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Köln 9mm

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
240 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.10.2023
Die dunkle Seite Kölns - der 2. Fall für Mertin und Kaiser. Temporeich, vielschichtig, unkonventionell. Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter wird ein Kölner Polizist erschossen, doch die Kugel stammt nicht aus der Waffe der Räuber. Die ungleichen Kommissare Judith Mertin und Markus Kaiser vom KK11 sollen die Todesumstände genauer untersuchen.Steckt mehr hinter dem schrecklichen Vorfall? Als im Keller des Opfers eine nicht registrierte Pistole entdeckt wird, tauchen Mertin und Kaiser tief ins Darknet ein und stoßen dabei auf ein kriminelles Netzwerk, das ihren Gerechtigkeitssinn auf eine harte Probe stellt.

Marco Hasenkopf, geboren 1973 in Hamm/Westfalen, war nach der Ausbildung zum Drehbuchautor viele Jahre für Theater und Filmproduktionen tätig. Heute lebt er mit seiner Familie als Autor und Theaterproduzent in Köln. Sein historischer Roman »Eisflut 1784« wurde mit dem Goldenen HOMER 2022 und dem SKOUTZ Award in der Kategorie »History« ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie dunkle Seite Kölns - der 2. Fall für Mertin und Kaiser. Temporeich, vielschichtig, unkonventionell. Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter wird ein Kölner Polizist erschossen, doch die Kugel stammt nicht aus der Waffe der Räuber. Die ungleichen Kommissare Judith Mertin und Markus Kaiser vom KK11 sollen die Todesumstände genauer untersuchen.Steckt mehr hinter dem schrecklichen Vorfall? Als im Keller des Opfers eine nicht registrierte Pistole entdeckt wird, tauchen Mertin und Kaiser tief ins Darknet ein und stoßen dabei auf ein kriminelles Netzwerk, das ihren Gerechtigkeitssinn auf eine harte Probe stellt.

Marco Hasenkopf, geboren 1973 in Hamm/Westfalen, war nach der Ausbildung zum Drehbuchautor viele Jahre für Theater und Filmproduktionen tätig. Heute lebt er mit seiner Familie als Autor und Theaterproduzent in Köln. Sein historischer Roman »Eisflut 1784« wurde mit dem Goldenen HOMER 2022 und dem SKOUTZ Award in der Kategorie »History« ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070976
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.10.2023
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3283 Kbytes
Artikel-Nr.12577996
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Mittwoch

02:57 Uhr

»Wie wär s, Frau Kommissarin, noch einen Absacker?«, meinte MAP mit schwerer Zunge und versuchte, sich an Judith Mertin zu klammern, um nicht selbst das Gleichgewicht zu verlieren. Mertin warf den Kopf in den Nacken und torkelte vom Zülpicher Platz unmittelbar über den Hohenstaufenring, ohne darauf zu achten, ob eine Straßenbahn kam. Mitten in der Nacht fuhren keine Bahnen mehr. Ansonsten herrschte rund um die Ausgehmeile am Zülpicher Platz ein reges Treiben. Im Schatten der Herz-Jesu-Kirche pinkelten einige Männer an das alte Kirchengemäuer. Unbeeindruckt davon patrouillierten Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbei.

MAP hastete Mertin hinterher. »Haste das gesehen«, fragte der Journalist und zeigte auf die Wildpinkler, »unabhängig davon, wie man zur katholischen Kirche steht, sollte man doch verhindern, dass man das Gebäude als Urinal benutzt, oder nicht?«

Mertin schien kein Wort zu verstehen.

»Na, ich meine«, sagte MAP, »ist die Herz-Jesu-Kirche überhaupt eine katholische Kirche?« Er erwartete eine Antwort auf seine gerade gestellte Frage, doch Mertin reagierte nicht.

Vor den zahlreichen Cafés, Kneipen, Restaurants und Bars der umliegenden Straßen tummelte sich vor allem junges Publikum. Überall wurde ausgelassen gefeiert. Es war lauter und voller als zur Rushhour. Gemeinsam erkundeten Mertin und MAP seit geraumer Zeit das ausschweifende Nachtleben in Köln.

»Was ist denn jetzt, trinken wir noch einen?«

»Bin ich im Dienst, oder was?«, entgegnete Mertin und begann zu kichern, als hätte diesen Witz noch nie einer vor ihr gerissen. Dabei beobachtete sie einige Streifenpolizisten, die mit Engelszungen auf eine Gruppe junger Männer einredeten, doch die Waffenverbotszone zu beachten. Die Geduld der Kollegen schien allmählich zu schwinden. Mertin, plötzlich ernster, wandte sich ab und ging davon.

»Wo willst du denn eigentlich hin?«, rief MAP. »Bleib doch mal stehen!«

Mertin stolperte über irgendwas, was mutmaßlich ihre eigenen Füße waren, strich sich die Locken aus dem Gesicht und schnippte ihre halb aufgerauchte Zigarette im hohen Bogen über die Gleise. Als die Glut auf den Asphalt zwischen den Schienen traf, stoben Funken wild in alle Richtungen.

»Hast du das gesehen?«, sagte sie erstaunt und stoppte abrupt, »wie so eine Minirakete. Es erinnert mich an die Filmaufnahmen von Streubomben, die man mittlerweile fast täglich in den Nachrichten sieht.«

»Okay«, sagte MAP, »ich habe keine Ahnung, wovon du da sprichst.« Er fasste die schwankende Mertin am Unterarm.

»Na, die Funken und das alles«, erklärte sie.

MAP schüttelte ungläubig den Kopf. »Judith, was für Funken?«

»Na, die da â¦ ach, egal!«, rief sie aus.

»Vielleicht hast du echt genug getankt für heute«, sagte er lachend und fügte hinzu: »Ich wohl auch!«

»Quatsch«, widersprach Mertin, »einer geht noch.«

»Na gut«, stimmte MAP nach einer nicht besonders langen Gesprächspause hinzu. Er war leicht umzustimmen.

»Hey, weißt du, was«, rief er begeistert aus, »wo wir jetzt schon mal so weit gelaufen sind, ich kenne da vorne eine echt coole Jazzkneipe. Genau das Richtige jetzt!«

MAP zog Mertin in die Richtung, in die er mit der Hand wedelte.

»Jazz?«, fragte Mertin. »Den gibt s noch?«

»Jazz stirbt nie«, orakelte er, und sie lachten wieder.

Wenige Augenblicke später betraten sie das schlauchartige Lokal im Mauritiusviertel, in dem sich blauer Dunst unter der hohen Decke sammelte wie Nebelbänke vor Neufundland. Man konnte nicht sehen, was im hinteren Teil verborgen lag. Um in die Tiefen des Lokals vorzudringen, hätte man Nebelscheinwerfer benötigt.

Vorn waren die Wände der Kneipe von oben bis unten mit uralten Fotografien von längst vergangenen Jazzkonzerten tapeziert. Viele Fotos waren schon vergilbt. Die abgelichteten Personen darauf konnte Mertin nicht mehr richtig erkennen. Die Einrichtung der Bar bestand aus dunklem Holz. So ähnlich stellte sich Mertin eine üble Seemannsspelunke in einem verrufenen Hafenviertel vor. Es gab nur wenige Lichtflecke im Raum. Kleine Lampen mit Messingschirmen hingen tief über dem Tresen. Sich einen Weg durch den völlig überfüllten Laden zu bahnen schien unmöglich. Im Gedränge konnte man die Gesichter der anderen Gäste kaum erkennen. Aber Mertin und MAP hatten Glück und fanden noch einen Platz am Tresen.

»Tja, das ist noch echt. Kult. Nicht dieser seltsame Retromist«, kommentierte MAP, dem wohl nicht entgangen war, dass Mertin die faszinierende Atmosphäre quasi einsog. Sie nickte.

Die Musik war ziemlich laut, aber man konnte sich noch gut unterhalten. Saxophone, Bass und Schlagzeug gingen wild durcheinander, mal schnell, mal langsam - das alles klang in Mertins Ohren abgefahren, zum Teil schmerzte es sogar, aber sie fand es vom ersten Moment an richtig gut und wunderte sich darüber. Der Sound packte sie, die Stimmung in der Kneipe war genial. »Ich mag Jazz«, schrie sie gegen den Lärm an.

»Sie mag Jazz«, wiederholte MAP, während er Getränke bestellte. »Du liebe Güte, kannst du bitte nicht ganz so laut rumbrüllen bei deinem peinlichen Geständnis, du Küken!«

Zwei Guinness und zwei klare Kurze wurden ihnen serviert. Mertin griff sofort zu und setzte das Bier an. »Cooler Ort. Zum Wohl, mein lieber Arthur«, witzelte sie und trank einen kräftigen Schluck von dem dickflüssigen Bier.

Doch MAP trank nicht mit. Er stellte das an die Lippen gesetzte Glas wieder ab und starrte sie entsetzt an. Dann fluchte er laut, konnte sich aber dennoch ein Grinsen nicht verkneifen.

»Typisch, ihr Bullen! Ihr verdammten Bullen, prügelt linke Demonstranten, aber bei Clankriminalität sind euch die Hände gebunden. Und dann beraubt ihr arme Journalisten wie mich ihrer Anonymität. Ich brauche es für mein Sicherheitsbedürfnis, dass niemand weiß, wie ich heiße, wo ich wohne et cetera, verstehst du?«

Mertin kicherte unsicher.

»Wieso machst du dir die Mühe, meinen Klarnamen herauszufinden?«, fragte MAP weiter.

»Ich finde es einfach doof, dass ich ständig MAP zu dir sage, anstatt deinen richtigen Namen zu verwenden«, antwortete sie mit einem Schulterzucken. »Total affig, dieses MAP .«

»Mein Bedürfnis, mich zu schützen, findest du affig?«

»Ich wollte einfach mehr über dich wissen«, gestand sie dann.

»Okay, das verstehe ich ja. Ich meine, freut mich sogar, aber wieso verdammt noch mal hast du nicht einfach mal mich gefragt?«

»Ich war mir ziemlich sicher, dass du es mir nicht verraten hättest«, erklärte Mertin.

»Da ist was dran«, lenkte nun auch MAP wieder ein. »Ich habe neulich einen neuen Pass beantragt. Hast du es so herausgefunden?«

»Nein«, sagte sie, »ich habe einfach beim Einwohnermeldeamt angerufen.«

»Und die haben dir so ohne Weiteres die Info gegeben?«

»Ja, das nennt man Social Engineering«, erwiderte Mertin gelassen. »Das funktioniert ähnlich wie der Enkeltrick. Du laberst einfach so lange, bis dir einer die Tür öffnet. Tatsächlich geht es mittlerweile noch einfacher. Ich habe auf meinem Diensthandy eine App, mit der ich dich jederzeit überprüfen kann. Das darf ich natürlich nur im Dienst.«

MAP wehrte entsetzt ab.

»Wie läuft es beruflich bei dir?«, fragte Mertin, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.

»Seit meinem Bericht über Blutmineralien im Kongo habe ich wieder Aufträge. Deshalb der Pass. Ich muss für Recherchen über Lithiumabbau nach Chile.«

»Chile, wow«, sagte sie, doch es klang nicht ganz überzeugt. Anscheinend ging es allen gut. Allen, nur nicht ihr. »Marius Arthur Paulussen. Klingt toll«, versuchte sie abzulenken.

»Scht«, schrie MAP, »geht s noch lauter?«

»Paulussen, war das nicht ein Wehrmachtsgeneral?«

»Der, den du meinst, hieß Paulus. Aber können wir bitte nicht auch noch dieses Riesenfass mit den Kriegsversehrten und -traumatisierten aufmachen. Apropos, warst du mal beim Arzt?«

Mertin fühlte sich von MAPs Blick durchbohrt. Sie löste sich aus dem Bann und kippte stattdessen rasch den Schnaps. Das leere Glas knallte sie auf die Holztheke. Dann musste sie sich ordentlich schütteln. »Boah, was ist das denn für n Zeug?«, entfuhr es ihr.

MAP roch an der klaren Flüssigkeit in seinem Schnapsglas.

»Riecht streng«, stimmte er zu. »Verehrter Mundschenk, was hast du uns hier Feines kredenzt?«, rief er durch den Kneipenlärm zum Wirt hinüber, der zufällig gerade in ihrer Nähe war.

»Exquisiter Goat-Gin aus original Kölner Herstellung«, erwiderte der Angesprochene, ohne auf MAPs Ausdrucksweise zu reagieren.

»Goat«, echote Mertin.

»Ziegen-Gin«, erklärte der Wirt. »Der Gin wird durch Ziegenmilch destilliert. Das gibt ihm diese besondere Note.«

Fast gleichzeitig verzogen Mertin und MAP angewidert die Gesichter.

»Ziegen-Gin«, wiederholte MAP entsetzt und nippte vorsichtig am Schnapsglas, nur um erneut eine Grimasse zu schneiden.

»Warum ausgerechnet Ziege?«, sinnierte Mertin.

»Es ist ja nicht die Ziege, sondern die Milch der Ziege«, erklärte MAP.

»Trotzdem, warum Ziege, warum nicht â¦ Hirsch?«

»Na, vielleicht weil Hirsche keine Milch geben«, antwortete MAP, der allmählich zu lallen...
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Marco Hasenkopf, geboren 1973 in Hamm/Westfalen, war nach der Ausbildung zum Drehbuchautor viele Jahre für Theater und Filmproduktionen tätig. Heute lebt er mit seiner Familie als Autor und Theaterproduzent in Köln. Sein historischer Roman »Eisflut 1784« wurde mit dem Goldenen HOMER 2022 und dem SKOUTZ Award in der Kategorie »History« ausgezeichnet.