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Einband grossMann umständehalber abzugeben
ISBN/GTIN

Mann umständehalber abzugeben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
344 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am28.09.2020
Der erste Roman-Band der erfolgreichen Therese-Reihe der 90er: Die Fernsehjournalistin Therese Skårup ist gerade dabei, die steile Karriereleiter hinaufzuklettern, als sie merkt, dass sie schwanger ist. Ihr Umfeld ist begeistert - ihre Mutter ist überglücklich, endlich Oma zu werden, und ihr Mann sieht sich schon als den perfekten Hausmann. Nur Therese ist davon noch nicht ganz überzeugt...'Empfehlenswert' - hexenschnattarinchen, amazon.de'Das Buch ist viel mehr als nur ein weiteres, nettes, leicht zu lesendes Frauenbuch. Es ist eine Mischung aus einer Beziehungsgeschichte (die letztlich anders endet, als zumindest ich am Anfang vermute), Weltpolitik und gut beschriebenen Details aus der Arbeit einer Nachrichtenagentur.' - Sentiero, amazon.de-

Hanne-Vibeke Holst, geboren 1959, ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Dänemarks und Tochter des bekannten Schriftstellerpaars Knud Holst Andersen und Kirsten Holst. Sie lebt und arbeitet in Kopenhagen als Journalistin und Schriftstellerin und schreibt Romane, Sach- und Drehbücher sowie Theaterstücke.
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Verfügbare Formate
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDer erste Roman-Band der erfolgreichen Therese-Reihe der 90er: Die Fernsehjournalistin Therese Skårup ist gerade dabei, die steile Karriereleiter hinaufzuklettern, als sie merkt, dass sie schwanger ist. Ihr Umfeld ist begeistert - ihre Mutter ist überglücklich, endlich Oma zu werden, und ihr Mann sieht sich schon als den perfekten Hausmann. Nur Therese ist davon noch nicht ganz überzeugt...'Empfehlenswert' - hexenschnattarinchen, amazon.de'Das Buch ist viel mehr als nur ein weiteres, nettes, leicht zu lesendes Frauenbuch. Es ist eine Mischung aus einer Beziehungsgeschichte (die letztlich anders endet, als zumindest ich am Anfang vermute), Weltpolitik und gut beschriebenen Details aus der Arbeit einer Nachrichtenagentur.' - Sentiero, amazon.de-

Hanne-Vibeke Holst, geboren 1959, ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Dänemarks und Tochter des bekannten Schriftstellerpaars Knud Holst Andersen und Kirsten Holst. Sie lebt und arbeitet in Kopenhagen als Journalistin und Schriftstellerin und schreibt Romane, Sach- und Drehbücher sowie Theaterstücke.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788726569568
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum28.09.2020
Reihen-Nr.1
Seiten344 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5620634
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Zweiter Teil


Es ist erst sechs, als ich aufwache und das unangenehme Gefühl habe, die ganze Nacht einen Alptraum gehabt zu haben. Ich schalte den Halogenspot an, drehe mich zu Paul, und als ich ihn im Schlaf sehe, fällt mir der Traum ein: Zwei uniformierte Männer führen mich schreiend und um mich tretend ab, werfen mich in eine Zelle und schließen mich ein, während Paul auf der anderen Seite der Gitter steht und mich unergründlich anlächelt. Aus irgendeinem Grund ist er ganz in Weiß, trägt einen Strohhut und hat einen kleinen, silberbeschlagenen Stock in einer Hand. Wie ein Flaneur aus dem vorigen Jahrhundert.

Ich sinke zurück, will die Übelkeit hinunterschlucken, die wie die überflüssige Zugabe zu einem glasklaren Traum in meinem Hals aufsteigt. Ich mache die Lampe wieder aus und stehe lautlos in der Morgenfinsternis auf, schleiche mich ins Badezimmer, schließe die Tür und suche nach der kleinen Schachtel in meiner Kulturtasche. Meine Finger zittern, als ich sie öffne, und ich muß die Gebrauchsanweisung mehrere Male lesen, bevor ich bereit bin. Dann fange ich an - pinkle in den Deckel, sammle ein paar Tropfen Urin mit der Pipette und träufle sie in das eine Röhrchen, das ich in die Schachtel neben das andere zurückstelle. Dann heißt es warten. Falls - wird die Flüssigkeit innerhalb von zehn Minuten die Farbe wechseln, und nach einer halben Stunde ist das Resultat sicher. Ich gehe hinaus und hole die Zeitung, gehe wieder ins Badezimmer und setze mich aufs Klo, während ich versuche, mich auf die Schlagzeilen zu konzentrieren. Rußland ist zum Jahreswechsel offiziell zur Marktwirtschaft übergegangen, in Moskau herrschen zwanzig Grad minus, und vor den Volksküchen, die Kohlsuppe an die Armen austeilen, sammeln sich die Schlangen der Hungernden. Ein westdeutscher Lebensmitteltransport ist überfallen worden; ein Dichter hat in St. Petersburg Selbstmord begangen. Und in Jugoslawien haben sie sich bald alle gegenseitig auf barbarischste Weise umgebracht.

Ich lese das alles - während meine Gedanken die ganze Zeit bei dem Röhrchen mit der Flüssigkeit sind, die möglichst klar wie destilliertes Wasser bleiben soll. Aber bereits nach den ersten fünf Minuten zwinge ich mich hinzugucken und sehe einen schwachen purpurroten Schimmer; nach einer unendlich langen Viertelstunde gibt es keinen Zweifel mehr. »Positiv!« steht in Flammenschrift auf den weißen Badezimmerfliesen. »Positiv!« schreit die Handbrause. »Positiv!« gurgelt das WC-Becken, als ich spüle, nachdem ich mich übergeben habe.

Dann ziehe ich mich an und gehe zur Arbeit, ohne Paul zu wecken, was ich sonst immer tue. Setze nur den Kaffee auf und schreibe einen feigen Guten-Morgen-Zettel. »Du hast so schön geschlafen, bis bald. Deine T.«

Der Winter ist eigentlich mild, auch dieses Jahr, aber ausgerechnet an diesem Morgen liegt der Nachtfrost wie Schorf auf den Wasserpfützen und läßt meine Finger bereits in den wenigen Sekunden, die ich brauche, das Fahrradschloß zu öffnen, steif werden. Ich fahre jetzt mit dem Fahrrad zur Arbeit. Das ist ein Teil meiner Neujahrsvorsätze - stay fit. Seit Weihnachten habe ich also gejoggt, bin geschwommen und radgefahren wie eine Verrückte, habe ein Kilo abgenommen und festere Schenkel bekommen, aber das, von dem ich seit der Empfängnis sicher war, daß ich es in mir berge, habe ich nicht austreiben können. Ein instinktives Gefühl, das verblüffend schnell von ganz konkreten Zeichen bestätigt wurde - schwere Brüste, der Drang, zu pinkeln, und eine Übelkeit, die fast den ganzen Tag über anhält.

Vielleicht wäre es mir gar nicht aufgefallen oder ich wäre zumindest in der Lage gewesen, es mit Hormonschwankungen oder Streß wegzuerklären, wenn ich es nicht schon einmal erlebt hätte. Und wenn nicht Paul gewesen wäre, der mich auch in diesem Punkt sehr genau beobachtet.

»Sag mal, bist du über die Zeit?« fragte er vor knapp zwei Wochen.

»Ein paar Tage«, antwortete ich ausweichend, und als er nach weiteren drei Tagen das Thema wieder aufgriff, hielt ich einen längeren Vortrag über die neuen Ultraniedrigdosis-Pillen, die ich jetzt nehme. »Die können zu Blutungsstörungen führen, bis man sich an sie gewöhnt hat«, erklärte ich mit aufgesetzter Autorität. Paul sah mich forschend an und schlug vor, diesen Pillenzirkus zu beenden.

»Und was ist die Alternative?« fragte ich kampfbereit. Es hat mich schon immer geärgert, daß es kein vernünftiges Verhütungsmittel für Frauen gibt.

»Gummi, Pessar, Spirale - nichts«, antwortete er und zuckte mit den Schultern, als wäre das nicht so wichtig.

»Nichts?« wiederholte ich. »Du meinst, unterbrechen, kombiniert mit sicheren Phasen?«

»Ich meine nichts«, betonte er. »In sechs Wochen bin ich arbeitslos, da brauche ich eine Beschäftigung.«

»Du kannst ja meine Blumen gießen!«

»Nein, nun mal ganz ernsthaft. Für mich wäre das keine Katastrophe. Ich würde mich riesig freuen!«

Nach dieser Mitteilung ist es für mich einfach unmöglich, ihm meine Gefühle mitzuteilen. Aber da mein Körper sein Instrument ist, wie er selbst behauptet, hat er sich in letzter Zeit mehrfach darüber gewundert. Vor allem über den Marilyn-Monroe-Busen, den ich als prämenstruell definiere, und er hat mich ein paarmal nachts erwischt, als ich zum Pinkeln hoch mußte.

»Bist du sicher, daß du keinen Test machen willst?« fragte er vor einigen Tagen.

»Warum denn?« fuhr ich ihn an.

»Weil du anders aussiehst. Dein Blick ist anders geworden.«

»Verflucht, das ist er nicht!« fauchte ich, um jegliche Form der Romantisierung der »schwangeren Frau« von mir abzuschütteln. Aber ich bin nicht mehr achtzehn, und etwas habe ich doch seit dem letzten Mal gelernt. Zum Beispiel rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Je eher, um so besser.

Deshalb habe ich gestern den Test gekauft, zusammen mit Nasentropfen, Vitamintabletten und Heftpflaster, damit er nicht offen auf dem Tresen liegen und mich verraten würde. Es genügte, daß die Apothekenhelferin sich bemüßigt fühlte, eine längere Belehrung über die Vor- und Nachteile des einen Tests gegenüber dem anderen von sich zu geben - die ganze Apotheke als interessiertes Auditorium dabei. Das einzige, was eigentlich noch fehlte, war, daß der General zur Tür hereingerauscht wäre.

Dann würde er endgültig seine Hand von mir abziehen und mich in seinem kleinen schwarzen Buch streichen - wenn das nicht schon vor langer Zeit passiert ist. Möglicherweise in Verbindung mit Pauls spektakulärer Kündigung/seinem Rausschmiß, worauf ein Diskussionsbeitrag folgte, den er die Weihnachtstage über geschrieben hat. Der Artikel, der in »Ekstra Bladet« auf einer ganzen Seite unter der Spaltenüberschrift »Der häßliche Führer« gedruckt wurde, war ein ausschweifendes, gehässiges Portrait eines kleinen, machtgierigen Menschen in einem großen Körper. »Wir kennen ihn alle, den regionalen Napoleon. Ihn, dessen wichtigste Eigenschaft darin besteht, Angst und Schrecken zu verbreiten. Ihn, der jeden Anflug von Kreativität und neuem Denken unterbindet, weil das seine eigene Mittelmäßigkeit entlarven würde. Kein Wunder, daß die Organisation langsam versandet, die Mitarbeiter an Feuer verlieren und die Konkurrenz sie überholt ...«

Es wurden keine Namen genannt, aber das Ziel war deutlich. Auch für himself, der sofort Paul zu sich zitierte - begleitet von einem Kollegen des Personalrats - und ihm im Laufe dieses Gesprächs fristlos kündigte. Auf der Stelle! Der Mensch vom Personalrat protestierte zwar mit Hinweis auf die Meinungsfreiheit der Mitarbeiter, und Paul fragte, ob der General sich denn getroffen fühle: »Bist du denn ein machtgieriger Napoleon?« Leider mußte das Personalratsmitglied lachen, und das war zuviel. Der General, der sich die ganze Zeit um Fassung bemüht hatte, verlor die Beherrschung und ging auf Paul los, so daß der Mann vom Personalrat sich dazwischenwerfen mußte und die Sekretärin auf den Flur stürzte und um Hilfe rief. Die Situation wurde genauso peinlich für den General, wie Paul es geplant hatte. Der General schwor, außer sich vor Wut, daß er persönlich dafür sorgen werde, daß Paul nie wieder einen Auftrag bekäme. Nirgends!

»Du bist fertig, Paul Weber!« schrie er mit blutunterlaufenen Augen und Schaum in den Mundwinkeln, als Paul mit einem halb abgerissenen Jackenärmel aus seinem Büro ging.

Das ist Pauls Schilderung, und der Mann vom Personalrat bestätigt alles. Am Tag darauf sah der General seine Dummheit ein; er mußte sich zu einem Kompromiß durchringen. Paul akzeptierte die Kündigung unter der Bedingung, daß er seine dreimonatige Kündigungszeit plus alle...

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