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Haie auf Borkum

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
240 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am17.03.2022
Trickbetrug mit Inselflair Sina hegt den Traum, eine Frühstückspension auf Borkum zu eröffnen. Als sie erfährt, dass die Pension »Krabbe« zum Verkauf steht, kündigt sie kurzerhand ihren Job und zieht dorthin, wo andere Urlaub machen. Alles läuft wunderbar - bis die wahren Hauseigentümer vor der Tür stehen. Sina ist Betrügerinnen aufgesessen und finanziell ruiniert. Kommissar Busboom und Inselpolizist Kutschbauer machen sich auf die Suche nach dem Verbrecherduo. Doch auch Sina will die Sache nicht so einfach auf sich sitzen lassen ...

Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Für den Strandsegelverein nahm sie an Welt- und Europameisterschaften teil, mit der Trachtengruppe tanzte sie vor Touristen, im Inselverein und Einzelhandelsverband kämpfte sie für insulare Interessen. Heute ist sie in der Touristikbranche tätig und hat mehrere Kriminalromane veröffentlicht.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextTrickbetrug mit Inselflair Sina hegt den Traum, eine Frühstückspension auf Borkum zu eröffnen. Als sie erfährt, dass die Pension »Krabbe« zum Verkauf steht, kündigt sie kurzerhand ihren Job und zieht dorthin, wo andere Urlaub machen. Alles läuft wunderbar - bis die wahren Hauseigentümer vor der Tür stehen. Sina ist Betrügerinnen aufgesessen und finanziell ruiniert. Kommissar Busboom und Inselpolizist Kutschbauer machen sich auf die Suche nach dem Verbrecherduo. Doch auch Sina will die Sache nicht so einfach auf sich sitzen lassen ...

Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Für den Strandsegelverein nahm sie an Welt- und Europameisterschaften teil, mit der Trachtengruppe tanzte sie vor Touristen, im Inselverein und Einzelhandelsverband kämpfte sie für insulare Interessen. Heute ist sie in der Touristikbranche tätig und hat mehrere Kriminalromane veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960419310
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum17.03.2022
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3586 Kbytes
Artikel-Nr.9013246
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


EINS

Sina Fuchs hat von Kindesbeinen an lernen müssen, sich auf besondere Merkmale ihrer Mitmenschen zu konzentrieren. Ihr fehlt die Fähigkeit, die Identität einer Person allein an deren Gesicht zu erkennen. Grund dafür ist eine Wahrnehmungsstörung im Gehirn, genannt »Prosopagnosie« oder auch »Gesichtsblindheit«. Für sie sehen alle Gesichter auf Anhieb gleich aus. Diese Wahrnehmungsstörung im Gehirn ist unheilbar und oftmals angeboren. Sina ist damit groß geworden und hielt es lange für vollkommen normal, denn sie kannte es ja nicht anders. Ihre Eltern bemerkten die Behinderung ihrer Tochter vergleichsweise früh. Eine Kindergartenmitarbeiterin, deren Vater das gleiche Problem hatte, wies sie darauf hin.

Was aber machen Gesichtsblinde, um dieses Manko auszugleichen? Sie entwickeln Ersatzstrategien. Indem Sina sich Besonderheiten merkt wie Stimme, Körperhaltung, Frisur oder auch einzelne Merkmale des Gesichts ihres Gegenübers, gelingt es ihr, diese bei einer neuerlichen Begegnung dieser bestimmten Person zuzuordnen. Eine spitze Nase, die ein wenig nach rechts driftet, in Kombination mit einem linken Ohr, das leicht absteht, dazu eine schmale Oberlippe, blaue Augen und eine Narbe über der rechten Augenbraue: Das ist Michael. Ein gebeugter Gang mit schlurfendem Schritt, eine Tätowierung in Form eines Ankers am Unterarm und ein weißer Vollbart unter einer übergroßen Nase: Das ist Opa Hinrich.

In der Schule galt Sina als arrogant. Sie war die blöde Zicke, die es nicht für nötig hielt, ihre Klassenkameraden und die Lehrkräfte außerhalb der Schulklasse zu grüßen. Im Klassenraum stellte ihre Prosopagnosie weniger ein Problem dar, Sina wusste ja, dass das Mädchen, das immer mit dem Kopf wackelte und in der ersten Reihe gleich neben Petra saß, Gisela war. Petra wiederum hatte als einzige Ohrstecker. Knut, eine Reihe dahinter, hatte ein rundes Gesicht und eine platte Nase. Er teilte seinen Tisch mit Marcel: blonde Locken, kratzt sich ständig am Hals und hat O-Beine. Für alle vierundzwanzig Mitschüler besaß sie gedankliche Minilisten, auf denen sie diejenigen Merkmale »notierte«, die ihr ins Auge stachen. Ebenso für die Lehrkräfte. Knifflig wurde es in den Pausen oder wenn die Klassenkameraden sich umsetzten.

Im Laufe der Jahre sind Sinas Fähigkeiten, sich einzelne Details zu merken, immer besser geworden, weshalb ihr die Gesichtsblindheit im Erwachsenenleben nun seltener Schwierigkeiten bereitet. Jedenfalls in Bezug auf Menschen, mit denen sie häufig zu tun hat.

In Sinas Bekannten- und Freundeskreis wissen alle von der Gesichtsblindheit, vor Fremden verbirgt sie sie lieber. Mitleid kann Sina nicht ertragen, und den nervigen Fragen nach dem Verlauf einer Prosopagnosie geht sie gern aus dem Weg. Ihre Familie und Cloe, ihre beste Freundin, unterstützen sie darin.

Sina liest selten Gesellschaftsjournale. Die Gesichter der Prominenten auf den Fotos kann sie nur schwer auseinanderhalten, geschweige denn auf Anhieb wiedererkennen. Das ist anstrengend. Da schaut sie lieber in die »Ostfriesenzeitung«.

Ein Inserat hat es ihr heute Morgen angetan. Mit der Annonce, die sofort ein angenehmes Kibbeln in ihrem Magen entfacht, fängt alles an. Die Geschichte von Borkum, über die Cloe später einmal sagen wird: »Hättest du die Anzeige doch nie gelesen.«

Liebhaberobjekt. Ferienpension auf Borkum aus Gesundheitsgründen zu verkaufen.

»Liebhaberobjekt? Was bedeutet das?« Sina schaut ihre Schwester Lucie fragend an.

Lucie ist leicht wiederzuerkennen. Ständig ist sie am Essen oder Trinken. Und das bei Kleidergröße achtunddreißig. Gelegentlich schaut sie auf ein zweites Frühstück bei ihrer Schwester vorbei, wenn ihr Mann bei der Arbeit ist und die Tochter, Paula, in der Schule. »Ich habe vermutlich einen Bandwurm«, erklärt Lucie jedem, dieser verhindere, dass sie zunehme. Gelegentlich erkennt Sina Lucie auch daran, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes einen Scherbenhaufen hinterlässt. In Lucies Gegenwart ist man besser darauf bedacht, alles Zerbrechliche in Sicherheit zu bringen. Gegenstände, die sie anfasst, könnten jeden Augenblick kaputtgehen. Wenn Getränke verschüttet werden, hat meist Lucie ihre Hand im Spiel. Wie viele Reinigungen fremder Hosen sie schon bezahlen musste, weiß vermutlich nur sie selbst. Sina kann Lucies Stimme aus Hunderten heraushören, so wie auch die Stimmen vieler anderer Menschen in ihrem direkten Umfeld.

»Bestimmt ist die Bude total runtergekommen und dabei sauteuer. Für kleines Geld bekommst du auf den Inseln nur Bruch und Dalles. Und Pension hört sich altmodisch, billig und vor allem renovierungsbedürftig an.«

»Von billig steht da nichts.«

»Natürlich nicht. Die wollen schließlich etwas verkaufen.«

»Interessieren tut es mich aber schon.«

»Sina, was willst du auf Borkum?« Lucie beißt einen Happen von einem Schokocroissant ab.

»Eine Pension betreiben!«

»Aber du warst noch nie dort.«

»Stimmt. Warum eigentlich nicht? Borkum liegt doch direkt vor unserer Haustür.«

Lucie legt das Croissant beiseite und nimmt Sina die »Ostfriesenzeitung« aus der Hand. »Lass mal sehen.«

Sie studiert die Anzeige, in der außer dem, was Sina eben vorgelesen hat, nur noch eine Firmenadresse und eine Telefonnummer angegeben sind, und runzelt die Stirn. Wenn sie so weitermacht, wird Sina für sie in Zukunft mit den vielen Stirnfalten ein zusätzliches Erkennungsmerkmal haben.

Lucies Stirn glättet sich wieder, sie greift zu ihrem Handy und wischt darauf herum.

»Willst du da etwa anrufen?«

»Nein. Ich sehe nur was im Internet nach. Ah, da ist es ja. Das scheint mir ein renommiertes Immobilienbüro zu sein.« Sie tippt auf die Telefonnummer.

»Was machst du?«

»Nachfragen, was sonst? - Guten Tag, mein Name ist Lucie Fischer. Ich rufe wegen Ihrer Anzeige an. - Ja, richtig. Die Frühstückspension auf Borkum. Wo liegt die denn genau?«

Lucie lauscht eine Weile, sagt »Ja« und »Oh« und »Unglaublich«. Dann nickt sie. »Das hört sich sehr gut an. Und der Preis? - Aha. Und der Rest? - Klar, ein Bankkredit. - Renditeobjekt, sehr schön. - Gesundheitsgründe. Ja, ich verstehe. So steht es ja auch in der Anzeige. - Auswandern auch noch. Ja, wer s mag. - Wie lautet die Adresse? - Warum nicht? - Verständlich. - Kann ich das Haus besichtigen?«

Erneut lauscht sie. »So bald? - Ach so, okay. Ja, dann machen wir das doch so. - Vielen Dank. Auf Wiederhören.«

Sina kann ihrer Schwester ansehen, dass sie Feuer gefangen hat. »Nun sag schon.«

»Es ist eine Frühstückspension mit zwölf Fremdenzimmern. Zwei Einzel-, zehn Doppelzimmer. Großer Garten. Das Haus liegt im südlichen Bereich der Insel Borkum. Strand und Nationalpark sind in unmittelbarer Nähe, Einkaufsmöglichkeiten ebenfalls. Die kann man in wenigen Minuten mit dem Fahrrad erreichen. Die Einliegerwohnung unter dem Dach hat drei Zimmer und eine Küche, die ist voll eingerichtet und fast neu. Dazu ein Bad mit Regenwalddusche und ein Balkon. Die genaue Adresse wollte die Dame mir nicht verraten. Sie sagte, es wäre ein Schnäppchen, da die Eigentümer nach Neuseeland auswandern wollen. Sie haben auch gesundheitliche Probleme. Deswegen gibt es die Pension zum Liebhaberpreis.«

»Was soll denn das Schnäppchen kosten?«

»Achthunderttausend.«

»Das ist viel Geld. Was hat sie noch gesagt?«

»Wir könnten kommen und es uns anschauen. Alle weiteren Informationen gibt es vor Ort. Morgen Nachmittag hat sie Zeit für uns.«

»Morgen schon?«

»Klar. Die Frau sagt, es gibt einige Interessenten, da wird nicht lange gefackelt.«

»Aber ich wollte erst in Ruhe darüber nachdenken.«

»Das kannst du immer noch. Du redest schon lange davon, dich selbstständig zu machen. Wenn dir die Pension gefällt, solltest du endlich Nägel mit Köpfen machen und zugreifen.«

Sina nickt. Ja, der Gedanke an eine eigene Pension fühlt sich gut an.

»Na dann. Schau es dir an, das kostet nichts. Anschließend kannst du immer noch entscheiden, ob das was für dich ist.« Lucie nimmt den Rest des Schokocroissants, schiebt ihn sich in den Mund und ergreift Sinas Hände. »Ich bin ja so aufgeregt«, nuschelt sie.

»Du bist aufgeregt? Das ist mein Projekt.«

»Natürlich, aber ich helfe dir dabei, das ist Ehrensache.«

Sina muss lächeln. »Ich und selbstständig, eine Geschäftsfrau. Kannst du dir das vorstellen?«

»Klar kann ich das.«

»Was wohl Papa dazu sagen wird?«

»Dem verraten wir erst mal nichts.«

»Irgendwann wird er es erfahren und mir alles kaputtreden.«

»Ach, Sina. Papa meint es doch nur gut mit dir.«

»Ja? Davon merke ich wenig.«

»Lassen wir das Thema. Du fährst da morgen hin und schaust dir alles an.«

»Kommst du nicht mit?«

»Nein. Aber keine Panik. Das schaffst du auch allein.«

»Das geht nicht, du musst mitkommen.«

»Ich würde ja gern, aber morgen hat Paula einen Zahnarzttermin. Deine Nichte hat Karies. Sie nascht zu viele Bonbons.«

»Von wem sie das wohl hat?« Sina lacht auf und wird gleich wieder erst. »Trotzdem, ich kann unmöglich allein da aufkreuzen. Schon wegen meiner -«

»Prosopagnosie?«, fällt ihr Lucie ins Wort. »Du hast recht. Es ist besser, wenn dich jemand begleitet.«

»Sag ich doch.« Sina verschränkt die Arme vor der Brust. Ihre Gesichtsblindheit könnte ihre Aussicht auf den Zuschlag vermindern. Es wird komisch aussehen, wenn sie mit den Immobilienmaklern im Büro alles bespricht und sie dann später bei der Besichtigung nicht...
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Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Für den Strandsegelverein nahm sie an Welt- und Europameisterschaften teil, mit der Trachtengruppe tanzte sie vor Touristen, im Inselverein und Einzelhandelsverband kämpfte sie für insulare Interessen. Heute ist sie in der Touristikbranche tätig und hat mehrere Kriminalromane veröffentlicht.