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Tod auf Borkum

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am23.02.2017
Während eines Theaterstücks des Rotary Club Borkum wird eine junge Frau ermordet. Was die Zuschauer zunächst für einen Teil der Aufführung halten, ist jedoch tödlicher Ernst - und ein Fall für Kommissar Busboom. Schleunigst macht er sich auf den Weg, um sich die Borkumer Honoratioren vorzuknöpfen. Doch auch für ihn selbst hält seine Lieblingsinsel nicht nur malerische Idylle bereit, sondern auch so manches verminte Terrain . . .

Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Sie ist in der Touristikbranche tätig und hat bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht. Sie ist Mitglied im Syndikat.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWährend eines Theaterstücks des Rotary Club Borkum wird eine junge Frau ermordet. Was die Zuschauer zunächst für einen Teil der Aufführung halten, ist jedoch tödlicher Ernst - und ein Fall für Kommissar Busboom. Schleunigst macht er sich auf den Weg, um sich die Borkumer Honoratioren vorzuknöpfen. Doch auch für ihn selbst hält seine Lieblingsinsel nicht nur malerische Idylle bereit, sondern auch so manches verminte Terrain . . .

Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Sie ist in der Touristikbranche tätig und hat bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht. Sie ist Mitglied im Syndikat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960411802
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum23.02.2017
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3488 Kbytes
Artikel-Nr.3010024
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DREI

Clubpräsident Freymuth Schultz war ein Mann, der viel und gern parlierte. Dabei drückte er sich gelegentlich sehr diffizil aus, insbesondere dann, wenn er zu Beginn eines Meetings clubrelevante Statements verkündete. Dessen ungeachtet wurde es nie langweilig, ihm zuzuhören. An diesem Nachmittag verschlug es ihm jedoch regelrecht die Sprache. Harald Sürken hatte ihn telefonisch von der Anzeige in Kenntnis gesetzt - und Schultz musste der Meinung seines Clubschriftführers zustimmen: Die Angelegenheit war ärgerlich. Warum hatte man ihn nicht rechtzeitig informiert? Es war eine Respektlosigkeit seinem Amt gegenüber, das er wie jeder Rotary-Präsident weltweit nur zwölf Monate bekleidete, ehe ein anderes Clubmitglied Präsident wurde.

Er versuchte, den Herausgeber von »Borkum-Aktuell« zu erreichen. Vergebens. Nur Richters Ehefrau bekam er an den Apparat. Sie klang reserviert und sparte an Worten, was für sie ungewöhnlich war. Er hegte den Verdacht, dass sie ihren Gatten verleugnete. Dennoch versprach sie, dass ihr Mann ihn auf jeden Fall vor Beginn des Meetings zurückrufen würde. Was aber nicht geschah. Den ganzen Nachmittag über wartete er darauf, dass Richter sich meldete. Am Ende des Tages war Präsident Schultz dermaßen empört darüber, immer noch keine Informationen erhalten zu haben, dass seine Laune von Minute zu Minute sank. Viel zu früh und hochgradig verärgert machte er sich auf den Weg.

Nicht zu wissen, was im Club vor sich ging, war unsäglich. Er hatte deswegen sogar mit seiner Ehefrau gezankt und sie, kurz bevor er das Haus verließ, angefahren, nur weil sie eine umgeknickte Ecke seines Hemdkragens für ihn zurechtgezupft hatte.

Nun erreichte er bereits um neunzehn Uhr dreißig, eine halbe Stunde vor Beginn der normalen Rotary-Meetings, die Strandvilla. Er hoffte, den Clubmeister dort anzutreffen, der, soweit Gerätschaften für einen Vortrag benötigt wurden, für deren Aufbau zuständig war. Präsident Schultz konnte sich vorstellen, dass für ein Krimispiel einiges an Requisiten gebraucht wurde.

Im Empfangsbereich nickte ihm die Rezeptionistin zur Begrüßung freundlich zu. Im angeschlossenen Restaurant waren die Tische leer. Die Mitarbeiter des Hotels räumten bereits auf. Er durchquerte das Restaurant, das sich über die Länge eines Straßenblocks erstreckte und von der Hindenburgstraße bis zur Viktoriastraße reichte. Von allen Plätzen aus hatte man einen phantastischen Blick auf den Leuchtturm. Er passierte den Getränketresen, der um diese Uhrzeit normalerweise noch besetzt war. Einen Moment lang verharrte er und lauschte.

Aus dem Küchenbereich hörte er Stimmen. Vermutlich der Koch und einer der Kellner.

Der Büfettbereich war abgeräumt und gesäubert worden. Die Hausgäste, allesamt Kururlauber mit festen Essenszeiten, waren längst fertig mit ihrem Abendessen. Extra für den Rotary Club blieben der Koch und eine Servierkraft montagabends nach Restaurantschluss noch hier, um für die Mitglieder etwas zu kochen und zu servieren. Der Koch stellte zwei Gerichte zur Auswahl, damit zügig mit dem Essen begonnen werden konnte, denn das Wichtigste an den Treffen waren die Gespräche, die Projektplanungen des Clubs und die Vorträge, die zumeist kurz vor neun Uhr begannen.

Präsident Schultz bog nach links ab und erreichte den erweiterten Speisesaal, der vom Hauptrestaurant abging. Die gläserne Raumabtrennung war verhangen, er bemerkte es nicht. Dies war der Raum, in dem sich die Rotarier einmal wöchentlich trafen.

Er war leer.

Präsident Schultz schaute auf seine Armbanduhr. Zwanzig vor acht. Vermutlich wurde die Arbeit des Clubmeisters nicht benötigt, sonst wäre er längst da.

Prüfend ließ Schultz den Blick über die Tische wandern. Sie standen anders als normalerweise. Das Personal hatte sie in u-Form zusammengestellt. In der Mitte war eine freie Fläche entstanden. Vermutlich für die geplante Aufführung. Außerdem waren die Tische liebevoll eingedeckt. Neben Tellern und Besteck lagen Servietten, die zum Thema des Abends passten. Fleißige Hände hatten Messer, Pistolen und Skelette aus Papier ausgeschnitten und als Dekoration auf den Tischdecken verteilt. Kerzen und Wimpel, die von anderen Rotariern als Gastgeschenk mitgebracht worden waren oder die manche der Freunde als Geschenk bekommen hatten, zierten die Tische. Er erkannte den Wimpel aus Tokio, den er selbst in Japan erhalten hatte, und schaute erneut auf die Armbanduhr. Zwei Minuten waren vergangen.

Komisch, immer noch kein Mensch zu sehen. Gern hätte er von einem der Hotelmitarbeiter erfahren, wer die Tischordnung in Auftrag gegeben hatte.

Er trat ans Rednerpult, das weit entfernt von der Aufführungsfläche stand. Die Hotelangestellten waren so freundlich, es jede Woche an diesem Platz aufzustellen. Er legte eine Hand an die Tischglocke. Sie hing an einem hölzernen Bogen. Ein kleiner Holzhammer zum Anschlagen gehörte dazu.

Wenn du schon der Erste bist, kannst du dir den besten Sitzplatz aussuchen, dachte er und überlegte, von wo aus man den günstigsten Überblick hatte. Dann nahm er die Glocke in die Hand und schritt um mehrere Tische herum. Er wollte sie eben abstellen, als er merkte, dass sie doch besser am Rednerpult zur Geltung kam. Also brachte er sie zurück und fuhr erschrocken zusammen, als hinter ihm eine weibliche Stimme laut verkündete: »Da sind wir.«

Anna Hüppe eilte auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. Er mochte die junge, hübsche Frau, die vermutlich noch keine dreißig Jahre alt war.

»Ah, es ist noch niemand da. Das ist gut«, sagte sie fröhlich. Zielstrebig ging sie an den Platz, von dem sie sicherlich meinte, dass er die beste Sicht auf den angekündigten Mord bot.

»Meine Frau ist mitgekommen«, erklärte Sören Hüppe, als hätte Schultz keine Augen im Kopf.

In dem Moment trafen Sigrid und Peter Wegmann ein und wünschten »Guten Abend«.

»Wissen Sie, warum die Anzeige für die Veranstaltung in der Borkum-Aktuell erschienen ist?«, fragte Sören Hüppe. »Wäre es nicht schöner gewesen, kleine Einladungen an die Clubmitglieder zu versenden?«

»Die gleiche Frage stelle ich mir auch. - Ah, da kommt Freund Stein. Der wird es uns sagen können.« Gerhardt Stein war seit Jahren als Vortragswart für die Vergabe der Vorträge zuständig. Er musste wissen, wer für die Abendvorstellung verantwortlich zeichnete. Schultz ärgerte sich, dass er nicht gleich daran gedacht hatte. Er winkte ihn zu sich. »Was weißt du über die Anzeige und den Mord?«

»Welchen Mord?«

»Der heute Abend hier stattfinden soll. Schau doch bitte auf deinen Terminplaner.«

»Ich weiß überhaupt nicht, wovon du sprichst.« Erst nachdem ihm von der Anzeige berichtet wurde, die er offenkundig nicht kannte, war Gerhardt Stein bereit, in seinen Terminkalender zu sehen. Aus einer schmalen Aktentasche, die er immer dabeihatte, zog er das Büchlein und ließ die Tasche auf einen der Stühle fallen. Dann blätterte er zum heutigen Eintrag und hielt die Seite dem Präsidenten hin. »Hier, Freymuth, du kannst es selbst nachlesen. Meinen Unterlagen zufolge wird heute Freundin Ilona Weber über Kinder mit Lernschwäche sprechen. Von einem Mord steht da nichts.« Er wirkte mit Recht verärgert, weil ihm anscheinend jemand in seine Terminplanung hineingepfuscht hatte. »Mir sagt ja keiner was«, beschwerte er sich. Er klemmte sich die Tasche unter den Arm und suchte nach einem geeigneten Sitzplatz, da ihm durch die Tischumstellung sein Stammplatz abhandengekommen war. Danach vertiefte er sich in den Terminkalender, als könnte er durch mehrmaliges Lesen dem Geschriebenen weitere Informationen entlocken. »Nein, ich habe mich nicht getäuscht«, murmelte er vor sich hin. »Hier steht es: Vortrag Ilona Weber, und der Termin ist von langer Hand geplant, da sie oft auf dem Festland ist.«

Der Saal füllte sich. Viele Clubmitglieder brachten ihre Ehepartner mit, und es waren einige Gäste - Rotarier aus anderen Clubs, die wahrscheinlich ihren Urlaub auf der Insel verbrachten - gekommen.

Mit so vielen Teilnehmern hatte niemand gerechnet. Zwei Kellner brachten weitere Stühle und trugen zusätzliche Gedecke auf. Karl Richter, der vermutlich Einzige, der etwas Aussagekräftiges über die Anzeige beziehungsweise denjenigen, der sie aufgegeben hatte, sagen konnte, war noch nicht da. Schultz verließ den Raum, um zu telefonieren.

Nach dreimaligem Klingeln wurde abgehoben. Erleichtert, Richters Stimme zu hören, rief er: »Na endlich!« Wenige Sekunden später war es mit seiner kurzfristigen Beruhigung vorbei. Er hasste es, mit einem Anrufbeantworter sprechen zu müssen.

Verärgert darüber, dass der Herausgeber der »Borkum-Aktuell« weder anwesend noch telefonisch zu erreichen war, kehrte er in den Saal zurück. Man zwang ihn, zu improvisieren. Was um alles in der Welt sollte er bei der Eröffnung des Abends im Hinblick auf den weiteren Verlauf nur sagen? Ah, da kam der Clubsekretär auf ihn zugeeilt und reichte ihm einen Zettel, auf dem die Namen der anwesenden Gäste standen. Der Besuch fremder Clubs, egal, wo auf der Welt, war eine schöne rotarische Sitte, die er selbst schon oft in Anspruch genommen hatte. Zuletzt in Alaska, wo er in einem Rotary Club, der nur aus Damen bestand, einen angenehmen Abend als einziger Herr verbracht hatte.

Er wartete bis zwei Minuten nach acht, ehe er sich ans Rednerpult stellte, sich räusperte und mit dem Hammer gegen die Tischglocke schlug.

»Guten Abend, meine lieben rotarischen Freundinnen und Freunde«, begann er einigermaßen selbstsicher. Er hatte beschlossen, die Anzeige zu ignorieren, die Ansprache etwas in die Länge zu ziehen und zu schauen, was geschah....
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