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Riskante Manöver

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.04.2018
Der in Berlin lebende Mats Holm ist ein Genie der Krisen-PR. Gemeinsam mit seiner Partnerin Laura May boxt er Minister aus dem Kreuzfeuer der Medien, rettet Konzernen am Pranger den Aktienkurs oder bringt Promis im schwersten Shitstorm aus der Schusslinie. Für die perfekte PR braucht Holm nur eins: die Wahrheit. Doch die wollen die Auftraggeber nie verraten - und das aus gutem Grund.
Nun wird die Agentur von einem Giganten der Pharmaindustrie zu Hilfe gerufen. Mehrere Kinder sind nach Einnahme eines Medikaments des Unternehmens schwer erkrankt, ein Mädchen stirbt. Eine Pharmakritikerin wirft dem Konzern vor, unsaubere klinische Studien in Indien durchgeführt zu haben. Als ihr Informant tot aufgefunden wird und eine Mitarbeiterin des Konzerns spurlos verschwindet, spitzt sich die Situation zu. Holm gerät in ein Ränkespiel ungeahnten Ausmaßes.


Birand Bingül, Jahrgang 1974, ist Autor und Redakteur beim WDR in Köln. Er arbeitete dort u.a. als stellvertretender Unternehmenssprecher, Tagesschau-Korrespondent, Tagesthemen-Kommentator und Radiomoderator. »Riskante Manöver« ist Birand Bingüls erster Kriminalroman.
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Produkt

KlappentextDer in Berlin lebende Mats Holm ist ein Genie der Krisen-PR. Gemeinsam mit seiner Partnerin Laura May boxt er Minister aus dem Kreuzfeuer der Medien, rettet Konzernen am Pranger den Aktienkurs oder bringt Promis im schwersten Shitstorm aus der Schusslinie. Für die perfekte PR braucht Holm nur eins: die Wahrheit. Doch die wollen die Auftraggeber nie verraten - und das aus gutem Grund.
Nun wird die Agentur von einem Giganten der Pharmaindustrie zu Hilfe gerufen. Mehrere Kinder sind nach Einnahme eines Medikaments des Unternehmens schwer erkrankt, ein Mädchen stirbt. Eine Pharmakritikerin wirft dem Konzern vor, unsaubere klinische Studien in Indien durchgeführt zu haben. Als ihr Informant tot aufgefunden wird und eine Mitarbeiterin des Konzerns spurlos verschwindet, spitzt sich die Situation zu. Holm gerät in ein Ränkespiel ungeahnten Ausmaßes.


Birand Bingül, Jahrgang 1974, ist Autor und Redakteur beim WDR in Köln. Er arbeitete dort u.a. als stellvertretender Unternehmenssprecher, Tagesschau-Korrespondent, Tagesthemen-Kommentator und Radiomoderator. »Riskante Manöver« ist Birand Bingüls erster Kriminalroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641218355
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum10.04.2018
Reihen-Nr.1
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3215 Kbytes
Artikel-Nr.2515000
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


15.59 Uhr

Leichenblass schlich Sophie, gestützt von ihrem Vater, in die Küche. Mein Gott, diese Augenränder, dachte Sylvie Liebig. Besorgt sah sie ihre Tochter an. Von Tag zu Tag, ja von Stunde zu Stunde, gruben sich diese Augenränder tiefer in das Gesicht ihrer sechsjährigen Tochter. Sie machten ihr Angst.

Erst Husten, dann Grippe, schließlich Bronchitis. Und die beruhigenden Worthülsen von Doktor Esslinger, Sophies Kinderarzt, konnten beim dritten Besuch in den vergangenen vier Tagen nicht mehr über seine Ratlosigkeit hinwegtäuschen. Sie waren bei einer Lungenentzündung angekommen. Hatten sie verschleppt. Sylvie Liebig machte sich Vorwürfe. Sie hätten früher eine zweite Meinung einholen sollen.

Strikte Bettruhe hatte Doktor Esslinger verordnet. Die Antibiotika schlügen bestimmt bald an. Es brauche leider etwas länger. »Gegen die Schmerzen wirkt Validolor exzellent, das können Sie bei Bedarf auch höher dosieren. Unsere Patienten sind begeistert davon.« Es habe praktisch keine Nebenwirkungen. Und sei extra für Kinder entwickelt worden. Dann hatte er sich zu Sophie gewandt: »Also, wird schon wieder. Such dir was Süßes aus der Dose aus, ja? Kopf hoch, mein tapferes Mädchen.«

Kopf hoch. Ihr Kopf, der immer mehr aus diesen Augenrändern bestand. Augenränder, die plötzlich ihre Hautfarbe verloren hatten, in ein stumpfes Hellbraun übergingen und schließlich bläulich schimmerten. Und heute fraß sich ein kaltes, lebloses Grau in Sophies hübsches Gesicht. Zwischen die lustigen Locken ihres Mädchens, dieses tollen, fröhlichen Kindes, das sich schon vor Frühlingsbeginn auf das erste Schuljahr freute, nach den Sommerferien auf Mallorca, in denen sie sich mit Freunden eine hübsche Finca teilen wollten. Das Mädchen, das ihr Mann Johannes und sie über alles liebten. Für das sie beide so gekämpft hatten damals. Vor dem sie ihre Streits und Geldsorgen verbargen, so gut es ging. Das Mädchen mit dem Gesicht, das mittlerweile weißer schien als ihr Nachthemd. Gespenst, blitzte ein Wort in Sylvie Liebig auf, doch sie vertrieb es sofort aus ihren Gedanken. »Oh, Schätzchen!« Die Worte entwichen ihr mehr, als dass sie sie sagte. Sie nahm eine Hand von Sophie und wollte sie drücken. Aufmunternd und zuversichtlich. Doch es gab nichts zu drücken. Keinen Widerstand, keine Kraft, kein Leben. Sie spürte nur einen kalten, unangenehmen Schweißfilm auf der Haut ihrer Tochter. Bleib ruhig, Sylvie, sagte sie zu sich. Sei keine von diesen hysterischen Kühen! Kinder werden halt auch mal richtig krank. Du hast nichts falsch gemacht! Atme! Entspann dich! Sie sah auf und schaute ihrem Mann Johannes in die Augen. Jo. Er zog nur hilflos die Brauen hoch und bugsierte Sophie auf einen Stuhl.

»Schau mal«, sagte er sanft, »vorneweg eine Hühnerbrühe zur Stärkung. Ich habe deine Lieblingssalami besorgt. Ein gesundes Brötchen. Und hier steht dein Ei, vier Minuten, handgestoppt.« Sein Lachen verhallte in ihrem kleinen Reihenhaus in Berlin-Tegel.

Sophie hustete. Verzog das Gesicht vor Schmerzen.

»Ich geb ihr ein Validolor«, sagte Jo Liebig zu seiner Frau. Sie sah ihm an, dass er es nicht ertrug, seine Tochter so leiden zu sehen.

»Noch eins?«, fragte sie trotzdem.

»Sollen wir doch nach Bedarf machen. Und ich vergesse auch nicht den Strich auf dem Zettel am Kühlschrank.«

Sylvie Liebig zuckte mit den Schultern, und Jo griff nach der blau-weißen Schachtel, drückte eine weiße Tablette heraus und reichte sie mit einem Glas Wasser seiner Tochter. »Nimm das, dann tut es nicht mehr so weh«, flüsterte Jo. Sophie trank. Atmete durch. Es schien so, als sammelte das Mädchen seine Kräfte, damit es überhaupt etwas hinunterbekam. Sie spürte, wie Jo ihr im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter legte, und hörte, wie er den Wasserkocher anknipste. »Willst du auch einen Tee?«, fragte er sie. »Ja, warum nicht«, antwortete Sylvie Liebig und wandte sich ihm zu. Wie kamen sie nur aus der einen oder anderen Sackgasse, in der ihre Beziehung gelandet war, wieder heraus?

In dem Moment knallte und schepperte es, als schlüge jemand mit der Faust auf den Tisch. Erschrocken fuhr Sylvie Liebig herum. »Oh, mein Gott!«, schrie sie, als sie Sophie sah - und erstarrte. Ihr Mädchen lag mit dem Gesicht in der Suppenschüssel, die Haare in der Brühe. Ihr Mann sprang zum Tisch und riss Sophies Kopf aus der Suppe. »Sophie!«, schrie er. Sie reagierte nicht. Öffnete die Augen nicht, die ihr zugefallen waren. »Sophieee!«, brüllte er. Rüttelte an ihr. Schüttelte ihren Mädchenkörper, schmal und spannungslos.

»Sylvie, ruf einen Krankenwagen!«

Sie rührte sich nicht.

»Sylvie!«, schrie er, als säße sie am anderen Ende Berlins und nicht direkt vor ihm, »1-1-2! Schnell!!«

Sie reagierte nicht. Regte sich nicht. Saß nur da wie gelähmt.

Jo schnaubte wütend und legte Sophie auf den Küchenboden. »Ihre Beine sind kälter als die Fliesen«, rief er. Er rannte zu seinem Handy, das er immer auf die Kommode an der Haustür legte, wenn er aus der Schule kam.

Leise, ganz leise fragte seine Frau: »Atmet sie, Jo? Atmet sie überhaupt noch?«

16.13 Uhr

Der silberne Mercedes 300 SL stand mit aufgeklappten Flügeltüren auf dem Hof zwischen Scheune und Garage, direkt vor Werner Mühlens Fachwerkhaus. Seit einer ganzen Weile schraubte Mats Holm mit seinem alten Freund und Ziehvater an dem Oldtimer aus den Fünfzigerjahren. Holm hatte sein hellgraues Jackett ebenso lässig über den Zaun geworfen wie sein helles Hemd und seine dunkle, italienische Krawatte. Sein weißes T-Shirt betonte sein Gesicht. Wuchtiges Kinn, volle Lippen, präsente Nase. Dunkelbraune Augen, die schwarzen glatten Haare trug er kurz. Seine sportliche Figur lehnte über dem Motorraum. »Lass mal an«, rief er seinem Freund zu.

Der Motor stotterte und ging aus.

»Ist eine harte Nuss!«, rief Werner. Er klang nicht genervt, sondern erfreut.

Was wärst du ohne eine Herausforderung, ohne Spaß, ohne das echte Leben, mein Freund, dachte Holm lächelnd. Ich bete, dass ich mit 70 genauso bin wie du.

Werner stieg aus dem Wagen, strich über seinen gemütlichen Bauchansatz und fuhr sich durch die grauen Haare.

»Knacken wir schon noch«, antwortete Holm. »Schön, dass wir überhaupt mal wieder Zeit für so etwas haben.« Er wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht.

»Ich war es nicht, der immer wieder die Verabredungen abgesagt hat«, erwiderte Werner.

»Man muss Prioritäten setzen, weißt du doch«, sagte Holm.

»Na, vielen Dank, dass ich auf deiner Prio-Liste ganz unten stehe.«

»Komm schon, Werner.«

»Noch unter deinen Affären, Holm!«

»Wer sagt, dass du überhaupt auf meiner Prioritätenliste stehst?«

»Schnösel«, sagte Werner, grinste jedoch dabei. Holm wusste, dass Werner seinen Humor und seine Schlagfertigkeit schon immer gemocht hatte. Ihn auch deshalb vor langer Zeit in seine PR-Agentur holte. Werner wischte sich die Hände ab, zog aus einem Holzeimer voll Eis zwei Bierflaschen und warf Holm eine zu.

»So nah an Berlin und doch so ruhig hier.« Holm blickte über Werners Hof und die Felder Richtung Sonnenuntergang. Sein Freund nickte und genoss den friedlichen Augenblick.

»Morgen früh machen wir das Schätzchen fertig und fahren eine Runde«, sagte Werner schließlich.

»Das kommt als Prio eins ganz oben auf meine Liste. Versprochen!« In dem Moment klingelte Holms Smartphone.

»Mal sehen, wie lange es dort bleibt«, murmelte Werner. Sein Zögling machte eine entschuldigende Geste.

»Holm. Guten Tag.«

»Hallo, Herr Holm! Öztürk mein Name. Ich bin Director Communications von Wenner Pharma. Schön, dass ich Sie direkt erwische.«

»Ich bin in einer wichtigen Besprechung«, antwortete Holm der Kommunikationschefin. Er prostete Werner still zu, während er schnell zusammensuchte, was ihm zu Wenner einfiel. Großkonzern, Medikamente, international aufgestellt, börsennotiert, forschend, Tausende Mitarbeiter allein in der Berliner Zentrale. Keine Skandale.

»Dann komme ich direkt zur Sache«, sagte die Frau mit einem kühlen Unterton. Da ist jemand aber angesäuert, bemerkte er. Das kannte er nur zu gut. Die PR- und Kommunikationsleute seiner Auftraggeber - ob Unternehmen, Ministerien oder Promis - hassten es, wenn die Bosse nach Holm riefen. Sie fühlten sich degradiert und übergangen. Einerseits konnte er das verstehen. Andererseits hatten die Bosse wohl einen Grund, ihn zu rufen. Nicht sein Problem, sondern sein Geschäft. Ein riskantes dazu.

»Unser CEO würde Sie sehr gerne kurzfristig in die Konzernzentrale einladen«, sagte Öztürk mit wenig Euphorie in der Stimme.

Kurzfristig hieß, dass es sich wohl kaum um einen Kennenlerntermin mit dem CEO handelte, dem Chief Executive Officer, sprich: dem obersten Boss. Haben sie also wieder so lange gewartet, schloss er, bis das Kind schon halb im Brunnen ist, und ich soll es mal eben wegzaubern.

»Wie kurzfristig?«, wollte er wissen.

»Ganz kurzfristig. Sofort, sozusagen.«

»Es gibt einen Anlass, nehme ich an?«, fragte Holm.

»Das erfahren Sie hier.«

»Wie heiß ist die Geschichte?«

»So heiß, dass die lebende Legende der Branche sich nicht gerade langweilen dürfte.« Da drückt sie bei mir die richtigen Knöpfe, gab er in Gedanken zu, das muss ich ihr lassen.

»Nun gut«, fuhr die Sprecherin von Wenner Pharma fort, »wir haben noch nicht zusammengearbeitet. Haben Sie Pharmaerfahrung?«

»Am Rande....

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