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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am22.06.2023
Das Kult-Kommissariat ermittelt in der niederrheinischen Gourmetszene. »Der Schwan«, das neue Spitzenrestaurant in Wesel, steht kurz vor der Eröffnung. Doch die Pläne von Starkoch Jojo Schwan kommen nicht bei jedem gut an: Die Konkurrenz ist neidisch auf das erfolgversprechende Konzept und den exklusiven Standort am Rheinufer. Dort soll auch Schwans Hochzeitsfeier stattfinden - bei der er nie ankommt, denn kurz nach der Trauung wird er erschossen. Das K1 ermittelt und stellt bald fest, dass die Weste des Erfolgskochs keineswegs so strahlend weiß ist, wie sein Name vermuten lässt.

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDas Kult-Kommissariat ermittelt in der niederrheinischen Gourmetszene. »Der Schwan«, das neue Spitzenrestaurant in Wesel, steht kurz vor der Eröffnung. Doch die Pläne von Starkoch Jojo Schwan kommen nicht bei jedem gut an: Die Konkurrenz ist neidisch auf das erfolgversprechende Konzept und den exklusiven Standort am Rheinufer. Dort soll auch Schwans Hochzeitsfeier stattfinden - bei der er nie ankommt, denn kurz nach der Trauung wird er erschossen. Das K1 ermittelt und stellt bald fest, dass die Weste des Erfolgskochs keineswegs so strahlend weiß ist, wie sein Name vermuten lässt.

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070204
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.06.2023
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3207 Kbytes
Artikel-Nr.12055311
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINS

Es gibt nur eine einzige Chance auf eine Traumhochzeit. Alles, was vielleicht danach kommt, hat nicht jene Magie. Dieser Tag muss unvergesslich werden.

Wie wahr.

Mit einer Tasse Kaffee in der Hand stand Marisa Tauber auf der Terrasse des Restaurants, hatte anders als sonst keinen Blick für den Rhein, der hinter der gläsernen Abgrenzung gemächlich an Wesel vorbeifloss. Sie schaute auch nicht zu den Radfahrern, die neugierig herüberlugten zu dem Ort, an dem vor Kurzem noch ihr Lieblingsausflugscafé mit Selbstgebackenem lockte. Hier hatte ein breites Weseler Publikum gern gesessen, im Außenbereich des zwar ziemlich runtergekommenen Lokals, das die rustikale Note aber mit selbst gemachten Kuchenstücken vom großen Backblech und einmaliger Aussicht verband.

Das war vorbei. Nun klotzte dort ein mächtiger Kubus, moderne Architektur, Stahl, Glas, Beton, edles Holz, die Hälfte des Gebäudes mit einer Freitreppe zur oberen Etage, die andere durchgehend mit luftiger Deckenhöhe, Blick in den Himmel und auf die Niederrheinbrücke Wesel. Überall computergesteuerte, einrollbare Sonnensegel zum Schutz vor der Hitze. Die meisten Glaselemente waren beweglich, mit diesem Trick sollten sie in geöffnetem Zustand suggerieren, es gäbe keine Barrieren zwischen drinnen und draußen. Man sollte hier genießen, verweilen, die Zeit vergessen, während Frachtschiffe vorbeituckerten.

Der Architekt des Neubaus am Beginn der Weseler Rheinpromenade zwischen Fischertorstraße und dem optisch ziemlich brachialen Übergang zum Rheinhafen mit seinem Tanklager und dem Promenadenweg vorbei an den Brückenstümpfen der alten, kriegszerstörten Eisenbahnbrücke hatte alles getan, um einen modernen, leicht verkanteten Bau mit einmaligem Blick auf den Strom, die nahe Rheinbrücke mit ihren Schrägseilen und die grüne Landschaft auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses zu schaffen. Man hatte sich endlich durchgerungen, an einer exponierten Stelle ein architektonisches Zeichen zu setzen. Die Lage, die Lage, die Lage, hatte dazu ein Immobilienmakler angesichts der erwarteten Eröffnung der neuen Gastronomie gesagt.

Auch die Terrasse war zum Rhein und zum Parkplatz hin mit gläsernen Wänden abgeschirmt, vereinzelte Pflanzkästen mit ausgesucht bizarren Olivenbäumen durchbrachen das statische Bild, der Zutritt war nur durch das Gebäude möglich. Dabei musste man vorbei an der romantischen Bank in Form eines Schwanes, die Platz für zwei Personen bot und auf den Namen des Restaurants verwies: »Der Schwan«.

Bei der Bank stand, weit genug vor dem Entree, der schick gemachte Ständer mit der Speisekarte, damit den Radlern gleich klar wurde, dass die Zeiten, der Besitzer und das Angebot sich verändert hatten. Schluss mit der beliebten improvisierten Rheinromantik des Cafés. Hier erwartete man ab der kommenden Woche ein anderes Publikum, elegant gekleidet statt in Funktionsjacke und Shorts, mit Fahrradhelm unter dem Arm, den Akku der E-Bikes in den Händen. Architektur und Einrichtung ließen keinen Zweifel aufkommen: Ab der nächsten Woche gab es hier moderne, gehobene Gastronomie zu halbwegs moderaten Preisen.

Die Homepage versprach jahreszeitlich angepasste Angebote, Produkte aus der Region, leicht, bekömmlich, mit einer ansehnlichen Auswahl veganer Speisen, denn man musste dem Zeitgeist folgen. Das umfangreiche Angebot an Weinen lagerte für jeden Gast sichtbar hinter Glas in einem gekühlten Regal, von der Rückwand her dezent beleuchtet.

Marisa hatte darauf bestanden. Sie hatte sich auch mit der Idee durchgesetzt, Geschirr, Gläser und Besteck mit dem Logo des Restaurants, einem Schwan mit stolz gerecktem Hals, zu versehen. Ein immenser Aufwand, der Jojo erst bei der probeweise eingedeckten Tafel überzeugte. »Nobel geht die Welt zugrunde.« Dieser Spruch seines Großvaters kam ihm dabei mit einem Seufzer über die Lippen, wobei Marisa weder das Zitat noch seine sorgenvollen Stirnfalten interpretieren konnte.

Jojo Schwan - der Name war bei Gourmets in Wesel und Umgebung bereits ein Begriff, und sie würde ihn gekonnt in Szene setzen. Das angesprochene Publikum sollte sich nicht nur auf seine kreativen Variationen freuen, sondern sich in gediegener Atmosphäre wohlfühlen, an der Perfektion weiden, den Aufenthalt nie mehr vergessen, darüber reden. Mund-zu-Mund-Propaganda war ein wichtiger Werbeträger.

»Stopp!« Die Kaffeetasse wurde unsanft abgestellt, Marisa eilte zu den Tischen. Die Anordnung der Stühle, die in weiße Hussen gehüllt wurden, entsprach nicht ihrem Plan. Umgehend reagierten die Helfer.

Ansonsten lief hier alles wie am Schnürchen, tadellose Gedecke wurden in exaktem Abstand gerichtet, Blumenbuketts wie geordert angeliefert und unter dem ausgerollten Dach an den vorgesehenen Stellen drapiert. Noch ein paar Minuten, dann würde die Trauzeugin, ihre Jugendfreundin Mika, sie abholen. Visagistin, Friseurin, alle würden bei ihr zu Hause warten, um Marisa in eine Traumbraut zu verwandeln, während Jojo das Küchenpersonal einnordete, die vorbereiteten Speisen kontrollierte und noch einmal die Temperatur im überdimensionalen Weinschrank überprüfte.

Alles stand auf Start. Auch er musste sich noch umziehen, hatte seine Kleidung im hinteren Bereich des Restaurants in seinem Büro deponiert, sagte, er müsse noch eben telefonieren, um sicherzugehen, dass mit seinem Geschenk für Marisa alles klarging. Sie ahnte nicht, was er sich ausgedacht hatte, sollte es erst nachher sehen, zur standesamtlichen Trauung in Schloss Moyland, wenn sie das imposante Gebäude wieder verließen.

»Schatz, deine Freundin ist da«, sagte er jetzt.

Marisa löste sich vom Anblick der perfekt gestalteten Terrasse, während die Musiker sich mit Instrumenten und Technik auf der Bühne einrichteten. Mika stand winkend vor der Tür.

»Ich komme.« Marisa lief zu Jojo, ließ sich sanft in den Arm nehmen und küssen, während Mika am Eingang verharrte. »Du denkst an die Ringe?«

»Ja, klar.« Jojo hielt ihr den rechten Zeigefinger entgegen, an dem eine kleine Narbe zu sehen war. »Unter Einsatz meines Lebens selbst geschmiedet, die werde ich mein Leben lang nicht vergessen.«

Sie konnten sich kaum voneinander lösen. Mika tippte auf ihr Handgelenk, Marisa entwand sich Jojos Umarmung. »Wir haben noch das ganze Leben zum Knutschen.«

Niemand der Beteiligten hatte eine Ahnung davon, was in knapp drei Stunden geschehen würde, um alle Pläne, und auch diese traumhafte Hochzeitsfeier am Flussufer, wie eine Seifenblase zerplatzen zu lassen.

Der zornige Blick der Braut ließ ihren Vater, der freudig auf sie zulief, auf Abstand verharren. Trixi, die neue Gattin des Vaters, stellte sich in ihrem rosafarbenen Kleid, das eher auf einen Schützenball statt in den Hof eines Schlosses gehörte, vor ihn.

»Aber Marisa, dass der Vater die Braut zu ihrem Bräutigam bringt, das ist so üblich. Du hast es so gewollt. Und jetzt plötzlich nicht mehr?« Sie zog ihren Mann am Ärmel hinter ihrem Rücken hervor und wies ihn zur Braut, deren Strauß in ihren Händen bebte.

»Stopp, untersteh dich!«

»Töchterchen, wie kannst du â¦«

Im Rondell, auf dem Platz zwischen den Vorburgen, entwickelte sich unter den Augen des Fotografen, der sein Equipment für den Auftrag 221/2023, Hochzeit Tauber/Schwan, aus dem Kofferraum seines Wagens holte, ein Disput zwischen der Braut und offenbar ihren Eltern. Er wollte unsichtbar bleiben, legte mit Bedacht zwei Kameragehäuse, ein Weitwinkel-, ein Telezoom-Objektiv und einen Aufsteckblitz auf die Bank rechts von der Brücke. Bloß nicht in solch einen Konflikt involvieren lassen. Und hoffen, dass diese Hochzeit überhaupt stattfand. Selten hatte er eine öffentliche Auseinandersetzung dieser Art vor einem Standesamt erlebt, und wie sollte er das rosafarbene Kleid in diese edle Kulisse integrieren?

Marisa Tauber wollte nicht von ihrem Vater ins Schloss geführt werden, diese Frau an seiner Seite hatte ebenso wenig wie er kapiert, was sie wollte. Die junge Braut war außer sich. »Ihr habt nichts verstanden! Wie immer! Hätte ich nur nicht auf Jojo gehört, der wollte unbedingt, dass ich euch einlade. Wenn es nach mir gegangen wäre â¦ Ach, lassen wir das.«

Mit etwas gedämpfter Stimme wandte sie sich an ihren Vater, während nicht nur der Fotograf, sondern auch die beiden Trauzeugen, ihre Freundin Mika und Jojos bester Kumpel Adrian, dezent zur Seite schauten. Jojos Eltern betrachteten die Szene aufmerksam, sahen sich an, als hätten sie nichts anderes von dieser Familie erwartet.

»Nachher im St. Viktor Dom in Xanten, da sollst du mich zum Altar bringen, bis ich neben Jojo stehe, und dann verschwindest du flott in deine Bank. Hast du das jetzt verstanden? Hier gesellt ihr euch zu seinen Eltern und bleibt im Hintergrund, bis das Shooting mit allen gemeinsam hier im Rondell stattfindet. Und, Frau meines Vaters, untersteh dich, gleich laut aufzuschluchzen! Ich will hier keine falschen Tränen, das ist mein Tag, nicht deiner.«

Sie drehte sich um, atmete ein paarmal tief ein und aus, zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht und lief angemessenen Schrittes los. Hinter ihr folgten die Trauzeugen, danach die beiden Elternpaare, wobei die Schwans sich selbstbewusst vor den Taubers einreihten, verdeutlichten, wer hier wen heiratete.

Der Weg über die Brücke des Wasserschlosses Moyland hin zu ihrem Torbogen zum Glück war ausgelegt mit einem roten Teppich, geschmückt mit füllhornartigen Vasen, mit opulenten Buketts aus Sommerblumen, Lobelien, Rittersporn, Bauernröschen und zart gemusterten Efeuranken. Die Braut schritt voller Stolz und Eleganz daran vorbei. Genau so hatte sie den Schmuck für das Entree bestellt, alles nach ihren Wünschen.

Sie bemerkte nicht die Nutrias, die im Wassergraben...
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Autor

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.