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Föhr in Flammen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am20.07.2023
Familienmord auf Föhr: Hochspannend und atmosphärisch erzählt. In einer Holzhütte auf Föhr werden fünf Tote entdeckt. Sie gehörten alle derselben Familie an. Gemeinsam mit Polizeianwärterin Maja Storm rekonstruiert Kriminalhauptkommissar Jan Andretta die Tat und stellt sich die Frage, wer der fünf das eigentliche Ziel des Mörders war. Doch sie kommen der Lösung erst näher, als ein sechster Toter gefunden wird - und sich die verworrenen Spuren zu einem erschreckenden Bild zusammensetzen.

Eva-Maria Silber, geboren 1959 an der ehemaligen Zonengrenze, studierte Jura in Gießen und arbeitete als Hauptgeschäftsführerin eines Bundesverbandes, Rechtsanwältin und Strafverteidigerin in und um Frankfurt am Main. Seit 2010 schreibt sie Krimis und Thriller an der Nordsee und im Harz.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextFamilienmord auf Föhr: Hochspannend und atmosphärisch erzählt. In einer Holzhütte auf Föhr werden fünf Tote entdeckt. Sie gehörten alle derselben Familie an. Gemeinsam mit Polizeianwärterin Maja Storm rekonstruiert Kriminalhauptkommissar Jan Andretta die Tat und stellt sich die Frage, wer der fünf das eigentliche Ziel des Mörders war. Doch sie kommen der Lösung erst näher, als ein sechster Toter gefunden wird - und sich die verworrenen Spuren zu einem erschreckenden Bild zusammensetzen.

Eva-Maria Silber, geboren 1959 an der ehemaligen Zonengrenze, studierte Jura in Gießen und arbeitete als Hauptgeschäftsführerin eines Bundesverbandes, Rechtsanwältin und Strafverteidigerin in und um Frankfurt am Main. Seit 2010 schreibt sie Krimis und Thriller an der Nordsee und im Harz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070846
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.07.2023
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3308 Kbytes
Artikel-Nr.12164793
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Am Abend, als die Luft durch den leichten Regenschauer endlich auf wohltuende zwanzig Grad abgekühlt war, erinnerte sich Maja Storm daran, dass der Morgen so verheißungsvoll begonnen hatte: schwül und doch samtig, mit einem Hauch von Tanggeruch vom nahen Meer, voller Versprechungen, die nur ein Sommertag einem einflüstern konnte. Nichts hatte sie, die vier Monate zuvor zur Polizeimeisterin ernannt und zum Bäderdienst auf Föhr abgeordnet worden war, auf das vorbereitet, was an diesem Tag ihr Leben nachhaltig verändern sollte.

Der Polizeifunk knisterte, dann hörten sie und Thorsten, ihr Kollege auf Streife und ebenfalls als Absolvent der Polizeischule im Bäderdienst, die Stimme von Hartmut in der Einsatzzentrale: »Einsatz in Witsum, fahrt mal hin und schaut nach, was da los ist. Eine junge Frau, Kristina Gösling, vermisst ihre Eltern und hat bei der Suche nach ihnen Blut entdeckt. Nehmt die Traumstraße, bis ihr die Strunwoi von Borgsum passiert habt. Ein paar Meter weiter geht links ein Weg ab. Dort müsstet ihr sie schon sehen. Sie wartet auf euch.«

Zum ersten Mal fuhren zwei Bäderdienstler gemeinsam Streife. Bisher mussten sie den Streifendienst zusammen mit einem dienstälteren Kollegen absolvieren, der sich vor Ort auskannte und mehr Berufserfahrung hatte. Maja war das nur recht gewesen.

Thorsten nutzte die Gelegenheit, das Blaulicht einzuschalten und wie ein Irrer zu rasen. Maja sagte nichts dazu, sie würde ja doch nur wieder die Frage zu hören bekommen, ob sie ihn anschwärzen wolle.

Schon von Weitem sahen sie eine junge Frau winken, die wenige Kilometer hinter den letzten Häusern von Nieblum an einer Abzweigung zu einem Feldweg auf sie wartete. Neben ihr standen ein Mann, etwas älter und einen Kopf größer, und ein blauer VW Polo.

Thorsten bog ein und bremste. Dann ließ er sein Fenster runter.

»Was liegt an?«, fragte er wenig originell und professionell.

»Meine Eltern. Da.« Sie wies auf eine Hütte, die knapp zweihundert Meter entfernt am Rand eines Kiefernwäldchens lag. »Wir waren verabredet. Den gestrigen Tag wollten sie hier verbringen, heute waren wir zu Hause in Flensburg verabredet. Aber sie waren nicht da, als wir kamen. Sie hatten uns zum Mittagessen eingeladen. Ich habe sie weder auf dem Handy erreicht, noch hat sie jemand aus der Nachbarschaft seit vorgestern gesehen. Da haben wir kurzerhand die Fähre genommen und sind rübergekommen.«

»Und, sind sie hier?«, fragte Thorsten.

Die junge Frau, Maja schätzte sie auf Anfang zwanzig, zuckte die Schultern und schaute hilfesuchend zu dem Mann neben ihr. »Ich weiß es nicht. Ihr Wagen ist nicht da. Der ist eigentlich immer vor der Hütte geparkt, wenn sie hier sind. Wir haben vor der Hütte dunkle Flecken im Gras entdeckt, die wie Blut aussehen. Und das hier.«

Sie hielt ihnen eine Patronenhülse entgegen. Ihrer Größe nach gehörte sie zu einem Gewehr. Die beiden Polizeiobermeister sahen sich an, verunsichert, was das zu bedeuten hatte.

»Gut«, verkündete Thorsten, »wir sehen uns das mal an. Bleiben Sie so lange hier.«

Im Schritttempo näherten sie sich der selbst zusammengezimmerten Hütte, die erhöht auf Betonsockeln kurz vor Witsum, dem kleinsten Dorf auf Föhr, stand. Nur wenige hundert Meter trennten sie vom Meer. Braune Holzwände, eingedeckt mit roten Eternitplatten. Ein Fenster mit geöffneten, bläulich gestrichenen Fensterläden, das auf die angebaute ebenfalls hölzerne Terrasse wies. Ein weiteres, bis zu dem der Vorbau nicht reichte, hinter zugeklappten Läden verborgen. Am Geländer hingen Blumenkästen, gefüllt mit üppig blühenden magentafarbenen Geranien.

Thorsten parkte daneben. Sie stiegen aus und sahen sich um. Auf den Steinplatten vor der geschlossenen Hüttentür lagen Pappen. Ein paar Meter weiter entdeckte Maja im Gras sechs Patronenhülsen neben dunkelroten Flecken. Sie zeigte darauf.

»Was machen wir?«, fragte sie ihren Kollegen. »Sollen wir Verstärkung rufen?«

Thorsten ließ den Blick über die Umgebung schweifen. »Ist ein bisschen wenig. Wir sollten uns erst noch genauer umsehen, sonst machen wir uns vielleicht lächerlich.«

»Wenn das ein Tatort ist, besteht die Gefahr, dass wir ihn verunreinigen. Dann bekommen wir richtig Ärger«, konterte Maja.

»Auch wieder wahr. Schließen wir einen Kompromiss und umrunden die Hütte. Vielleicht entdecken wir ja was. Das Blut und die Hülsen könnten ja auch von einem Jäger stammen, der Karnickel oder so was geschossen hat.«

Da war was dran. In der letzten Zeit hatte es häufiger Anzeigen wegen des illegalen Abschießens von Hasen, die sich auf der Insel zur Plage entwickelt hatten, gegeben.

Sie traten näher an die Eingangstür der Hütte. Die Pappen wirkten seltsam in dieser Idylle, die ansonsten so gepflegt erschien. Bevor sich Maja bremsen konnte, schob sie eine mit dem Fuß vorsichtig ein Stückchen weg. Eine in der Sonne rot glänzende Pfütze kam zum Vorschein. Hastig zog sie ihren Fuß zurück.

»Das ist zu viel Blut für einen Hasen«, verkündete sie. »Da muss tatsächlich etwas passiert sein. Lass uns nachschauen, vielleicht braucht jemand dadrin Hilfe.« Sie wies mit dem Kopf auf die Hütte.

Sie entriegelte die beiden Sicherungen ihrer Dienstwaffe am Holster mit Daumen und Zeigefinger. Vorsorglich, wie sie sich selbst Mut machte. Dann zog sie einen Handschuh über und drückte den Griff der Tür an den seitlichen Kanten nach unten, bemüht, möglicherweise vorhandene Fingerabdrücke nicht zu verwischen. Abgeschlossen.

Vielleicht konnte sie ja durch eines der Fenster erkennen, ob in der Hütte alles in Ordnung war. Sie stieg die zwei Stufen zur Terrasse, die nach Süden in Richtung Meer ausgerichtet war, hinauf, doch ein unter dem Fenster liegender zusammengerollter Teppich versperrte den Weg. Sie versuchte, ihn wegzuziehen, aber er war zu schwer.

»Los, pack mal mit an, ich bekomme ihn nicht weg, und so kann ich nicht reinschauen«, forderte sie Thorsten auf.

Ihr Kollege packte das andere Ende, und sie zogen gleichzeitig. Doch der Teppich wickelte sich auf statt weg von der Wand. Beide sprangen mit einem Aufschrei zurück, als der leblose Körper einer Frau zum Vorschein kam. Barfuß, in ein längs gestreiftes Kleid gekleidet, das ordentlich bis zu den Knien heruntergezogen war, lag sie bäuchlings auf einer Wolldecke. Ihr linker Arm war unter dem Körper eingeklemmt. Der Kopf der Frau war mit einem gepunkteten Tuch abgedeckt, das blutgetränkt war, unter ihm hatte sich ein großer Blutfleck gebildet.

Das war nicht die erste Leiche, der Maja im Rahmen ihres Jobs begegnete. Doch die Auffindesituation, die Wehrlosigkeit der Frau in dieser idyllischen Umgebung, gravierte sich in ihr Gedächtnis ein wie ein Kupferstich.

Hektisch schaute sie sich um. Versteckte sich hinter den Büschen und Bäumen der Mörder? Zielte er gerade auf sie? Sie standen ungeschützt, während er sich in den dicht gewachsenen immergrünen Sträuchern verbergen könnte. Oder war ihre Sorge unbegründet? Sie hockte sich neben die Leiche. Das Blut sah geronnen aus. Die Frau hatte also vor längerer Zeit aufgehört zu bluten. Trotzdem!

»Wir müssen prüfen, ob sich der Schütze noch in der Nähe versteckt«, flüsterte sie Thorsten zu.

Sein Blick flackerte, dann schaute auch er sich hastig um, nickte und entsicherte seine Waffe. Beide huschten gebückt jede Deckung nutzend auf das Gebüsch neben der Terrasse zu. Schoben sich durch dornige Brombeeren und gelb leuchtende Ginsterbüsche. Sie kamen kaum durch. An einer Stelle, von der aus sie durch eine Blätterlücke den Eingang im Blick hatten, waren unter einer Kiefer die wenigen Grashalme, die der Trockenheit des Frühsommers und dem Schatten der Baumkronen getrotzt hatten, umgeknickt, der Zweig eines Rhododendrons abgeknickt. Beide atmeten durch.

»Keiner mehr da«, verkündete Thorsten. »Schauen wir hinten nach.«

Auf der anderen Seite der Holzhütte, die nach Norden in Richtung Witsum ausgerichtet war, entdeckten sie auf dem Sandboden vor einer zweiten Tür weitere Patronenhülsen. Fassungslos sahen sie sich an.

»Ruf die Zentrale. Wir brauchen dringend Unterstützung.«

Maja nickte, sicherte ihre Waffe und schob sie zurück in das Holster.

»Beeilt euch«, bat sie Hartmut in der Wyker Polizeistation, »es wird noch ein Mann vermisst, und hier ist alles voller Blut und Gewehrhülsen.«

Thorsten war inzwischen damit beschäftigt, Kristina, die zusammen mit ihrem Freund zur Hütte geeilt war, daran zu hindern, auf die Terrasse zu stürzen. An ihrer Reaktion hatte die junge Frau wohl erkannt, dass etwas entdeckt worden war. Nicht verhindern konnte er, dass sie die Leiche sah.

Zwischen Weinkrämpfen und panischem Schluchzen berichtete sie, dass ihre Eltern am Vortag in der Hütte mit ihrer Tante und den beiden Cousins verabredet gewesen waren. Immer wieder rief sie nach ihrem Vater.

Keine zehn Minuten später traf ein Streifenwagen mit Blaulicht und eingeschaltetem Martinshorn ein. Am Lenkrad saß Herrmann Adickes höchstpersönlich, Leiter der Polizei-Zentralstation Föhr. Er war es, der die Treppenstufen zur Terrasse hochstieg und die Tote wieder mit dem Teppich notdürftig bedeckte, nachdem er sie genau inspiziert hatte.

»Was ein Schlamassel, und das auf unserer Insel. Rufen wir die große Besatzung vom Festland.«

»Es wurden zwei Personen als vermisst gemeldet. Müssen wir nicht den Ehemann suchen? Vielleicht braucht er Hilfe«, sagte Maja.

»Oder Martin Gösling war das, hat seine Ehefrau erschossen«, konterte Adickes. »Bring erst mal die Tochter mit ihrem Freund hier weg. Die muss ja nicht alles mitbekommen. Hast du nicht gesagt, dass der Familienwagen hier parken müsste?«

Maja...
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