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Auch reiche Witwen müssen sterben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
162 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.02.20161. Auflage
Eigentlich ist es ein ganz normaler Fall: Privatdetektiv Dale Shand soll die Freundin seines Mandanten suchen, die in New York verschwunden ist ... Doch etwas an der Geschichte macht ihn mißtrauisch. Wer verbirgt sich hinter dem Namen Malibu? Beim Versuch, das herauszufinden, bricht sich Shand beinahe den Hals ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Douglas Enefer wurde 1910 in Birmingham geboren. Nachdem er einige Jahre für lokale und überregionale Zeitungen gearbeitet hatte, veröffentlichte er, teilweise unter den Pseudonymen John Powers, Paul Denver und Dale Bogard, in den 1960er Jahren zwei Serien von Kriminalromanen, die sich um den Detektiv Dale Shand bzw. den Inspektor Sam Bawtry drehten. Daneben arbeitete er auch als Autor für das Fernsehen. Er starb 1987 in seiner Geburtsstadt Birmingham.
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Produkt

KlappentextEigentlich ist es ein ganz normaler Fall: Privatdetektiv Dale Shand soll die Freundin seines Mandanten suchen, die in New York verschwunden ist ... Doch etwas an der Geschichte macht ihn mißtrauisch. Wer verbirgt sich hinter dem Namen Malibu? Beim Versuch, das herauszufinden, bricht sich Shand beinahe den Hals ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Douglas Enefer wurde 1910 in Birmingham geboren. Nachdem er einige Jahre für lokale und überregionale Zeitungen gearbeitet hatte, veröffentlichte er, teilweise unter den Pseudonymen John Powers, Paul Denver und Dale Bogard, in den 1960er Jahren zwei Serien von Kriminalromanen, die sich um den Detektiv Dale Shand bzw. den Inspektor Sam Bawtry drehten. Daneben arbeitete er auch als Autor für das Fernsehen. Er starb 1987 in seiner Geburtsstadt Birmingham.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105605929
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.02.2016
Auflage1. Auflage
Seiten162 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse891 Kbytes
Artikel-Nr.1897151
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es war sieben Uhr abends, aber immer noch glühend heiß. Ich saß in meinem Büro und versuchte, meine Energie zu sammeln, um aufzustehen und zu gehen.

Ich fragte mich, warum ich überhaupt ins Büro gegangen war; kein Mensch tut das am Samstag. Es gibt keinen Grund dafür; das Telefon klingelt nicht, kein Besucher läßt sich blicken, keine hübschen Sekretärinnen legen einem die Post vor. Doch das tut bei mir auch sonst keine Sekretärin - ich habe nämlich einen Einmann-Betrieb und hole mir meine Post selbst aus dem Briefkasten. Eigentlich war das der Grund, warum ich hereingeschaut hatte - an einem Tag, an dem das Geschäftsviertel von New York wie ausgestorben ist.

Eine Fliege summte durchs offene Fenster herein, setzte sich auf die Schreibtischplatte, krabbelte hin und her und flog wieder hinaus, als ob es ihr in dem Büro nicht recht gefiel. Mir hing das Ganze auch ziemlich zum Halse heraus. Seit drei Wochen war kein Klient mehr aufgetaucht, und ich war ins Büro gegangen, um nachzusehen, ob vielleicht ein Brief von einer der Versicherungsgesellschaften gekommen war, die mich manchmal mit Nachforschungen beauftragen. Aber alles, was ich vorfand, war ein Brief von einem jungen Mann in Rochester, der mich bat, ihm mitzuteilen, wie man ein erfolgreicher Privatdetektiv wird. Als ob ich das wüßte.

Ich zog die unterste Schreibtischlade auf, um die Whiskyflasche herauszuholen, doch dann ließ ich´s lieber bleiben. Ich stand auf, trat ans Fenster und starrte auf das verlassene Bürogebäude gegenüber. Das unaufhörliche Dröhnen des Verkehrslärms drang durch die schwüle, feuchte Luft. Auf fernen Landstraßen beugten sich Menschen angespannt über Tausende von Lenkrädern, und endlose Ströme von Autos krochen dahin, doch sie schienen zu einer entlegenen, fremden Welt zu gehören. Weit draußen auf dem East River heulte klagend eine Schiffssirene. Der Laut hing zitternd in der stickigen Luft; dann übertönte ihn ein hohes Schrillen. Jemand hatte meine Telefonnummer gewählt - an einem Tag, an dem kein normaler Mensch in einem Büro anrief.

Ich ging hin und nahm den Hörer ab.

»Mr. Shand?« fragte aufgeregt eine Männerstimme.

»Mr. Dale Shand?«

»Am Apparat«, sagte ich. »Was kann ich für Sie tun?«

»Gott sei Dank, daß Sie da sind, Mr. Shand - ich hatte fast nicht damit gerechnet. Ich muß Sie sprechen. In einer sehr dringenden Angelegenheit. Es geht um mein Mädchen ...«

»Um Ihre Tochter?«

»Um mein Mädchen, sagte ich. Sie scheint in Schwierigkeiten zu sein. Nein, nicht so wie Sie vielleicht denken ...«

»Ich denke überhaupt nichts, außer, wer Sie wohl sind.«

»Ach ja - nennen Sie mich Malibu.«

»Wo können wir uns denn mal treffen, Mr. Malibu?«

»Am besten in Nicks Bar in der Greenwich Avenue. Sagen wir, in einer Stunde. Übrigens, Sie könnten sich leicht tausend Dollar verdienen.«

»Okay. Woran erkenne ich Sie?«

»Ich wiege hundertsechsundneunzig Pfund und habe eine Glatze.«

»Dann erkenne ich Sie bestimmt, Mr. Malibu«, sagte ich und legte auf.

Ich zündete mir eine Zigarette an. Dieser Malibu schien ein Verrückter zu sein, aber wenn man einen ganzen langen heißen Tag mit keinem Menschen gesprochen und drei Wochen ohne Arbeit dagesessen hat, dann ist auch ein Verrückter nicht zu verachten - vor allem, wenn er einem tausend Dollar anbietet.

Ich machte das Fenster zu, ging durch das winzige Vorzimmer, wo meine Klienten zu warten und ungeduldig an den Nägeln zu kauen pflegen. Ich drückte auf den Aufzugsknopf. Nach einer Weile kam der Lift, die Eisentür sprang auf, und ich stieg ein. Der Hausmeister saß drin; ein uralter Mann mit einem Gesicht wie ein runzliger Apfel. Er kaute an einer leeren Pfeife, deren Stiel mit Gummiband umwickelt war, damit er sie mit seinem zahnlosen Mund festhalten konnte. Er saß auf einem zerschlissenen Lederschemel, steif und regungslos, als ob er mit ihm verwachsen wäre.

»Heiß, Mr. Shand«, sagte er mit zittriger Stimme.

»Tatsächlich? Hab ich noch gar nicht gemerkt, Paps.«

Ich nahm ihm die Pfeife aus dem Mund, holte meinen Tabaksbeutel hervor und füllte sie. Er sah mir wie immer schweigend zu, denn das Füllen von Ed Albinsons Pfeife hat sich im Lauf der Zeit zu einem selbstverständlichen Ritual entwickelt, das keines Kommentars bedarf.

Nachdem er sich die Pfeife wieder in den Mund gesteckt hatte, sagte er: »Gehen Sie aus, Mr. Shand?«

»Nicht direkt.«

»Wie alt sind Sie?«

»Am nächsten Thanksgiving Day werde ich neununddreißig.«

»Dann sind Sie doch noch jung genug.«

»Jung genug wozu?«

Er zündete ein Streichholz an, hielt es über den Pfeifenkopf, nuckelte daran und stieß eine große Rauchwolke aus. »Ich war mit meiner Frau achtunddreißig Jahre lang verheiratet, bevor sie starb, und so hab ich nie die Gelegenheit gehabt«, krächzte er. »Ganz verrückt machen sie einen, all die jungen Dinger mit ihren dünnen Sommerkleidern. Wenn ich fünfundzwanzig Jahre jünger wäre ...«

»Sie sind ein alter Lüstling, Paps.«

»Was ist das?«

»Ein Mann, der sämtlichen Röcken nachrennt und glaubt, er muß mit jeder ins Bett steigen.«

»Dazu bin ich ja zu alt«, sagte er traurig. »Ich könnte mit einer Frau nichts mehr anfangen, selbst wenn sie wollte. Aber so alt, daß ich nicht mehr dran denke, so alt bin ich auch wieder nicht.«

»Sie scheinen ziemlich viel dran zu denken. Schämen Sie sich.«

»Warum schämen? Lassen Sie sich eins sagen, mein Junge: Halten Sie sich ran, solange es geht. Sonst wird´s Ihnen eines Tages leid tun.«

Der Lift war im Parterre angelangt. Er machte die Gittertür auf und sagte: »Vielen Dank für das Trinkgeld.«

Ohne zu wissen warum, stopfte ich eine zusammengefaltete Dollarnote in seine Jackentasche. Dann ging ich hinaus. Mein vier Jahre altes Buick-Kabriolett stand hinter dem Bürogebäude, doch bis zur Greenwich Avenue war es nicht weit, und ein bißchen Bewegung würde mir sicher ganz guttun.

Als ich ein Stück gegangen war, schaute ich auf die Uhr. Bis zu meinem Rendezvous mit Malibu in Nicks Bar waren noch fast vierzig Minuten Zeit. Ich blieb stehen und ging fünf ausgetretene Stufen hinunter in ein anderes Lokal, eine Kellerbar, in der Fernsehregisseure mit Verdauungsstörungen, Drehbuchschreiber mit Magengeschwüren und impotente Zeitungsreporter mit Schriftstellern, die demnächst ihren ersten Roman schreiben, und Stückeschreibern, die in nächster Zukunft die Bühnen der Welt erobern werden, zusammenhocken.

Es war jedoch noch zu früh, und die Kneipe war leer wie das Herz eines Gebrauchtwagenhändlers. Ich setzte mich in eine der Nischen, bestellte einen Scotch und ein Bier und starrte düster vor mich hin. Wenn ein Mann in die Vierziger kommt, dann sollte er einen ordentlichen Beruf, einige Ersparnisse, ein sicheres Einkommen, ein Heim, eine Frau und Kinder haben. Was ich hatte, waren neuntausend Dollar auf der Bank, die schnell zusammenschmolzen, eine Lebensversicherung, die kein Mensch einkassieren würde, wenn ich vor meinem sechzigsten Geburtstag in Ausübung meines Berufes abgeknallt wurde, ein kleines Apartment statt eines Heims und keine Frau. Vor etwa zehn Jahren war ich aus dem Mittelwesten nach New York gekommen, voll Entschlossenheit und Hoffnung und Ehrgeiz. Ich hatte zuerst als Zeitungsreporter und dann als Ermittlungsbeamter bei der Staatsanwaltschaft gearbeitet, wo ich mich jedoch wegen meiner genialen Begabung, in ein Fettnäpfchen nach dem andern zu treten, nicht lange halten konnte. Schließlich wurde ich Privatdetektiv - eine überaus saure Art, sich seine Brötchen zu verdienen. Hin und wieder kriegt man eine dicke Erfolgsprämie von einem reichen Klienten, doch längst nicht oft genug, um auch nur den Grundstock zu einem Vermögen legen zu können. Und bei den armen Klienten muß man schon heilfroh sein, wenn sie unter Ächzen und Stöhnen die ermäßigten Honorare abstottern, die man ihnen zugesteht.

Oft genug kommt es vor, daß man einen Auftrag zurückgeben muß, weil der Fall zu schwierig ist und sich einfach nicht lösen läßt. Und manchmal gerät man bei seinen Ermittlungen in die seltsame Halbwelt der Berufsverbrecher; nicht der altmodischen Gangster, die mit der Prohibition verschwunden sind, sondern ihrer glattrasierten und elegant gekleideten Erben und Nachfolger, die jedoch nicht weniger gefährlich sind, so daß man immer damit rechnen muß, daß in irgendeiner schwülen Nacht wie dieser im Dunkeln eine Kanone aufblitzt und man nie in den Genuß seiner Lebensversicherung kommen wird. Doch das ist ein Risiko, das nun mal zu diesem Beruf gehört. Schließlich hat er auch seine Vorteile. Vor allem den, daß man nicht endlose Stunden lang unter den Augen eines widerlichen Chefs am Schreibtisch zu hocken braucht. Man ist ein freier Mensch oder bildet sich das zumindest ein; man hat die Freiheit, sich mit dicken, kahlköpfigen Männern namens Malibu heimlich in einer Bar zu treffen.

Ich kippte rasch den Scotch hinunter und griff eben nach dem kalten Bier, als ich in der Nische nebenan ein Geräusch hörte. Und dann sagte eine Mädchenstimme: »Ich hab nein gesagt, George, und dabei bleibt´s.«

Und eine Männerstimme, eine kultivierte Stimme, die einem jungen Schriftsteller oder Maler oder vielleicht einem aufstrebenden Buchhalter gehören konnte, antwortete: »Entschuldige vielmals, Cathy, ich wollte dich nicht beleidigen ...«

»Das weiß ich, und so hab ich´s auch nicht aufgefaßt«, unterbrach sie ihn. »Aber ich möchte, daß du dir endlich mal darüber klar bist.«

»Selbstverständlich. Möchtest du noch...
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Autor

Douglas Enefer wurde 1910 in Birmingham geboren. Nachdem er einige Jahre für lokale und überregionale Zeitungen gearbeitet hatte, veröffentlichte er, teilweise unter den Pseudonymen John Powers, Paul Denver und Dale Bogard, in den 1960er Jahren zwei Serien von Kriminalromanen, die sich um den Detektiv Dale Shand bzw. den Inspektor Sam Bawtry drehten. Daneben arbeitete er auch als Autor für das Fernsehen. Er starb 1987 in seiner Geburtsstadt Birmingham.