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Mord in mageren Zeiten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am19.02.20191. Auflage
Mord in der englischen Countryside - der allerletzte von Dorothy L. Sayers und Jill Paton Walsh geschriebene Fall für Lord Wimsey und Harriet Vane. England, 1940: Während Lord Peter Wimsey in geheimer Mission für den britischen Geheimdienst ins Ausland gereist ist, muss seine Frau Harriet Vane sich allein durchschlagen. Um den Kriegswirren zu entgehen, hat sich die Krimiautorin mit ihren Kindern auf den Landsitz Talboys in Hertfordshire zurückgezogen. Die Zeiten sind mager, doch die in der Umgebung stationierten Royal Air Force Soldaten und die hübschen Mädchen vom Landdienst versuchen für Unterhaltung zu sorgen. Als während einer Tanzveranstaltung der Fliegeralarm ausgelöst wird, kommt man im Keller des Gasthauses zusammen. Danach liegt die schöne, junge Wendy tot auf der Straße. Ein Opfer des Krieges ist sie jedoch ebensowenig wie der nächste Tote...

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextMord in der englischen Countryside - der allerletzte von Dorothy L. Sayers und Jill Paton Walsh geschriebene Fall für Lord Wimsey und Harriet Vane. England, 1940: Während Lord Peter Wimsey in geheimer Mission für den britischen Geheimdienst ins Ausland gereist ist, muss seine Frau Harriet Vane sich allein durchschlagen. Um den Kriegswirren zu entgehen, hat sich die Krimiautorin mit ihren Kindern auf den Landsitz Talboys in Hertfordshire zurückgezogen. Die Zeiten sind mager, doch die in der Umgebung stationierten Royal Air Force Soldaten und die hübschen Mädchen vom Landdienst versuchen für Unterhaltung zu sorgen. Als während einer Tanzveranstaltung der Fliegeralarm ausgelöst wird, kommt man im Keller des Gasthauses zusammen. Danach liegt die schöne, junge Wendy tot auf der Straße. Ein Opfer des Krieges ist sie jedoch ebensowenig wie der nächste Tote...

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644532212
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum19.02.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.13
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1031 Kbytes
Artikel-Nr.4165370
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins


Der Zufall bestimmt, welches von den verschiedenen Individuen, aus denen sich jeder von uns zusammensetzt, deutlicher zutage tritt und welches weniger deutlich.

Henry de Montherlant, Explicit Mysterium, 1931


«Wer, Lady Peter», fragte Miss Agnes Twitterton, «ist denn beispielsweise das da?»

«Ich muss Ihnen Recht geben», sagte Mrs. Goodacre, die Pfarrersfrau. Sie stand mit den beiden anderen hinter dem Tapeziertisch an der hinteren Wand des Gemeindesaals und war dabei, Miss Twittertons Pastinakwein in das aufgereihte Sammelsurium von Sherrygläsern zu schenken. «Früher, wie man so schön sagt, vor noch gar nicht einmal so langer Zeit, da kannten wir jede Menschenseele, die uns hier über den Weg lief. Ein Fremder war tagelang in aller Munde - aber heute richten wir im Dorf ein Tanzvergnügen aus und wissen kaum von der Hälfte der Anwesenden die Namen. Wir könnten hier sonst wen unter uns haben, und wahrscheinlich ist das auch der Fall.»

Harriet sah sich um. Der schäbige kleine Saal mit seinem staubigen Podium am einen Ende beherbergte um die fünfzig Menschen. Etwa die Hälfte davon waren junge Männer in Uniform, die die in Zivil gekleideten jugendlichen Landarbeiter und Ladengehilfen ziemlich in den Schatten stellten. Die Uniform verschleierte, was sie zu Friedenszeiten gewesen sein mochten - auch nichts Besseres vermutlich als der Rest der Gesellschaft, im Gegenteil womöglich, aber Khaki und das Blau der Royal Air Force verliehen ihnen nun den Status von Helden.


It´s Tommy this, an´ Tommy that, an´

Chuck him out the brute !

But it´s Saviour of ´is country

when the gun begins to shoot.


kam ihr in den Sinn. Die berüchtigten landwirtschaftlichen Helferinnen mit ihrem städtischen Händchen für Make-up und Kleider stachen ebenfalls heraus. Nein, Harriet kannte in der Tat auch nicht jeden hier, bei weitem nicht. Hätte die Veranstaltung die älteren Dorfbewohner angezogen, wäre ihr die Aufgabe vielleicht leichter gefallen: Sie hatte lange genug hier gelebt, um die meisten von ihnen zu kennen. Aber anders als die echten Dörfler rechnete sie gar nicht damit, jeden Einzelnen zu kennen; sie war die anonymen Menschenmassen Londons gewohnt.

«Man sollte von Neulingen nicht gleich das Schlimmste annehmen», sagte sie milde. «Sie wollen doch sicher nicht mit Mrs. Ruddle mithalten.» Bei der Erinnerung musste sie schmunzeln. «Als Lord Peter und ich an unserem ersten Abend als Mann und Frau hierher kamen, hat sie uns nur kurz gemustert und erklärt, man kenne unsereinen schließlich.»

«Da hatten Sie sicher diesen wundervollen Pelzmantel an», sagte Mrs. Goodacre. «Ein Pelz wird heutzutage sehr leicht mit losen Sitten in Verbindung gebracht, das macht das Kino.»

«Ja, den Mantel trug ich damals», bestätigte Harriet. «Aber jetzt freue ich mich, Ihnen einen Namen nennen zu können, Miss Twitterton. Das da drüben ist Flight Lieutenant Brink-low.»

«Nun gut», erwiderte Miss Twitterton. «Aber gerade darum geht es ja! Wir wissen seinen Namen und sonst gar nichts über ihn. Er könnte der allergrößte Verbrecher sein, das wäre doch denkbar - oder sogar ein deutscher Spion!»

«Soweit ich weiß, dürfte er eher ein Kriegsheld sein», sagte Harriet. «Er ist als Rekonvaleszent hier. Sein Jagdflugzeug wurde abgeschossen, und Aussteigen war seine einzige Rettung, wobei er sich nur leicht verletzt hat. In den aktiven Dienst kann er nicht zurückkehren, solange sein Knöchel nicht geheilt ist, drum hat er sich im Cottage von Susan Hodge eingemietet - das am Eingang zum Friedhof -, um auf dem Land einen Monat Ruhe zu haben.»

«Ein gut aussehender Mann», sagte Miss Twitterton in ungläubigem Ton, als gäbe das Äußere des Offiziers Anlass zu Zweifeln an der Geschichte. Mit ihrem Urteil lag sie richtig. Flight Lieutenant Brinklow war groß und blond, hatte braune Augen und ein entschieden männliches Auftreten. Er tanzte nicht - sein Knöchel ließ es wohl nicht zu -, sondern stand, von einer Schar hübscher junger Frauen und seinen Kameraden umringt, lässig am Rand der Tanzfläche.

«Sie sind ja sehr gut unterrichtet, Lady Peter», sagte Mrs. Goodacre. «Was den neuesten Klatsch angeht, kann man mir als der Frau des Pfarrers eigentlich so leicht nichts vormachen. Sie werden langsam eine richtige Einheimische!»

«Sie vergessen, dass ich hier geboren bin», gab Lady Peter nachsichtig zurück. «Aber an der Geschichte ist auch gar nichts Geheimnisvolles. Der Ärmste geht an Krücken, weswegen man ihm ein Bett die Treppe runtertragen und ins Esszimmer stellen musste. Und da hat Susan Hodge ein paar der Helferinnen auf Batesons Hof gefragt, ob sie mit anfassen könnten. Dann ist das Bett auf halber Strecke nach unten stecken geblieben, und sie mussten es wieder hinaufwuchten und erst auseinander nehmen. Eine der jungen Frauen hat Mrs. Ruddle alles erzählt, und was Mrs. Ruddle einmal weiß, wird schnell Gemeingut.»

«Unter diesem Fliegervolk gibt es einen», bemerkte Mrs. Lugg, «der sogar noch besser aussieht.»

«Das», sagte Harriet mit einem Anflug von Triumph, «ist Peters Neffe, Gerald Wimsey, für drei Tage auf Heimaturlaub. Er wohnt bei uns.»

«Sprechen Sie von Lord Saint-George?», fragte Miss Twitterton. «Der mal der Herzog wird?» Miss Twitterton, eine allein stehende Dame in den Vierzigern, war mit den Wimseys schon seit dem Abend ihrer Ankunft in Paggleham bekannt und interessierte sich fast ein bisschen zu sehr für die Familie, was auch diejenigen Mitglieder einschloss, von denen sie nur ein-, zweimal hatte reden hören.

«Von eben dem. Aber zurzeit ist er lieber schlicht Flying Officer Wimsey. Ich habe mir von ihm sagen lassen, dass bei der R.A.F. jeder mit zupackt, ohne auf Standesunterschiede zu achten. Der Dienstgrad zählt und sonst nichts. Also, Jerry Wimsey, schlicht und einfach.»

In diesem Moment schlug der Kapellmeister einen Akkord an, und Jerry Wimsey, schlicht und einfach, trat ans Mikrofon, während das behelfsmäßige Orchester - das den Großteil der Blechbläser der Paggforder Heilsarmee umfasste - «Dreamshine» anstimmte. Jerry sang in einem hellen, sehr melodischen Tenor und klang so sehr nach seinem Onkel, dass Harriet innerlich zusammenzuckte.


Under a shining moon

And to a tender tune ...


Harriet sah den Paaren zu, wie sie sich im Foxtrott über die Tanzfläche bewegten und einander wie Liebende umschlungen hielten. Eine Wolke sehnsüchtigen Verlangens umgab sie, was wohl zu gleichen Teilen den Zeiten wie dem jeweiligen Partner geschuldet war.


... We danced the night away

And at the break of day

We found the world had changed ...


Sie verzehrte sich danach, mitzutanzen - vorausgesetzt, dass Peter sie in den Armen halten würde, Peter, der irgendwo weit weg war und in Gefahr schwebte ... Gleichzeitig ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie sich von einem dermaßen abgeschmackten Lied so leicht in Rührung versetzen ließ (aber Jerry sang doch so wundervoll), sodass sie sich zwang, ihre Aufmerksamkeit den Sandwiches und dem Teebehälter zuzuwenden. Das Gefühl des Verlangens zog bei den jungen Leuten offenbar einen Bärenhunger nach sich, denn die Teller leerten sich zusehends. Von den kleinen Maiskuchen, die Mrs. Trapp beigesteuert hatte, war schon nichts mehr da. Und nun ließ sich Harriet auch noch von dieser Versammlung von Erwachsenen anrühren, die wie auf einem Kindergeburtstag in ihre Kuchen bissen - wo doch die Zeitläufte dafür bürgten, dass sich das Fest mit großer Wahrscheinlichkeit als vorgezogene Totenwache für den einen oder anderen unter ihnen herausstellen würde. Insbesondere für diejenigen in Uniform, weswegen man ihnen schwerlich einen Vorwurf machen konnte, wenn sie sich nahmen, was sie konnten - Kuchen oder junge Frauen -, solange sie noch die Gelegenheit dazu hatten.

«Kleiner Schwenk durch den Saal gefällig,Tante Harriet?»

Der gute Jerry hatte das Mikrofon an eine junge Frau mit beträchtlichen Reizen abgetreten und streckte nun ihr die Arme entgegen. Harriet gestattete sich eine Verschnaufpause von ihrer Pflicht, den gummiartigen Früchtekuchen in Scheiben zu schneiden, und ließ sich ins Getümmel führen. Jerry hielt sie ein kleines bisschen zu eng an sich gepresst, drückte seine Wange ein kleines bisschen zu fest an die ihre - der ganze Aufwand sinnlos, wo Peter, den dies hätte treffen sollen, doch nicht da war -, aber Jerry turnte stets gern voll Übermut am Rande des Abgrunds herum.


One more dance before we part ...


Sängerin samt Kapelle übertönte mit einem Mal ein furchtbar kakophonisches Heulen, das auf unerträgliche Weise zwischen zwei Noten hin- und herpendelte. Der Luftalarm! Das Spiel der Kapelle löste sich holpernd in einzelne Töne auf und versiegte. Die Gesangsstimme kam ins Schwanken und verstummte. Der Kapellmeister übernahm das Mikrofon.

«Keine Panik, meine Herrschaften. Wie Sie vermutlich alle wissen, handelt es sich um einen angekündigten Probealarm, um festzustellen, wie lange es dauert, bis jeder unter der Erde angekommen ist. Unsere Freunde in Uniform müssen selbst entscheiden, ob sie sich der Übung der Zivilisten anschließen wollen oder zu ihrem Stützpunkt zurückkehren. Die Tanzveranstaltung hat damit aber leider ihr Ende gefunden. Wenn Sie nun enttäuscht sind, weil Sie um den letzten Walzer gebracht wurden, kommen Sie damit nicht zu mir - beschweren Sie...
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Autor

Dorothy L. Sayers, 1893 - 1957, legte als eine der ersten Frauen an der Universität ihres Geburtsortes Oxford ihr Examen ab. Mit ihren mehr als zwanzig Detektivromanen schrieb sie Literaturgeschichte, und sie gehört neben Agatha Christie und P.D. James zur Trias der großen englischen «Ladies of Crime». Sie führte die Figur des eleganten, finanziell unabhängigen Lord Peter Wimsey ein, der aus moralischen Motiven Verbrechen aufklärt. Dieser äußerst scharfsinnige Amateurdetektiv avancierte zu einem der populärsten Krimihelden des Jahrhunderts.