Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Die Wahrheit kennst nur du

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Carlsen Verlag GmbHerschienen am28.07.2017Auflage
Als Jill in einem Krankenhaus aufwacht, kann sie sich an die letzten sechs Wochen ihres Lebens nicht erinnern. Nicht an die Studienreise nach Italien mit ihrer besten Freundin Simone und nicht an den folgenschweren Autounfall, bei dem Simone ums Leben kam. Nach dem Unglück ließ Jills reicher Vater sie zurück in die USA fliegen und neben Ärzten stehen plötzlich auch Anwälte und PR-Berater an ihrem Bett. Denn der Unfall war möglicherweise gar kein Unfall - und Jill steht unter Mordverdacht. Ein packender Psychothiller mit überraschenden Wendungen

Während ihrer Jugend träumte Eileen Cook oft davon, jemand anderes oder an einem anderen Ort zu sein - was sich als das perfekte Training für eine angehende Autorin herausstellte. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Vancouver, gibt Schreibkurse und ist froh darüber, ganz sie selbst zu sein.
mehr

Produkt

KlappentextAls Jill in einem Krankenhaus aufwacht, kann sie sich an die letzten sechs Wochen ihres Lebens nicht erinnern. Nicht an die Studienreise nach Italien mit ihrer besten Freundin Simone und nicht an den folgenschweren Autounfall, bei dem Simone ums Leben kam. Nach dem Unglück ließ Jills reicher Vater sie zurück in die USA fliegen und neben Ärzten stehen plötzlich auch Anwälte und PR-Berater an ihrem Bett. Denn der Unfall war möglicherweise gar kein Unfall - und Jill steht unter Mordverdacht. Ein packender Psychothiller mit überraschenden Wendungen

Während ihrer Jugend träumte Eileen Cook oft davon, jemand anderes oder an einem anderen Ort zu sein - was sich als das perfekte Training für eine angehende Autorin herausstellte. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Vancouver, gibt Schreibkurse und ist froh darüber, ganz sie selbst zu sein.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783646929140
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum28.07.2017
AuflageAuflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2432 Kbytes
Artikel-Nr.2144310
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 01


Piep. Piep. Piep. Piep.

Ich bin keine Frühaufsteherin. Und das ist noch eine Untertreibung.

Irgendwie konnte meine Hand nicht die Energie aufbringen, den Wecker auszustellen. Ich zupfte an der Bettdecke herum. Sie fühlte sich irgendwie komisch an. So dünn.

Das ist nicht mein Bett.

Bei der Erkenntnis wurde mir mulmig zumute. Ich musste woanders geschlafen haben. Hoffentlich hatte ich meiner Mom Bescheid gesagt. Ich wurde unruhig. Wenn nicht, würde sie mir sicher die Hölle heißmachen, weil ich nicht nach Hause gekommen war. Sie war sowieso schon sauer wegen ...

Mein Kopf war komplett leer. Ich wusste nicht mehr, warum sie sich über mich geärgert hatte. Ich konnte mich nur noch an den Streit erinnern. Ich hatte die Tür geknallt und Mom hatte gesagt, sie würde die Tür herausnehmen, wenn ich das noch mal machen würde, aber an den Grund für den Streit konnte ich mich nicht erinnern.

Er lag mir quasi auf der Zunge, aber ich konnte ihn nicht greifen. Jedes Mal, wenn ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, entglitt er mir wieder.

Piep. Piep. Piep. Piep.

So ein nerviger Wecker. Er klang selber, als wäre er noch nicht ganz wach; ein träges, verschlafenes Piepen, aber laut genug, dass man es nicht ignorieren konnte. Alles, was ich wollte, war weiterschlafen.

Ich war völlig groggy. Sogar meine Haut fühlte sich müde an.

Ich schluckte und verzog das Gesicht, denn meine Kehle war völlig ausgedörrt. Ich kann mich gar nicht erinnern, letzte Nacht gefeiert zu haben. Was habe ich bloß getrunken? Mein Magen drehte sich einmal um sich selbst. Ich musste mich stark zusammenreißen, um mich nicht zu übergeben. Wahrscheinlich hatte Simone mich wieder zum Schnapstrinken überredet. Sie kam immer auf so bescheuerte Ideen. Ich versuchte mir einzureden, dass ich keine Angst hatte, aber es war echt seltsam, dass ich mich an überhaupt nichts erinnern konnte. Vielleicht hatte mir jemand was ins Glas gekippt? Mom hatte mir mal einen Artikel über Knock-out-Tropfen geschickt und ich hatte die Augen verdreht, weil ich dachte, dass mir so was nicht passieren könnte. Aber nun kam es mir nicht mehr so blöd vor.

Jetzt flipp nicht aus. Es ist alles gut. Du musst bloß herausfinden, wo du hier bist.

Ich zwang mich die Augen aufzumachen. Es kratzte, als hätte ich meine Augäpfel in Sand gewendet, bevor ich sie mir wieder in die Höhlen gesteckt hatte. Im Zimmer war es viel zu hell. Ich konnte nichts richtig erkennen. Da war ein Fenster mit hochgezogenen Jalousien, durch das strahlender Sonnenschein drang. Es sah eher aus wie Mittag als wie früher Morgen.

Piep. Piep. Piep. Piep.

Ich wollte mich zum Wecker umdrehen, aber sobald ich den Kopf bewegte, schoss mir ein stechender Schmerz durch den Schädel, als würde der Zahnarzt direkt in mein Gehirn bohren. Ich stöhnte und sah alles verschwommen.

Nachdem ich ein paarmal geblinzelt hatte, stellte ich fest, dass das Piepen gar nicht von einem Wecker kam. Es war ein Gerät, das über Plastikschläuche mit mir verbunden war, die über das Bettgitter in einer Nadel zusammenliefen, die wiederum in meinem Handrücken steckte. Sie war mit einem durchsichtigen Pflaster dort festgeklebt und meine Haut darunter sah faltig und alt aus.

Ich war im Krankenhaus.

Mein Herz setzte einen Schlag aus. Etwas Schlimmes musste passiert sein. So schlimm, dass ich ins Krankenhaus gekommen war.

»Bleiben Sie diesmal bei uns?«

Ich wandte mich ganz langsam um, weil ich nicht wieder das Stechen im Kopf spüren wollte. Eine Frau beugte sich über mich. Sie trug einen knallgelben Kittel und um ihren Hals hing ein Stethoskop. Es sah fast so aus wie ... Doch das Wort entglitt mir. Weg. Ich versuchte mich zu konzentrieren. Es sah aus wie eine ... Schlange. Das war nicht das Wort, das ich suchte, aber es fiel mir einfach nicht ein. Und je mehr ich nachdachte, desto stärker wurden meine Kopfschmerzen. Ich machte den Mund auf, um sie zu fragen, wie das richtige Wort hieß, aber es kam kein Ton heraus. Mein Herz begann zu rasen und meine Hände ballten sich zu Fäusten.

»Ganz ruhig«, sagte sie und legte ihren kühlen Handrücken auf meine Stirn. »Es ist alles in Ordnung mit Ihnen.«

Ich wusste, dass überhaupt nichts in Ordnung war, aber ich wollte nicht zickig rüberkommen. Die Frau machte einen netten Eindruck. Das sah ich an ihren Augen. Das kann ich gut. Den Charakter eines Menschen an seinen Augen erkennen. Das Fenster zur Seele, wie mein alter Freund, der große Will Shakespeare, gesagt hatte. Über dieses Zitat hatte ich im Jahr zuvor einen Essay geschrieben und den Schreibwettbewerb meines Schulbezirks gewonnen. Der Preis war zwar nur mit fünfzig Dollar dotiert, aber ich hatte eine Urkunde erhalten, die man durchaus einrahmen und an die Wand hängen konnte. Ich hatte so getan, als wäre es keine große Sache, aber in Wirklichkeit war ich ziemlich stolz.

»... Sie sind?«

Ich blinzelte. Ich hatte nicht mitbekommen, was sie gesagt hatte. Ich wurde rot. Sie hielt mich bestimmt für einen ungehobelten Trampel. Sie sah mich an und wartete auf eine Antwort. Ich schluckte erneut. Was hätte ich nicht alles gegeben für eine eiskalte Flasche Mineralwasser aus dem Getränkeautomaten neben dem Fitnesscenter.

»Na gut, versuchen wir es anders. Wissen Sie, wie Sie heißen?«, fragte sie.

Sollte das ein Witz sein? Ob ich wusste, wie ich hieß? Wusste sie nicht, mit wem sie es zu tun hatte? Stipendiatin des National Merit-Programms. 100 Punkte in Ms Harmers Chemie-Unterricht, was es in der gesamten Geschichte der Schule noch nie gegeben hatte. Gewinnerin des Debattier-Wettbewerbs, beste Rednerin im Bundesstaat und aller Wahrscheinlichkeit nach Jahrgangsbeste, wenn nicht Eugene Choo noch an mir vorbeizog. Ich wollte zwar nicht, dass er durchfällt, aber wenn er ab und zu statt 100 Punkten mal nur 89 für eine Arbeit bekommen würde, wäre ich nicht allzu traurig darüber.

Ob ich wusste, wie ich hieß? Das würde ich gerade noch hinkriegen.

»Jill«, krächzte ich. Meine Stimme klang, als würde ich täglich mehrere Päckchen Zigaretten rauchen und regelmäßig mit Kies gurgeln.

Sie lächelte zufrieden und ich spürte, wie mich ein absurder Stolz überkam, der sich immer einstellte, wenn ich eine Frage richtig beantwortete. Ich musste wirklich mal was gegen meinen Drang tun, mich bei jedem einzuschleimen. Man muss ja nicht ständig nach Bestätigung gieren. Simone warf mir das auch immer vor.

Sie würde sicher ausflippen, wenn sie hörte, dass ich im Krankenhaus war. Und sie würde mir einen neuen Pyjama von PINK mitbringen, damit ich dieses widerliche Krankenhaushemd ausziehen konnte, das wahrscheinlich zuletzt ein alter Mann mit Inkontinenz getragen hatte. Oder einer, der darin gestorben war.

E-kel-haft.

Simone würde mir auch einen Stapel ihrer Lieblingszeitschriften bringen. Sie würde sagen, ich soll zur Seite rücken, damit sie sich auf die Bettkante setzen konnte, um ein Foto zu machen, das sie dann im Internet posten würde. Alles wäre wieder besser, wenn sie da wäre. Simone hatte solch eine Wirkung auf Menschen. Sie würde aus der ganzen Sache ein Abenteuer machen. Plötzlich zog sich mein Hals zusammen und ich hatte das Gefühl, ich müsste gleich weinen. Ich wollte so sehr, dass sie kommt, dass meine Brust wehtat.

»Ich werde den Arzt holen«, sagte die Krankenschwester. »Viele Leute werden sehr froh sein, dass Sie wieder da sind.«

Ich wollte nicken, doch als ich begann, meinen Kopf zu bewegen, kam der Schmerz wieder, also hörte ich auf. Als sie aus dem Zimmer ging, machte ich die Augen zu. Ich war auch froh, wieder da zu sein.

Ich wünschte nur, ich hätte gewusst, wo ich vorher gewesen war.

»Klopf, klopf.«

Ich spürte einen stechenden Schmerz in meinem Fuß und riss die Augen auf. An meinem Bett stand ein Typ in einem Arztkittel. Bevor ich etwas sagen konnte, stach er eine große Nadel in meine Fußsohle.

Geht´s noch?!

»Spüren Sie das?« Er streckte die Hand nach meinem Fuß aus und ich zog ihn weg. Finger weg!

Erst lächelte er und dann lachte er. Ein fröhlicher Sadist. »Anscheinend spüren Sie es. Können Sie sich an mich erinnern?« Er kam näher, bis er direkt neben mir stand. Seine Haare waren gelockt und standen zu allen Seiten ab wie bei einer Pusteblume. Er sah ein bisschen aus wie ein Clown oder ein trotteliger Onkel, der immer lahme Witze riss und an den Feiertagen einen Weihnachtspullover mit einem Rentier drauf trug, ohne das ironisch zu meinen.

Freak-Alarm. Ich...
mehr

Autor

Während ihrer Jugend träumte Eileen Cook oft davon, jemand anderes oder an einem anderen Ort zu sein - was sich als das perfekte Training für eine angehende Autorin herausstellte. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Vancouver, gibt Schreibkurse und ist froh darüber, ganz sie selbst zu sein.Bettina Arlt ist Literaturübersetzerin und überträgt seit 2001 Theaterstück und Romane aus dem Englischen und Französischen ins Deutsche. Außerdem fertigt sie Untertitel für Spielfilme und Fernsehserien an und arbeitet als Dolmetscherin und Sprecherin. Sie lebt in Düsseldorf.