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Der Pate läßt bitten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
174 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am28.04.20171. Auflage
Das Haus muß weg - und wer das nicht begreifen will, begibt sich in tödliche Gefahr, denn der Baulöwe schreckt auch vor Mord nicht zurück. Ein Fall für Margaret Binton, Amerikas Miss Marple. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Richard Barth ist ein US-amerikanischer Krimi-Autor, dessen bekannteste Reihe von einer amerikanischen Version der Miss Marple handelt. Ähnlich wie ihr Vorbild, ermittelt auch die rüstige Margaret Binton gerne auf eigene Faust - und das vorzugsweise in ihrer Heimatstadt New York.
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Produkt

KlappentextDas Haus muß weg - und wer das nicht begreifen will, begibt sich in tödliche Gefahr, denn der Baulöwe schreckt auch vor Mord nicht zurück. Ein Fall für Margaret Binton, Amerikas Miss Marple. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Richard Barth ist ein US-amerikanischer Krimi-Autor, dessen bekannteste Reihe von einer amerikanischen Version der Miss Marple handelt. Ähnlich wie ihr Vorbild, ermittelt auch die rüstige Margaret Binton gerne auf eigene Faust - und das vorzugsweise in ihrer Heimatstadt New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105617663
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum28.04.2017
Auflage1. Auflage
Seiten174 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1141 Kbytes
Artikel-Nr.2362888
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

»Vor zweiundvierzig Jahren bin ich dort eingezogen«, erklärte Thelma über ihrer dampfenden Tasse Tee. »Gute und böse Zeiten habe ich dort erlebt, aber es war immer mein Zuhause. Und ich sehe nicht ein, weshalb ich mich jetzt hinaussetzen lassen soll.« Sie saß mit Margaret in Squire´s Coffee Shop, zwei Häuserblocks von der Kirche entfernt. Es war ungewöhnlich, daß sie nach einer Runde Bingo dort Station machten, aber Margaret hatte darauf bestanden.

Normalerweise wäre sie um diese Zeit zu Hause gewesen und hätte es sich in ihrem weinroten Morgenrock, den Fellpantoffeln und dem grobmaschigen schwarzen Haarnetz, das sie im Bett trug, bequem gemacht. Doch wenn ein Freund in Not war, konnte Margaret nie nein sagen. Nach dem Tod ihres Mannes Oscar war sie in der Wohnung in der westlichen 81. Straße, nicht weit vom Broadway, wo sie viele Jahre glücklich miteinander verbracht hatten, geblieben. Was sie in Gang hielt, war ihr aktives Interesse für die Probleme und Vorkommnisse in der Nachbarschaft, und ihr geschicktes Vorgehen als Amateurdetektivin in drei Mordfällen hatte ihr sogar die widerwillige Bewunderung zweier Polizeibeamter, David Schaeffer und Sam Morley, eingetragen.

Doch am glücklichsten war Margaret, wenn sie nach ihrer alltäglichen Routine leben konnte. Sie saß mit ihrer Freundin Bertie in der Sonne oder setzte sich einen ihrer kleinen Hüte auf und begab sich zum Florence-C.-Bliss-Seniorencenter. Die Abende waren für die Lektüre von Kriminalromanen reserviert oder für einen gelegentlichen Gang ins Thalia, wenn dort alte Filme liefen. Doch im Augenblick hatte es den Anschein, als sei es mit diesem Frieden vorbei.

»Man will dich auf die Straße setzen?« fragte Margaret, beugte sich vor und schaute die andere Frau freundlich an. Thelma war wie Margaret Anfang Siebzig, gestand aber höchstens neunundsechzig ein, womit vielleicht ihr grellgefärbtes Haar erklärt war. Nicht erklärt waren damit ihre weiten Röcke im Stil der fünfziger Jahre, deren Saum nur eine Handbreit über ihren Fesseln endete. Margaret hatte nicht viel für modische Neuerungen übrig, hielt sich aber doch an die jeweils vorherrschende Rocklänge.

»Ja, weil man meine Wohnung haben will«, erklärte Thelma und trank einen Schluck Tee. »Meine, und die von Angelo. Wir sind die letzten.«

Margaret gab einen Teelöffel Zucker in ihren Tee und rührte um. Sie wartete, bis die kreisende Flüssigkeit zur Ruhe gekommen war, und griff dann nach der Tasse.

»Und wer steckt dahinter?«

Thelma hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Irgendeine Firma - Mantex Management. Das ist die neue Verwaltung, die jetzt die Miete kassiert. Ich wollte sie anrufen, aber sie steht nicht im Telefonbuch.«

»Stehst du nicht unter Mieterschutz? Dann kann man doch nicht einfach nach Belieben die Miete erhöhen?«

»Oh, um die Miete geht es nicht.« Thelma schüttelte den Kopf. »Paß auf, der Rest des Hauses steht jetzt leer, alle zweiundzwanzig Wohnungen. Nur Angelo Varonetti und ich halten noch aus. Ein sechsstöckiges Haus, in dem wir beide uns verlaufen. Nein, die Firma will das Gebäude abreißen lassen, aber vorher muß es leer sein.« Sie sah sich vorsichtig um und senkte die Stimme. »Anfangs, vor etwa zwei Jahren, war das noch nicht klar. Als die Jungen auszogen, vermietete Mantex ihre Wohnungen nicht mehr weiter. Vor sechs Monaten waren wir nur noch zehn, alle unter Mieterschutz, und dann begannen diese scheußlichen Vorfälle.«

Margaret steckte sich die letzte Zigarette an und inhalierte tief. »Was hat man euch denn angetan?« fragte sie.

»Du solltest eher fragen, was man uns nicht angetan hat. In Bernsteins alter Wohnung im dritten Stock ließ man eine Rockgruppe üben. Selbstverständlich beschwerten wir uns, aber bis wir die Polizei dazu gebracht hatten, dafür zu sorgen, daß wenigstens abends Ruhe herrschte, waren die Wilovs ausgezogen. Wir halten das nicht mehr aus , sagte Polly Wilov. Tja, und das war erst der Anfang.« Thelma trank ihren Tee aus und stellte die Tasse geräuschvoll hin. Beim Weitersprechen spielte sie nervös mit einer Haarsträhne. »Einen Monat später entdeckten wir praktisch gleichzeitig, daß alle unsere Wohnungen mit Kakerlaken verseucht waren. Und damit meine ich nicht das vereinzelte Insekt, an das wir uns ohnehin schon gewöhnt hatten. Ich rede von einer Invasion. Drei habe ich in meinem Bett gefunden«, fügte sie hinzu und schüttelte sich. »Offenbar hatte jemand mehrere tausend mitgebracht und im Treppenhaus losgelassen. Damals versuchte ich, bei Mantex anzurufen, konnte die Firma aber im Telefonbuch nicht finden.«

»Wie ekelhaft«, meinte Margaret.

»Also riefen wir den Kammerjäger. Der sprühte überall im Haus, und der Gestank war so schlimm, daß wir es den ganzen Tag nicht betreten konnten. Und am Abend lief man überall auf toten Insekten herum. Gut, dachten wir, jetzt haben wir gewonnen. Zwei Tage später aber tauchte eine neue Armee Kakerlaken auf - zwei holte ich aus meiner Haarbürste. Und da meinten die Pearles, es sei Zeit für einen Umzug nach Miami.« Thelma gab ihre Haarstranne frei und ballte die Faust. Margaret fiel zum ersten Mal auf, daß sie leicht arthritisch geschwollene Knöchel hatte.

»Minnie Pearle war meine beste Freundin. Ich war unglaublich wütend.«

»Kann ich dir nicht verdenken. Habt ihr nicht wieder die Polizei verständigt?«

»Wegen Kakerlaken in New York? Da hätte man uns doch nur ausgelacht. Nein, an die Polizei wandten wir uns erst wieder, als die Heizung abgestellt wurde. Und zwar im Januar.«

»Aber das ist doch illegal!«

»Allerdings«, fuhr Thelma fort. »Draußen herrschten vier Grad minus, und im Haus waren es nach ein paar Stunden nur noch acht Grad. Geraldo sagte, am Heizkessel sei eine Rohrverbindung undicht geworden.« Sie beugte sich vor.

»Das ist der unangenehme Hausverwalter, der einmal in der Woche vorbeikommt und nie ein freundliches Wort für uns übrig hat. Wie auch immer, bis der Kessel repariert war, hatten sich alle außer Angelo, Fran und mir entschlossen auszuziehen. Wir heizten mit den Backöfen unserer Küchenherde und hofften, daß nichts in die Luft fliegen möge. Dann setzten wir uns zusammen und beschlossen, uns zu wehren. Die Schrotthändler umschwärmten das Haus wie Ameisen den Honig. Die haben nämlich einen sechsten Sinn und riechen, wenn ein Gebäude kurz vorm Abriß steht. Nachdem sie alles Metall herausgerissen haben, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Wasser eindringt und die Fußböden einbrechen.«

»Und wie habt ihr euch gewehrt?« fragte Margaret.

»Wir sicherten die Türen aller leerstehenden Wohnungen mit Vorhängeschlössern und ließen unten in der Haustür ein neues Schloß einsetzen. Dann hängte Angelo in allen Wohnzimmern Lampen auf. Den Strom mußte er aus den Steckdosen im Treppenhaus nehmen, weil ihn die Elektrizitätsgesellschaft sonst überall abgestellt hatte. Eine Zeitlang sah das Haus wieder normal aus, und die Schrotthändler verzogen sich. Dann hängten wir aus Angelos Wohnzimmerfenster ein Laken, auf dem in Riesenlettern Mietstreik stand, und warteten ab, was nun passieren würde. Das war Ende Februar.« Sie lächelte schief. »Ende April war Fran fort.«

»Einfach so?«

Thelma nickte. »Sie konnte die laute Musik, die Kakerlaken, die Kälte im Haus, die eingefrorenen Wasserleitungen und die herumlungernden Schrotthändler einfach nicht mehr ertragen. Und die Angriffe auch nicht.«

»Das ist aber nun wirklich zuviel! Willst du damit sagen, daß sie körperlich angegriffen wurde?«

»Nein, so grob ging man nicht vor.« Thelma hielt eine vorbeigehende Kellnerin an der Schürze fest. »Würden Sie mir bitte ein Stück Apfelkuchen aufwärmen? Magst du auch eins, Margaret?« Margaret schüttelte den Kopf. Sie war zu sehr in die Geschichte vertieft und auf ihren Ausgang gespannt. Thelma schloß die Augen und schwieg ein paar Sekunden lang.

»Es fing ganz langsam an - nicht nur bei Fran, sondern bei uns allen. Ich ging auf einer belebten Straße, und jemand stieß mit mir zusammen. Das ist natürlich schon Hunderte von Malen vorgekommen, aber diesmal war es etwas anders, wirkte irgendwie absichtlich. Und dann stieß mich ein Mann tatsächlich um. Er blieb noch nicht einmal stehen, um mir aufzuhelfen, sondern sagte nur, wenn ich zu klapprig für die Innenstadt wäre, sollte ich doch lieber aufs Land ziehen.«

»So eine Niederträchtigkeit!«

»Wir waren alle empört, aber was konnten wir schon machen? Wir gingen uns beim Wohnungsamt beschweren, und die Behörde schrieb Mantex einen Brief. Soviel ich weiß, wartet sie immer noch auf eine Antwort. Nach der Rempelei wurde es schlimmer. Angelo wurde auf unserer Straße überfallen; man raubte ihm die Brieftasche und stieß ihn herum. Der Räuber sagte klar und deutlich, das sei eine gefährliche Gegend und Angelo solle vielleicht lieber anderswo wohnen. Das versetzte Angelo in Zorn und jagte Fran eine schreckliche Angst ein. Von diesem Tag an ging sie ohne Angelo oder mich nicht mehr vor die Tür. Wir konnten ihr natürlich nicht helfen, als jemand ihr einen Stein durchs Fenster warf.«

»Einen Stein?« rief Margaret ungläubig, als der Apfelkuchen serviert wurde.

Thelma aß rasch einen Bissen. »Zerschmetterte ihre neue Buntglasvase.« Sie lehnte sich zu Margaret hinüber. »Fran hatte so eine greuliche Kitschsammlung.«

»Die Polizei hat doch sicherlich -«

»Zu spät. Am nächsten Tag kam der Möbelwagen, und dann waren wir nur noch zwei.« Sie nahm einen zweiten Bissen und schüttelte den Kopf. »Fünfunddreißig Jahre lang hatte Fran im Haus gewohnt, fast so lange wie ich. Es ist eine Schande. Sie nahm sich ein Einzelzimmer in...
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Richard Barth ist ein US-amerikanischer Krimi-Autor, dessen bekannteste Reihe von einer amerikanischen Version der Miss Marple handelt. Ähnlich wie ihr Vorbild, ermittelt auch die rüstige Margaret Binton gerne auf eigene Faust - und das vorzugsweise in ihrer Heimatstadt New York.