, muß ich die Polizei verständigen. Schaffen Sie es bis zu meinem Wagen?«

»Ja, aber vorher brauche ich noch etwas zu trinken.«

»Bitte.« Ich sah ihr zu, wie sie einen dreifachen Brandy auf einen Zug hinunterkippte.

Sie zog ihren Morgenrock aus und kam mit, wie sie war. Der enge Rock rutschte ihr immer wieder die Schenkel hinauf. Ich fuhr den West Broadway nach Norden, bog dann nach Westen ab und fuhr in nördlicher Richtung bis zur Kreuzung Siebente Avenue und Dreiundzwanzigste. In einer Nebenstraße war der Autosalon Faye. Die Buchstaben des Namens blinkten ständig in Rot und Grün auf, und auf den Wagen im Ausstellungsraum lag kaltes, weißes Licht - da standen Chevrolets, Plymouths, ein Lincoln Ford und ein Buick-Kabriolett, ganz ähnlich dem nicht mehr ganz so neuen, in dem Dale Shand, der bekannte Privatdetektiv, durch die Gegend kutschierte.

Die Glastüren des Ausstellungsraums waren abgeschlossen und machten den Eindruck, als wären sie auch verriegelt.

»Es gibt einen Nebeneingang«, sagte Lola Kapp. Ihre Stimme klang heiser vom Weinbrand oder von Angst oder von beidem. Ich fand den Eingang, eine schmale Tür und nicht verschlossen. Als ich sie öffnete, griff ich automatisch in die Innentasche meines Jacketts, aber ich hatte die 38er nicht dabei. Ich hatte ja nur einer ungetreuen Ehefrau ins Gewissen reden wollen, und dazu war mir eine Pistole überflüssig erschienen. Ich hörte, wie sie mir auf ihren hohen Absätzen folgte, und dann befanden wir uns in einem dunklen Korridor, an dessen anderem Ende ein Spalt Licht aufschimmerte. Die Tür, unter der das Licht herausfiel, war angelehnt. Ich schob sie auf und trat an die Wand zurück. Lola Kapp stand neben mir - ich hörte, wie ihr Herz klopfte.

Nichts.

Also ging ich hinein. Es war ein kleiner mit einem blauen Teppich ausgelegter Büroraum. An den Wänden lehnten vier Aktenschränke, ein Satz Autoreifen, noch in der Verpackung, und ein Schreibtisch mit zwei genau gleichen Drahtkörben für die Post standen in einer Ecke. Auf dem Schreibtisch war ein knallrotes Telefon, dessen Hörer an seiner Plastikschnur fast bis auf den Teppich herunterhing.

Ein noch junger Mann mit dichtem schwarzen Haar und einem sinnlichen Gesicht saß in einem Sessel hinter dem Schreibtisch, den Kopf zur Seite geneigt, als wollte er gerade etwas Wichtiges fragen. Aber er würde nie mehr etwas fragen, denn die Kugel hatte die Halsschlagader getroffen. Er hatte nur wenig geblutet, der Tod mußte auf der Stelle eingetreten sein.

Ich versuchte mich vor den Toten zu stellen, aber Lola Kapp hatte ihn schon gesehen. Sie wurde nicht ohnmächtig; sie stand wie angewurzelt da, mit weit aufgerissenem Mund und stieß einen nicht endenwollenden Schrei aus. Ich schlug sie auf die Wange. Sie hörte auf zu schreien. Sie lehnte sich an einen Aktenschrank und schluchzte still vor sich hin, die Hände vors Gesicht geschlagen. Ich zog den Hörer an der Schnur hoch und legte ihn auf die Gabel. Gerade wollte ich die Nummer der Polizei drehen, da klingelte der Apparat.

Lola Kapp nahm die Hände vom Gesicht und starrte mich an. Ich hob den Hörer ab, und eine Stimme sagte: »Kann ich bitte Mr. Faye sprechen?« Es war eine Mädchenstimme. Sie klang gebildet, aber auch aufgeregt.

»Ihr Name, bitte?« erwiderte ich.

»Betty Carmel.«

Meine Finger packten den Hörer automatisch fester. »Von wo sprechen Sie, Miss Carmel?«

Kurze Pause. Dann fuhr sie mit unsicherer Stimme fort: »Wer sind Sie? Ich möchte Mr. Faye sprechen.«

»Er ist gerade nicht da, Miss Carmel. Wenn Sie mir Ihre Nummer geben würden ...«

Sie stieß einen leisen Laut aus. Angst? Ich war nicht sicher. Dann knackte es - sie hatte aufgelegt.

Lola Kapp kam mit aufgelöstem Gesicht auf mich zu. »Haben Sie eben Carmel gesagt ...«

Ich gab ihr keine Antwort. Ich rief die Polizei an und ließ mich mit Captain Lou Magulies vom Zentral-Morddezernat verbinden. Magulies hörte mich an, ohne mich zu unterbrechen. Als ich geendet hatte, sagte er ganz ruhig: »Wir kommen sofort. Rühren Sie inzwischen nichts an - gar nichts.«

»Sie kennen mich doch, Lou.«

»Ja, ja«, sagte er lakonisch.

Lola Kapp wiederholte ihre Frage. Sie hatte aufgehört zu schluchzen und hatte sich allmählich wieder in der Gewalt. Aber sie sah den toten Eddie Faye nicht an.

»Es war jemand, der sich Betty Carmel nannte«, sagte ich.

Sie kniff die Augen zusammen. »Eine andere Frau«, flüsterte sie. »Vielleicht hatte er einmal etwas mit ihr, und sie hat erfahren, daß er ihr nicht treu war, und ihn erschossen.«

»Und ihn dann angerufen?« sagte ich. Aber immerhin, es war möglich. Es konnte ein Trick sein, um sich ein Alibi zu verschaffen. »Wie dem auch sei - die Polizei ist schon unterwegs.«

»Die Polizei!« Es war fast ein Stöhnen.

»Sie haben meinen Anruf doch gehört, Mrs. Kapp.«

»Ich will nicht in eine polizeiliche Ermittlung hineingezogen werden«, rief sie. »Mein Mann ...«

»Seien Sie still!« knurrte ich. »Sie haben auch nicht an ihn gedacht, als Sie mit Eddie Faye auf und davon sind.« Ich sah den Toten an. Sein Jackett stand offen, und in der Innentasche steckte ein Brief. Ich wickelte mir ein Taschentuch um die Hand, zog ihn heraus und las ihn.

Es war nur eine kurze Nachricht, ohne Anschrift. In gut lesbarer Handschrift stand auf einem Bogen hellblauen Papiers geschrieben: Liebling - ich muß Dich heute abend sehen. Ich komme um sieben vorbei. Bitte, sei da. Ich liebe Dich - Betty. Gerade als ich den Brief wieder in die Tasche geschoben hatte, traf die Polizei ein.

 

Eine Stunde später. Die Fotografen hatten ihre Blitzlichtaufnahmen gemacht, die Beamten von der Spurensicherung hatten alle in Frage kommenden Stellen mit Graphitpulver eingestäubt, Eddie Faye war in die Leichenhalle gebracht worden, und Dale Shand saß im Büro des Morddezernats in der Centre Street, in dem sich ein Privatdetektiv, der verhindern möchte, daß sein Klient in die Maschinerie der polizeilichen Ermittlungen gerät, nicht gerade wie im siebten Himmel fühlt.

Magulies trug wie immer seinen abgewetzten blauen Anzug. Er trug auch den undurchdringlichen Gesichtsausdruck, mit dem er allen Krisen des Lebens begegnet. Er ist ein großer, beweglicher Mann mit dichtem strohblonden Haar und kräftigen Händen und einer der klügsten Köpfe, die das Dezernat je hatte.

Er ließ seinen Stuhl ein wenig zurückkippen, steckte sich eine unangezündete Zigarette in den Mund und sagte freundlich: »Nun ist alles übersichtlich und klar - wie wir das gern haben.«

Ich reagierte mit einem Knurren.

Shoals, der unruhig im Zimmer auf und ab ging, wandte sich heftig zu uns herum und sagte: »Viel anfangen können wir damit nicht, Captain.« Shoals ist Detektiv im Leutnantsrang, ein hagerer Mann Mitte Dreißig, der bedeutend kräftiger und viel zäher ist, als er aussieht. Wir mögen uns nicht besonders, er und ich, und halten eine Art Waffenstillstand.

»Na, vielleicht doch«, meinte Magulies. »Bisher ist unser einziger Anhaltspunkt der Umstand, daß Mrs. Kapp durch das Telefon den Namen Carmel hörte, und dann Dale in Eddie Fayes Büro den Hörer abnahm und mit einer Frau sprach, die sich Betty Carmel nannte. Das ist nicht viel, aber immerhin etwas.«

Lola Kapp, die neben mir auf einem Stuhl saß und nervös mit ihren Fingern spielte, fragte: »Man...
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Douglas Enefer wurde 1910 in Birmingham geboren. Nachdem er einige Jahre für lokale und überregionale Zeitungen gearbeitet hatte, veröffentlichte er, teilweise unter den Pseudonymen John Powers, Paul Denver und Dale Bogard, in den 1960er Jahren zwei Serien von Kriminalromanen, die sich um den Detektiv Dale Shand bzw. den Inspektor Sam Bawtry drehten. Daneben arbeitete er auch als Autor für das Fernsehen. Er starb 1987 in seiner Geburtsstadt Birmingham.