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Zorniges Herz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am24.07.2024
Ein Herz, so dunkel, dass es alles um sich herum vergiftet Polizeichefin Kate Burkholder steckt mitten in den Vorbereitungen für ihre Hochzeit, als sie zum Schauplatz eines ungewöhnlichen Verbrechens gerufen wird: Der junge Amische Aden Karn wurde mit einer Armbrust brutal ermordet. Die Familie des allseits beliebten jungen Mannes ist am Boden zerstört, und Kate ist fest entschlossen, den Fall zu lösen. Das Opfer war gerade in seiner Rumspringa, einer Zeit, in der junge Amische das Leben außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft kennenlernen. Was ist während dieser Zeit geschehen, dass Aden sterben musste? Bei ihren Ermittlungen stößt Kate auf ein düsteres Geheimnis, das auch sie selbst in große Gefahr bringt.

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Herz, so dunkel, dass es alles um sich herum vergiftet Polizeichefin Kate Burkholder steckt mitten in den Vorbereitungen für ihre Hochzeit, als sie zum Schauplatz eines ungewöhnlichen Verbrechens gerufen wird: Der junge Amische Aden Karn wurde mit einer Armbrust brutal ermordet. Die Familie des allseits beliebten jungen Mannes ist am Boden zerstört, und Kate ist fest entschlossen, den Fall zu lösen. Das Opfer war gerade in seiner Rumspringa, einer Zeit, in der junge Amische das Leben außerhalb ihrer Glaubensgemeinschaft kennenlernen. Was ist während dieser Zeit geschehen, dass Aden sterben musste? Bei ihren Ermittlungen stößt Kate auf ein düsteres Geheimnis, das auch sie selbst in große Gefahr bringt.

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104919034
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum24.07.2024
Reihen-Nr.15
SpracheDeutsch
Dateigrösse5460 Kbytes
Artikel-Nr.12205615
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

Meine Mamm hatte für die kleinen Unannehmlichkeiten des Lebens immer einen Spruch parat.

Vann es shmatza, hayva da shmatz un bayda es dutt naett letsht zu lang. Wenn es weh tut, akzeptiere den Schmerz und bete, dass er bald vergeht. Heute Morgen denke ich viel an meine Mutter, und zum ersten Mal seit langer Zeit fehlt sie mir.

Ich stehe auf einem alten Holzschemel im Schlafzimmer meiner Schwester. Meine Polizeiuniform hängt über dem Fußende des Bettes, meine Stiefel stehen davor am Boden, mein Ausrüstungsgürtel und meine Dienstwaffe sehen auf dem grau-weißen Hochzeitsquilt obszön fehl am Platz aus.

»Meine Güte, Katie, du zappelst ja schon wieder«, sagt Sarah. »Halt still, damit ich das Kleid fertig abstecken kann, ohne dich zu stechen.«

»´tschuldigung«, murmele ich.

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal ein Kleid getragen habe. Und speziell dieses Kleid hat eine Geschichte. Vor elf Jahren hat es meine Schwester zur Hochzeit angehabt, auch meine Mamm hatte es getragen, und meine Großmutter hatte es genäht. Als meine Schwester mich bat, es mir im Hinblick auf meine bevorstehende Hochzeit anzusehen, hatte ich keinerlei Bedenken. Doch wo ich jetzt hier bin und es anprobiere, wird mir klar, dass es keine gute Idee ist.

Ich bin seit achtzehn Jahren nicht mehr amisch. Ein schlichtes Kleid mit dem traditionellen Halsduch zu tragen, das mit Schmucknadeln statt mit Knöpfen oder Druckknöpfen geschlossen wird, kommt mir scheinheilig vor. Als würde ich versuchen, etwas zu sein, das ich nicht bin, um einer Gemeinschaft zu gefallen, deren Wohlwollen ich nicht bekommen werde.

Meine Schwester sieht das natürlich nicht so. Sie ist Traditionalistin, Friedensstifterin und Optimistin in einer Person. Schlimmer noch, sie weiß mit Nadel und Faden umzugehen und ist überzeugt, dieses Kleid trotz meines Widerwillens so anpassen zu können, dass es wie für mich gemacht aussieht und irgendwie allen gefallen wird.

»Dieses Kleid ist ein Stück Familiengeschichte, Katie«, sagt sie. »Mamm hätte es sehr gefallen, dich darin zu sehen, auch wenn du nicht mehr amisch bist.«

»Wahrscheinlich wäre sie schon froh gewesen, dass ich überhaupt heirate.«

Sie verzieht den Mund. »Das auch.«

Ich blicke an mir hinunter, fahre mit den Händen über den etwas knittrigen Stoff und gebe mir Mühe, nicht zu stöhnen. Es ist himmelblau, und der wadenlange Rock ist ein bisschen zu ausladend. »Findest du nicht, dass es etwas zu lang ist?«, frage ich.

»Ich kann den Saum umnähen«, sagt sie. »Das ist leicht gemacht.«

»Oben herum passt es auch nicht so richtig.«

Immer diplomatisch, schiebt Sarah sich eine Stecknadel zwischen die Lippen, hebt den Saum und steckt ihn um. »In der Taille mache ich es etwas enger, das betont die Schultern.«

Das eigentliche Problem hat natürlich nichts mit der Länge oder dem Oberteil zu tun. Seit zwanzig Minuten reden wir um den heißen Brei herum, denn Sarah ist zu nett, um das Thema anzusprechen.

»Wenn dir das Kleid nicht gefällt, ist das okay«, murmelt sie. »Ich nähe dir ein anderes, wenn du willst. Oder du kaufst dir eins.«

»Es ist nicht das Kleid ... genaugenommen«, sage ich.

Sie legt den Kopf schief, sieht mir in die Augen. »Was dann?«

Ich hole tief Luft, gehe das Risiko ein. »Das Problem ist, dass es ein amisches Kleid ist und ich keine amische Frau bin. Daran lässt sich nichts ändern.«

Meine Schwester senkt die Hände, sieht mich über den Rand ihrer Lesebrille hinweg an und seufzt. So hat sie mich seit meiner Rückkehr nach Painters Mill schon Hunderte Male angesehen, wenn ich sie verärgert oder enttäuscht habe, was beides zu oft geschieht.

»Du bist Anabaptistin. Das zählt.« Sie nickt entschlossen und wendet sich wieder der Arbeit an dem Kleid zu. »Das Halsduch können wir weglassen.«

Sie meint das dreieckige Cape oder »Brusttuch«, das mit der Spitze nach hinten über den Kopf gestreift und vorne gerafft und mit Nadeln festgesteckt wird. Es ist eines der symbolträchtigsten weiblichen Kleidungsstücke der Amischen, und es würde als unaufrichtig empfunden werden, wenn ich es trüge.

»Das würde helfen«, sage ich, signalisiere Kompromissbereitschaft. Ich schaue auf das Kleid an mir herunter. »Vielleicht passt eine Schärpe oder ein Gürtel dazu?«

»Hmm«, murmelt sie zurückhaltend, nimmt eine Stecknadel aus dem Mund und nutzt sie für den Saum. »An englischen Hochzeitskleidern habe ich schon Rosetten an den Gürteln gesehen, an mennonitischen auch.«

Zum ersten Mal, seit ich hier angekommen bin, verspüre ich einen Anflug von Enthusiasmus. Als ob das mit dem Kleid doch noch funktionieren könnte. »Mir gefällt die Idee mit dem Rosettengürtel.«

Sie lächelt zwar nicht, aber sie nickt, scheint sich mit der Vorstellung anzufreunden. »Hast du dich schon für eine Kopfbedeckung entschieden?«, fragt sie.

»Ich überlege, einfach einen Schleier zu tragen.«

Sie blickt mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Amische Frauen tragen keinen Schleier, nur eine Kopfbedeckung oder eine Kapp.

»Wie die Mennonitinnen«, sage ich, was bedeutet, dass der Schleier damit nur ein kleines, rundes, fünfundzwanzig oder dreißig Zentimeter breites Stück Spitze sein wird, das ich am Hinterkopf festgesteckt tragen werde.

»Das scheint mir ein guter Kompromiss zu sein«, sagt sie schließlich. »Nicht gerade amisch, aber ...«

»Anabaptistisch«, vollende ich den Satz.

Wir grinsen uns an, ein seltener Moment schwesterlicher Solidarität, und mir wird warm ums Herz. Fortschritt, denke ich.

Als Kinder standen Sarah und ich uns sehr nahe. Wir arbeiteten und spielten zusammen, hielten den Stürmen des Erwachsenwerdens stand. Sie war für mich da, als mir im Alter von vierzehn Jahren an einem Sommertag ein Nachbarjunge in unserem Haus Gewalt angetan hat, wodurch sich mein Leben grundlegend veränderte und auch das aller anderen Familienmitglieder auf den Kopf gestellt wurde. Auch die Beziehung zu meiner Schwester blieb davon nicht verschont. Das lag aber nicht an ihr, sondern an mir - an dem, was passiert war und was ich danach getan hatte. Wir entfernten uns voneinander, und die Kluft zwischen uns wurde noch größer, als ich vier Jahre später die Amischgemeinde verließ. Ich lief so weit wie möglich weg von meiner Familie und meinen amischen Wurzeln und wurde - so unwahrscheinlich es damals schien - Polizistin in Columbus. Doch meine Wurzeln konnte ich trotz der Bemühungen, alles hinter mir zu lassen, was mir einmal lieb und teuer war, nicht kappen. Und ebenso wenig gelang es mir, die Liebe zu meiner Familie noch länger zu verleugnen. Etwa zwölf Jahre später, als meine Mamm starb, kehrte ich zurück nach Painters Mill. Aber nicht als das rebellische und unbeholfene amische Mädchen, das ich einmal gewesen war, sondern als erwachsene Frau, der die Stelle als Polizeichefin angeboten worden war. Ich ging auf meine beiden Geschwister zu, und nach einer etwas ungelenken Anlaufphase - und einigen Unebenheiten auf dem Weg - machten wir uns daran, unsere Beziehungen wiederzubeleben. Wir sind noch mittendrin, aber wir haben auch schon einiges geschafft: Wir haben uns neu kennengelernt, haben einige Male miteinander gelacht, oft gestritten und ein paar Tränen vergossen.

Die Anprobe heute Morgen ist ein großer Schritt in eine andere Richtung und zu einer neuen Nähe, die sich noch nicht so recht behaglich anfühlt, aber hoffnungsvoll und gut.

Sarah fasst den Stoff an meiner Taille mit einer Stecknadel zusammen. »Falls es dich tröstet, Katie, ich mag deinen Freund. Und William mag ihn auch«, sagt sie und meint ihren Mann. »Das will was heißen.«

»Er heißt übrigens Tomasetti.« Ich lächele sie an. »Und ich mag ihn auch.«

Kichernd schüttelt sie den Kopf.

Das Zwitschern meines Handys unterbricht uns. Sarah hebt den Finger. »Warte, noch eine.« Sie befestigt die letzte Stecknadel am Saum. »Fertig.«

Ich streiche das Kleid glatt, steige vom Hocker und nehme das Telefon, melde mich mit »Burkholder«.

»Chief.« Es ist Lois, die morgens in der Telefonzentrale arbeitet. »Gerade hab ich einen Anruf von einer Autofahrerin entgegengenommen. Sie sagt, mitten auf der Hansbarger Road liegt ein TK.« TK ist Polizeisprech für »toter Körper«; wir benutzen solche Abkürzungen, falls jemand den Polizeifunk abhört.

»Wer ist die MP?«, frage ich und nutze dabei die Abkürzung für »meldende Person«.

»Julie Falknor. Wohnt in Painters Mill. Ich hab sie in der anderen Leitung. Chief, sie ist noch vor Ort und schreit sich die Seele aus dem Leib. Sagt, es gäbe eine Menge Blut und dass sie ihre Kinder dabeihat.«

Lois hat schon in unserem Revier gearbeitet, bevor ich Chief wurde. Sie ist erfahren und bleibt selbst dann cool, wenn alles brennt. Aber heute Morgen spricht sie etwas zu schnell, ihre Stimme überschlägt sich.

»Schicken Sie einen Krankenwagen hin.« Ich streife mir das Kleid von den Schultern, lasse es auf den Boden fallen und greife nach meiner Uniformbluse. »Wer hat Dienst?«

»Glock ist schon auf dem Weg«, sagt sie und meint Rupert »Glock« Maddox, einen meiner erfahrensten Officers. Wenn einer die Situation unter Kontrolle halten kann, dann er.

»Das County soll auch jemanden schicken.« Die Hansbarger Road ist eine ruhige Nebenstraße ein paar Meilen außerhalb von Painters Mill. Sie gehört zwar zu dem Bereich, in dem wir Streife fahren, aber je nach Situation und verfügbaren...
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Autor

Linda Castillo wuchs in Dayton im US-Bundesstaat Ohio auf, schrieb bereits in ihrer Jugend ihren ersten Roman und arbeitete viele Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Der internationale Durchbruch gelang ihr mit »Die Zahlen der Toten« (2010), dem ersten Kriminalroman mit Polizeichefin Kate Burkholder. Linda Castillo kennt die Welt der Amischen seit ihrer Kindheit und ist regelmäßig zu Gast bei amischen Gemeinden. Die Autorin lebt heute mit ihrem Mann und zwei Pferden auf einer Ranch in Texas.Helga Augustin hat in Frankfurt am Main Neue Philologie studiert. Von 1986 - 1991 studierte sie an der City University of New York und schloss ihr Studium mit einem Magister in Liberal Studies mit dem Schwerpunkt >Translations