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Maulwurfhatz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
247 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am06.07.20161. Auflage
Provinz, 1973. Der Tod geht wieder um in Tratschen. Ein Gendarmerieschüler im Praktikum und der alte Kirchner werden ermordet aufgefunden. Eine Frau aus dem Ort verschwindet während ihrer Reise in die Tschechoslowakei spurlos. Was mysteriös beginnt, wird zum absoluten Rätsel, als plötzlich die Herren vom Abwehramt auf der Bildfläche erscheinen und sich in die Ermittlungen einschalten. Ehe Strobel und seine Kollegen auch nur halbwegs begreifen, was vorgeht, finden sie sich in einer Schlacht des Kalten Krieges wieder, die so manches Opfer fordert.

Oskar Feifar wurde 1967 in Wien geboren und verbrachte Teile seiner Jugend im niederösterreichischen Weinviertel. Nach einer Ausbildung als Kellner und einigen Jahren auf Saison, die ihn quer durch Österreich und um die halbe Welt führten, wechselte er 1995 zur Exekutive und verrichtete zwölf Jahre lang seinen Dienst in Niederösterreich. Im Jahr 2008 übersiedelte der Autor nach Salzburg, wo er beim Landeskriminalamt tätig ist. Seit dem Jahr 2012 schreibt Feifar nebenberuflich seine Kriminalromane, rund um Postenkommandant Leopold Strobel.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextProvinz, 1973. Der Tod geht wieder um in Tratschen. Ein Gendarmerieschüler im Praktikum und der alte Kirchner werden ermordet aufgefunden. Eine Frau aus dem Ort verschwindet während ihrer Reise in die Tschechoslowakei spurlos. Was mysteriös beginnt, wird zum absoluten Rätsel, als plötzlich die Herren vom Abwehramt auf der Bildfläche erscheinen und sich in die Ermittlungen einschalten. Ehe Strobel und seine Kollegen auch nur halbwegs begreifen, was vorgeht, finden sie sich in einer Schlacht des Kalten Krieges wieder, die so manches Opfer fordert.

Oskar Feifar wurde 1967 in Wien geboren und verbrachte Teile seiner Jugend im niederösterreichischen Weinviertel. Nach einer Ausbildung als Kellner und einigen Jahren auf Saison, die ihn quer durch Österreich und um die halbe Welt führten, wechselte er 1995 zur Exekutive und verrichtete zwölf Jahre lang seinen Dienst in Niederösterreich. Im Jahr 2008 übersiedelte der Autor nach Salzburg, wo er beim Landeskriminalamt tätig ist. Seit dem Jahr 2012 schreibt Feifar nebenberuflich seine Kriminalromane, rund um Postenkommandant Leopold Strobel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839251140
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum06.07.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.5
Seiten247 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431306
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 2

Der Kral Martin, einer der vielen fleißigen Bauersleute, die rund um Tratschen daheim waren, befand sich um diese Zeit auf halber Strecke zwischen Tratschen und Laa an der Thaya, wo er sich auf dem Viehmarkt eine Ziege kaufen wollte. Der gute Mann hatte nämlich beschlossen, nicht mehr vom Zuckerrübenanbau leben zu wollen. Er wollte viel lieber Ziegen züchten und Käse herstellen. Das war seit Langem sein innigster Wunsch. Warum es gerade Ziegen sein mussten und keine Rindviecher oder Schafe sein durften, kann ich dir nicht sagen. Aber er wird sich schon was dabei gedacht haben, der Martin. Keine Frage. Jedenfalls war er auf dem Weg, um eine Ziege zu kaufen, als er am Straßenrand ein Pferdegespann stehen sah, an dessen rechtem Hinterrad zwei dunkelhäutige Männer herumwerkelten.

Hilfsbereit wie der Martin von jeher gewesen ist, blieb er stehen und fragte, ob er ihnen vielleicht zur Hand gehen könne, bekam aber keine Antwort. Die beiden sahen ihn nur an und sagten kein Wort. Dem Martin fielen natürlich sofort ihre dunklen Augen, die schwarzen Haare und die für diese Gegend ungewöhnlich braune Haut auf. Da wusste er gleich, dass er es hier mit Fremden zu tun hatte, die möglicherweise seine Sprache nicht konnten. Also wiederholte er seine Frage, wobei er mit Händen und Füßen wild gestikulierte.

Die Männer sahen ihm scheinbar interessiert dabei zu, wie er sich mehr und mehr zum Affen machte, schienen aber immer noch nicht zu begreifen, was er von ihnen wollte. Schließlich wendeten sie sich dem Hinterrad zu und diskutierten in einer Sprache, die der Martin noch nie zuvor gehört hatte. Dafür konnte er sehr deutlich sehen, dass das Kutschenrad gebrochen war.

Da ihn die Männer nicht weiter beachteten, wollte der Martin zu seinem Auto zurückgehen, als er bemerkte, dass sich vom Kutschbock her eine weitere Person näherte. Eine Frau nämlich, die ihn, obwohl er ein guter Katholik, glücklich verheiratet und eine treue Seele war, auf den ersten Blick verzauberte.

Das bunte Kleid mit dem fröhlichen Muster, ihre zarte Gestalt, ihre langen schwarzen Locken, die unter einem leuchtend roten Kopftuch hervorlugten und ihr Gesicht umrahmten, in dem die braunsten Augen strahlten - und von der Unvollständigkeit ihres Gebisses ablenkten -, die er je gesehen hatte, ließen dem Martin den Atem stocken. Er glotzte diese Grazie derart an, dass es ein Segen war, dass seine Frau nicht dabei war.

Die Frau sprach den Martin mit einer unglaublich rauchigen, aber für ihn dennoch sanft klingenden Stimme, in eher schlechtem Deutsch an:

»Die zwei dich nix verstehen. Nix sprechen Sprache. Ich schon bissel sprechen Sprache. Was du wollen?«

»Hilfe? Du brauchen Hilfe?«, antwortete der Martin mit leicht belegter Stimme und machte den gleichen Fehler, den heute noch sehr viele Menschen machen, wenn sie mit jemandem reden, der nicht gut Deutsch kann. Er redete mit ihr wie ein Depp. Alles, nur keine richtigen Sätze. Wie manch einer halt so spricht, wenn er meint, für sein Gegenüber damit verständlicher zu werden. Das ist fast so, als wollten die Leute unbedingt verhindern, dass Fremde unsere Sprache besser lernen. Da braucht man sich nicht wundern, dass viele Zuwanderer eine Mischung aus Wörterbuchdeutsch und Deppensprache sprechen. Schließlich sind wir es, die denen das beibringen. Vielleicht ist das der Grund, warum sich viele Jugendliche, die in Österreich geboren wurden und hier aufgewachsen sind, heutzutage anhören wie jugoslawische Gastarbeiter der ersten Generation.

»Was guckst du, Alter? Hast du Problem, oder was?«

Floskeln, die immer bedrohlich klingen. Ganz egal, ob sie freundlich gemeint sind oder nicht. Da stellen sich unwillkürlich die Nackenhaare auf. Aber wie dem auch sei.

Der Martin hat sich jedenfalls nichts Böses dabei gedacht, als er so mit dem Mädel geredet hat. Im Gegenteil. Er wollte doch nur sichergehen, dass sie ihn verstand. Und das tat sie auch.

»Rad gebrochen. Du nix können helfen. Oder du Rad dabei?«, fragte sie und sah ihn interessiert an. Ein außenstehender Beobachter hätte wahrscheinlich gesagt, sie betrachtete ihn, wie man eine Kakerlake beäugt, wenn man zum ersten Mal eine sieht. Aber der Martin empfand das total anders. Er fühlte sich angestrahlt. Das wiederum ermunterte ihn dazu, einen Schritt weiterzugehen.

»Mein Großvater gewesen Wagner. Kutschenbauer, verstehst du? Vielleicht ich kann Reparatur machen. Darf anschauen Rad?«

Die Maid warf dem Martin einen Blick zu, in dem eindeutig die Frage lag, warum er so komisch daherredete. Aber das ist ihm nicht aufgefallen. Gefragt hat sie ihn aber nicht, sondern nur genickt. Also sah sich der Martin das Rad an und erkannte gleich, dass das ein Totalschaden war.

»Rad kaputt«, stellte er deswegen bedauernd fest und zuckte mit den Schultern. Und obwohl er es kein bisschen böse meinte, war es gut für ihn, dass die beiden Herren kein Deutsch konnten. Denn sonst hätten die vielleicht geglaubt, der Martin wolle sie ein bisschen pflanzen. Also verarschen, wie man heute sagen würde. Damals hat es das Wort verarschen noch nicht gegeben. Da haben sich die Leute noch gegenseitig gepflanzt. Oder auch gehäkelt . Das hat irgendwie viel netter geklungen als verarschen . Keine Ahnung, wo dieses Wort überhaupt herkommt. Wer hat das wohl erfunden? Im Duden kann man es jedenfalls finden. Als schwaches Verb im saloppen Gebrauch.

Ob nun gepflanzt, gehäkelt oder verarscht, besonders intelligent war die Feststellung »Rad kaputt« tatsächlich nicht. Das war den Herrschaften selbst auch schon aufgefallen.

»Du reparieren?«

Die zahnlose Schöne hatte seine Worte offenbar nicht übel genommen und sah ihn jetzt fragend an. Zu gern hätte der Martin gesagt, dass er das Rad reparieren könne, aber das konnte er nicht. Schon gar nicht an Ort und Stelle und ganz ohne Werkzeug. Ein Reserverad konnte er allerdings auch nirgends entdecken. Das brachte ihn auf die Idee, den Leuten anzubieten, sie mit nach Laa an der Thaya zu nehmen, wo er jemanden wusste, der das Wagnerhandwerk noch ausübte.

In dem Moment, in dem er das vorschlug, lugte hinten aus dem Wagen eine Ziege heraus und machte sich lautstark bemerkbar.

»Määhhh.«

Der Martin, der sich als angehender Züchter schon eine ganze Weile mit diesen Paarhufern auseinandergesetzt hatte, erkannte sofort, dass er es hier nicht mit einer gewöhnlichen Ziege zu tun hatte, sondern mit einer Pfauenziege.

»Oh, schönes Tier! Du verkaufen?«

Da muss ich dir jetzt nichts vormachen. Natürlich hat der Martin, der auch ein kleines bisschen bauernschlau war, in dem Moment eine Chance gesehen, günstig an seine Zuchtziege zu kommen. Gar keine Frage.

»Du wollen Ziege?«

»Wenn du machen gute Preis.«

»Du uns bringen Stadt für neue Rad. Dann reden über Preis von Ziege.«

Damit konnte der Martin gut leben, und er nahm die beiden Männer und seine Schönheitskönigin, mitsamt dem kaputten Rad, mit nach Laa an der Thaya, wo er sie zum Landauer Ferdi brachte, der tatsächlich Wagner von Beruf war. Bei dem Namen wohl eine Fügung des Schicksals, wenn man bedenkt, dass es eine Kutsche gibt, die Landauer heißt. Aber nicht, dass du jetzt glaubst, der Ferdi hat diese Kutsche erfunden. Oder sonst jemand aus seiner Familie. Das stimmt nämlich nicht. Es war einfach nur Zufall.

Nichtsdestotrotz konnte er das Problem der drei Fremden lösen und ihnen ein passendes Ersatzrad zur Verfügung stellen. Das heißt, er hätte es gekonnt, wenn sie Geld gehabt hätten. Hatten sie aber nicht. Jetzt ahnst du sicher schon, wie es weitergegangen ist.

Genau! Der Martin hat das Rad bezahlt. Dafür bekam er die Ziege. Ein schlechtes Geschäft für ihn. Denn für das Geld, das er für das Rad hinlegen musste, hätte er locker drei Ziegen bekommen. Das wusste er freilich auch. Aber er konnte dieser Frau nicht widerstehen, die ihn so verheißungsvoll anstrahlte, dass ihre beiden Goldzähne im Oberkiefer ziemlich trüb aussahen. Dental gesehen war die Puppe wirklich auf der Leiderseite. Zwei Goldzähne und drei Zahnlücken. Kein besonders schöner Anblick. Aber manch einer sieht eben nur das, was er auch sehen will. Oder wie Christian Morgenstern gesagt hat: Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Und der Martin hat eben eine schöne, rassige Prinzessin sehen wollen. Und rassig war sie, speziell von der Geruchsseite her gesehen allemal, seine namenlose Göttin.

Die lange Geschichte kurz erzählt ist, dass der Martin überglücklich war, weil er helfen konnte und endlich seine Zuchtziege hatte. Die Prinzessin erzählte ihm, dass sie mit ihrer Familie ganz in der Nähe von Tratschen ein Lager aufschlagen und ihm das restliche Geld zu seinem Hof bringen würde. Und das hat er gerne geglaubt, der Martin. Der Landauer Ferdi nicht. Deswegen versuchte er auch, den Martin von diesem Handel abzubringen. Vergeblich. Später sollte er herumerzählen, dass der Martin bei dem Kauf unter einem Zigeunerzauber gestanden hatte. Stichhaltig beweisen konnte er das aber nie.

Kaum war er daheim, ist der Kral Martin daran gegangen, seine eben gekaufte Ziege aus dem Anhänger zu holen. Ein Unterfangen, das sich als weit schwieriger herausstellte, als er gedacht hatte. Die Paula, wie er das Tier getauft hatte, verspürte nämlich nicht die geringste Lust, seinen Kommandos Folge zu leisten, und zog sich immer weiter in den Hänger zurück, je mehr der Martin versuchte, sie hinauszutreiben.

Da hat alles nichts genützt. Noch nicht einmal das Locken mit irgendwelchen Leckerlis. Da sag noch einmal einer, dass Esel stur sind. Die Paula ist dem...

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Autor

Oskar Feifar wurde 1967 in Wien geboren und verbrachte Teile seiner Jugend im niederösterreichischen Weinviertel. Nach einer Ausbildung als Kellner und einigen Jahren auf Saison, die ihn quer durch Österreich und um die halbe Welt führten, wechselte er 1995 zur Exekutive und verrichtete zwölf Jahre lang seinen Dienst in Niederösterreich. Im Jahr 2008 übersiedelte der Autor nach Salzburg, wo er beim Landeskriminalamt tätig ist. Seit dem Jahr 2012 schreibt Feifar nebenberuflich seine Kriminalromane, rund um Postenkommandant Leopold Strobel.