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Borkumer Brandung

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
208 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am12.03.2020
Bissiger Humor, skurrile Figuren und ostfriesischer Charme. Im Dykhus auf Borkum wird eine Tote gefunden - genau unter dem Pottwalskelett. Schnell ist klar, dass die junge Frau ermordet wurde, und Kommissar Busboom kann sich auch denken, warum: In ihrem Besitz finden sich Landkarten, alte Dokumente und Koordinaten. War sie auf der Suche nach dem legendären Schatz von Störtebeker, der in den Woldedünen vergraben sein soll? Hatte sie ihn gar gefunden? Busboom muss den Fall lösen, bevor ganz Borkum ins Schatzsuchfieber verfällt.

Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Sie ist in der Touristikbranche tätig und hat bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht. Sie ist Mitglied im Syndikat.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBissiger Humor, skurrile Figuren und ostfriesischer Charme. Im Dykhus auf Borkum wird eine Tote gefunden - genau unter dem Pottwalskelett. Schnell ist klar, dass die junge Frau ermordet wurde, und Kommissar Busboom kann sich auch denken, warum: In ihrem Besitz finden sich Landkarten, alte Dokumente und Koordinaten. War sie auf der Suche nach dem legendären Schatz von Störtebeker, der in den Woldedünen vergraben sein soll? Hatte sie ihn gar gefunden? Busboom muss den Fall lösen, bevor ganz Borkum ins Schatzsuchfieber verfällt.

Ocke Aukes lebt seit ihrer Kindheit auf Borkum. Sie ist in der Touristikbranche tätig und hat bereits mehrere Kriminalromane veröffentlicht. Sie ist Mitglied im Syndikat.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960416029
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum12.03.2020
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3468 Kbytes
Artikel-Nr.5323147
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
DREI

»Er war ganz schön laut, als er gestern nach Hause kam«, beschwerte sich Horst Becker beim Frühstück. »Und getrunken hatte er auch.«

»Das ist die Jugend«, entgegnete seine Frau nachsichtig. »Wir waren auch mal so, erinnere dich.«

Becker erinnerte sich, als junger Mann keinem seiner Verwandten auf der Tasche gelegen zu haben. Und im Gegensatz zu Sebastian hatte er auch sehr selten einen über den Durst getrunken. Schon gar nicht mitten in der Woche. Noch viel weniger wäre er in der Lage gewesen, sein Gegenüber mit harmlosem Gesichtsausdruck schamlos anzulügen. Becker hatte gehört, wie Sebastian Erika weismachen wollte, höchstens drei Glas Bier getrunken zu haben.

Aus einer Tüte mit dem Aufdruck der Inselapotheke nahm Becker eine Aufbewahrungsbox für Pillen. »Hat er gesagt, wie lange er noch bleiben will?«

»Er ist doch erst ein paar Tage da.«

»Eben.«

»Ich habe eigentlich das Gefühl«, sagte Erika, »der Junge fängt sich.«

»So?« Becker legte seinen ganzen Unglauben in das eine Wort. Er würde auf der Stelle seinen gesamten Pillenvorrat darauf verwetten, dass dem nicht so war.

»Ja. Er fragt mich ständig, was bei der Arbeit so alles passiert.«

Becker sortierte seine Vitamintabletten in die Aufbewahrungsbox, die für jeden Tag der Woche ein eigenes Fach hatte.

»Er erkundigt sich sogar nach unseren Gästen.«

»Nach jemand Bestimmtem?«

»Hubert Engel.«

»Oh, ist der wieder da?«

»Ja.« Erika strahlte. Sie mochte Hubert Engel.

»Hat er gesagt, warum er letzten Sommer nicht gekommen ist?«

»Das hat Sebastian auch wissen wollen. Frau Engel ging es wohl sehr schlecht.«

»Was hatte sie denn?« Beckers Interesse war geweckt. Er wusste über Erkrankungen jeder Art Bescheid.

»Frau Engel? Keine Ahnung. Wenn man Herrn Engel fragt, winkt er ab. Vermutlich möchte er nicht darüber sprechen.«

Unverständlich - über Krankheiten gab es doch stundenlang etwas zu sagen! Becker legte zu den Vitamintabletten und dem blutdrucksenkenden Mittel je eine L-Thyroxin-Pille, um sein ihm fehlendes Schilddrüsenhormon zu ersetzen, und schob den durchsichtigen Plastikdeckel über die Fächer. »Und das interessiert Sebastian?« Er schaute skeptisch. Da war doch was faul.

»Ja, da staunst du, was? Der Junge fragt mir regelrecht Löcher in den Bauch.«

»Übers Hotel und deine Arbeit oder ganz speziell über Herrn Engel?«

»Warum fragst du?«

»Ich nehme eben Anteil an dem, was deinen Neffen derzeit so beschäftigt.« Sie wussten beide, dass das geflunkert war. »Nun?«

Erika legte den Zeigefinger an die Lippen und dachte nach, dann zuckte sie mit den Schultern. »Keine Ahnung. Er fragt nach allem, und ich bin einfach nur froh, dass er sich für meine Arbeit interessiert.«

Becker seufzte. Er würde schon noch dahinterkommen. Er nahm Erikas Hand, zog sie an seine Lippen und küsste ihre Fingerspitzen. »Schatz, ich muss los.«

***

»Volle Konzentration, Charlotte«, ermahnte sich Charlotte Baumann leise selbst. Den Schlüssel zur Eingangstür hielt sie fest in der Hand, und doch zitterten ihre Finger ein wenig, als sie ihn in den Zylinder schob. Jetzt kam es drauf an. Sie musste die richtige Schließfolge einhalten, um keinen Alarm auszulösen. Der Anlagentechniker hatte es bei der Installation mehrmals erwähnt. Dabei hatte der junge Schnösel so getan, als redete er mit einer geistig Behinderten. Idiot. Als ob Menschen ab einem gewissen Alter automatisch das Verständnis für Elektronik verlören.

Eines wusste Charlotte mit Sicherheit, der Techniker hatte die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen. Sein Wortschatz und die Art, wie er gesprochen hatte, ließen auf eine niedrige Schulbildung schließen. Sie wusste, wovon sie sprach, denn sie war vor ihrer Pensionierung als Lehrerin tätig gewesen.

Sie blickte über ihre Schulter. Der Mann, der soeben das Grundstück auf der gegenüberliegenden Straßenseite verlassen hatte, lehnte am Zaun und steckte sich eine Zigarette an, schaute jedoch in eine andere Richtung. Wie konnte man seine Lunge nur freiwillig mit Rauch verpesten? Noch dazu bei der schönen Luft hier draußen. Sie atmete tief ein und bereitete sich darauf vor, gleich die Füße in die Hand zu nehmen, um an den Schaltkasten zu gelangen und die Anlage abzuschalten. Wenn es nur kurz plärrte, bestand die Möglichkeit, dass die Polizei nicht sofort anrückte, sondern erst einmal anrief. Das war schon einige Male vorgekommen. Ihr Arbeitskollege fand das äußerst unangenehm. Kein Wunder, es war immer seine Schuld.

Der Schlüssel fuhr geschmeidig ins Schloss, fand jedoch keinen Widerstand, um aufzuschließen. Sie zog ihn heraus, steckte ihn in das zweite, untere Türschloss und versuchte zu drehen. Wieder nichts. Der Schlüssel wanderte in die Jackentasche, und sie drückte die Klinke hinunter. Die Tür war offen.

»Klüwer?«, rief sie. Der Mann wurde immer unachtsamer. Jetzt vergaß er sogar schon, nach Feierabend das Museum abzuschließen. Wie alt war er inzwischen? So wie er aussah, wenigstens acht bis zehn Jahre älter als sie.

Charlotte Baumann trat ein und ärgerte sich ein weiteres Mal. Gleich vor der ersten Glasvitrine lag ein kleiner Dreckhaufen auf dem Fußboden. Jetzt hatte Klüwer auch noch vergessen, den zusammengefegten Müll aufzukehren. Sie bemerkte rote Flecken auf den Fliesen. Gewischt hatte er also auch nicht. Das durften wieder mal die Frauen machen. Wie oft hatte sie schon gepredigt, keine Kinder mit Eistüten mehr hereinzulassen? Dieses künstliche Wassereis kleckerte überall hin und war schwer wieder abzuwischen. Aber den feinen Herrn Kollegen interessierte das wenig. Niemals nahm er einen Lappen in die Hand.

Apropos Hand.

Charlotte sah eine. Und Finger, die sich um den Fuß der vorderen Glasvitrine krallten, in der altes Porzellan ausgestellt war. Es sah aus, als wollte sich jemand daran hochziehen. Ein Fingernagel war abgebrochen und die Haut rissig, was mit einer guten Handcreme in wenigen Tagen zu beheben wäre, das sah Charlotte genau. Eine Lesebrille brauchte sie nur, wenn sie den Preis für den Museumseintritt in die Registrierkasse eintippen musste.

Am Mittelfinger der Hand steckte ein klotziger Ring. »Diamantensplitter, in der Mitte ein Granat«, murmelte sie. Sie war leidenschaftliche Zuschauerin der Sendung »Bares für Rares«, wobei sie sich besonders für Schmuck interessierte.

Dieser aufwendige Ring passte so gar nicht zu der Hand.

Charlotte ging um die Vitrine herum. Dort lag eine Frau auf dem Boden. Sie verharrte eine oder zwei Sekunden, dann holte sie tief Luft.

Was sollte sie tun? Schreiend hinauslaufen? Der Raucher stand vielleicht noch am Zaun und konnte helfen. Nein, auf keinen Fall, als Museumsleiterin war das unter ihrer Würde. Das taten bloß zimperliche Weiber in den Krimiserien, die Charlotte ebenfalls gern schaute. Besser wäre es, die Polizei zu alarmieren. Welche Telefonnummer war die richtige, 112 oder 110? Sie brachte die immer durcheinander.

»Ach was, ich rufe einfach die Frau Doktor an.«

Damit machte sie nichts falsch. Obwohl hier vermutlich nichts beziehungsweise niemand mehr zu retten war. Die Frau war tot, daran gab es keinen Zweifel.

Charlotte Baumann ging in den Kassenraum und telefonierte. Mit knappen Worten gab sie durch, was sie vorgefunden hatte, und legte anschließend erleichtert den Hörer auf die Gabel.

Wunderbar, auf die Frau Doktor war Verlass. Sie hatte versprochen, sofort zu kommen und vorher der Polizei Bescheid zu geben.

Charlotte versicherte sich, dass die Museumstür offen war, und setzte sich wenige Meter von der Toten entfernt auf eine Holzbank, gleich neben der mit Delfter Fliesen ausgekachelten Pütte, einer Wasserzisterne aus dem 18. Jahrhundert. Von hier aus hatte sie sowohl die Tote als auch den Eingangsbereich direkt im Blick. Als sie zum zweiten Mal auf ihre Armbanduhr schaute, hörte sie draußen Schritte. Es waren gerade mal sechs Minuten vergangen.

Bernhard Kutschbauer trat durch die Eingangstür. Einer ihrer ehemaligen Schüler, der bei der Polizei gelandet war. Früher war er ein pfiffiges Kerlchen gewesen. Er hätte mehr aus sich machen können.

»Haben Sie die Leiche angefasst?«, war das Erste, was er fragte, als er sie erblickte.

»Dir, lieber Bernhard Kutschbauer, wünsche ich ebenfalls einen guten Morgen.«

Ertappt schaute er auf seine Schuhe. »Guten Morgen, Frau Baumann.«

»Du bist unrasiert, und etwas vergammelt wirkst du auch.«

»Tut mir leid, Frau Baumann.«

»So kenne ich dich gar nicht.«

Er ging vorsichtigen Schrittes um die Vitrine herum. »Wir haben uns lange nicht gesehen, Frau Baumann. Haben Sie â¦«

»Ja, ich habe sie angefasst. Am Arm. Musste ja schließlich ihren Puls fühlen. Sie hatte keinen.«

»Kennen Sie die Frau?«

»Nie gesehen.«

Kutschbauer nickte und setzte sich neben sie auf die Bank. Er stellte die üblichen Fragen. Wann und wie sie die Tote entdeckt habe und ob sie sich erklären könne, was die Frau hier zu suchen gehabt hatte. Blöde Frage. Was wollte man wohl in einem Museum? Es sich anschauen natürlich. Das sagte sie ihm auch.

Ehe er weitere Fragen stellen konnte, traf Kutschbauers jüngerer Kollege ein.

»Na, von den Toten auferstanden?«, fragte der Polizist süffisant.

»Junger Mann, finden Sie das witzig?«, empörte sich Charlotte.

Kutschbauer sprang auf. »Tut mir leid, Frau Baumann, der Kollege meinte mich damit.«

»Das will ich hoffen.«

»Es würde uns im Traum nicht einfallen, Witze über den Tod zu machen.«

»Nun, das ist auch besser so.« Sie stand ebenfalls auf.

Der...
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