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Riskante Rezepte

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.01.2020
Tod im Sternerestaurant: Ein neuer Fall für PR-Genie Mats Holm.
Samstagabend in einem Edel-Restaurant nahe Hamburg. Familiengeführt. Voll besetzt. Es duftet nach Safranreis, warmem Holunder und Fichtenspitzen. Hier zaubert die 29-jährige Star- und Sterneköchin Bianca Veh zusammen mit ihrem Vater die wunderbarsten Gerichte. Doch plötzlich röchelt ein prominenter Stammgast. Und stirbt. Der Supergau! PR-Genie Mats Holm soll ihren Ruf retten. Und das Millionengeschäft mit Kochbüchern, TV-Shows und Werbung. War womöglich Gift im Spiel? Und warum? Je mehr Holm und seine smarte Mitarbeiterin sich in den Fall einarbeiten, desto tiefer sind die Abgründe, die sich im Gastro-Imperium der Familie auftun.

Birand Bingül, Jahrgang 1974, ist Autor und Redakteur beim WDR in Köln. Er arbeitete dort u.a. als stellvertretender Unternehmenssprecher, Tagesschau-Korrespondent, Tagesthemen-Kommentator und Radiomoderator. »Riskante Manöver« ist Birand Bingüls erster Kriminalroman.
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Produkt

KlappentextTod im Sternerestaurant: Ein neuer Fall für PR-Genie Mats Holm.
Samstagabend in einem Edel-Restaurant nahe Hamburg. Familiengeführt. Voll besetzt. Es duftet nach Safranreis, warmem Holunder und Fichtenspitzen. Hier zaubert die 29-jährige Star- und Sterneköchin Bianca Veh zusammen mit ihrem Vater die wunderbarsten Gerichte. Doch plötzlich röchelt ein prominenter Stammgast. Und stirbt. Der Supergau! PR-Genie Mats Holm soll ihren Ruf retten. Und das Millionengeschäft mit Kochbüchern, TV-Shows und Werbung. War womöglich Gift im Spiel? Und warum? Je mehr Holm und seine smarte Mitarbeiterin sich in den Fall einarbeiten, desto tiefer sind die Abgründe, die sich im Gastro-Imperium der Familie auftun.

Birand Bingül, Jahrgang 1974, ist Autor und Redakteur beim WDR in Köln. Er arbeitete dort u.a. als stellvertretender Unternehmenssprecher, Tagesschau-Korrespondent, Tagesthemen-Kommentator und Radiomoderator. »Riskante Manöver« ist Birand Bingüls erster Kriminalroman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641218287
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum13.01.2020
Reihen-Nr.2
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3142 Kbytes
Artikel-Nr.4279799
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

6.12 Uhr

Träge schlichen sich vage Bilder in Biancas Schlaf: ein Gericht, das sie wieder und wieder kochte, um es einem asketisch hageren Mann vorzusetzen, der jedes Mal nur eine Gabelspitze probierte und angewidert das Gesicht verzog. Sie rannte in die Küche, immer hektischer, sie verlor die ruhige Hand, die Präzision, sie hätte sich gern selbst geschüttelt, was machte sie denn da, aber der Mann würde gleich weg sein, sie musste sich doch beeilen, wenn er ging, würde die Welt zusammenbrechen. Wie sah überhaupt sein Gesicht aus? Wie ihr Vater? Wie Dave? Wie ein Kritiker? Wie ihr eiserner Ausbilder Monsieur Pierre? Plötzlich wusste sie, was ihrem Rezept fehlte: Das richtige Gewürz. Das milde Madras Curry bremste nur, sie musste das scharfe Chili Habanero in einer feinen, kleinen Menge ins Spiel bringen. Das war der Dreh!

Der Traum ließ Bianca endlich los. Der Schlaf trat den Rückzug an, und in diesem Niemandsland zwischen Nacht und Tag entdeckte Bianca ein wundervolles Rezept.

Hastig tastete sie im Dunkeln nach ihrem Büchlein, fand es an seinem Platz auf dem Nachttisch, riss den Stift hervor und kritzelte fieberhaft alle Worte auf, die die Eingebung, die sie hatte, in ihrem Kopf sprudeln ließen.

Nichts sollte verloren gehen von der Inspiration. Von dem kreativen Funken. Doch ihre Gedanken rasten, ja überholten Worte und Bilder und den Stift in ihrer Hand, Runde um Runde. Sie zauberten das Gericht im Zeitraffer, Bianca konnte es schmecken, es riechen, es mit der Zunge betasten. Keine Zeit, sich den Schweiß aus der Stirn zu wischen, den Atem zu beruhigen, die Augen zu öffnen oder wach zu werden. Wenn bloß der Stift mitkäme, um die kostbare Klarheit, mit der sie das Gericht entdeckte, festzuhalten.

Ab und an entwischte ihr ein Rezept, das sie im Halbschlaf gerade eben noch elektrisiert hatte. Einmal hatte sie geweint, weil ihre Erinnerung so schnell verblasst war.

Wahnsinnig machte sie, wenn sie ihr eigenes Gekritzel nicht mehr lesen konnte.

Dann mach doch das Licht an!

Dieses Schreiben im Dunkeln war eine dumme Angewohnheit, die sie endlich ablegen musste, schweifte sie einen Gedanken lang ab. Dave hatte immer mit ihr geschimpft, wenn sie mitten in der Nacht das Licht anmachte und ihn aufweckte. Deshalb hatte sie sich angewöhnt, ihre Notizen im Dunkeln zu machen.

Gegen das leise Schaben und Kratzen der Mine auf dem Papier hatte selbst Dave nicht mehr ausrichten können, als »verrückt« zu brummen, sich von ihr fortzuwälzen und weiterzuschnarchen.

Jetzt, schnell schnell ...

Just als sie ihre kleine Nachttischlampe anknipste, knallte ein Bild zwischen ihre Gedankenblitze.

Der Richter auf dem Restaurantboden!

Oh nein.

Doch!

Sie war hellwach.

Sie spürte, wie eine unglaubliche Kraft ihren müden Körper zusammenzog und sämtliche Muskeln in Alarmbereitschaft versetzte. Panik!

Oh Gott, dachte sie, der arme Richter. Sie hörte noch einmal Wortfetzen des Arztes und ihres Vaters, spürte Katta an ihrem Arm ziehen. Gleich schämte sie sich, dass ihr am Morgen danach als Erstes ein Rezept in den Sinn kam - und nicht Trauer und Mitgefühl ...

Ein Toter in ihrem Restaurant. Ein Toter! Was war bloß passiert? Wie sehr würde ihr das schaden? Sie hatte keine Antworten. Sie begriff nur, dass ihr die Hände gebunden waren. Sie konnte nichts machen. Die Situation beherrschte sie. Oder gab es schon etwas Neues? Schließlich hatte das Schlafmittel von Mama sie ein paar Stunden ausgeknockt. Sie griff nach dem kleinen braunen Fläschchen und versuchte, silbenweise, unverständliche chemische Begriffe zu entziffern. Sie stellte das Fläschchen wieder zurück und zwang sich, an die Hinterbliebenen zu denken, doch dann drängte sich die Kommissarin in den Vordergrund. Wie sie sie ansah. Abschätzig und ignorant. Sie hatte ihre Küche dichtgemacht. Sie aus ihrem Reich vertrieben, die Hexe!

So sehr ihre Instinkte sie vor der Kommissarin warnten, so sehr hatte Bianca gleich eine Verbindung zu diesem Holm gespürt. Vielleicht war sie auch nur froh, dass er und seine Partnerin ruhig blieben inmitten des Wahnsinns um sie herum.

Bianca setzte sich auf die Bettkante und fing an, sich langsam aus dem Pyjama zu schälen.

Und mitten drin Dave. Er brach ihr das Herz. Wieder und wieder. Kaputter als kaputt ging doch nicht. Warum verstand er das nicht und drohte ihr sogar?

Sie hatte sich nackt ausgezogen. Was wollte sie jetzt tun? Duschen? Oder Frühstücken?

Eine andere unangenehme Erinnerung kroch in ihr hoch: Ihre Mutter und Katta hatten sich nach dem ... Vorfall noch mehr beharkt als sonst. Sie war hin- und hergerissen. Ihre Mutter verstand den Menschen Bianca Veh wie keine andere, Katta dafür die Köchin. Sie wollte sich nicht zwischen ihnen entscheiden. Sie konnte nicht.

Bianca sah zum Fenster. Düstere Wolken beherrschten den Himmel. Der Morgen würde schon irgendwann auftauchen.

Auf einmal wusste sie, was sie nun tun würde. Sie zog den Pyjama wieder an, streifte eine dünne, mintfarbene Fleecejacke über, stieg barfuß in Turnschuhe und machte sich auf den Weg. Im Vorbeigehen nahm sie ihr Büchlein aus dem Bett und verließ auf Zehenspitzen ihr Appartement.
6.23 Uhr

Die feucht-kühle Luft erfrischte Holm und legte auf die Rasenflächen des Landgasthofs Veh einen Morgentau, der in den ersten Sonnenstrahlen malerisch schimmern würde. Wenn es so weit war, würde er keine Zeit mehr haben für die Schönheiten der Natur. Den nächsten Zug nahm Holm auf Lunge und ließ den Blick über die Anlage streifen. Was zum Teufel lief hier ab inmitten dieser Idylle? Das würde er wirklich gerne wissen. Aber ...

Was war das?

Er machte einen Satz in den Schatten und trat seine Gauloises aus. Da, ganz deutlich! Ein schmaler Lichtkegel glitt durch einen der Räume schräg gegenüber vom Restaurant. Da lag doch das Bistro!? Oder täuschte er sich in der Dunkelheit?

Er mochte keine Waffen, aber gerade hätte er gerne in sein Jackett gegriffen und einen Revolver aus dem Holster gezogen. Er konnte seinen Elektroschocker aus dem Auto holen oder Laura anfunken. Nein. Er entschied sich dafür, keine Zeit zu verlieren und dem Licht zu folgen.

Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass der handelsübliche Giftmörder offensichtlich subtilere Methoden vorzog als den Gebrauch von Schusswaffen.

Er schlich zu dem Gebäude und drückte sich an die Hauswand. Das Licht, wenn es noch da sein sollte, hatte er aus den Augen verloren.

Holm schlich zum Eingang des Bistros und drückte vorsichtig die Klinke herunter. Er verzog das Gesicht in der Hoffnung, die Tür würde nicht quietschen oder knarren. Lautlos gab sie nach, und Holm schob sich in das Gebäude. Seine Augen brauchten einen Moment, bis sie dank des wenigen Lichts, das durch die Fenster einfiel, den Gästeraum des Bistros ausmachten. Er entschied sich, nicht mitten durch den Raum zu gehen, sondern sich, in der Hocke, rechts herum von Tisch zu Tisch zu bewegen.

Am Ende des Raumes angekommen, wartete ein schwerer Filzvorhang. Er zupfte auf Kniehöhe an ihm, bis er einen Blick in den nächsten Raum werfen konnte. Fast hätte er einen erschrockenen Laut von sich gegeben, denn hinter einer halb geöffneten Tür flackerten mehrere weiße Kerzen sanft in der Küche des Bistros - und: Leise summend bewegte sich ein Schatten im Raum. Als dieser an den Kerzen vorbeihuschte, erkannte Holm niemand anderen als Bianca Veh. Wie ein Gespenst schwebte sie durch den Raum, sah in ein Notizbuch und suchte gedankenverloren Zutaten zusammen. Sie bewegte sich ruhig und konzentriert, als sei sie ganz bei sich selbst. Auf den ersten Blick hatte dieser Anblick etwas Friedliches. Er erinnerte sich an das Video von ihr, das Laura ihm vorgespielt hatte: Beim Kochen fand sie Frieden.

Holm durfte sich von dieser Ruhe nicht blenden lassen. Er zwang sich, seine wichtigste Frage zu stellen: Wie würde das wirken? Was würde ein Außenstehender denken und fühlen, wenn er hiervon mitbekam? Das war Holms Perspektive. Sein Metier. Dafür hatte er ein Sensorium wie kein Zweiter. Deshalb brauchte Bianca ihn. Sie hatte offensichtlich keine Erfahrung mit einer so extremen Situation.

Wenn er eines in dem Job gelernt hatte, dann das: Menschen im Ausnahmezustand konnten die verrücktesten Dinge tun. In der Krise offenbarte sich ihr Innerstes. Es faszinierte ihn, damit zu arbeiten - ja Menschen vor sich selbst zu beschützen.

Bianca brauchte diesen Schutz dringend.

Holm atmete durch, ehe ihn der nächste Gedanke erstarren ließ: Wenn das jemand sah, wenn das jemand fotografierte oder filmte! Tatsächlich entdeckte er an der Rückseite des Raumes zwei Fenster, die groß genug waren, um hereinzulugen. Ein Schnappschuss hiervon, und sie war fertig. Aus die Maus.

Wenige Stunden zuvor war ein Mensch in ihrem Restaurant gestorben, und sie machte weiter, als sei nichts gewesen. Eine Übersprungshandlung, schätzte Holm. Kein Wunder, bei dem, was auf diese junge Frau einprasselte. Die Trennung von Dave, der geheime Klinikaufenthalt, der Tote und der immerwährende Druck zu funktionieren. Wahrscheinlich wurde er bloß Zeuge eines Moments der Selbstvergessenheit. Bianca brauchte das Kochen zur Beruhigung.

Auf Außenstehende würde es geschmack- und empathielos wirken. Köchin Eiskalt, kam ihm eine mögliche Überschrift in den Sinn. Das konnten sie gar nicht gebrauchen. Zumal die Journalisten ja noch nicht Holms Kenntnisstand hatten, was das Gift im Essen anging.

Und jetzt?, fragte er sich, während er Bianca beobachtete.

Natürlich hätte er ihr gerne rein geschäftlich...

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