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Faller und der Pate von Köln

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am23.03.2023
Ein ehemaliger Starreporter als Detektiv wider Willen. Einst war Faller ein Star-Reporter, doch nun treibt er sich meistens in Kölner Sportbars herum und trauert der Vergangenheit hinterher. Bis eine junge Frau vor seiner Tür steht und behauptet, nur er könne ihre verschwundene Mutter, eine bekannte Journalistin, finden. Widerwillig nimmt sich Faller der Sache an. Bald begreift er, dass er sich damit mächtige Feinde macht, die buchstäblich über Leichen gehen.

Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt seit über 30 Jahren in Köln und arbeitet als Verlagsleiter in einem Berliner Verlag. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt und mehrere Spannungsromane geschrieben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin ehemaliger Starreporter als Detektiv wider Willen. Einst war Faller ein Star-Reporter, doch nun treibt er sich meistens in Kölner Sportbars herum und trauert der Vergangenheit hinterher. Bis eine junge Frau vor seiner Tür steht und behauptet, nur er könne ihre verschwundene Mutter, eine bekannte Journalistin, finden. Widerwillig nimmt sich Faller der Sache an. Bald begreift er, dass er sich damit mächtige Feinde macht, die buchstäblich über Leichen gehen.

Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt seit über 30 Jahren in Köln und arbeitet als Verlagsleiter in einem Berliner Verlag. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt und mehrere Spannungsromane geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070198
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.03.2023
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3191 Kbytes
Artikel-Nr.11342257
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Montag

Also, Faller, kauf dir doch einen Hund, hatte Helen ihm am Morgen gesagt, kaum dass er die Augen aufgeschlagen hatte. Ein Hund ist immer ein guter Freund. Dann entspannst du dich vielleicht wieder und wirst wieder ein wenig lockerer.

Ich weiß, dass ich nicht gut in Form bin, hätte Faller ihr am liebsten geantwortet, stattdessen hatte er sich seine Morgenzigarette angezündet, eine Zigarette morgens, eine am Abend - so war es ihm in den letzten Jahren zur Gewohnheit geworden, aber mitunter, wenn seine Stimmung ganz im Keller war, reichte ihm diese schwache Dosis an Nikotin nicht.

Mit einem Hund müsstest du auch spazieren gehen, hatte Helen ihm hinterhergerufen, dann würdest du dich wieder jeden Tag vor die Tür trauen.

Aber das tue ich doch, hatte er erneut nur in Gedanken geantwortet.

Er schritt durch ihr Atelier, vorbei an den hellen Holzfiguren. Eine Figur berührte er fast jeden Morgen an derselben Stelle. »Das Kind« nannte er sie für sich, obschon es nur eine merkwürdig gewölbte Skulptur war, ohne Kopf, ohne Hände, doch immer sah er ein dickes trauriges Kind vor sich.

Für den Morgenkaffee ging er auf die Venloer Straße, zweihundertdreiundfünfzig Schritte, zu Lucca, in dessen kleine Bar, die schon morgens um sechs Uhr öffnete und abends um zehn schloss.

Er war pleite, das war die Wahrheit. Sein Konto war im Minus, und er hatte keinen Auftrag mehr. Der letzte Auftrag war die Familiengeschichte für Brings gewesen, den Schuhkönig, wie sich dessen Vater von einem einfachen Schuhmacher hochgearbeitet und wie Ferdinand Brings das Geschäft dann übernommen hatte, nun spezialisiert auf teure Gesundheitsschuhe. Zweihundert Seiten pure Lobhudelei, aber so waren all die Familienchroniken, die er verfasste. Mittelmäßige Geschichten von mittelmäßigen Menschen, die sich für Gewinner hielten und das unbedingt dokumentieren wollten.

Er war kein Gewinner, oder nein, er war es einmal gewesen, aber diese Tage waren längst vorbei.

Das Geld, das er von Brings bekommen hatte - zehntausend Euro Schmerzensgeld -, war längst ausgegeben, sein alter Volvo hatte eine neue Auspuffanlage gebraucht - wer fuhr eigentlich noch mit so einer Blechwanne durch die Gegend? -, außerdem hatte er ein paar Schulden bei Angelo in dessen Sportsbar bezahlen müssen, von denen Helen nichts gewusst hatte. Seit drei Jahren hatte er sich zur Gewohnheit gemacht, zu Angelo zu gehen und auf Fußballspiele zu wetten. Würde der FC Liverpool oder der PSV Eindhoven sein Heimspiel gewinnen - und was könnte Juventus Turin dieses Jahr ausrichten? Nur der 1. FC Köln interessierte ihn nicht sonderlich - überhaupt hatte er mit dieser Stadt abgeschlossen, und wenn Helen nicht ihr Atelier hier gehabt hätte, wäre er schon lange abgehauen, aber sie hatte diese Stadt geliebt. Dreimal in der Woche war sie mit ihrer alten Polaroidkamera zum Dom und in den Skulpturenpark gelaufen, und sie war am Rhein in Niehl entlanggegangen, hatte Fotos gemacht, die sie als Vorlage für Gemälde nutzte, oder sie hatte das Ufer nach Treibholz abgesucht, das sie für ihre Kunst verwenden konnte.

Lucca machte es nichts aus, dass er pleite war.

»Roberto«, rief er ihm zu, kaum dass er eingetreten war. »Du siehst aus, als hättest du noch keinen Kaffee gehabt. Schlecht geschlafen?«

Ohne dass er etwas sagen musste, brachte Lucca ihm einen Espresso mit einem Glas Wasser an den Stehtisch. Lucca war fünfunddreißig und in Köln geboren, aber er tat so, als wäre er eben noch in Sizilien gewesen, wo sein Vater vor vierzig Jahren aufgebrochen war, um bei Ford Autos zusammenzuschrauben.

»Ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber trotzdem â¦ du lächelst zu wenig«, sagte Lucca. »Männer, die nicht lächeln, kriegen ein dunkles Herz, hat mein Vater immer gesagt.«

»Kann sein«, erwiderte Faller matt. »Aber muss man nicht einen Grund haben, um zu lächeln?«

Lucca lachte. »Diese Deutschen! Man braucht keinen Grund, um zu lächeln, das Leben ist der Grund.« Er wandte sich um und machte dann plötzlich eine weite, einladende Handbewegung.

Eine junge Frau stand im Eingang, sie war im Gegenlicht nur ein Schatten, aber ein sehr schöner Schatten mit langen Haaren und einer schlanken, höchst ansehnlichen Figur.

»Signorina«, sagte Lucca und rollte auf eine Art das R, die er wohl für charmant hielt, »was kann ich für Sie tun? Espresso, Latte macchiato â¦ Hier gibt es den besten Kaffee von Köln.«

»Nur einen schwarzen Kaffee«, sagte die Frau. Ihre Stimme klang erstaunlich tief. Ein leichtes Zittern war auch in ihr zu vernehmen.

Sie trat zögernd ein, schaute sich um und kam dann näher. Sie postierte sich am Nachbartisch. Faller spürte, dass sie ihn musterte, während er nach einer Zeitung griff, dem Express vom Sonntag. Er hoffte, da kein Foto von Helens Trauerfeier zu sehen, aber nein, wenn ein Fotograf vom Express am Freitag da gewesen wäre, wie Broder gemeint hatte, dann würden sie ihre Aufnahmen schon am Samstag gebracht haben.

»Ich röste meinen Kaffee selbst«, rief Lucca von der Theke herüber. »Den Unterschied werden Sie gleich bemerken, Signorina.«

Die Frau beachtete Lucca nicht, so viel italienischen Charme er auch in seine Stimme legte. Sie hatte ein Notizbuch herausgezogen, aus dem ein länglicher Briefumschlag herausragte. Sie hatte schöne, zarte Hände, wie Faller bemerkte, und ja, sie war jung, sehr jung, Anfang zwanzig, allerhöchstens. Ihr Haar war blond, schulterlang, sehr glatt.

Mit einer eleganten Geste stellte Lucca ein kleines silbernes Tablett vor ihr ab. »Kaffee, per favore«, sagte er in seinem gehauchten Tonfall, den Faller an ihm nicht leiden konnte und den Lucca für besonders hübsche Kundinnen reserviert hatte.

Die Frau jedoch gönnte Lucca nicht einmal einen Seitenblick, ihre rechte Hand strich über den Briefumschlag, als würde er etwas Wertvolles enthalten, dann nahm sie rasch einen Schluck Kaffee, und als sie den Kopf hob, waren ihre Augen - die stechend blau waren, wie Faller zu erkennen meinte - ganz auf ihn gerichtet.

»Sie sind Robert Faller, der Journalist, nicht wahr?«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte nun noch deutlicher.

Er sah von der Zeitung auf und tat so, als wäre er in die Lektüre vertieft gewesen. Es war lange her, dass ihn jemand erkannt hatte, etliche Jahre, wenn er ehrlich war, und wirklich berühmt war er auch in seiner besten Zeit als Reporter nicht gewesen.

Faller lächelte, und während er das tat, spürte er, wie unrasiert er war und dass er sich vermutlich nicht einmal gekämmt hatte.

»Nein«, sagte er, »ich bin kein Journalist. Bedaure! Sie müssen jemand anderen meinen.«

Die Frau schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie war wirklich sehr jung und sehr schön. Ein wenig Neugier regte sich doch in ihm, warum sie ihn angesprochen hatte.

»Aber Sie waren Journalist â¦ Ich meine â¦«

Das Klingeln eines Smartphones unterbrach sie. Der übliche langweilige Klingelton.

Es war sein eigenes Telefon, registrierte Faller überrascht.

Die Bank, dachte er, oder Helens Vermieter oder der Bestattungsunternehmer, der wegen der Rechnung anfragte â¦

»Unbekannte Nummer«, stand auf dem Display.

Dann meldete sich eine mittelalte Frauenstimme. »Spreche ich mit Herrn Robert Faller?«

»Ja«, brummte er.

Die junge Frau schaute ihn immer noch an, sie hielt nun ihre Kaffeetasse in der Hand.

»Herr Dr. Wartenstein würde Sie gerne sprechen. Darf ich verbinden?«

Bevor er etwas antworten konnte, hörte er ein paar Takte einer schrecklichen Pausenmusik, dann rief ein harter Männerbass: »Philipp Wartenstein hier - Herr Faller, ich grüße Sie. Wir kennen uns ja â¦« Er lachte auf. »Nun ja, war damals eine unschöne Geschichte, aber nun können wir ins Geschäft kommen. Das Bankhaus von Wartenstein wird im nächsten Jahr hundertfünfundzwanzig Jahre alt, und wir brauchen den besten Schreiber für unsere Firmengeschichte, den wir bekommen können, und da habe ich sofort an Sie gedacht.«

Einen Moment lang war Faller zum Lachen zumute. Er hätte nicht gedacht, dass jemand wie Wartenstein so etwas wie Humor haben würde, aber dann begriff er, dass der alte Mann - er musste nun fast achtzig sein - es ernst meinte.

»Ausgerechnet ich soll Ihre Firmengeschichte schreiben?«, fragte Faller, und zu seinem Ärger klang seine Stimme heiser.

»Ja, Sie machen doch so etwas, oder nicht? Hat man mich da falsch informiert? Sie sind doch jetzt so eine Art Ghostwriter, oder wie nennt man die Tätigkeit, mit der Sie Ihr Geld verdienen?« Wartenstein klang jovial und äußerst gelassen.

»Ganz recht. Ich schreibe Geschichten auf Bestellung«, erwiderte Faller, »aber ob ich ausgerechnet Ihre Geschichte schreiben will â¦«

»Ich habe Ihren Stil immer geschätzt«, fuhr Wartenstein unbeirrt fort. »Sie hatten Ihren eigenen Tonfall, waren nie aufdringlich, nie belehrend. Ihr Stil war federleicht - so nennt man es wohl. Ihre Reportage über New York an Nine Eleven war grandios â¦ Und unser kleiner Zwist â¦ Nun, das sollte doch längst vergessen sein, oder nicht?«

Dieser kleine Zwist, hätte Faller am liebsten geantwortet, hat mich lediglich meine Karriere gekostet. Er sah, wie die junge Frau hastig ihren Kaffee austrank, dann zu Lucca an die Theke ging, um zu bezahlen.

Schade, nun werde ich doch nie erfahren, woher sie meinen Namen kennt, dachte Faller. Ins Telefon sagte er: »Wie viel wollen Sie sich Ihre Familiengeschichte kosten lassen?«

»Dreißigtausend Euro«,...
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