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Der Tag, an dem Cooper starb

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.07.2018
Düster, abgründig, verführerisch
Als Coopers Leiche am Fuß der Klippen gefunden wird, lautet die offizielle Version: Selbstmord. Doch Libby, Coopers Freundin, kann das nicht glauben - Cooper und sie waren doch glücklich, es war die ganz große Liebe. Warum sollte er sich das Leben nehmen? Auf der Suche nach Antworten stößt Libby auf ein Netz von Lügen und Täuschung. Während die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen, beginnt Libby zu ahnen, dass hinter Coopers Tod ein abgründiges Geheimnis steckt ...

Rebecca James, 1970 in Sydney, Australien, geboren, arbeitete als Kellnerin und als Englischlehrerin in Indonesien und Japan, bevor sie Kinder bekam. Ihr erster Roman, »Die Wahrheit über Alice«, war eine verlegerische Sensation und wurde in 52 Sprachen übersetzt - weitere Romane folgten. Rebecca James lebt mit ihrem Mann und ihren vier Söhnen in Canberra.
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Produkt

KlappentextDüster, abgründig, verführerisch
Als Coopers Leiche am Fuß der Klippen gefunden wird, lautet die offizielle Version: Selbstmord. Doch Libby, Coopers Freundin, kann das nicht glauben - Cooper und sie waren doch glücklich, es war die ganz große Liebe. Warum sollte er sich das Leben nehmen? Auf der Suche nach Antworten stößt Libby auf ein Netz von Lügen und Täuschung. Während die Grenzen zwischen Freund und Feind verschwimmen, beginnt Libby zu ahnen, dass hinter Coopers Tod ein abgründiges Geheimnis steckt ...

Rebecca James, 1970 in Sydney, Australien, geboren, arbeitete als Kellnerin und als Englischlehrerin in Indonesien und Japan, bevor sie Kinder bekam. Ihr erster Roman, »Die Wahrheit über Alice«, war eine verlegerische Sensation und wurde in 52 Sprachen übersetzt - weitere Romane folgten. Rebecca James lebt mit ihrem Mann und ihren vier Söhnen in Canberra.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641218867
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum09.07.2018
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2134 Kbytes
Artikel-Nr.3015234
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


LIBBY

Als ich meiner Mum am Donnerstagabend nach dem Essen geholfen hatte, die Küche aufzuräumen, ging ich in mein Zimmer, um mit meinem Essay für das Filmseminar anzufangen. Erörtern Sie das Konzept der Popularität, das den Filmen »Girls Club« und »Heathers« zugrunde liegt.

Als wir das Thema erfahren hatten, hatte ich nur die Augen verdreht. Die Idee, ein Essay über Popularität zu schreiben, kam mir absolut banal, fast schon kindisch vor. Aber der Kontakt mit Cooper - und am Rande auch mit Sebastian Boccardo - hatte mich nachdenklich gemacht, sodass ich das Thema jetzt gar nicht mehr so dumm fand.

Als Erstes googelte ich Popularität und stellte fest, dass der Begriff - soziologisch gesehen - auf zwei Arten definiert werden konnte. Zum einen so, wie ich für mich wahre Popularität definierte, die auf Liebenswürdigkeit basierte und erklärte, warum freundliche, empathische und umgängliche Menschen so beliebt waren. Zum anderen gab es die Sorte Popularität, bei der Auftreten, Sozialstatus und Ansehen die Hauptrolle spielten - genau die Sorte, um die es an der Highschool immer gegangen war.

An meiner Schule jedenfalls hatten Sebastian, Cooper, Claire und ihre Clique eine »Popularität« genossen, die in meinen Augen zur zweiten Kategorie gehörte. Sie waren gut aussehend und selbstbewusst und das machte ihren Erfolg aus. Liebenswert waren sie nicht. Wir beneideten sie und ließen uns von ihnen sogar einschüchtern, aber das bedeutete nicht, dass wir sie mochten.

Ich kaute auf meinem Stift herum und dachte darüber nach, wie ich all das so zu Papier bringen konnte, dass es wissenschaftlichen Ansprüchen genügte, als mein Handy summte. Ich schaute aufs Display: eine Nachricht von Atticus.

Hey. Bin wieder zu Hause. Soll mich ausruhen, bin aber nicht müde. Was machst du gerade?

Hey! Seit wann bist du zurück? Froh, wieder zu Hause zu sein?

Seit gestern. Fühle mich endlich wieder frei. Kommst du rüber? Habe Langeweile.

Langeweile? Jetzt schon?

Was heißt »jetzt schon«? Seit Wochen! Krankenhäuser sind keine Erlebnisparks. Kommst du? Brauche jemanden zum Reden.

Gehe sofort los!!! Du bist meine Rettung! Müsste sonst ein Essay schreiben. Guter Grund, es aufzuschieben.

Super. War schon immer fürs Prokrastinieren.

Ich ging ins Wohnzimmer, um meiner Mum zu sagen, dass ich noch mal rausgehen würde. Sie saß an ihrem Schreibtisch, auf dem sich juristische Lehrbücher und Notizen stapelten. Sie war Sozialarbeiterin, hatte ihren Job aber aufgegeben, als mein Vater starb. Seine Lebensversicherung reichte aus, um die Hypothek auf unser Haus abzuzahlen und von dem Rest zu leben. Mum fand es wichtiger, sich eine Zeit lang ganz auf mich zu konzentrieren. Als ich im letzten Jahr der Highschool war, fing sie aber an, sich zu langweilen, und suchte sich einen Job in einer Anwaltskanzlei. Inzwischen studierte sie nebenher Jura.

Solange ich denken konnte, war sie sehr häuslich gewesen. Sie liebte es zu backen, das Haus in Ordnung zu halten und zu kochen. Aber der Job hatte sie verändert. Statt ihrer bequemen Hauskleider trug sie elegante schwarze Kostüme und High Heels, legte sich eine flotte Frisur zu und begann, Make-up zu benutzen. Vor allem aber hatte sie seitdem mehr Energie und sah viel jünger aus.

Und ich war nicht mehr ihr Ein und Alles, was Vor- und Nachteile hatte. Einerseits war sie zu beschäftigt, um an mir herumzunörgeln oder sich Sorgen um mich zu machen, sodass ich mehr Freiheiten hatte. Andererseits war das Haus oft dunkel und leer, wenn ich von der Uni kam, und ich vermisste ihre Kuchen, die regelmäßigen Mahlzeiten und Geborgenheit. Ja, manchmal bedauerte ich, nicht mehr der Mittelpunkt ihrer Welt zu sein.

Aber ich konnte ihr wohl kaum verübeln, dass sie ihr eigenes Leben führte.

»Ich dachte, du musst ein Essay schreiben«, sagte sie.

»Ich habe ja auch angefangen, aber dann hat Atticus geschrieben. Er ist wieder zu Hause.«

Darüber freute sie sich so sehr, dass sie anbot, mich zu ihm zu fahren, aber ich sagte, ich würde lieber zu Fuß gehen. Lächelnd winkte sie mir einen Abschiedsgruß zu und vertiefte sich gleich wieder in ihre Bücher.

Atticus wohnte nur zehn Minuten entfernt. Als ich ankam, öffnete mir Theo, Atticus´ fünfzehnjähriger Bruder, die Tür. Gleich darauf kam auch Atticus´ Vater. Er schimpfte mit Theo und sagte, er solle wieder in sein Zimmer gehen und mit seinen Hausaufgaben weitermachen, aber dabei lächelte er die ganze Zeit, und es war nicht zu übersehen, wie glücklich er über die Heimkehr seines Erstgeborenen war. Er umarmte mich und sagte, ich solle reinkommen und nach hinten durchgehen.

Atticus wohnte im hinteren Teil des Hauses, wo sich früher der Hobby- und Partyraum der Familie befunden hatte. Als er krank wurde, hatten ihm seine Eltern dort ein kombiniertes Wohn- und Schlafzimmer eingerichtet. Da er oft bettlägerig war, sollte er es so bequem wie möglich haben.

Ich trat an seine offene Tür und sah ihn über den Boden gebeugt an einem Bild arbeiten. Mit seiner neuen Staffelei würde er im Stehen arbeiten oder sogar auf einem Hocker vor seinen Leinwänden sitzen können.

Als er mich bemerkte, sprang er auf und kam auf mich zu. Wie immer erstaunte mich seine schiere Größe im ersten Moment. Mit seinem staksigen Gang erinnerte er mich an eine sprechende Giraffe.

»Hey, du siehst gut aus«, sagte ich. Wir umarmten uns und ich küsste ihn auf die Wange. »Dein Haar fängt sogar schon wieder an, nachzuwachsen. Gott, ich freue mich echt, dich zu sehen!«

»Genau wie ich, mi amigo.« Er fuhr sich mit der Hand über das Stoppelhaar und zeigte dann aufs Sofa. »Komm doch endlich rein! Oder wartest du auf eine förmliche Einladung?«

Ich ging in sein Zimmer und ließ meinen Blick durch den Raum schweifen. Man konnte gar nicht anders, denn überall an den Wänden hing seine Kunst. Er malte in dunklen, intensiven Farben und benutzte die größten Leinwände, die er auftreiben konnte. Man musste die Bilder aus einiger Entfernung betrachten, um sie richtig zu erfassen, um »den Albtraum in seinem vollen Ausmaß« zu erleben, wie Atticus es selbst ausdrückte. Die Darstellungen waren sehr subtil, auf den ersten Blick abstrakt, flüchtig - wie Schatten oder Spiegelungen. Nur aus angemessener Entfernung konnte man erkennen, was sie wirklich waren. Zuerst entdeckte man beispielsweise ein entsetztes Augenpaar, ein Kinn, einen im Schrei aufgerissenen Mund. Sobald sich das ganze Bild erschloss, bekam man eine Gänsehaut, und es zog einen regelrecht in seinen Bann, denn Atticus´ Bilder waren ebenso Furcht einflößend wie kraftvoll.

Ich sah mir sein neustes Werk an. Das Bild war noch düsterer und beängstigender als die anderen - falls das überhaupt möglich war. Es bestand aus abgestuften Schattierungen von Schwarz und Dunkelblau. Zusammen ergaben die dunklen Farbflächen ein männliches Gesicht, ein stilles, abwartendes Gesicht. Doch die Augen waren so voller Angst, dass man das Gefühl körperlich spüren konnte.

»Ziemlich gut«, sagte ich.

»Ich weiß.«

»Von Bescheidenheit hältst du wohl nicht viel, was?«

»Bescheidenheit - am Arsch!«, sagte er verächtlich. »Aber mal im Ernst: Die Krankheit und die Nähe des Sensenmanns haben meine Bilder besser gemacht. Authentischer. Inzwischen kommt es mir vor, als seien sie vorher irgendwie unecht gewesen, hohl. Weil ich vorher keine wirkliche Angst kannte.«

»Es muss wirklich beängstigend sein«, sagte ich. »Krebs zu haben, meine ich.«

»Stimmt. Und deprimierend. Und wütend macht es auch. Und sag jetzt bloß nicht, ich sei tapfer. Ich kann dir gar nicht sagen, wie mir die Leute auf den Keks gehen, die mich für tapfer halten.«

»Ach ja? Warum?«

»Tapferkeit setzt eine Wahlmöglichkeit voraus. Aber ich hatte keine Wahl, und hätte ich eine gehabt, glaub bloß nicht, dass ich mich für den Krebs entschieden hätte!« Er drehte sich auf dem Absatz um wie ein Tänzer. »Komm an die Bar. Ich brauche einen Drink.«

Die »Bar« bestand aus einem Schreibtisch, der an einer Wand stand. Atticus holte zwei Gläser und eine Flasche Tequila heraus und stellte alles auf den Couchtisch. Dann schenkte er uns zwei großzügige Shots ein, setzte sich und sah mich erwartungsvoll an.

Ich setzte mich zu ihm und er reichte mir meinen Drink.

»Auf ex!«

»Muss das sein? Darfst du das überhaupt?«, fragte ich.

»Darf ich was?«

»Alkohol trinken.«

»Warum denn nicht?«

»Keine Ahnung. Weil es nicht gesund ist, vielleicht.«

Er sah mich an, als zweifelte er an meinem Verstand.

Ich betrachtete mein Glas und entdeckte einen öligen Fleck am Rand.

»Ist das überhaupt sauber?«, fragte ich.

»Keine Ahnung.« Atticus stürzte seinen Drink hinunter und schnappte nach Luft. »Wahrscheinlich nicht. Kipp´s einfach runter! Ein bisschen Dreck bringt dich nicht um.«

Ich folgte seinem Beispiel und trank den Tequila in einem Zug. Zuerst schmeckte er wie flüssiges Feuer, das sich durch meine Speiseröhre fraß und mir den Atem nahm. Doch nach einer Weile breitete sich eine angenehme Wärme in mir aus, und ich begann mich ganz weich zu fühlen, wie ein Wattebausch. Ich ließ mich tiefer ins Sofa sinken. »Mmm. Das tut gut.«

Atticus hob die Flasche an. »Noch einen?«

»Warum nicht?«

Nach dem zweiten Shot war ich noch entspannter und sank noch tiefer ins Sofa.

»Erzähl doch...

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Autor

Rebecca James, 1970 in Sydney, Australien, geboren, arbeitete als Kellnerin und als Englischlehrerin in Indonesien und Japan, bevor sie Kinder bekam. Ihr erster Roman, »Die Wahrheit über Alice«, war eine verlegerische Sensation und wurde in 52 Sprachen übersetzt - weitere Romane folgten. Rebecca James lebt mit ihrem Mann und ihren vier Söhnen in Canberra.