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Brennendes Grab

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am24.07.20191. Auflage
Eine brennende Scheune wird zur tödlichen Falle: Wer hasste den 18-jährigen Daniel Gingerich so sehr, dass er ihn bei lebendigem Leib verbrannte? Der Sohn der amischen Familie Gingerich wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Er starb eingeschlossen in einer brennenden Scheune. Daniel galt als tüchtig, freundlich und zuverlässig. Doch die Ermittlungen bringen auch eine dunkle Seite von ihm ans Licht. Eine Seite, von der die amische Gemeinde nichts wissen will, nur hinter vorgehaltener Hand wird getuschelt. Als Kate Burkholder den Dingen auf den Grund geht, finden sich plötzlich mehr Verdächtige, als ihr lieb ist. Jemand muss Daniel Gingerich grenzenlos gehasst haben. So sehr, dass er ihn in die Scheune lockte und sie anschließend anzünde

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR6,66
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
HörbuchCompact Disc
EUR19,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine brennende Scheune wird zur tödlichen Falle: Wer hasste den 18-jährigen Daniel Gingerich so sehr, dass er ihn bei lebendigem Leib verbrannte? Der Sohn der amischen Familie Gingerich wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Er starb eingeschlossen in einer brennenden Scheune. Daniel galt als tüchtig, freundlich und zuverlässig. Doch die Ermittlungen bringen auch eine dunkle Seite von ihm ans Licht. Eine Seite, von der die amische Gemeinde nichts wissen will, nur hinter vorgehaltener Hand wird getuschelt. Als Kate Burkholder den Dingen auf den Grund geht, finden sich plötzlich mehr Verdächtige, als ihr lieb ist. Jemand muss Daniel Gingerich grenzenlos gehasst haben. So sehr, dass er ihn in die Scheune lockte und sie anschließend anzünde

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104910413
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum24.07.2019
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.10
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6551 Kbytes
Artikel-Nr.4401276
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Sechs Monate später.

 

Er zog seine englische Kleidung an - Jeans, ein weißes T-Shirt und Cowboystiefel, für die er im Western-Store in Berlin, Ohio, einen Haufen Geld hingeblättert hatte.

Voller Vorfreude trat er aus seinem Schlafzimmer in den dunklen Flur. Er mochte die Heimlichtuerei nicht, die so sehr Teil seines Lebens geworden war, dass er sich dieser Tage kaum noch wiedererkannte. Aber er konnte nicht aufhören damit. Und so hatte er sich schließlich damit abgefunden.

Die Schlafzimmertür seiner Eltern war nur angelehnt; dahinter hörte er seinen Datt schnarchen. Die Tür des Zimmers seiner kleineren Schwestern stand halb offen. Als er vorbeischlich, glaubte er, ihren süßlichen Duft zu riechen. Die Tür seiner älteren Schwester war hingegen seit etwa einem Jahr nachts geschlossen. Pubertät, vermutete er. Auch Mädchen hatten ihre Geheimnisse.

Als er die Treppe hinunterging, machte er sich kaum Sorgen, erwischt zu werden. Er war ja gerade in der Rumspringa. In den letzten Monaten hatte er so ziemlich alles getan, wonach ihm der Sinn stand. Seine Eltern stellten sich blind und taub. Er hatte sein erstes Auto gekauft, seinen ersten Whisky getrunken und zum ersten Mal erlebt, wie sich ein Kater anfühlte. Er hatte seine erste Marlboro geraucht, war nachts lange unterwegs und kam nach Hause, wann es ihm passte. All das gehörte bei den Amischen zum Erwachsenwerden - und vielleicht war es sogar der beste Teil. Natürlich gefiel das Mamm und Datt nicht, aber sie hielten den Mund. Gegenüber den Schwestern erfanden sie Ausreden. Euer Bruder arbeitet viel, erzählten sie ihnen. Aber sie beteten für seine Seele.

Im ganzen Haus war es still und dunkel, nur durchs Wohnzimmerfenster fiel Licht herein, zwei graue Rechtecke inmitten endloser Schwärze. Der Geruch von Lampenöl und der Sandwiches mit gebratener Mortadella, die es zum Abendessen gegeben hatte, vermischte sich mit der kühlen Brise, die durch die Fliegengitter der Fenster drang. Als er in die Küche kam, nahm er den Zettel aus der Tasche. Er blieb vor dem Tisch stehen, zog eine winzige Taschenlampe aus der Gesäßtasche, leuchtete damit auf das Stück Papier und las es zum x-ten Mal.

Komm heute Nacht in die Scheune. Du wirst es nicht bereuen. âº

Sie hatte die Worte mit einem lila Stift geschrieben und auf die is Herzchen gemalt. Beim Anblick des Smileys musste er grinsen. Er konnte es kaum fassen, dass sie endlich nachgeben würde. Nachdem er sie wochenlang bedrängt hatte, nach vielen schlaflosen Nächten voller Verlangen, das ihn oft und mit ungekannter Dringlichkeit überkam, würde sie endlich ihm gehören.

Er durfte keine Zeit verschwenden.

Als er durch die Hintertür nach draußen ging, fiel ihm ein, dass er dummerweise vergessen hatte, sich die Zähne zu putzen. Es war eine schwüle, windige Nacht. Am Himmel leuchteten Tausende Sterne, und im Osten prangte eine gelbe Mondsichel über den Baumkronen. Die wuchtigen Umrisse der Scheune in sechzig Meter Entfernung konnte er gerade noch so erkennen. Als er die Auffahrt überquerte und die Rampe hochging, knirschte der Schotter unter seinen Füßen. Die große Schiebetür stand dreißig Zentimeter weit offen. Sein Datt machte sie immer zu, damit die Füchse und Coyoten nicht über die Hühner herfielen. Sie ist hier, dachte er und wurde von so großer Erregung erfasst, dass seine Beine zitterten und sein Schritt stockte.

Als er durch die Tür trat, stieg ihm der Geruch von Pferden und von frisch geschnittenem Heu in die Nase. In der Scheune war es stockfinster, doch er kannte hier jeden Meter. Er konnte die Hand zwar nicht vor Augen sehen, wusste jedoch genau, wo die Laterne vom Deckenbalken hing, und fuchtelte mit dem Arm durch die Luft. Aber aus unerfindlichen Gründen war sie nicht da.

»Mist«, murmelte er, holte die Taschenlampe aus der Gesäßtasche und knipste sie an. Die Schatten wichen in die Ecken zurück und offenbarten ein Universum silbriger Stäubchen, die im Lichtstrahl tanzten.

»Hallo?«, rief er. »Bist du da?«

Er lauschte, bekam aber keine Antwort.

Verdutzt ging er an dem Wagen mit Heu vorbei, das sein Datt und er letzten Monat gemäht und gerade eingebracht hatten. Daneben stand der alte Gülleverteiler mit dem kaputten Rad, das er schon vor einer Woche versprochen hatte zu reparieren. Er wunderte sich, warum die zwei Buggy-Pferde in den Boxen ihn nicht begrüßten. Ganz egal, wie spät es war, für einen Snack waren sie eigentlich immer zu haben, und normalerweise meldeten sie sich lautstark. Er überquerte den Lehmboden, kam zu dem Holzpodest, auf dem sie die Leinensäcke mit Hafer, Mais und Hühnerfutter lagerten, blieb stehen und ließ den Lichtstrahl von rechts nach links wandern. Als er unter der Tür zur Sattelkammer einen schmalen Lichtstreifen entdeckte, musste er grinsen.

»Komm raus, komm, wo immer du steckst!« Mit auf den Boden gerichtetem Lichtstrahl ging er an dem Podest entlang.

Zuerst fand er es ein wenig merkwürdig, dass sie sich für die Sattelkammer entschieden hatte. Aber dann wurde ihm klar, dass die Kammer zwar klein war, der Holzboden aber täglich gekehrt wurde und es darin angenehm nach Leder und Sattelseife roch. Außerdem bewahrten sie dort die Pferdedecken auf, die Halfter und das Zaumzeug. Aber was noch wichtiger war: Die Tür hatte ein Schloss. Sein Datt hatte es angebracht, nachdem vor einigen Monaten ein Halfter, ein Sattel und zwei Ledergeschirre gestohlen worden waren. Er wusste, dass das auf das Konto des Englischen unten an der Straße ging, der die Sachen wahrscheinlich für schnelles Geld bei einer Pferdeauktion in Millersburg verscherbelte. Der Kerl war ein Dieb und obendrein ein Säufer.

Ohne sie überhaupt gesehen zu haben, reagierte sein Körper bereits, je näher er der Sattelkammer kam. Sein Datt hatte es lusht genannt und ihn vor ihrer Macht gewarnt. Aber was wusste ein alter Mann denn noch von Lust? Erinnerte er sich überhaupt noch, wie es mit achtzehn war? Wenn Gott die Lust in die Herzen der Menschen gepflanzt hatte, wie konnte das dann etwas Schlechtes sein?

Als er die Sattelkammer erreichte, drehte er am Knauf und öffnete die Tür. Goldenes Licht erhellte den kleinen Raum. Der Geruch von frisch geöltem Leder, von Petroleum und der Duft ihres Parfüms hingen in der Luft. Zwei Pferdedecken waren auf dem Boden ausgebreitet. Ein Teller mit einer flackernden Kerze stand auf der alten Zweihundertlitertonne. Sogar eine Flasche Wein hatte sie mitgebracht und zwei Plastikgläser mit Stielen! Bei dem Anblick verwandelte sich sein Lächeln in ein herzhaftes Lachen.

»Hier fehlt nur noch das Mädchen«, sagte er beim Betreten der Kammer, denn sie musste in Hörweite sein. »Ich frage mich, wo sie ist?«

Da er sie in der Nähe wähnte, knipste er die Taschenlampe aus und ging zu den Decken. Die Weinflasche war schon offen. Er legte die Taschenlampe auf die Tonne und ließ sich im Schneidersitz nieder, die Hände auf den Knien.

»Wenn sie nicht bald auftaucht, muss ich den Wein ganz allein trinken«, sagte er jetzt lauter. Sicher würde sie jeden Moment hereingerauscht kommen, kichernd und zu allem bereit. Sein Penis war schon erigiert, das erregte Pulsieren konnte er genauso wenig kontrollieren wie seinen Atem. Er stellte sich vor, wie sie ihren warmen Körper an seinen drückte, ihre festen Brüste, und konnte kaum glauben, dass er sie heute Nacht endlich besitzen würde.

Er griff nach der Flasche und schenkte sich ein, hatte im Geiste bereits das süße Aroma des Rotweins im Mund. Und während er sich noch vorstellte, was sie alles miteinander machen würden, knarrte die Tür. Sein Herz klopfte erwartungsvoll, doch dann knallte die Tür so heftig zu, dass die Halfter an der Wand wackelten.

Erschrocken setzte er die Flasche ab und stand auf.

Als er hörte, wie das Schloss einschnappte, sprang er zur Tür. »Was soll das, Süße?« Er drehte am Knauf, doch vergeblich.

»He!«, rief er. »Süße, dafür musst du büßen!«

Dann hörte er Geräusche in der Scheune. Etwas Schweres wurde über den Boden geschleift, knallte gegen die Tür. Verwirrt ruckelte er am Knauf, stieß ein Lachen aus. »Was hast du vor?« Es sollte scherzhaft klingen, aber es klang gereizt. Auf solche Spielchen hatte er keine Lust. Jedenfalls nicht heute Nacht.

»Hör auf damit, Süße!«, stieß er aus. »Es reicht mit den Späßchen! Komm her und leiste mir Gesellschaft!«

Plötzlich war es still. Neugierig drückte er das Ohr an die Tür und lauschte. Nichts.

»Wenn ich die Tür aufbrechen muss, wird dir das leidtun.« Er gab sich Mühe, locker und spielerisch zu klingen, doch seine Geduld war bald am Ende. »Hörst du mich?«

Er wartete einen Moment. Glaubte Schritte zu hören. Holz kratzte über Holz. Was hatte sie vor?

»Also gut, Süße. Mach, was du willst.« Er ruckelte noch einmal am Knauf, unterdrückte die aufsteigende Wut. »Dann trinke ich den Wein eben ohne dich.«

Keine Antwort.

Er trat einen Schritt zurück und warf sich mit der Schulter gegen die Tür, um zu sehen, wie stabil sie war. Die Tür bebte, hielt aber stand. Kopfschüttelnd ruckelte er wieder am Knauf. »Komm, Süße, lass mich raus. Was immer ich dir getan habe, ich mach´s wieder gut.«

Als erneut keine Antwort kam, wurde er wütend. Er warf sich wieder mit der Schulter gegen die Tür, die auch diesmal nur heftig bebte. Er wollte gerade ein drittes Mal Anlauf nehmen, als er Rauch wahrnahm. Nicht von Kerzen oder Laternen und auch nicht von einer...
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Autor

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.Helga Augustin hat in Frankfurt am Main Neue Philologie studiert. Von 1986 - 1991 studierte sie an der City University of New York und schloss ihr Studium mit einem Magister in Liberal Studies mit dem Schwerpunkt >Translations