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Die Erben von Midkemia 1 - Der Silberfalke

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am15.04.2019
Der Klassiker der heroischen Fantasy in überarbeiteter Neuausgabe!
Der junge Talon steht kurz davor, als Mann in die Gemeinschaft seines Stammes aufgenommen zu werden. Dafür muss er alleine auf dem Gipfel eines einsamen Berges überleben, bis die Götter ihn erlösen. Als ihn ein seltener Silberfalke angreift, hält er es für ein Zeichen und kehrt in sein Dorf zurück. Doch seine Heimat liegt in Schutt und Asche, alle Bewohner wurden bei einem heimtückischen Überfall ermordet. Entschlossen, seine toten Freunde und Verwandten zu rächen, bricht er auf, um das Unmögliche zu vollbringen ...

Raymond Feist wurde 1945 in Los Angeles geboren und lebt in San Diego im Süden Kaliforniens. Viele Jahre lang hat er Rollenspiele und Computerspiele entwickelt. Aus dieser Tätigkeit entstand auch die fantastische Welt seiner Romane: Midkemia. Die in den 80er-Jahren begonnene Saga ist ein Klassiker des Fantasy-Genres, und Feist gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Fantasy in der Tradition Tolkiens.
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Produkt

KlappentextDer Klassiker der heroischen Fantasy in überarbeiteter Neuausgabe!
Der junge Talon steht kurz davor, als Mann in die Gemeinschaft seines Stammes aufgenommen zu werden. Dafür muss er alleine auf dem Gipfel eines einsamen Berges überleben, bis die Götter ihn erlösen. Als ihn ein seltener Silberfalke angreift, hält er es für ein Zeichen und kehrt in sein Dorf zurück. Doch seine Heimat liegt in Schutt und Asche, alle Bewohner wurden bei einem heimtückischen Überfall ermordet. Entschlossen, seine toten Freunde und Verwandten zu rächen, bricht er auf, um das Unmögliche zu vollbringen ...

Raymond Feist wurde 1945 in Los Angeles geboren und lebt in San Diego im Süden Kaliforniens. Viele Jahre lang hat er Rollenspiele und Computerspiele entwickelt. Aus dieser Tätigkeit entstand auch die fantastische Welt seiner Romane: Midkemia. Die in den 80er-Jahren begonnene Saga ist ein Klassiker des Fantasy-Genres, und Feist gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Fantasy in der Tradition Tolkiens.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641245184
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum15.04.2019
Reihen-Nr.1
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2281 Kbytes
Artikel-Nr.4024438
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Der Übergang

Der Junge wartete.

Schaudernd rückte er näher zu den niedergebrannten Überresten seines jämmerlich kleinen Feuers. Er hatte viel zu wenig geschlafen und daher dunkle Ringe unter den hellblauen Augen. Leise wiederholte er die Rezitation, die er von seinem Vater gelernt hatte; er hatte die heiligen Worte schon so oft gesprochen, dass seine trockenen Lippen aufgerissen waren und seine Stimme heiser war.

Sein beinahe schwarzes Haar war verfilzt und staubig, weil er auf dem Boden geschlafen hatte - und dabei war er doch so entschlossen gewesen, wach zu bleiben, während er auf seine Vision wartete! Aber am Ende hatte ihn die Erschöpfung doch überwältigt. Er war ohnehin schlank, aber nun hatte er so abgenommen, dass er hager und bleich geworden war und sich seine ausgeprägten Wangenknochen noch deutlicher abzeichneten. Er war nur mit dem Lendenschurz eines Suchenden bekleidet. Schon in der ersten Nacht hier draußen hatten ihm sein Lederhemd und die Hose, seine festen Stiefel und der dunkelgrüne Umhang sehr gefehlt.

Am Himmel wich das Dunkel jenem Grau, das den Tagesanbruch ankündigt, und die Sterne verblassten allmählich. Es war, als hielte sogar der Wind die Luft an und wartete auf das erste Atemholen, die ersten Regungen des neuen Tages.

Diese Stille war ungewöhnlich, ebenso beunruhigend wie faszinierend, und der Junge hielt im Einklang mit seiner Umgebung ebenfalls einen Augenblick die Luft an. Dann berührte ihn ein Hauch, der sanfte Atem der Nacht erklang seufzend, und der Junge holte wieder Luft.

Als der Himmel im Osten heller wurde, streckte der Junge den Arm aus und griff nach einer Kürbisflasche. Er trank das Wasser darin und versuchte, es zu genießen, denn das war alles, was er zu sich nehmen durfte, bis er seine Vision gehabt hatte und den Bach erreichen würde, der auf seinem Rückweg zum Dorf den Weg kreuzte.

Seit zwei Tagen hatte er unterhalb des Gipfels des Shatana Higo gesessen, an jenem Ort, an dem die Jungen seines Volkes zu Männern wurden, und auf seine Vision gewartet. Er hatte bereits die letzten beiden Tage im Dorf gefastet und nur Kräutertee und Wasser getrunken, dann hatte er die traditionelle Kriegermahlzeit zu sich genommen - Trockenfleisch, hartes Fladenbrot und Wasser mit bitteren Kräutern - und war einen halben Tag den staubigen Weg zum Osthang des heiligen Bergs hinaufgestiegen bis zur kleinen Senke ein Dutzend Schritte unter dem Gipfel. Diese Lichtung war kaum groß genug, um einem halben Dutzend Menschen Platz zu bieten, aber als der Junge sie nach seiner Wanderung am dritten Tag der Zeremonie erreichte, war sie ihm riesig und leer vorgekommen. Seine Kindheit in einem großen Haus mit vielen Verwandten hatte ihn nicht auf solche Isolation vorbereitet, und dies war das erste Mal in seinem Leben, dass er mehr als ein paar Stunden allein verbracht hatte.

Wie es bei den Orosini üblich war, hatte der Junge die rituelle Vorbereitung auf den Tag, an dem er zum Mann werden würde, am dritten Tag vor dem Mittsommerfest begonnen, das die Tiefländer Banpis nannten. Er würde das neue Jahr und das Ende seiner Kindheit feierlich begehen, indem er über die Überlieferung seiner Familie und seines Clans, seines Stammes und seines Volkes nachdachte und versuchte, damit die Weisheit seiner Ahnen heraufzubeschwören. Es war eine Zeit tiefer Innenansicht und Meditation, in der ein Junge versuchte, seinen Platz im Universum zu begreifen, die Rolle, die die Götter ihm zugedacht hatten. Und an diesem Tag sollte er sich auch seinen Männernamen erwerben. Wenn alles so verlief, wie es geschehen sollte, würde er am Abend des Mittsommerfests wieder bei seiner Familie und seinem Clan sein.

Als Kind war er Kieli gerufen worden, eine Kurzform von Kielianapuna, dem Wort, mit dem sein Volk das Rote Eichhörnchen bezeichnete. Diese Waldbewohner, die man selten zu sehen bekam, obwohl sie sich stets in der Nähe aufhielten, wurden von den Orosini als Glücksbringer betrachtet, und man hielt Kieli im Dorf für ein Glückskind.

Der Junge konnte sein Zittern kaum mehr beherrschen, denn sein geringes Körperfett schützte ihn kaum vor der Kälte. Selbst jetzt, mitten im Sommer, wurde es nach Sonnenuntergang auf den Berggipfeln im Land der Orosini recht kalt.

Kieli wartete auf seine Vision. Er sah, wie der Himmel heller wurde, ein langsamer, aber stetiger Übergang von Grau zu Graublau und dann zu einem zarten Rosa, als sich die Sonne dem Horizont näherte. Er sah, wie sich die ersten Sonnenstrahlen über die Berge tasteten und dann die helle, weiß-golden leuchtende Scheibe selbst erschien, die ihm einen weiteren Tag der Einsamkeit ankündigte. Er wandte den Blick ab, als die Sonne endgültig aufgegangen war, um nicht geblendet zu werden.

Das Zittern ließ allmählich nach, als ihm ein wenig wärmer wurde. Er blieb sitzen, zunächst erwartungsvoll, aber dann überfiel ihn eine tiefe, von Erschöpfung geprägte Hoffnungslosigkeit.

Jeder Orosini-Junge musste sich an dem Mittsommertag, der seinem Geburtstag am nächsten lag, an einen der vielen heiligen Orte seines Volkes begeben und sich diesem Ritual unterziehen. Es schien, als wären schon vor Anbeginn der Zeit Jungen zu Aussichtspunkten wie dem aufgestiegen, an dem Kieli nun saß, und als Männer in ihre Dörfer zurückgekehrt.

Der Junge verspürte kurz so etwas wie Neid, als er daran dachte, dass die Mädchen seines Alters im Dorf im Augenblick mit den Frauen im Rundhaus saßen, wo sie aßen und schwatzten, sangen und beteten. Irgendwie gelang es den Mädchen, ihre Frauennamen ohne die Entbehrungen zu finden, die die Jungen über sich ergehen lassen mussten. Kieli ließ den Augenblick vorübergehen - sein Großvater hatte es immer für Zeitverschwendung gehalten, wenn man sich wegen Dingen Gedanken machte, die man nicht ändern konnte.

Er dachte an seinen Großvater, Lachende Augen. Der alte Mann war der Letzte gewesen, der mit Kieli gesprochen hatte, bevor sich der Junge auf den einsamen Weg aus dem Tal, in dem sein Volk lebte, zum Berggipfel gemacht hatte. Großvater hatte gelächelt wie immer - Kieli konnte sich kaum an einen Zeitpunkt erinnern, an dem nicht ein Lächeln auf dem Gesicht des alten Mannes gelegen hätte. Sein Gesicht war von beinahe achtzig Jahren in den Bergen gegerbt wie braunes Leder, aber die Clantätowierungen auf seiner linken Wange waren trotz vielen Jahren in der Sonne immer noch schwarz. Der alte Mann hatte immer noch scharfe Augen und ausgeprägte Züge, und sein Gesicht war von stahlgrauem Haar gerahmt, das ihm bis auf die Schultern fiel, und Kieli sah seinem Großvater ähnlicher als seinem Vater, denn sie hatten beide diese bräunliche Haut, die im Sommer nussbraun wurde und nur selten in der Sonne verbrannte, und als er noch jünger gewesen war, hatte auch Kielis Großvater rabenschwarzes Haar gehabt. Die Leute sagten hin und wieder, sie müssten wohl vor ein paar Generationen einen Fremden in ihre Familie aufgenommen haben, denn die Orosini waren überwiegend blond, und schon braunes Haar war ungewöhnlich.

»Wenn der Kürbis am Mittsommertag leer ist, vergiss eins nicht«, hatte Kielis Großvater seinem Enkel zugeflüstert. »Wenn die Götter nicht bereits einen Namen für dich vorgesehen haben, bedeutet das einfach, dass sie dir gestatten, selbst einen zu wählen.« Und dann hatte ihn der alte Häuptling fest umarmt und ihn mit einem spielerischen, aber immer noch kräftigen Schlag auf den Rücken auf den Weg geschickt. Die anderen Männer des Dorfes Kulaam hatten zugesehen, lächelnd oder lachend, denn die Zeit der Namensvision war eine Zeit der Freude, und bald würde es im Dorf ein Fest geben.

Nun erinnerte sich Kieli wieder an die Worte seines Großvaters und fragte sich, ob überhaupt ein Junge seinen Namen jemals tatsächlich von den Göttern erhalten hatte. Er warf einen Blick in den Kürbis. Das Wasser würde ihm voraussichtlich gegen Mittag ausgehen. Er wusste, dass er auf halbem Weg zum Dorf welches finden würde, aber dazu würde er den Berg spätestens dann verlassen müssen, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht hatte.

Er dachte eine Weile nach. Gedanken über sein Dorf plätscherten durch seinen Kopf wie der kleine Bach, der hinter dem Langhaus entlangrauschte. Er nahm an, dass sein Geist nur dann frei umherschweifen konnte, wenn er sich nicht zu sehr bemühte, seine Vision zu finden. Er wollte so schnell wie möglich zurückkehren, denn seine Familie fehlte ihm. Sein Vater war alles, was der Junge einmal werden wollte: stark, freundlich, sanft, entschlossen, furchtlos im Kampf und liebevoll zu seinen Kindern. Kieli vermisste seine Mutter, seine jüngere Schwester Miliana und vor allem seinen älteren Bruder Sonnenhand, der selbst erst vor zwei Jahren von seiner Namenssuche zurückgekehrt war, von der Sonne rot verbrannt bis auf einen hellen Abdruck seiner eigenen Hand, die den Tag über auf seiner Brust gelegen hatte. Großvater hatte erzählt, dass Sonnenhand nicht der erste Junge war, zu dem die Vision im Schlaf gekommen war.

Sonnenhand war immer sehr nett zu seinem kleinen Bruder und seiner kleinen Schwester, hatte auf die beiden aufgepasst, wenn ihre Mutter auf dem Feld gearbeitet hatte, und ihnen die besten Plätze zum Beerenpflücken gezeigt. Die Erinnerung an diese Beeren, zerdrückt, mit Honig gesüßt und auf frisches warmes Brot gestrichen, ließ Kieli das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Das Fest würde wunderschön werden, und als Kieli an das Essen dachte, das schon auf ihn wartete, fing sein Magen laut an zu knurren. Wenn er ins Dorf zurückkehrte, würde er zusammen mit den Männern im Langhaus sitzen dürfen, und er bräuchte nicht mehr im Rundhaus mit seiner Mutter, den anderen Frauen und den Kindern zu bleiben. Ein klein wenig bedauerte er das, denn der Gesang der...

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Raymond Feist wurde 1945 in Los Angeles geboren und lebt in San Diego im Süden Kaliforniens. Viele Jahre lang hat er Rollenspiele und Computerspiele entwickelt. Aus dieser Tätigkeit entstand auch die fantastische Welt seiner Romane: Midkemia. Die in den 80er-Jahren begonnene Saga ist ein Klassiker des Fantasy-Genres, und Feist gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Fantasy in der Tradition Tolkiens.