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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
328 Seiten
Deutsch
Dryas Verlagerschienen am06.09.20161. Auflage
Elisabeth Bennett ist tot, gestorben in einer exklusiven Seniorenresidenz in St. Ives - offenbar an einem Herzleiden, obwohl sie am Abend zuvor noch völlig gesund war. Deren Freundin glaubt an einen Mord und bittet die ehemalige Krankenschwester Mabel Clarence um Hilfe. Unter falschem Namen mietet Mabel sich in der Seniorenresidenz ein. Welche Rolle spielen die Besitzer und das zum Teil undurchsichtige Pflegepersonal? Und dann ist da noch der vermögende und charmante Sir William, der aus seiner Verehrung keinen Hehl macht und Mabels Gefühle mächtig durcheinanderwirbelt.

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 15 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane und Krimis veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextElisabeth Bennett ist tot, gestorben in einer exklusiven Seniorenresidenz in St. Ives - offenbar an einem Herzleiden, obwohl sie am Abend zuvor noch völlig gesund war. Deren Freundin glaubt an einen Mord und bittet die ehemalige Krankenschwester Mabel Clarence um Hilfe. Unter falschem Namen mietet Mabel sich in der Seniorenresidenz ein. Welche Rolle spielen die Besitzer und das zum Teil undurchsichtige Pflegepersonal? Und dann ist da noch der vermögende und charmante Sir William, der aus seiner Verehrung keinen Hehl macht und Mabels Gefühle mächtig durcheinanderwirbelt.

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 15 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane und Krimis veröffentlicht. Mehr unter: www.rebecca-michele.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783940258656
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum06.09.2016
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3387 Kbytes
Artikel-Nr.3261835
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

Es war ein viel zu schöner Tag für eine Beerdigung. Wenn ein geliebtes Wesen zu Grabe getragen wird, dann sollte der Himmel weinen, schwarze Krähen in den Bäumen ihr Todeslied krächzen und ein Sturm über das Land hinwegfegen. Die strahlende Sonne am stahlblauen Himmel, die milde Brise, die vom sechs Meilen entfernten Meer her wehte, und das fröhliche Zwitschern der Vögel in den dicht belaubten Buchen und Eichen passten nicht zu der gedrückten Stimmung auf dem kleinen Friedhof.

Victor Daniels, Tierarzt des beschaulichen Ortes Lower Barton im Osten Cornwalls, beobachtete, wie die Urne langsam in das frisch ausgehobene Grab gesenkt wurde. Er schluckte mehrmals, um zu verhindern, dass der Kloß in seinem Hals übermächtig wurde. Ein Mann weinte nicht. Niemals! In keiner Situation! Das hatte ihm sein Vater eingebläut, und Victor war es gelungen, im Laufe seines Lebens, das nun schon achtundsechzig Jahre andauerte, nur selten Gefühlsregungen zu zeigen. Wenn es nur nicht so schrecklich schmerzen würde! Als würde ein Teil von ihm selbst in das Grab gesenkt und mit dunkler Erde bedeckt.

Eine Hand legte sich auf seinen Arm. Er wandte den Kopf und blickte in ein längliches, sommersprossiges Gesicht unter einem Schopf roter Haare.

Sergeant Bourke , murmelte Victor heiser, die Tränen steckten ihm immer noch in der Kehle.

Es tut mir so leid, Doktor Daniels. In den Augen des jüngeren Sergeants las Victor aufrichtiges Mitgefühl. Ich weiß, was sie Ihnen bedeutet hat und was nun in Ihnen vorgehen muss. Bourke drückte leicht Victors Arm. Der Tierarzt ließ es geschehen, obwohl er eigentlich Berührungen von anderen Menschen, so gut es möglich war, vermied. Ich habe es erst heute Morgen erfahren , fuhr Christopher Bourke leise fort. Wie ist es eigentlich passiert? War es ein Unfall? Ich glaube, vor zwei oder drei Wochen habe ich sie noch gesund und munter gesehen.

Victor Daniels schwieg und senkte den Kopf, während der Totengräber fortfuhr, das Grab zuzuschütten. Das Geräusch dröhnte wie ein Donnerhall in seinem Kopf wider. Erst als die Urne vollständig bedeckt war, antwortete er:

Leberzirrhose. Von einem Tag auf den anderen verweigerte sie jede Nahrung, verlor drastisch an Gewicht und wurde immer dünner. Als das Untersuchungsergebnis vorlag, war es für eine Behandlung bereits zu spät ⦠Er bedeckte seine Augen mit der Hand und drehte sich schnell zur Seite.

Sie hat gespürt, wie sehr Sie sie geliebt haben und was sie Ihnen bedeutet hat, Doktor , flüsterte Christopher Bourke. Der Chefinspektor lässt sich entschuldigen. Gern hätte er Ihnen persönlich sein Mitgefühl ausgedrückt, er musste aber heute Morgen dienstlich verreisen und konnte es leider nicht aufschieben.

Danke , murmelte Victor. Ja, Warden hat meine treue Freundin ebenfalls gekannt, auch wenn er Begegnungen mit ihr lieber ausgewichen ist. Er trat an das Grab und legte eine einzelne Rose auf den aufgeworfenen Erdhügel. Ruhe in Frieden, meine Liebe. Eine solche Begleiterin wie dich werde ich niemals wieder finden.

Er nickte dem Sergeant zu und kehrte dem Grab den Rücken. Mit hängenden Schultern trat Victor Daniels zu einer zierlichen, älteren Dame, die ihm entgegensah. Victor zögerte, rang sich dann aber doch ein trauriges Lächeln ab. Wenn es in diesem Moment einen Menschen auf dieser Welt gab, den er in seiner Nähe ertragen konnte, dann war es Mabel Clarence. Mabel hatte seine Debbie ebenso lange wie er gekannt und hatte sie nicht minder geliebt. Vor fünf Jahren hatte Victor die herrenlose Mischlingshündin mit den dunklen, treuen Augen mehr oder weniger freiwillig in sein Haus aufgenommen. Seitdem war Debbie zu einem festen Bestandteil in seinem Leben geworden und hatte seinen Tagesablauf geprägt. Er hatte kaum einen Schritt ohne sie getan, und Debbie hatte ihm öfter als ein Mal sogar das Leben gerettet.

Schweigend hakte sich Mabel Clarence bei Victor unter. Sie war fast zwei Köpfe kleiner als er, hatte kurze, graue Haare und dunkle Augen mit einem wachen Blick. Dem traurigen Anlass entsprechend, trug sie ein dunkelblaues Twinset mit einer grauen, hochgeschlossenen Bluse. Durch den Stoff seiner Jacke fühlte Victor ihre Wärme, und das Gefühl, jeden Moment in Tränen ausbrechen zu müssen, wurde schwächer. Auch wenn er wusste, dass Mabel seinen Schmerz verstehen konnte und keinesfalls der Ansicht war, Tränen wären ein Zeichen von Schwäche, wollte er sich ihr gegenüber keine Blöße geben.

Gemeinsam gingen sie zu Victors Jeep vor dem Tor des Tierfriedhofes, der eine Meile außerhalb von Lower Barton lag. Mabel Clarence, ein Jahr jünger als der Tierarzt, war über die plötzliche Erkrankung Debbies und über deren schnellen Tod ebenfalls zutiefst betrübt. Über vierzig Jahre hatte Mabel als Krankenschwester in einem großen Londoner Hospital gearbeitet, daher wusste sie, dass bei Menschen eine Leberzirrhose häufig mit erhöhtem Alkoholkonsum und ungesundem, fettem Essen einherging. Die Erkrankung traf aber nicht selten auch Tiere, was jedoch nicht allgemein bekannt war. Das Fatale war, dass es keine Vorzeichen gegeben hatte. Noch vor drei Wochen war Debbie munter herumgetollt und hatte regelmäßig gefressen. Auch wenn Victor die Erkrankung früher erkannt hätte, hätte er Debbie nicht retten können. So war ihm nichts anderes übrig geblieben, als seiner treuen Begleiterin ein langes, qualvolles Leiden zu ersparen und sie von ihren Tag für Tag stärker werdenden Schmerzen zu erlösen. Mabel war an seiner Seite gewesen, als er die letzte, endgültige Spritze gesetzt hatte. Dass er das selbst getan hatte, war er Debbie schuldig gewesen.

Es ist gut, dass Sie in den kommenden Tagen durch Ihre Reise abgelenkt werden , sagte Mabel, als Victor auf der schmalen Straße in Richtung Lower Barton fuhr.

Ich weiß nicht so recht. Der Sinn steht mir überhaupt nicht danach, ausgerechnet jetzt fortzufahren. Es fühlt sich an, als würde ich Debbie verraten.

Unsinn, Victor , erwiderte Mabel streng. Sie hätte nicht gewollt, dass Sie sich vergraben und in Trübsal versinken. Eine Luftveränderung ist genau das, was Sie jetzt am nötigsten brauchen. Es lindert zwar nicht Ihren Schmerz, eine andere Umgebung wird Ihnen aber guttun.

So leicht waren Victors Zweifel jedoch nicht auszuräumen.

Was soll ich überhaupt dort? Ich habe die Leute seit Jahren nicht mehr gesehen.

Schlimm genug. Darum ist es höchste Zeit, dies zu ändern! Mabel sprach mit einem mahnenden Unterton. Es sind schließlich Ihre einzigen Verwandten, und man sollte für jede Gelegenheit, die man mit seiner Familie verbringen kann, dankbar sein. Gerade in unserem Alter , fügte sie hinzu.

Sie vergessen Alan , antwortete Victor. Wir sind zwar nicht blutsverwandt, als mein Patensohn steht Alan mir aber sehr viel näher als meine Schwester im Norden.

Wie könnte ich Alan jemals vergessen! Mabel schmunzelte. Aber es ist doch wundervoll, dass Ihre Nichte Sie zu ihrer Hochzeit eingeladen hat, Victor. Sie werden wohl nicht so stur sein, Carol derart zu brüskieren? Das bringen nicht einmal Sie fertig!

Was damals mit Carol geschehen ist â¦

Ist längst vergessen , unterbrach Mabel ihn. Ich freue mich, dass Ihre Nichte einen Mann gefunden hat, der sie liebt und für ihren Sohn ein guter Vater sein wird.

Victor Daniels jüngere und einzige Schwester lebte seit über dreißig Jahren in Yorkshire im Norden Englands. Vor zehn Jahren hatte die damals siebzehnjährige Carol, Victors Nichte, den Sommer bei ihm in Cornwall verbracht, da sie sich für ein Studium der Tiermedizin interessierte und ihrem Onkel bei der Arbeit über die Schulter sehen wollte. Dummerweise war sie damals an den ortsbekannten Casanova geraten und leider prompt schwanger geworden. Der junge Mann wollte jedoch nichts von ihr und dem Kind wissen, er hatte sogar die Vaterschaft geleugnet. Victor, der mit Menschen im Allgemeinen und mit Teenagern im Besonderen nicht viel anfangen konnte, machte sich bis heute Vorwürfe, nicht besser auf seine Nichte aufgepasst zu haben. Jetzt jedoch stand Carols Hochzeit bevor, und sie hatte darauf bestanden, von ihrem Onkel Victor zum Altar geführt zu werden, denn ihr Vater war vor acht Jahren einem Herzinfarkt erlegen. Das war das letzte Mal gewesen, dass Victor seine Schwester und Nichte gesehen hatte, als er zu diesem traurigen Anlass in Yorkshire gewesen war.

Bereits am Vorabend hatte Mabel geholfen, Victors Sachen, die in eine kleine Sporttasche passten, zu packen. Den obligatorischen Cut, der bei englischen Hochzeiten von den Männern getragen wurde, wollte er sich vor Ort ausleihen.

Ist das wirklich alles, was Sie mitnehmen wollen? , fragte Mabel skeptisch, als er die Tasche aus seinem Haus holte und auf den Beifahrersitz stellte.

Ich bleibe doch nur übers Wochenende.

Meiner Meinung nach sollten Sie ruhig eine Woche oder länger bei Ihrer Familie verbringen , antwortete Mabel. Wie lange haben Sie schon keinen Urlaub mehr gemacht, Victor? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass Sie jemals verreist waren. Der Tierarzt aus West Looe übernimmt Ihre Vertretung, und Ihre Patienten werden Ihnen treu bleiben, auch wenn Sie mal die Praxis zwei oder auch drei Wochen schließen.

Ich habe viel mehr Sorge, Sie so lange allein zu lassen, Mabel. Zum ersten Mal an diesem Tag schwang in Victors Stimme die für ihn typische Ironie mit, die Mabel bestens bekannt war.

Oh, ich komme gut allein zurecht, mir wird es schon nicht langweilig werden.

Das meinte ich auch nicht , antwortete Victor mit...
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Autor

Rebecca Michéle, geboren 1963 in Süddeutschland, lebt mit Ihrem Mann in der Nähe von Stuttgart. Seit 15 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Schreiben und hat bereits mehrere historische Romane und Krimis veröffentlicht. Mehr unter: rebecca-michele.de

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