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Net Force. Im Auge der Macht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
150 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am10.03.2023
Cyberattacken bedrohen weiterhin die globale Sicherheit, und nur die neue Cyberelite-Einheit, zusammengestellt von der US-amerikanischen Präsidentin höchstpersönlich, kann sich ihr in den Weg stellen. Mit unermüdlichem Einsatz und unorthodoxen Methoden tun sie alles, um die Ordnung der globalisierten Welt zu bewahren.

Jerome Preisler ist der Autor von Tom Clancys New York Times-Bestsellerreihe »Power Play«. Er hat bisher mehr als dreißig Bücher veröffentlicht und als Experte für Militärgeschichte zahlreiche Vorträge an Schulen, in Museen und Militärstützpunkten gehalten. Preisler lebt in New York.
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Produkt

KlappentextCyberattacken bedrohen weiterhin die globale Sicherheit, und nur die neue Cyberelite-Einheit, zusammengestellt von der US-amerikanischen Präsidentin höchstpersönlich, kann sich ihr in den Weg stellen. Mit unermüdlichem Einsatz und unorthodoxen Methoden tun sie alles, um die Ordnung der globalisierten Welt zu bewahren.

Jerome Preisler ist der Autor von Tom Clancys New York Times-Bestsellerreihe »Power Play«. Er hat bisher mehr als dreißig Bücher veröffentlicht und als Experte für Militärgeschichte zahlreiche Vorträge an Schulen, in Museen und Militärstützpunkten gehalten. Preisler lebt in New York.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641269272
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum10.03.2023
Reihen-Nr.6
Seiten150 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4166 Kbytes
Artikel-Nr.5143932
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


PROLOG
Föderationskreis Sibirien, Russland,

2007

Der schwarze 4x4 Lada Niva wurde vom starken Wind kräftig durchgeschüttelt, als er sich durch die östlichen Steppen oberhalb des Flusses Chernavka kämpfte. Krupin, dicht über das Lenkrad gebeugt, schaltete das Fernlicht ein und spähte angestrengt in das dichte Schneetreiben hinaus. Aber auch das Fernlicht des Lada war dem Beinahe-Whiteout nicht gewachsen. Krupin konnte kaum die Straße ausmachen, deren Ränder selbst dort, wo es sie gab, unbefestigt und kaum erkennbar in die Böschung übergingen.

Er fluchte leise, wobei er einen schnellen Blick in den Rückspiegel warf. Auf dem Rücksitz saß ein ungefähr zehnjähriges, schmächtiges Mädchen, eingezwängt zwischen zwei nervösen Wächtern. Mit ihrem weißen Haar, der blassen Haut - die blasseste Haut, die er jemals gesehen hatte - und den blassgrünen Augen kam sie ihm fast wie eine märchenhafte Feengestalt vor. Zweifellos kein normales Kind, aber doch eindeutig ein Mensch aus Fleisch und Blut.

Krupin runzelte die Stirn und richtete den Blick wieder nach vorn. Selbst an klaren Wintertagen war die Fahrt durch diese Berglandschaft gefährlich, aber in einem Schneesturm war es reiner Wahnsinn. Wenn sie Glück hatten, war das hier nur ein schnell weiterziehendes Schneegestöber, wie es in den Chernavka-Hügeln oft genug vorkam. Aber wenn es ein großer Schneesturm war, würde er sich festsetzen; die Straße würde dann praktisch unpassierbar werden. Links drängten sich die mit Fichten bewaldeten Abhänge bis dicht an die Straße heran, rechts gähnte der Abgrund des Tals - und nirgendwo eine Möglichkeit, anzuhalten und den Sturm auszusitzen.

Außerdem: Befehl war Befehl, und Krupin dachte, er könnte dem Schlimmsten entgehen, wenn er versuchte, noch vor Einbruch der Dunkelheit sein Fahrtziel zu erreichen. Der Kilometerzähler zeigte ihm an, dass er seit Krasnojarsk gut fünfzig Kilometer zurückgelegt hatte, was bedeutete, dass er ungefähr die halbe Strecke bis zu der geheimen Stadt hinter sich hatte, die nur unter der Bezeichnung Uschur-95 bekannt war - vorausgesetzt, seine Streckeninformationen waren korrekt.

Er musste sich eingestehen, dass das eine recht optimistische Annahme war. Die geheime Stadt gehörte zu dem großen SATO-Netzwerk der sogenannten »Geschlossenen Städte«; solche Städte gab es überall in der Russischen Föderation. Darunter verstand man geschlossene administrativ-territoriale Städte oder Gebiete mit äußerst strikten Reise- und Aufenthaltseinschränkungen. Die geheime Stadt Uschur-95 war weder auf den öffentlichen Landkarten verzeichnet noch wurde sie in öffentlich zugänglichen Akten oder Berichten erwähnt. Es gab auch keine Straßenschilder oder Wegweiser. Wer den abgeschirmt lebenden Menschen in diesen Städten einen Brief schicken wollte, musste sich mit der Postleitzahl der nächstgelegenen Ortschaft begnügen, in der es irgendeine Behörde oder ein Amt gab. In diesem Fall war das die Kleinstadt Uschur im südlichen Sibirien, Zentrum eines Landwirtschaftsgebiets mit wichtigem Eisenbahnknotenpunkt nach Ostsibirien.

»Briefkasten« wurde das oftmals genannt. Und aus gutem Grund. Die Einwohner der Geschlossenen Stadt hatten keine bekannte Adresse, nur diese Postleitzahl, und selbst die Ziffernfolge, die dem Stadtnamen angehängt wurde, bezeichnete einfach nur die ungefähre Kilometerentfernung der Geschlossenen Stadt von der eigentlichen Stadt Uschur.

Oder jedenfalls sagt man so, grübelte Krupin. In ihrer glorreichen Zeit hatten die permanent misstrauischen Apparatschiks vom damaligen sowjetischen Geheimdienst KGB die Ziffernfolge der SATO-Städte auf den Landkarten oftmals beliebig verändert - oder sogar ihre vollen Namen -, um die Spione und Infiltratoren zu verwirren, die sie ständig überall vermuteten. Auch nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Überstaats hatte sich nicht viel verändert. Auch die derzeitigen Bürokraten der Russischen Föderation hatten sich, genau wie ihre Vorgänger in der alten Sowjetunion, daran gewöhnt, sich nur um sich selbst zu drehen wie müde alte Tanzbären im Zirkus. Angst und Verfolgungswahn waren diesen Leuten praktisch angeboren.

So kam es, dass Uschur-95 vor einiger Zeit noch Uschur-76 hieß, als Geschlossene Stadt aber auch die Bezeichnung Krasnojarsk-30 trug. Die unterschiedlichen Bezeichnungen sollten jeden verwirren, der die Stadt zu finden versuchte ... und das galt sogar auch für Krupin, obwohl er den Befehl hatte, diese spezielle »Fracht«, nämlich das schmächtige Mädchen auf dem Rücksitz, an diesen geheimen Ort zu bringen - im Auftrag des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, der wie der alte KGB in dem berüchtigten Lubjanka-Gebäude in Moskau residierte.

Wie ging der alte Kneipenwitz gleich noch mal?

In Russland liest du nicht die Karte; sie liest dich.

Er schaltete in den zweiten Gang hinunter, als die Straße scharf nach links abbog. Die launenhafte Gangschaltung knackte hart und der Lada bockte, schüttelte sich, brach mit dem Heck aus und rutschte plötzlich auf den schneebedeckten Straßenrand zu. Krupin lenkte den Wagen wieder auf die Fahrspur und stieß durch die zusammengebissenen Zähne eine Serie von Flüchen aus, die dem Fahrzeug galten, aber auch der Regierung und dem Wetter, in dieser Reihenfolge.

»Tut mir leid, dass du so durchgeschüttelt wirst, Kätzchen«, sagte er zu dem Mädchen, nachdem er seinen Wutanfall hinter sich hatte. Da der Wind draußen laut heulte, musste er fast brüllen. »Wollte dich nicht erschrecken.«

Natasha Moris Finger streichelten das kleine Tscheburaschka-Plüschtier in ihrer Manteltasche. Das weiche, handgenähte Knäuel wirkte beruhigend. Obwohl sie sich weder vom Sturm noch von Krupins nervöser Fahrweise beunruhigt fühlte, schließlich hatte sie schon viele heftige russische Stürme erlebt. Auch furchtbare Schneestürme, die die Dächer von den Häusern im Dorf rissen und Lawinen in riesigen, wütenden Wolken aus Weiß ins Tal donnern ließen.

Nein, sie fürchtete sich nicht vor dem Wetter.

Das Fahrtziel jedoch war eine ganz andere Sache.

Man hatte ihr versichert, ihr neues Heim sei ein weitaus besserer Ort als das staatliche Waisenhaus, in dem sie während der vergangenen zwei Jahre gelebt hatte - ein Ort, an dem man wunderbar lernen und Erfahrungen sammeln könne, wo nur wenige, sorgfältig ausgewählte Schülerinnen und Schüler lernen würden, ihrem Mutterland ganz besondere, ehrenhafte Dienste zu erweisen. Sie hatte zwar jeden Augenblick gehasst, den sie im Waisenhaus hatte verbringen müssen, aber wenigstens war es nicht sehr weit von ihrem Heimatort entfernt gewesen, dem Dorf, in dem sie ihren Papa zuletzt gesehen hatte.

Niemals würde sie glauben, was man sich über ihn zuflüsterte. Er hätte sie niemals ohne ein einziges Abschiedswort verlassen. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass ihr Papa eines Tages wieder zurückkehren würde. Sie sehnte sich verzweifelt danach, ihm die Arme um den Hals zu werfen und ihn ganz eng an sich zu drücken.

Sie spürte ihre Hand zittern, mit der sie das Plüschtier drückte, und lockerte den Griff ein wenig. Krupin war so vollkommen auf die Straße konzentriert, dass er ihre Angst nicht spüren würde. Aber die alte Frau, die rechts von ihr saß, würde sie ganz bestimmt fühlen ... sofern sie sich nicht größte Mühe gab, ihre Furcht vor ihr zu verbergen. Doch selbst dann - Anna war keine Närrin. Es gab nahezu nichts, das ihren wachsamen Blicken entging.

»Wir erfrieren hier hinten, Krupin!«, beschwerte sich der magere, säuerliche Mann, der links neben Natasha saß. »Mach was dagegen!«

Krupin wies mit einem Kopfnicken auf die Heizungsdüsen am Armaturenbrett. Die jämmerlich schlechte Heizung ratterte laut. »Läuft schon die ganze Zeit auf Hochtouren. Mehr kann ich nicht tun, ser.«

Der Mann knurrte verärgert und schlug die Beine unter den dunklen, knielangen Mantelschößen übereinander. Sein Name war Urban, und Natasha konnte ihn überhaupt nicht leiden. Nicht nur wegen seiner überheblichen Art - ihre Abneigung hatte tiefere Ursachen. An ihm klebte eine zähe Aura, ein schmutziges Braunrot, das nach brennenden Reifen stank. Es brannte förmlich in ihren Augen und ließ einen ekelhaften Geschmack im Mund zurück.

Aber was die Kälte anging, musste sie ihm recht geben. Ihre Lippen waren steif geworden und ihre Wangen fast gefühllos.

Die dicke alte Frau auf ihrer rechten Seite bemerkte, dass sie fror, runzelte die Stirn und zog ihren Schal von den Schultern. Dicke Wolle, mit kleinen Troddeln an den Enden, von geschickten Händen gestrickt.

»Hier, das wird dich wärmen.« In Annas Russisch lag ein schwerer ausländischer Akzent. Sie legte Natasha den Schal um die Schultern. »Ich habe mehr Fett auf den Knochen als du.«

»Dankeschön«, sagte Natasha und meinte es aufrichtig. »Jetzt ist mir schon ein wenig wärmer.«

Anna blinzelte überrascht und starrte das Mädchen verblüfft an. »Du sprichst Deutsch? Das wusste ich gar nicht!«

»Ist das Deutsch? So reden Sie immer, wenn Sie telefonieren.«

Anna starrte sie noch immer an. Als sei ich ein unlösbares Rätsel, dachte Natasha.

Und das war sogar noch untertrieben: Anna war fassungslos, verstört, geradezu erschüttert. Dieses Mädchen behauptete, gar nicht zu wissen, in welcher Sprache sie gerade gesprochen hatte! Und dass sie die Sprache praktisch nebenher aufgeschnappt habe, als sie Anna auf Deutsch...

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