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Faller und die Tote von Köln

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am29.02.2024
Reinhard Rohns neue Köln-Krimi-Reihe geht in die zweite Runde! Faller arbeitet wieder als Journalist - nur für eine kleine Kölner Internetzeitung, aber immerhin. Auch in seinem Privatleben scheinen sich die Dinge zu fügen, bis sein Vater ihn unerwartet um Hilfe bittet. Der Literaturprofessor hat eine berühmte Sängerin tot in seinem Gartenhaus gefunden und gilt als Hauptverdächtiger. Faller stürzt sich in die Suche nach dem wahren Täter, doch bald kommt es zu einem zweiten Mord - bei dem er selbst in den Fokus der Ermittlungen gerät.

Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt seit über 30 Jahren in Köln und arbeitet als Verlagsleiter in einem Berliner Verlag. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt und mehrere Spannungsromane geschrieben.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextReinhard Rohns neue Köln-Krimi-Reihe geht in die zweite Runde! Faller arbeitet wieder als Journalist - nur für eine kleine Kölner Internetzeitung, aber immerhin. Auch in seinem Privatleben scheinen sich die Dinge zu fügen, bis sein Vater ihn unerwartet um Hilfe bittet. Der Literaturprofessor hat eine berühmte Sängerin tot in seinem Gartenhaus gefunden und gilt als Hauptverdächtiger. Faller stürzt sich in die Suche nach dem wahren Täter, doch bald kommt es zu einem zweiten Mord - bei dem er selbst in den Fokus der Ermittlungen gerät.

Reinhard Rohn, 1959 in Osnabrück geboren, lebt seit über 30 Jahren in Köln und arbeitet als Verlagsleiter in einem Berliner Verlag. Er hat zahlreiche Kriminalromane ins Deutsche übersetzt und mehrere Spannungsromane geschrieben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071447
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.02.2024
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3328 Kbytes
Artikel-Nr.14003458
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4

Sie hatte eigentlich ein paar Tage Urlaub nehmen wollen, um nach Hamburg zu fahren, ihre Lieblingsstadt, wo sie lange gelebt hatte, danach weiter an die Nordsee auf eine Insel. Keine Autos, kein Stress, kein Nachdenken über ihre Beziehung zu Max.

»Wie alt bist du eigentlich?«, hatte er sie kürzlich gefragt, und sie hatte genau gewusst, worauf er hinauswollte. Trotzdem hatte sie sich offenbar dumm gestellt.

»Ich werde siebenunddreißig«, hatte sie geantwortet, kein Wort mehr.

Max hatte auch nichts gesagt - nicht: Mit siebenunddreißig sollte frau wissen, ob sie ein Kind will oder nicht.

Vor zwei Tagen hatte er sich mit seinem Fahrrad aufgemacht, um nach Santiago de Compostela zu fahren. Gehen konnte er die Strecke von Köln leider nicht - er war ein vielversprechender Triathlet gewesen, bis ihn vor Jahren, als sie sich noch nicht gekannt hatten, bei einer Trainingsfahrt ein Lastwagen angefahren hatte und ihm der rechte Unterschenkel hatte amputiert werden müssen.

Mit dem Fahrrad jedoch würde Max es schaffen. Schließlich war er eine Zeit lang Fahrradkurier gewesen, ehe er einen Roman veröffentlicht hatte, der aber dann furchtbar gefloppt war. Zuletzt hatte ihn ein anderer Verlag in Köln beschäftigt, für den er Lesungen organisierte und den Instagram-Account betreute.

Am ersten Tag war Max bis nach Trier gekommen - über hundertsechzig Kilometer und trotz etlicher Steigungen ohne große Mühe, wie es schien.

Aber ihre Urlaubspläne hatte sie über den Haufen werfen müssen - als genau um achtzehn Uhr vierzehn der Anruf kam, dass in Marienburg eine Leiche gefunden worden war. Obendrein hatte Rolf Dauner, der Oberstaatsanwalt, den Fall an sich gezogen, nachdem bekannt geworden war, dass ein namhafter, allerdings bereits emeritierter Literaturprofessor der erste Tatverdächtige war.

»Geben Sie mir genau Bericht, Frau Hauptkommissarin Jessen«, hatte Dauner sie am Telefon aufgefordert. Sie mochte ihn nicht sonderlich, er galt als der George Clooney der Staatsanwaltschaft, stets ein wenig zu elegant gekleidet, eitel, pseudocharmant und, zugegeben, gut aussehend, obwohl er schon über sechzig war, und angeblich hatte er auch politische Ambitionen, für den Fall, dass die Oberbürgermeisterin amtsmüde geworden war und nicht noch einmal antreten wollte.

»Dauner wird sich nicht groß kümmern«, hatte ihr Kollege Köster gesagt, der sie in dem Fall unterstützen sollte. »Nur bei der Pressekonferenz möchte er unbedingt direkt vor dem Mikrofon sitzen. Darauf musst du achten.«

»Alles klar.« Birte Jessen hatte abgewinkt.

Die Tote war eine einundsechzigjährige Frau - Maria Derkum; sie war Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre unter dem Namen Blanche als Sängerin bekannt gewesen. Mit einem Partner, der sich seltsamerweise »Rubikon« genannt hatte, hatte sie eine Band mit dem Namen »Klangbreite« gehabt. Zwei, drei Songs waren auch in den Charts gelandet. Konnte man alles auf Wikipedia lesen und auf YouTube nachhören, wenn man wollte.

Über den ersten Tatverdächtigen stand ebenfalls einiges im Netz. Professor Dr. Herbert Faller, Experte für expressionistische Literatur, dazu Rilke-Biograf, Berater der Landesregierung in Schul- und Kulturfragen, Jurymitglied für den Heinrich-Böll-Preis und so weiter.

Nach einer kurzen Vernehmung hatte Birte Jessen ihn zur erkennungsdienstlichen Behandlung ins Präsidium bringen lassen. Herbert Fallers Hände waren voller Blut gewesen; angeblich hatte Maria Derkum sich schwer verletzt noch einmal aufgerichtet, weil sie ihn für ihren Angreifer gehalten hatte, als er in das Gartenhaus gekommen war, das ihm gehörte.

Konnte man glauben oder auch nicht. Hoffentlich würde Dr. Grams, die Rechtsmedizinerin, ihnen dazu etwas sagen können.

Keine Stunde hatte Birte sich am Tatort aufgehalten. Nach all den Jahren machte es ihr immer noch Schwierigkeiten, sich Leichen anzuschauen und sich dieser besonderen, düsteren Atmosphäre eines Ortes auszusetzen, an dem etwas ganz und gar Grausliches geschehen war. Denn es stimmte: Diese Orte veränderten sich durch eine Bluttat; es war, als würde das Licht hier anders scheinen, als würden sich Geräusche verändern, Stimmen, selbst geflüsterte, anders klingen. Zum Glück gab es Fotos, farbig, schwarz-weiß, auch Infrarotaufnahmen, auf denen man einiges erkennen konnte.

Die Sonne ging irgendwo über dem Rhein unter, konnte Birte von ihrem Fenster im Polizeipräsidium sehen. Kurz überlegte sie, Max eine Kurznachricht zu schreiben. Wie geht es dir - wie kommst du voran? Etwas eher Freundlich-Belangloses, doch da trat Köster ein und ging gleich an die Kaffeemaschine.

»Wo ist der Professor?«, fragte er, ohne eine Begrüßung. Seine Laune war offenbar ziemlich im Keller.

»Er wird untersucht«, sagte Birte. »Er wird uns aber noch einmal vorgeführt. Hast du seinem Sohn ausgerichtet, dass er seinem Vater ein paar Anziehsachen mitbringen soll?«

Köster wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Ein Tick von ihm, der aber durch seine schreckliche Frisur begünstigt wurde. Ständig musste er einen zerfransten Vorhang aus Haaren beiseiteschieben. Geh mal zum Friseur und lass dir einen anständigen Haarschnitt machen, hätte Birte ihm am liebsten am ersten Tag gesagt, als er in ihre Abteilung kam, doch dann war sie gewarnt worden. Irgendein unbekannter Rockstar, der vor etlichen Jahren gestorben war und den Köster verehrte, hatte eine ähnliche Frisur gehabt.

»Der Sohn sitzt draußen und wartet auf seinen Vater. Wenn ich das richtig gesehen habe, hat er eine Plastiktüte mit Kleidung dabei«, sagte Köster. »Der Anwalt vom Professor ist auch da - ein eleganter Typ in einem Ledermantel.« Er nahm mit einem Kaffeebecher, auf dem das FC-Köln-Logo prangte, an seinem Schreibtisch Platz. »Das beste Verhältnis scheinen Vater und Sohn nicht gehabt zu haben. Aber draußen sitzt noch ein anderer Verdächtiger, den habe ich uns mitgebracht. Daniel Derkum, der Sohn der Toten â¦ Er ist plötzlich aufgetaucht und hat einen Beamten niedergeschlagen, um in den Garten zu gelangen. Hast du wahrscheinlich nicht mehr mitbekommen.«

Sie hob die Augenbrauen, während Köster sich wieder über die Stirn wischte. Nein, irgendeinen Aufruhr im Garten des Verdächtigen hatte sie nicht mitbekommen. »Wieso ist er verdächtig?«

»Vielleicht ist er nicht direkt verdächtig, aber ich finde es ungewöhnlich, die eigene Mutter als Hexe zu bezeichnen, und große Trauer hat der junge Mann auch nicht gezeigt.«

Der Mann, den sie in den Vernehmungsraum hatten bringen lassen, sprang auf, als sie eintraten. Er mochte Ende dreißig sein, war unrasiert und sah irgendwie wie ein Schauspieler aus. Jedenfalls kam Birte dieser Gedanke. Mit dunkler Miene blickte er sie an und hob die Hände, als wolle er sich ergeben.

»War nicht besonders schlau von mir, an den Ort des Verbrechens zurückzukehren, nicht wahr?« Er lachte auf.

Birte bedeutete ihm mit einer schnellen Geste, sich zu setzen. »Sie sind Daniel Derkum, der Sohn der Toten?«

»Daniel Derkum stimmt - und Sohn â¦« Er nahm Platz und lachte wieder. »Was stellt man sich unter einem Sohn vor? Oder besser - was stellt man sich unter einer Mutter vor?«

Köster legte ein Smartphone auf den Tisch. »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir unser Gespräch aufnehmen?«

Nachdem Daniel Derkum mit einem Wink seine Zustimmung signalisiert hatte, sprach Köster laut und deutlich das Datum, die Uhrzeit und die Namen der Anwesenden. Dann blickte er Birte Jessen fragend an. Sie war hier die Chefin im Ring, verhieß sein Blick.

Doch bevor Birte etwas sagen konnte, hatte Derkum sich vorgebeugt. Seine braunen Augen schienen förmlich zu glühen. »Damit Sie es gleich wissen, es gibt eine Akte über mich. Ziemlich dick. Da ist eine Menge dabei - Drogen, Diebstahl, Fahren ohne Führerschein. Ich habe nicht viel ausgelassen. Einmal, da war ich siebzehn, bin ich sogar wegen Prostitution am Bahnhof verhaftet worden, doch an der Sache war nichts dran. Ein Stricher war ich nämlich nie, aber ein kleiner Dealer war ich. Lore hat mich nie in den Griff gekriegt, obschon sie sich alle Mühe gegeben hat.«

Birte wartete ein paar Sekunden ab, nachdem sein Redefluss versiegt war. »Wer ist Lore?«, fragte sie dann.

»Lore war meine Großmutter. Bei ihr bin ich aufgewachsen, tiefstes Bayenthal, drei Zimmer. Weil meine Mutter â¦ Sie hatte anderes zu tun, als sich um mich zu kümmern.«

»Aber jetzt war Ihre Mutter zurückgekehrt«, entgegnete Birte.

»Ja«, sagte Derkum. »Sie ist allerdings nicht gekommen, um mich zu sehen, sondern â¦«

»Sondern?« Birte fixierte ihr Gegenüber.

Derkum atmete tief ein. Er zog eine zerknitterte Schachtel Zigaretten aus seiner Hosentasche und schaute sich dann nach einem Aschenbecher um.

»Nichtraucherzone - tut mir leid«, sagte Köster.

»Ist mir egal, warum sie zurückgekehrt ist.« Derkum warf die Schachtel vor sich auf den Tisch. »Wegen Musik, weil sie ein paar alte Freunde sehen wollte â¦ Ach, im Grunde habe ich keine Ahnung, wieso sie plötzlich da war.«

»Aber Sie haben sich gesprochen?«

»Der alte Mann, bei dem sie einzogen ist, hat mich angerufen, und dann bin ich zwei Tage später hin und habe ihr gesagt, was für eine beschissene Mutter sie war.« Blanke Wut zeichnete sich in seinem Gesicht ab, die kein bisschen gespielt war - so kam es Birte vor.

»Sie sind achtunddreißig Jahre alt, nicht wahr?«, sagte Birte. »Aber Sie haben Ihrer Mutter nicht verziehen, dass sie sich nicht um Sie gekümmert hat?«

Derkum lehnte sich zurück. »Sollte ich...
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