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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am22.04.2021
Ein Krimi zwischen Komik, Spannung und Melancholie. Von zwei Autoren, die ihre Region kennen und lieben. Alarm am Niederrhein: Zwei Ehepaare und eine umtriebige Großmutter werden um ihre schwarz angesparte Rente erleichtert. Sie sinnen auf Rache und lochen den Betrüger ein. Aber die Amateur-Entführer geraten von einer Katastrophe in die nächste, bis Ommas zickige Enkelin auf den entscheidenden verbrecherischen Trick kommt. Doch eine Gruppe holländischer Geldautomatensprenger und eine Leiche sorgen für Probleme - und rufen das K1 um Kultkommissarin Karin Krafft auf den Plan.

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der 'Rheinischen Post' am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextEin Krimi zwischen Komik, Spannung und Melancholie. Von zwei Autoren, die ihre Region kennen und lieben. Alarm am Niederrhein: Zwei Ehepaare und eine umtriebige Großmutter werden um ihre schwarz angesparte Rente erleichtert. Sie sinnen auf Rache und lochen den Betrüger ein. Aber die Amateur-Entführer geraten von einer Katastrophe in die nächste, bis Ommas zickige Enkelin auf den entscheidenden verbrecherischen Trick kommt. Doch eine Gruppe holländischer Geldautomatensprenger und eine Leiche sorgen für Probleme - und rufen das K1 um Kultkommissarin Karin Krafft auf den Plan.

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der 'Rheinischen Post' am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417200
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum22.04.2021
Reihen-Nr.13
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3662 Kbytes
Artikel-Nr.5714098
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


DREI

Der Tatort in Büderich war weiträumig abgesperrt. Die Gebäude rings um den Marktplatz reflektieren die Blaulichter der Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und dem RTW, dessen Türen sich bei Karins Ankunft wieder schlossen, hier gab es niemanden zu retten.

Sie stieg nicht sofort aus ihrem Wagen. Die Schäden durch die Wucht der Explosion fesselten ihre Aufmerksamkeit, die Ecke zur Pastor-Bergmann-Straße im Erdgeschoss des Gebäudes war völlig zerstört, ihr fielen Bilder von Gasexplosionen ein, bei denen ganze Häuser zu Schutt zerfallen waren. Hier war mit wesentlich mehr Druck gearbeitet worden als bei anderen Automatensprengungen, da brauchte sie kein fachmännisches Urteil, das konnte jeder erkennen, der jemals einen zerstörten Kassenraum gesehen hatte. Und sie konnte angesichts des Desasters nachvollziehen, dass es Bankhäuser gab, die ihre Kassenautomaten aus bewohnten Gebäuden abzogen, um Zerstörungen an baulichen Gegebenheiten so klein wie möglich kalkulieren und die Gefährdung von Personen ausschließen zu können.

Hier war beides gründlich danebengegangen. Es klaffte ein Loch im Haus, und die Feuerwehr hatte vorsorglich bereits Stützstreben aufgestellt, damit überhaupt in diesem Kassenraum, der eigentlich nur wenige Quadratmeter groß gewesen sein musste, gearbeitet werden konnte.

Karin hatte ihren Wagen auf dem Marktplatz abgestellt, in der Dämmerung und dem prasselnden Landregen erkannte sie Burmeester, der ihr kurz zuwinkte. Ringsum an die Häuserwände gedrückt, standen Menschen, wiesen auf den Tatort, standen kopfschüttelnd und gestikulierend unter Stockschirmen, unterhielten sich. Wo war ihr Regenschutz? Der geschätzt dreihundertste Billigschirm lag nicht hinter ihr auf der Rückbank, jetzt musste sie auch noch schutzlos durch dieses Scheißwetter.

Sie hörte die Einheimischen, die echten Bürksen, prakesieren, verlangsamte ihren Schritt, Regen hin oder her, die Dorfreporter tauschten sich aus.

»Is doch nich normal â¦ soll ja noch einer drin liegen â¦ Wat en Drama, ich war gestern noch Geld holen an dem Automaten, gestern um halb sieben, da war nix â¦ Dat hat aber auch gescheppert, mein lieber Scholli. Gerd, hab ich gesacht, Gerd, da is wat passiert â¦ Hab ich noch im Nachthemd unsere Tochter angerufen und gesacht, dat uns nix passiert is â¦ Mein Gott, in Büderich, dat so wat in Büderich passiert, dat hätt ich mein Lebtag nich gedacht â¦ Gleich neben dem Kindergarten, wat en Glück, dass et noch so früh is â¦ Dat war bestimmt dat fremde Auto, letztens, die haben nur dringesessen und geguckt. Ich sag noch, Hildegard, sag ich, guck mal, die sind doch nich von hier â¦«

Karin Krafft drehte sich zu den Frauen und blieb stehen. »Ich bin Hauptkommissarin Krafft. Wer von Ihnen hat das fremde Auto beobachtet?«

»Also ich, aber nee, ich weiß da nix. Dat waren bestimmt nur Touristen, die kommen ja neuerdings durch et Dorf.«

»Bleiben Sie bitte hier stehen, ich schicke jemanden vorbei, der Ihre Beobachtung notiert.«

»Dat kommt mir aber gar nich aus, mein Mann wartet zu Hause auf die Brötchen.«

Da half nur Autorität. »Sie bleiben hier und basta!«

Die Frau nickte stumm, Karin hörte das Getuschel der anderen, als sie weiterging.

»Da guck ma, dat is eine Hauptkommissarin. Bestimmt aus Wesel, oder?«

Burmeester strebte ihr entgegen, hielt einen Schutzhelm in der Hand, Karin Krafft wies auf die Frau unter dem grün gemusterten Knirps. »Das ist eine Zeugin, du notierst bitte gleich, was sie im Vorfeld beobachtet hat.«

»Mach ich. Der Tote liegt noch unter den Trümmern. Hier, das musst du aufsetzen, um ins Gebäude zu gehen. Die Feuerwehr wollte ihn so schnell wie möglich bergen. Aber weil der Statiker noch nicht da ist, um die Einsturzgefährdung zu beurteilen, habe ich sie hingehalten, bis du kommst. Wir sollten uns beeilen.«

Beide bahnten sich den Weg an den Fahrzeugen vorbei, unter Trassierband hindurch, das er ihr galant hochhielt, und schon knirschten Glassplitter und Schutt regennass verhalten unter ihren Füßen, in dem Bereich, den das Tatortzelt nicht überdachte. Dort, wo es noch trocken war, wurde jeder Schritt laut und wirbelte Staubwölkchen auf.

Karin erfasste die Lage. »Was war das hier? Nutzen die jetzt TNT oder Nitroglyzerin statt Gas?«

»Unsere Spurensicherung ist dran. Außergewöhnlich, sagen die Kollegen von der Sonderkommission, eigentlich nicht der Stil der Niederländer, obwohl sie mit unterschiedlichen Techniken und Material arbeiten. Da drinnen, schau, der Raum ist völlig mit Schutt bedeckt, da liegt er drunter.«

Wären nicht die dunklen Einfärbungen im Staub gewesen, offenbar zurückzuführen auf Blut, hätte sie auf den ersten Blick nichts erkannt. Man hatte den Kopf freigelegt, das Gesicht war nicht mehr erkennbar, eine verstaubte, verschmierte Masse, direkt vor dem oder besser unter dem, was vom Kassenautomaten übrig geblieben war.

Burmeester spekulierte. »Vielleicht ein Obdachloser, der sich vor dem Regen hierher geflüchtet hat. Die müssen über den Körper hinweggestiegen sein, um an das Geld heranzukommen. Die müssen ihn beim Anbringen der Sprengladung gesehen haben.«

»Und dann haben die das durchgezogen? Das ist ja abartig. Burmeester, das ist eine neue Dimension bei diesen verdammten Raubzügen. Modernes Mittelalter, klammheimlich auf feindlichem Gebiet einfallen, überwältigen, ausrauben und weg.«

Eine dunkle Stimme meldete sich hinter ihnen zu Wort. »Da gebe ich Ihnen recht, Hauptkommissarin, ich habe einige Ergebnisse von Automatensprengungen im Ruhrgebiet angeschaut, aber das hier, das ist ein anderer Level. Was meinen Sie, es ist alles dokumentiert, sollen sie ihn bergen?«

Karin schaute sich um, hob lange den Blick, um dem Mann, der seit diesem Sommer ihr neuer Staatsanwalt war und sich gerade an ihr vorbeidrängeln wollte, ins Gesicht zu schauen.

»Einen Moment noch, ich will eben ein paar Fotos von Lage und Abstand zum Automaten machen lassen. Und was hat er da zwischen den Fingern? Das wirkt ungewöhnlich farbig in diesem Staubgrau. Hat jemand von der Spurensicherung schon genauer hingeschaut?«

»Klaro, alles ist in Arbeit.«

»Das ist ein Hundert-Euro-Schein, den hat man ihm anscheinend nach vollbrachter Tat in die Hand gelegt. Der ist sehr sauber, das muss Minuten nach dem Bums geschehen sein, als der Staub sich schon gelegt hatte, denn zwischen den Trümmern finden sich auch noch Scheine, aber alle sind staubig, kaum erkennbar.«

Nilsson betrat die Fläche, die ehemals Kassenraum gewesen war. »Welch ein Chaos! Das Ausmaß der Zerstörung ist außergewöhnlich, das wirkt wie eine tiefe Wunde. Als sei die Sprengung hier aus dem Ruder gelaufen. Ich neige dazu, die Tat auf gewisse Weise als dilettantisch einzustufen.«

Karin Krafft stimmte ihm zu. »Warten wir ab, wie die Kollegen von der Sonderkommission es beurteilen.«

Nilsson nickte nur und ging schnellen Schrittes zu seinem Wagen.

Karin gab den bereitstehenden Kollegen ein Zeichen. Der Bestatter stand parat, Schutt und Metallteile wurden vorsichtig abgetragen, der Kollege Heierbeck von der Spurensicherung stoppte sie immer wieder, um das Ergebnis mit der Kamera festzuhalten, während Burmeester sich bereits mit der Trägerin des grünen Knirpses unterhielt.

Pudelnass war die Hauptkommissarin an ihrem freien Samstag, der Staub vom Tatort mischte sich mit dem Regen an Schuhen und Jeansbeinen zu einem klumpigen Belag.

***

Burmeester hatte die Zeugin am Marktplatz noch am frühen Morgen befragt, die zunächst zögerlich, dann in einem Redeschwall ihre Beobachtung preisgegeben hatte. Man verriet niemanden, und vielleicht kamen die Menschen ja zurück und würden sich an ihr rächen. Und ob es eine Belohnung gebe, hatte sie gefragt.

»Was den Menschen alles durch den Kopf geht, wenn sie einfach nur berichten sollen, was sie wahrgenommen haben. Es hat mich eine Menge Geduld gekostet, sie ließ sich von der Bergung des Toten ablenken, bis die Feuerwehr einen transportablen Sichtschutz aufstellte.«

Karins Geduldsfaden spannte sich an ihrem verpatzten freien Tag zur Sehne eines Sportbogens, schussbereit. Burmeester erkannte die Gefahr rechtzeitig und ging in Deckung.

»Sie hat zwei Männer in einem Auto gesehen, einem silberfarbenen Opel Astra. Das Besondere war, dass sie auf dem Parkplatz unter den hohen Platanen im Wagen sitzen blieben, gestikulierten und auf die Bank wiesen. Auf dem Weg zum Automaten hatte die Frau die beiden schon bemerkt, und als sie das Gebäude wieder verließ, nach einem kleinen Plausch mit dem Angestellten, bei dem sie immer vorbeischaute, weil sie weitläufig mit ihm verwandt ist, saßen sie immer noch da.«

Karin war nicht nach Plaudern. »Autonummer? Personenbeschreibung?«

»Beides ist nicht vorhanden. Falls diese Beobachtung überhaupt von Relevanz ist, dann ist es ein Indiz dafür, dass diese Sprengung nicht von einer niederländischen Gang durchgeführt wurde, die kommen doch immer in dicken dunklen Audis daher.«

»Und? Weißt du, ob sie ihre Objekte nicht wesentlich unauffälliger observieren, bevor sie zuschlagen? Da sollten wir die Kollegen von der Sonderkommission mal zu ihren Erkenntnissen befragen, die müssen doch die Gewohnheiten der Bande genauestens kennen.«

»Das Team hat sich im kleinen Besprechungsraum eine Etage tiefer bei den Kollegen von Raub und Diebstahl niedergelassen. Wie immer, wenn in der Nähe ein Automat hochgegangen ist. Ich werde sie gleich mal besuchen.«

»Ja, mach das, lade sie ein, bei uns zu referieren, damit wir alle auf dem aktuellen Stand sind.«

Burmeester nickte. »Eine gute Idee.«

Karin...
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Autor

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der "Rheinischen Post" am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.