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Tödlicher Klüngel

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
496 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am22.02.2018Auflage
Womit alles begann: 'Tödlicher Klüngel' und seine Kult-Nachfolger in einem Band Mit dem ersten Köln Krimi - nicht nur von Christoph Gottwald, sondern überhaupt - kam die Lawine ins Rollen: Der Regio-Krimi war geboren. 'Tödlicher Klüngel' war und ist ebenso wie sein Nachfolger 'Lebenslänglich Pizza' eine Sensation: Rasant, rotzig und schnörkellos treibt uns der 'Raymond Chandler vom Rhein' durch das raue Köln der 1980er Jahre. Im Großstadt-Thriller 'Marie, Marie' begegnet uns Manni Thielen, Zocker und Gelegenheits-Detektiv aus Geldnot, in den 90ern zum dritten Mal wieder.

Christoph Gottwald, geb. 1954, M.A. der Germanistik, lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt Köln als Schriftsteller, Drehbuchautor, Dokumentarfilmer, Regisseur und Theatermacher.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWomit alles begann: 'Tödlicher Klüngel' und seine Kult-Nachfolger in einem Band Mit dem ersten Köln Krimi - nicht nur von Christoph Gottwald, sondern überhaupt - kam die Lawine ins Rollen: Der Regio-Krimi war geboren. 'Tödlicher Klüngel' war und ist ebenso wie sein Nachfolger 'Lebenslänglich Pizza' eine Sensation: Rasant, rotzig und schnörkellos treibt uns der 'Raymond Chandler vom Rhein' durch das raue Köln der 1980er Jahre. Im Großstadt-Thriller 'Marie, Marie' begegnet uns Manni Thielen, Zocker und Gelegenheits-Detektiv aus Geldnot, in den 90ern zum dritten Mal wieder.

Christoph Gottwald, geb. 1954, M.A. der Germanistik, lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt Köln als Schriftsteller, Drehbuchautor, Dokumentarfilmer, Regisseur und Theatermacher.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960413721
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum22.02.2018
AuflageAuflage
Seiten496 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3548 Kbytes
Artikel-Nr.3374611
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
I

»Gib mir noch ein Kölsch«, lallte er.

»Geh nach Hause, Manni, du bist voll«, raunzte Joe, der Wirt des Golden Hill, über den Tresen.

»Noch ein Kölsch, hab ich gesagt!« Manni kniff die Augen zusammen.

»Du kriegst nichts mehr, du hast genug, Mann.« Joe war jemand, der es nicht gewohnt war, etwas zweimal zu sagen.

Manni blickte an der Theke lang. »Jeden dummen Säufer pumpst du ins Delirium, und mich schickst du nach Hause, du blöder Hund!«

Der Wirt hielt ein Glas unter den Zapfhahn. »Halt s Maul und verschwinde«, sagte er und stellte das Bier vor den fetten Riesen, der seine Umgebung mit endlosen Seemannsgeschichten nervte.

Die suppentellergroße Hand des redseligen Matrosen näherte sich behäbig dem Glas, aber Manni war schneller, er schnappte sich das Bier und setzte es an die Lippen. Eine schwere Pranke schloß sich um seinen Oberarm. Manni schüttete den Gerstensaft in zwei Zügen durch die Kehle und stellte das leere Glas auf den Tresen zurück. Der Druck um seinen Arm verstärkte sich.

»Nimm deine dreckige Pfote weg, du Fettsack«, sagte er angewidert.

Der Matrose sprang vom Hocker, riß Mannis Körper herum und holte aus. Manni sah in zwei schmale Säuferaugen, und er sah die Faust kommen. Er wich aus und trat zu. Er traf genau zwischen die massigen Schenkel, der feiste Kopf sackte röchelnd ab; Manni erwischte mit der Rechten das Kinn, mit der Linken die Nase. Krachend knallte der Seemann gegen den Flipperautomaten und sackte in sich zusammen wie ein kaputter Luftballon. Zwei Männer rissen Manni die Arme auf den Rücken, ein dritter schlug ihm in den Magen, auf die Ohren, in den Nacken. Joe hielt die Schwingtür auf, die Männer warfen ihn auf den Bürgersteig.

»Euch mach ich fertig«, stöhnte Manni, »einen nach dem anderen.« Er rappelte sich hoch und wankte, gegen die Häuserwand gestützt, die Straße entlang.

Jetzt gab es nur noch eins: Rita s Saloon auf dem Friesenwall. Früher ein teurer Strip-Laden, heute ein mieses Rattenloch mit rotem Licht, vergilbten Pornobildern an den Wänden und schmutzigen Klos.

Wie jede Nacht um diese Zeit war der Laden voll und heiß wie Rio im Hochsommer.

»Wie siehst du denn aus, Kleiner?« grinste Rita und klimperte mit ihren falschen Wimpern. Ihr Gesicht sah aus, als hätte jeder ihrer Liebhaber eine Falte hineingekerbt, ihr Körper war aufgequollen - an den entscheidenden Stellen ganz besonders, ihr Gebiß nicht mehr vollzählig, aber ihr wülstiger, knallrot bemalter Mund noch immer eine Sensation. Sie machte Manni ein Bier. »Wann zahlst du deinen Deckel?« fragte sie und grinste nicht mehr.

»Morgen«, sagte Manni, »du kannst dich darauf verlassen.«

»Okay, ich verlaß mich darauf.« Sie schaute den Bierdeckel an, auf dem Mannis Alkoholkonsum registriert war. »Sechsundachtzig Mark, ganz ordentlich.«

»Scheiße!« Manni rieb sich die dröhnenden Schläfen.

»Mich geht s zwar nichts an«, sagte Rita leise, »aber mich würde doch mal interessieren, wie du wieder aus dem Dreck rauskommen willst.«

»Arbeitsamt«, sagte Manni, »irgendwann müssen die mich vermitteln.«

»Und wie zahlst du deine Miete zur Zeit?«

»Überhaupt nicht, der Vermieter wird langsam ungeduldig.«

Ritas Stirn zeigte einige zusätzliche Falten, dann glitzerte etwas in ihren Augen. »Hör mal, mein Junge«, sagte sie, »ich kenne da einen ziemlich runtergekommenen Privatdetektiv; ich bin sicher, er könnte gut einen gebrauchen wie dich, einen, der zäh ist und nicht viel zu verlieren hat.«

»Privatdetektiv?« Manni kratzte sich am Kopf. »Schreib mir mal seine Adresse auf.«

Rita bekritzelte einen Bierdeckel, er steckte ihn ein.

»Zwei Whisky mit Eis«, sagte eine Stimme hinter ihm. Manni drehte sich um.

»Was haben sie denn mit dir gemacht?« fragte Monika.

»Nichts von Bedeutung«, erwiderte er und starrte auf das Streichholz, das er langsam zerstückelte.

»Du siehst schlimm aus, ich weiß nicht, ob â¦«

»Halt bloß den Mund«, fiel er ihr ins Wort. »Ich kann es nicht mehr hören.«

Rita brachte die Getränke. Manni leerte ein Glas und zerbiß das Eis. Monikas Hand streichelte seinen Nacken, ihre Zunge spielte mit seinem Ohrläppchen. Er griff nach dem zweiten Glas, trank es aus und hustete.

»Komm mit zu mir«, flüsterte Monika. Manni fummelte eine Zigarette aus der zerdrückten Packung und steckte sie an.

»Bitte, nur heute nacht. Ich brauche dich.«

Manni schaute in ihre traurigen Augen. »Mich brauchst du?« Kopfschüttelnd grinste er sie an; sein verbeultes Gesicht schmerzte. Monika nickte.

Es war bereits später Nachmittag, als Manni die Gertrudenstraße ansteuerte. An der Eingangstür zu Haus Nummer 24-28 ein verwittertes Messingschild: »Robert Wieland, Privatdetektiv, Aufträge aller Art, 3. Stock«. Manni drückte die Tür des heruntergekommenen Bürohauses auf und fand am Ende der düsteren Diele einen Fahrstuhl, der ihn ächzend in den dritten Stock beförderte. Ein langer Flur mit vielen Türen. An einer fand er das Schild, das er suchte. Die Drähte der Klingel hingen lose herunter. Er klopfte. Nichts. Er klopfte fester.

»Moment«, rief eine Stimme hinter der Tür. Glas klirrte, ein Schrank wurde geschlossen, und dann ging die Tür auf. Im Rahmen stand ein kleiner Dickwanst in verschwitztem gelbem Billighemd, auf dem eine breite knallgrüne Krawatte hin und her rutschte; er trug eine helle, fleckige Trevirahose. Die Füße mit den braungestreiften Frottee-Socken steckten in hölzernen Gesundheitslatschen. Ein Dunstschwall von Schweiß, Hochprozentigem und schlecht verdauten Röstkartoffeln schlug Manni aus dem Raum entgegen.

»Kommen Sie rein, junger Mann«, krähte der Detektiv mit der Stimme eines Eunuchen am Morgen nach einem Sängerwettstreit. Manni ging an ihm vorbei in das kleine Büro, das eingerichtet war wie das Arbeitszimmer eines Sperrmüllfahrers. Er ließ sich in das aufgeplatzte Polster eines Plastiksessels fallen; Wieland watschelte plattfüßig hinter den verkratzten Schreibtisch, brachte stöhnend seinen Hintern auf einem quietschenden Drehstuhl unter und verschränkte seine kleinen Wurstfinger über dem Bauch, der an einigen Stellen zwischen der gespannten Knopfleiste seines Hemdes herausquoll.

»Was kann ich für Sie tun, junger Mann?«

»Holen Sie den Schnaps wieder raus«, sagte Manni.

Wieland versuchte vergeblich zu grinsen. Er räusperte sich. »Wie soll ich das verstehen?«

»Sie haben ihn doch gerade erst weggestellt, oder? Los, geben Sie mir einen!«

»Du bist ganz schön dreist, mein Junge«, sagte Wieland und musterte sein Gegenüber mit scheinbar souveräner Miene.

»Ich habe Nachdurst, das ist alles«, konterte Manni.

Wieland seufzte, schloß den Schreibtisch auf, hievte eine Flasche Korn und zwei schmierige Gläser auf die bekrakelte Schreibunterlage aus grünem Hartgummi, schenkte ein.

Manni kippte den Schnaps und vergaß, seine Miene zu verziehen. »Prima Stoff, schmeckt wie abgestandener Brennspiritus.«

»Kommen wir zur Sache«, sagte Wieland nach dem zweiten Glas. Manni schlug die Beine übereinander und blickte fest in die wässrigen, von warzigen Tränensäcken umgebenen Augen des Detektivs.

»Ich werde für Sie arbeiten«, sagte er trocken.

Wieland beugte sich vor und hielt eine Hand an seine Ohrmuschel, als ob er nicht richtig verstanden hätte. »Wie bitte?«

»Ihr Laden ist ein Dreckloch, und Sie scheinen nicht mehr fit genug zu sein, ihn wieder aufzumöbeln«, legte Manni los.

Wieland griff mit zitternden Fingern nach der Schnapsflasche und machte die Gläser wieder voll. »Einen Moment â¦«, warf er ein.

Manni ignorierte ihn. »Ihr Schuppen braucht eine Verjüngungskur.«

Wieland schlürfte seinen Korn und rülpste. »Du hast zuviel Krimis gesehen, Freundchen, ich brauche mich nicht zu prügeln oder der Polizei ins Handwerk zu pfuschen, ich erledige nur streng vertrauliche Routinesachen für Privatkunden.«

»Und warum sitzen Sie jetzt hier, anstatt zu arbeiten?« fragte Manni unbeeindruckt.

»Zugegeben, im Moment fehlen die ganz großen Aufträge; um diese Jahreszeit ist immer Flaute, verstehst du?«

»Flaute hin, Flaute her«, sagte Manni, »ich will für Sie arbeiten. Ich glaube, es wäre nicht das Schlechteste für Sie.«

Wieland schüttelte den Kopf. »Ich kann dich nicht bezahlen.«

»Zehn Mark pro Stunde, Spesen trage ich in der Anfangszeit selbst, ist das zuviel?« setzte Manni nach.

»Ich kann beim besten Willen zur Zeit nichts für dich tun«, sagte der Detektiv zögernd, »aber dein Stil gefällt mir. Laß deine Telefonnummer hier, vielleicht kommt was rein die nächsten Tage.«

Manni schrieb seinen Namen und seine Telefonnummer auf den Rand der alten Expressausgabe, die im Papierkorb steckte, riß den Zettel ab und reichte ihn Wieland.

»Manfred Thielen?« Der Detektiv kniff seine wässrigen Augen zusammen.

Manni nickte. »Nennen Sie mich Manni.«

»Okay, Manni.« Wieland stemmte seine geballte Masse Frischfleisch in die Höhe und reichte Manni die Hand.

»Werde sehen, was sich machen läßt, Manni. Besser du arbeitest als ich«, witzelte der Detektiv.

»Sehr komisch.«

»Spaß beiseite, hast du ein Auto?«

»Einen alten Käfer«, antwortete Manni, »für Verfolgungsjagden nicht gerade ideal geeignet.«

»Verfolgungsjagden gibt s im Kino. Hauptsache, die Mühle läuft.«

»Wir sprechen uns.« Sie schüttelten sich die Hände.

»Wir werden sehen.«

Das Telefon schellte, Manni fuhr hoch. Es war stockdunkel, benommen tappte er nach dem Hörer. »Ja?« preßte er mit belegter Stimme in die...
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