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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
478 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am13.11.2017Deutsche Erstausgabe
Kriegsveteran Peter Ash sucht in den Wäldern Nordkaliforniens Zuflucht vor den Zumutungen der Zivilisation. Doch stattdessen trifft er dort auf einen lebensbedrohlichen Grizzly und dann auf eine Journalistin, die gerade knapp ihren Entführern entkommen ist. Ash hilft ihr herauszufinden, wieso sie entführt wurde und was der Algorithmus »Tig3r« damit zu tun haben könnte.

Die Redwood-Wälder im Norden Kaliforniens versprechen Ruhe und Abgeschiedenheit. Genau das, was der Kriegsveteran Peter Ash braucht, um seinen wiederkehrenden Panikattacken zu entgehen. Ausgerechnet in dieser menschenleeren Gegend stößt Ash durch Zufall auf die Journalistin June Cassidy. Sie ist auf der Flucht vor einer pseudomilitärischen Truppe, die sie seit dem ominösen Unfalltod ihrer Mutter verfolgt. Diese war Softwareentwicklerin und hatte an einem Geheimprojekt für die Regierung gearbeitet. Ein Projekt, das die Welt für immer verändern könnte.



Nicholas Petrie studierte an der University of Washington. Bereits während des Studiums wurde er für seine Texte vielfach ausgezeichnet. Petrie lebt mit seiner Familie in Milwaukee.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextKriegsveteran Peter Ash sucht in den Wäldern Nordkaliforniens Zuflucht vor den Zumutungen der Zivilisation. Doch stattdessen trifft er dort auf einen lebensbedrohlichen Grizzly und dann auf eine Journalistin, die gerade knapp ihren Entführern entkommen ist. Ash hilft ihr herauszufinden, wieso sie entführt wurde und was der Algorithmus »Tig3r« damit zu tun haben könnte.

Die Redwood-Wälder im Norden Kaliforniens versprechen Ruhe und Abgeschiedenheit. Genau das, was der Kriegsveteran Peter Ash braucht, um seinen wiederkehrenden Panikattacken zu entgehen. Ausgerechnet in dieser menschenleeren Gegend stößt Ash durch Zufall auf die Journalistin June Cassidy. Sie ist auf der Flucht vor einer pseudomilitärischen Truppe, die sie seit dem ominösen Unfalltod ihrer Mutter verfolgt. Diese war Softwareentwicklerin und hatte an einem Geheimprojekt für die Regierung gearbeitet. Ein Projekt, das die Welt für immer verändern könnte.



Nicholas Petrie studierte an der University of Washington. Bereits während des Studiums wurde er für seine Texte vielfach ausgezeichnet. Petrie lebt mit seiner Familie in Milwaukee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518744918
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.11.2017
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.2
Seiten478 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2369339
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe



1


Als Peter Ash hinter der Biegung des schmalen Pfads den Bären sah, hatte er gerade daran gedacht, einen Schnapsladen zu überfallen. Oder eine Tankstelle. Er wog seine Chancen ab.

Zu Fuß, mit Rucksack, tief in den Redwoods, wie man tiefer nicht drin stecken konnte. Obwohl die meisten Mammutbäume in den Jahrzehnten zuvor gefällt worden waren, gab es noch immer einige Schutzgebiete von beträchtlicher Größe entlang der kalifornischen Küste mit ausreichend Bergen und undurchdringlichen Wäldern, um sich richtig zu verlaufen. Aus dem dichten Unterholz in den tiefen wasserreichen Talsohlen ragten Mammutstämme von mehreren Metern Durchmesser in den Nebel wie knorrige Säulen, die den Himmel tragen.

Mit Küstennebel hatte Peter jedoch nicht gerechnet. Anhaltend, seit Tagen, Sichtweite unter dreißig Meter. Das weiße Rauschen im Hinterkopf schlug knisternd Funken.

Es war das weiße Rauschen, das in ihm den Wunsch entstehen ließ, einen Schnapsladen zu überfallen.

Der nächste war mindestens einen Fünftagesmarsch von hier entfernt, der Plan also rein theoretisch. Doch im Geist ging er ihn Schritt für Schritt durch.

Es sollte ohne Waffe passieren, denn ein bewaffneter Raubüberfall hätte sicher eine längere Haftstrafe zur Folge, als er bereit war in Kauf zu nehmen. Schließlich wollte er nicht in einem regulären Gefängnis eingesperrt werden, eine Zelle beim örtlichen Sheriff würde reichen, ein paar Tage, höchstens. Er richtete sich auf eine Nacht ein. Wie er allerdings den Überfall ohne Waffe bewerkstelligen sollte, dieses Problem hatte er noch nicht gelöst.

Er konnte seine Hand in eine Papiertüte stecken und so tun, als hätte er eine Waffe. Irgendetwas müsste er in der Hand halten, damit es realistisch aussah. Eine Banane?

Echt jetzt, das war unter seiner Würde.

Jeder respektable Schnapsverkäufer hätte ihn ausgelacht. Hoffentlich riefen sie trotzdem die Polizei, die ihn in einen Streifenwagen verfrachten und dann, wenigstens, in eine Arrestzelle stecken würde. Vielleicht über Nacht, vielleicht für ein paar Tage. Es wäre ein berechenbares Risiko.

Das Problem war der Wald. Dicht und dunkel, die Wolkendecke dick und tief, den Himmel hatte er seit Wochen nicht gesehen. Das weiße Rauschen ließ ihn einfach nicht in Ruhe, nicht mal hier draußen, meilenweit von jeder sogenannten Zivilisation entfernt. Es nervte. Seit Jahren hatte er sich vorgenommen, einmal in den Redwoods zu wandern. Jetzt war er endlich in dem grünen Paradies, und es machte keinen Spaß.

Peter Ash war groß und schlaksig, Muskeln und Knochen, kein Gramm zu viel. Das schmale Gesicht kantig, die Ohrläppchen leicht spitz, das dunkle Haar ein unbändiger Wuschelkopf. Er hatte breite knochige Hände und die nachdenklichen Augen eines Werwolfs eine Woche vor der Verwandlung. Irgendein Körperteil war immer in Bewegung, auch jetzt, beim Wandern in den Bergen, zuckten die Fingerspitzen im Einklang mit seinem inneren Metronom, das niemals stillstand.

Er war Lieutenant bei den U. S.  Marines gewesen, im Irak und in Afghanistan stationiert, acht Jahre, mit mehr Einsätzen, als ihm lieb gewesen war. Bei den Bodentruppen, der Speerspitze. Mit dem Krieg hatte er vor zwei Jahren abgeschlossen, aber der Krieg noch nicht mit ihm. Der hatte ihm ein Souvenir hinterlassen. Er nannte es das weiße Rauschen, eine seltene Form des posttraumatischen Stresssyndroms, das sich als Klaustrophobie äußerte, eine heftige Reaktion auf geschlossene Räume.

Es war erst zu Hause aufgetreten, wenige Tage nach der Entlassung.

Wenn er ein Gebäude betrat, war ihm zunächst nur unwohl. Er spürte ein feinkörniges Gefühl im Genick, wie ein elektrostatischer Schaum, eine Minibatterie unter der Haut. Allmählich steigerte sich diese Empfindung. Der Schaum verwandelte sich in einen Funkenschlag, ein knisterndes Unbehagen im Hirnstamm, eine schwere Dissonanz am Rand des Hörvermögens. Der Nacken verspannte sich, und mit dem Muskelkrampf hoben sich die Schultern. Wenn sich dann noch die Brust verengte und er Atemnot bekam, hielt er Ausschau nach dem nächsten Ausgang. Nach zwanzig Minuten überfiel ihn regelrecht Panik, er fing an zu hyperventilieren, und der Kampf-oder-Flucht-Mechanismus setzte ein.

Meistens entschied er sich für Flucht.

Über ein Jahr lang war er mit Rucksack in den Bergen im Westen des Landes unterwegs gewesen, hatte versucht, wieder in die Normalität zurückzufinden. Es hatte nicht funktioniert. Schließlich hatte er sich letztes Jahr dazu durchgerungen, seine Kuschelecke zu verlassen und einigen Freunden zu helfen. Danach war es etwas besser. Er dachte, er würde Fortschritte machen. Aber die Freunde waren in ihr altes Leben zurückgekehrt und Peter wieder seiner eigenen Wege gegangen. Irgendwas war passiert. Irgendwie hatte er den Boden unter den Füßen verloren.

So sehr, dass selbst eine Wanderung durch die nebligen Redwoods reichte, um die Funken im Kopf zum Sprühen zu bringen.

Daher die Idee, sich einsperren zu lassen. Um diesen Mist ein für alle Mal aus dem Körper zu schaffen.

Er hielt es nicht für eine gute Idee.

Dann sah er den Bären.

Er war knapp dreißig Meter vor ihm, ein Stück hangabwärts von dem schmalen Pfad, der sich die Bergflanke entlangzog.

Zuerst sah er nur eine gefleckte braune Form, ungefähr so groß wie ein Volkswagen Käfer, mit Fell bedeckt, die versuchte, einen halb verfaulten Stamm den Berg hinunterzurollen.

Peter musste erst noch ein paar Schritte weitergehen, bis ihm klar wurde, dass die braune Form ein Bär war.

Der Weg führte durch dichten Primärwald, zu steiles Gelände für kommerzielle Bewirtschaftung. Es war Mitte März und der Bär vermutlich auf Nahrungssuche. Die Larven unter dem Stamm lieferten in dieser noch mageren Jahreszeit dringend benötigtes Protein. Der Bär brummte vor sich hin, während er in der Erde wühlte, ein bisschen wie Peters Vater, wenn er die Ladefläche seines Trucks saubermachte. Das Tier war ganz vertieft in seine Tätigkeit und hatte das menschliche Wesen in seiner Nähe noch nicht bemerkt.

Peter blieb stehen.

Schwarzbären kamen in den unzulänglicheren Waldgebieten an der Westküste häufiger vor, aber sie waren kleiner, ausgewachsen wogen sie durchschnittlich hundertfünfzig Kilo. Fühlten sie sich bedroht, konnten sie viel Schaden anrichten, doch normalerweise scheuten sie Konfrontationen mit Menschen. Peter hatte Schwarzbären schon durch einfaches Klatschen und Rufen von ihren Lagerplätzen vertrieben.

Das hier war kein Schwarzbär.

Dieser Bär war rotbraun, mit einem ausgeprägten Höcker, und er war sehr groß. Ein Grizzly. Grizzlys standen ganz oben in der Nahrungskette, verhielten sich oft sehr aggressiv und sollen auch schon Wanderer getötet haben. Klatschen würde diesen Bären wenig beeindrucken. In seinen Ohren wäre es eher eine Aufforderung, sich an den gedeckten Tisch zu setzen.

Die gefährlichste Zeit für Begegnungen mit Grizzlys war der Herbst. Sie mussten sich Fettpolster anfressen, um den Winter zu überstehen.

Danach kam das Frühjahr, wenn sie völlig ausgehungert aus dem Winterschlaf erwachten. So wie jetzt.

Peter war vom wochenlangen Wandern schlank und kräftig. Seine Kleidung strapaziert von Stein und Sträuchern, der Rucksack eng an den Rücken geschnallt, um leichter durchs Unterholz kriechen zu können. Zweimal hatte er seine Lederschuhe neu besohlen und die gepolsterten Schäfte flicken lassen, nachdem Mäuse sie wegen der Salzablagerungen angeknabbert hatten, während er eingewickelt in seine Bodenplane geschlafen hatte.

Er war sehr viele Kilometer gewandert in den Bergen.

Jetzt fragte er sich, wie schnell er rennen konnte.

So leise wie möglich trat er den Rückzug an, erst einen Schritt, dann einen zweiten. Vielleicht konnte er ja einfach im Nebel untertauchen.

Ein...


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