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Die letzten Romantiker

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am24.08.20211. Auflage
Können wir die retten, die wir lieben?
Im Sommer 1981 verlieren die Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona ihren Vater. Es folgen Jahre, die als 'die Pause' bei den Geschwistern eingehen, da ihre Mutter sich in ihrer Trauer verliert: Diese Jahre, in denen sie einander umsorgen, tagelang durch die Wälder stromern und Fiona, der Jüngsten, das Schwimmen beibringen, stärken das Band zwischen ihnen - doch welche Verletzungen sie davongetragen haben, offenbart sich erst Jahrzehnte später in einer weiteren Tragödie, die die Familie trifft.
Die letzten Romantiker ist ein kluges, ergreifendes Familienepos, das die Frage danach ergründet, was uns aneinander bindet, welche Verantwortung wir tragen und wie wir diejenigen, die wir lieben, verlieren - und manchmal wiederfinden - können.

»Genau beobachtet, sowohl anspruchsvoll als auch warm.« Meg Wolitzer
»Die letzten Romantiker erzählt ganz neu und originell von dem, was uns allen vertraut ist: Familie.« Washington Post


»'Die letzten Romantiker' regt zum Weiterdenken an. Der Schreibstil ist detailreich und gefühlvoll, stellenweise fast poetisch.« Lea Hensen, Berliner Morgenpost, 29.08.2021

»Ein spannender Roman über Liebe, Selbstfindung und Verlust, der zeigt, dass alles, was wir tun, Folgen hat.« Katja Jührend, Brigitte Woman, 01.09.2021

»Klug und sprachlich gewandt dreht sich die Autorin mit oft pointierter Dringlichkeit um die Frage nach der gegenseitigen Verantwortung.« Heilbronner Stimme, 18.09.2021


Bevor Tara Conklin mit ihrem ersten Roman The House Girl einen New-York-Times-Bestseller landete, der in acht Sprachen übersetzt wurde, war sie Juristin und arbeitete für eine internationale Menschenrechtsorganisation und Wirtschaftskanzleien in London und New York. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Seattle, wo sie schreibt und das Schreiben lehrt.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextKönnen wir die retten, die wir lieben?
Im Sommer 1981 verlieren die Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona ihren Vater. Es folgen Jahre, die als 'die Pause' bei den Geschwistern eingehen, da ihre Mutter sich in ihrer Trauer verliert: Diese Jahre, in denen sie einander umsorgen, tagelang durch die Wälder stromern und Fiona, der Jüngsten, das Schwimmen beibringen, stärken das Band zwischen ihnen - doch welche Verletzungen sie davongetragen haben, offenbart sich erst Jahrzehnte später in einer weiteren Tragödie, die die Familie trifft.
Die letzten Romantiker ist ein kluges, ergreifendes Familienepos, das die Frage danach ergründet, was uns aneinander bindet, welche Verantwortung wir tragen und wie wir diejenigen, die wir lieben, verlieren - und manchmal wiederfinden - können.

»Genau beobachtet, sowohl anspruchsvoll als auch warm.« Meg Wolitzer
»Die letzten Romantiker erzählt ganz neu und originell von dem, was uns allen vertraut ist: Familie.« Washington Post


»'Die letzten Romantiker' regt zum Weiterdenken an. Der Schreibstil ist detailreich und gefühlvoll, stellenweise fast poetisch.« Lea Hensen, Berliner Morgenpost, 29.08.2021

»Ein spannender Roman über Liebe, Selbstfindung und Verlust, der zeigt, dass alles, was wir tun, Folgen hat.« Katja Jührend, Brigitte Woman, 01.09.2021

»Klug und sprachlich gewandt dreht sich die Autorin mit oft pointierter Dringlichkeit um die Frage nach der gegenseitigen Verantwortung.« Heilbronner Stimme, 18.09.2021


Bevor Tara Conklin mit ihrem ersten Roman The House Girl einen New-York-Times-Bestseller landete, der in acht Sprachen übersetzt wurde, war sie Juristin und arbeitete für eine internationale Menschenrechtsorganisation und Wirtschaftskanzleien in London und New York. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Seattle, wo sie schreibt und das Schreiben lehrt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959675864
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum24.08.2021
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5111744
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel
Im Frühling des Jahres 1981 starb unser Vater. Er hieß Ellis Avery Skinner, und schon mit vierunddreißig kämmte er hoffnungsvoll jeden Morgen ein paar dünne Haarsträhnen über die rautenförmige kahle Stelle an seinem Hinterkopf. Wir wohnten in der mittelständischen Kleinstadt Bexley, Connecticut, wo unser Vater eine Zahnarztpraxis betrieb. In dem Moment, als sein Herz stillstand, zog er sich gerade ein Paar blaue Gummihandschuhe an, während seine Nachmittagspatientin, Ms. Lipton, vor ihm auf dem glatten Polster des Behandlungsstuhls lag und unter ihrer süßlichen Chloroformmaske tief und gleichmäßig atmete.

»Oh!«, sagte unser Vater und fiel seitwärts zu Boden.

»Dr. Skinner?« Ms. Lipton setzte sich auf. Sie wankte ein wenig in ihrer Betäubung und schaute erschrocken auf unseren am Boden liegenden Vater. Er zuckte noch einmal, zweimal, dann begann Ms. Lipton zu schreien.

Sein Gesichtsausdruck, berichtete sie später unserer Mutter, sei eine Mischung aus Kapitulation und vollkommener Überraschung gewesen.

Unsere Mutter war damals einunddreißig. Sie hatte nie in Vollzeit gearbeitet und am Colby College in ihrem Heimatstaat Maine Englische Literatur studiert; ihre Bachelorurkunde lag zusammengerollt in einem Kleiderschrank oben in unserem Haus. Dunkle Haare umrahmten ihr Gesicht wie gebügelte Vorhänge ein Fenster. Ihre Augen waren groß und braun, ihre Wimpern kurz und spärlich, und ihre schmalen Lider gaben ihr stets einen Anschein von Wachsamkeit und Ausgeliefertheit. Sie hieß Antonia, aber alle nannten sie Noni, und lange vor meiner Geburt hatte festgestanden, dass auch ihre Kinder sie Noni nennen sollten.

Es war ein nasskalter Tag, als mein Vater begraben wurde, Mitte März. Ronald Reagan war Präsident, der Kalte Krieg in vollem Gange, und Star Wars ließ uns alle an unsichtbare Mächte glauben. Bexley war eine Stadt, in der die Menschen einander im Postamt oder in der Bank mit Namen grüßten, und niemanden interessierte, ob jemand Geld hatte oder nicht. Der Arzt und der Arbeiter vom Sägewerk kamen zu meinem Vater, wenn sie eine Wurzelbehandlung brauchten, und beide tranken ihr Bier in derselben zugigen Kneipe. Der dunkle Punnel River mäanderte im Osten der Stadt dahin und bot uns im Sommer jede Menge Möglichkeiten, unsere Freizeit zu verbringen. Damals wäre es einem absurd vorgekommen, als Pendler die eineinhalbstündige Fahrt auf sich zu nehmen, um in New York City zu arbeiten. Wer in Bexley wohnte, arbeitete auch in Bexley.

Es war also keine Überraschung, dass die ganze Stadt dem Begräbnis unseres Vaters beiwohnte. Hunderte, wie es mir schien. Tausende. Noni führte uns mit eiserner Hand durch diesen schrecklichen Tag, indem sie ständig zwei von unseren acht Händen hielt. Abwechselnd, denn sie bevorzugte keinen. Sie hatte vier Kinder, und alle vier hatten es nötig, ihre warme Hand zu spüren.

Renee, die Älteste von uns, war elf. Sie war groß, dünn und feingliedrig und trug die kastanienbraunen Haare zu einem Zopf geflochten, der ihr lang über den Rücken hing. Schon als Kind war sie tüchtig und beherrscht, auch bei der Beerdigung. Sie weinte nicht und machte kein Theater, als ihre Strumpfhose eine Laufmasche bekam. Sie half Noni mit uns Jüngeren und versuchte, nicht auf den Sarg zu starren.

Die Zweitälteste war Caroline, acht, dann kam Joe, sieben. Caroline war die Hübscheste von uns, mit Wangen so rosa wie Kaugummi, und im Sommer wurden ihre Haare fast blond. Joe, der einzige Junge, hatte große Hände und Füße und widerspenstige Haare, die er ständig aus der rechten Gesichtshälfte strich. Joe und Caroline sahen sich sehr ähnlich und hatten das gleiche breite Grinsen, sodass sie oft für Zwillinge gehalten wurden und manchmal selbst vergaßen, dass sie ein Jahr auseinander waren.

Und dann kam ich, Fiona, die Jüngste, vier Jahre und acht Monate alt, als unser Vater starb. Ich war ein pummeliges Kleinkind mit weichen, runden Knien und störrischen roten Haaren, die mein sommersprossiges Gesicht umkringelten. Mein Aussehen unterschied sich von dem meiner schlanken, wohlgeformten Geschwister so sehr, dass unsere Nachbarn manchmal skeptisch die Augenbrauen hoben, reserviert das Kinn vorschoben oder uns so misstrauisch beäugten, dass man ihnen ansah, welche Verdächtigungen und Gerüchte sie über uns verbreiteten. So ging es zu in Bexley, Connecticut. Neu-Engländer der Arbeiterklasse in gestärkten puritanischen Ethikkorsetts. Ihre Fingernägel mochten schmutzig sein, aber ihre Seelen waren rein. Nach dem Tod unseres Vaters verebbten die Gerüchte. Witwenschaft ging über mutmaßliche Untreue. Ihre Trauer machte Noni unfehlbar, unantastbar.

Ich kann mich kaum an die Zeit erinnern, als mein Vater noch lebte, aber klar und sehr detailliert an den Tag, als wir ihn beerdigten. Auf dem Friedhof flog ein Schwarm Krähen über den Sarg. Unser Priester, Pater Johns, hielt seine Ansprache mit einer Stimme, die er wie einen Sturm an- und abschwellen ließ, mal laut, mal leise. Ich konnte kein Wort verstehen. Geschmolzener Schnee hatte den Boden aufgeweicht, aber unter Bäumen und entlang der schattigen Seite des marmornen Mausoleums auf einem kleinen Hügel hinter den Gräbern lag hier und da noch Schnee.

Das Mausoleum ähnelte einem Haus: ein paar Stufen vor dem Eingang, ein spitzes Dach, fensterartige Mauernischen. Es war viel größer und beeindruckender als der Grabstein, den Noni für das Grab unseres Vaters ausgesucht hatte. Dieses Mausoleum interessierte mich mehr als Pater Johns, deswegen entwischte ich der Trauergemeinde und lief den Hügel hinauf. Die Steine des Gebäudes waren dunkelgrau, gesprenkelt von Regentropfen und Altersflecken - sehr ernst und bedeutend. An seiner oberen Kante entzifferte ich den Schriftzug GARRISON H. CLARK. Und darunter:

GELIEBTER VATER, EHEMANN, SOHN, BRUDER, KOLLEGE, FREUND.

Vom Fuße des kleinen Hügels hörte ich Pater Johns´ dumpfe, tiefe Stimme. Aus der Ferne vernahm ich die Worte:

»Zu früh ...«

»Große Last ...«

»Fragt nicht ...«

Noni stand mit gesenktem Kopf da; meine Abwesenheit hatte sie noch nicht bemerkt. Sie war katholisch und spürte ihre Religion vom vielen Beten in den schmerzenden Knien, aber nicht - wie sie an diesem Tag feststellte - im Herzen. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie an den Ritualen einer Religionsgemeinschaft teilnahm, der letzte Tag, an dem sie angesichts der Worte eines Mannes im Priestergewand den Kopf senkte.

Von meinem Hügel aus gesehen ähnelten die Trauernden den Krähen, nur dass sie größer und stiller waren, aber genau wie die Krähen hockten sie auf dem hellgrünen Frühlingsgras, das neben dem Sarg einen starken Kontrast zu der dunklen Erde bildete. Ich sah, dass auf dem Grabstein unseres Vaters nicht viel Platz war. Wie unscheinbar er war, wie dürftig - kein Vergleich zu Garrison H. Clarks prächtigem marmornen Mausoleum. Ich stand da, unter dem Namenszug eines Fremden, und blickte auf die Beerdigung meines Vaters hinab, und zum ersten Mal an diesem Tag musste ich weinen.

***

Unser Haus war gelb und zweistöckig, im Kolonialstil erbaut, und große Ahornbäume und Eichen säumten unsere Straße. Im Frühling war sie mit Eicheln übersät, im Herbst mit roten und orangefarbenen Blättern. Eine steile, knarrende Treppe führte zu den Zimmern im Obergeschoss, und der Keller roch nach Moder und angesengten Laken. Im Hinterhof hatten wir eine metallene Schaukel, eine Sandkiste, die von den Nachbarskatzen benutzt wurde, und Blumenbeete mit Kapuzinerkresse, Lavendel, Gardenien und Klematis, die von Noni hingebungsvoll gepflegt wurden.

Nach der Beerdigung kamen immer mehr Trauergäste in das gelbe Haus. Alle, die mit in der Kirche gewesen waren, aber auch Leute, die ich noch nie gesehen hatte, die aber meinen Namen kannten, sich zu mir herabbeugten und Dinge sagten wie: »Fiona, Schätzchen! Fi!«

Unsere Nachbarin, Ms. Granger, nahm Teller in Frischhaltefolie und bonbonfarbene Tupperware entgegen und beeilte sich, alles auf den Tisch im Esszimmer zu stellen. Ich fand es merkwürdig, Ms. Granger in dieser Rolle zu sehen, denn es sollte doch eigentlich Nonis sein. Aber die saß auf der orangefarbenen Couch und führte sich ein weißes Taschentuch vom Schoß an die Augen und wieder zurück, während Fremde vor ihr knieten und die Köpfe senkten, als erteilte Noni ihnen einen Segen. Noch nie hatte sie so wenig wie unsere Mutter ausgesehen.

Das Schwarz ihres Kleids, das Orange der Couch, das Weiß ihres Taschentuchs erinnerten mich an Halloween, und ich war auf eine seltsam sinnlose Art aufgeregt. Der Hysterie nahe. Und dann das viele Essen. Überall! Schüsseln mit grünen Weintrauben und Keksen und Karamellbonbons und Kartoffelchips. Platten mit Dreiecken von Schinken-Käse-Sandwiches, gewürfelte Wassermelonen, die tropften und unser weißes Tischtuch rosa färbten. Ich schnappte mir, so viel ich konnte, und verputzte es schnell, weil ich nicht wusste, was hier erlaubt war.

Schon bald stellte sich heraus, dass alles erlaubt war, wenn der Vater gestorben war. Ich entdeckte Joe mit einer Schüssel Bonbons und drei Dosen Cola unter dem Tisch. Caroline zog die Strumpfhose aus, räkelte sich auf dem Fußboden und sang; Renee saß im Schaukelstuhl und pulte ausgiebig an einer Borke auf ihrem Ellenbogen, ohne auf den Erwachsenen zu achten, der vor ihr stand und wieder und wieder mitleidsvoll ihren Namen sagte.

Ich tobte durchs Zimmer, klatschte Leuten auf den Po, ohne mich zu entschuldigen, popelte in der Nase und...
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Autor

Bevor Tara Conklin mit ihrem ersten Roman The House Girl einen New-York-Times-Bestseller landete, der in acht Sprachen übersetzt wurde, war sie Juristin und arbeitete für eine internationale Menschenrechtsorganisation und Wirtschaftskanzleien in London und New York. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Seattle, wo sie schreibt und das Schreiben lehrt.