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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
288 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am26.05.2022
Ein Krimi mit Witz, echten Charakteren - und einem Fall, der ans Herz geht. In Wesel wird eine ältere Dame tot aufgefunden - zehnmal wurde auf sie eingestochen, doch nur der letzte Stich war tödlich. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden: Victor van Beversen, der deutlich jüngere Liebhaber der Frau. Der Verdacht gegen ihn erhärtet sich, als sich herausstellt, dass er ein gewiefter Heiratsschwindler ist. Doch wieso sollte er einer seiner Frauen, die er liebevoll seine »Hasen« nennt, etwas antun? Sie machen doch alles für ihn. Oder liegt gerade hier das Problem?

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Krimi mit Witz, echten Charakteren - und einem Fall, der ans Herz geht. In Wesel wird eine ältere Dame tot aufgefunden - zehnmal wurde auf sie eingestochen, doch nur der letzte Stich war tödlich. Ein Verdächtiger ist schnell gefunden: Victor van Beversen, der deutlich jüngere Liebhaber der Frau. Der Verdacht gegen ihn erhärtet sich, als sich herausstellt, dass er ein gewiefter Heiratsschwindler ist. Doch wieso sollte er einer seiner Frauen, die er liebevoll seine »Hasen« nennt, etwas antun? Sie machen doch alles für ihn. Oder liegt gerade hier das Problem?

Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960419204
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.05.2022
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3474 Kbytes
Artikel-Nr.9519176
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ZWEI

Am Vormittag war Staatsanwalt Aaron Nilsson mit einem lockeren »Ihr macht das schon« vom Tatort verschwunden, nun saß er hinter dem Steuer seines Wagens, und Karin Krafft auf der Beifahrerseite wunderte sich über seine aufgeräumte, ja nahezu fröhliche Stimmung. Schließlich waren sie auf dem Weg zur Gerichtsmedizin nach Duisburg, kein Anlass für blühende Laune.

Im Radio sang Udo Lindenberg: »Ey, willkommen mittendrin â¦«, und Nilsson klopfte den Takt auf das Lenkrad. Wie ungewöhnlich. Die Hauptkommissarin konnte ihre Neugierde nicht länger als bis zur größten Ampelkreuzung an der Zitadelle in Wesel verbergen. »So gut gelaunt heute? Was ist los?«

Er neigte sich kurz zu ihr, als säße noch jemand im Fond des Volvos, der seine Worte nicht hören sollte, und raunte ihr zu: »Tolle Nacht gehabt. Mit Aussicht auf mehr. Das bleibt unter uns, okay? Ich will nicht zum Stadtgespräch werden.«

Karin lachte. So war das also. Der isländische Riese hatte sich verliebt. »Klar, von mir erfährt niemand etwas. Ich freu mich für dich. Deshalb also warst du so schnell verschwunden. Wenn ich in so einer Stimmung aufgewacht wäre, hätte ich sie mir auch nicht durch eine unappetitliche Leiche verderben lassen.«

Eine Weile glitten sie über die B 8 in Richtung Dinslaken und ließen Udo auf sich wirken. In Höhe von Voerde regelte Nilsson die Lautstärke hinunter. »Wie lange bist du mit deinem Mann zusammen?«

Karin brauchte nicht nachzudenken. »Seit sechzehn Jahren.«

»Ob ich das jemals schaffen werde?« Plötzlich wirkte er nachdenklich.

»Aber mein ganzes Leben lang allein zu bleiben, wie das Opfer von heute, das kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich habe nur noch nicht die Richtige gefunden.«

Karin fühlte sich mit einem Mal ausgeliefert. Ob jetzt seine Lebensgeschichte mit Einblick in Philosophie und Wünschen für die Zukunft folgte? Viele Kilometer lang bis zur Duisburger Innenstadt, auf dieser Autobahn, deren Randbewuchs einem Dschungel glich und nur wegen des Fahrtwinds nicht an den Autos entlangstreifte? Was für eine Aussicht.

Als habe er ihre Gedanken gelesen, lachte er auf. »Keine Sorge, das wird jetzt kein Gejammer. Ich habe vorher lange mit ihr gechattet.«

»Chatten? Du bewegst dich auf Partnerinnensuche im Internet?«

»Jein. Nicht immer. Es macht Spaß, wenn man bestimmte Regeln einhält. Und mein Date gestern war ziemlich real und wird wiederholt.«

»Das kann aber auch anders laufen, oder?«

Nilsson holte aus. »Ich habe die Reportage von einem Mann gelesen, der plötzlich von einer selbst ernannten Schwester von Gaddafi angechattet wurde. Angeblich befand sie sich unerkannt mit begrenzten Möglichkeiten der Kommunikation in einem Flüchtlingscamp. Er fühlte sich sicher, glaubte, für alle Gefahren gewappnet zu sein, und wollte sich einfach auf den Flirt einlassen. Ihm war rational klar, dass dies eine Finte war und nicht stimmen konnte, er wollte aber sein Verhältnis zu einer schönen Frau wie in den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht eine Weile aufrechterhalten und genießen.«

»Jaja, die Märchen von Scheherazade, von Aladin und der Wunderlampe â¦«

»Genau, zwei Monate fühlte sich dieser gebildete Mann sehr prächtig, dann brauchte sie Bitcoins zur Behandlung ihres Kindes. Er war hin- und hergerissen, tätigte eine Transaktion und verabschiedete sich von ihr und dem Chatten. Es blieb ihm dieses Gefühl, zwei Monate lang der Freund einer wunderschönen Frau gewesen zu sein.«

»Krass, und dann?«

»Dann hat er diese Reportage geschrieben, ohne Scham, ohne Skrupel, ich fand das gut.« Er lachte herzhaft. »Aber keine Sorge, meine Herzensdame ist real und hat keinerlei Ambitionen, mich finanziell auszunehmen. Und ich habe sie leibhaftig erlebt.«

Mit Blick auf Karin fügte er hinzu: »Sie weiß, wo ich arbeite.«

In Duisburg empfing sie ein neuer Mitarbeiter der Rechtsmedizin, Herr Dr. Justus Pape, ein sehr korrekter junger Mann, der die Anwesenheit der beiden sofort in seinen Bericht einfügte, nicht ohne zu bemängeln, dass niemand von der zuständigen Mordkommission bei der Obduktion anwesend war. Das müsse sich zukünftig ändern.

Der traute sich was, aber schließlich war er ein begehrter Fachmann und wollte Leiter des Rechtsmedizinischen Instituts und zuständig für den Kreis Wesel, Duisburg und Krefeld werden. Ein Mann, der Ziele hatte.

»Und nun zum Opfer, die Daten sind Ihnen ja bekannt.«

In epischer Breite und mit Unterstützung eines großen Bildschirmes berichtete er von den Einstichen in den Thorax, sprach über Schnittbreiten und -tiefen.

»Es handelt sich um sechs eher oberflächliche Einstiche, die nicht lebensgefährlich waren, zwei Stiche, die nur die Haut verletzten, und zwei mit großer Wucht durchgeführte Stiche, wovon einer in die Lunge eindrang, der andere das Herz letal durchbohrt hat. Ich gehe davon aus, dass die Attacke mit einer Art einschneidigem Küchenmesser verübt wurde, der Tiefe nach mit einer Klinge, die ungefähr zehn Zentimeter lang ist, sich zum Griff hin auf vier Zentimeter verbreitert. Bei dem Stich, der am tiefsten in das Gewebe eindrang, habe ich an den Hauträndern Holzpartikel gesichert, vermutlich vom Messergriff. Die Frau war ansonsten in gutem gesundheitlichen Zustand, für ihr Alter topfit.«

Mit verschränkten Armen umrundete er den Metalltisch, auf dem die Tote lag, deren Unterleib bis zum Bauchnabel mit einem grünen Laken bedeckt war. Pape hob bedeutungsvoll den linken Zeigefinger, während er mit der rechten Hand das Laken fasste. »Eher ungewöhnlich für ihr Alter ist, dass sie ein Brazilian Waxing hatte.« Er lupfte das Laken.

Der Staatsanwalt stutzte: »Ein was?«

»Ihr Schambereich ist erst vor Kurzem völlig enthaart worden, dies geschieht mit Warmwachs oder Zuckermasse, die Haare werden mit einem Ruck samt den Wurzeln herausgezogen, so dauert es eine Zeit lang, bis sie wieder nachwachsen.«

»Aua!« Karin Kraffts Mimik zog sich schmerzverzerrt zusammen, sie verschränkte die Oberschenkel.

»Ja, das ist bestimmt sehr schmerzhaft. Während meiner Ausbildung habe ich zwei Obduktionen von Frauen beigewohnt, die als Sexarbeiterinnen ihr Geld verdienten. In dem Milieu ist das wohl Standard, für Frauen im Alter des Opfers eher ungewöhnlich.«

Er bedeckte den Körper wieder bis zum Bauchnabel und betrachtete das Gesicht.

»Sie hat es eigentlich nicht nötig gehabt, aber schauen Sie, die Augenbrauen sind fein nachtätowiert, sie hat sich bestimmt die Lippenfältchen wegspritzen lassen, und sehen Sie die farbige Linie um den Mund? Die Konturen der Lippen sind ebenfalls korrigiert.«

Dr. Justus Pape hielt für einen Moment inne. »Wenn Sie mich fragen, sie wollte schön sein für jemanden.«

Erstaunt über die Tatsache, stimmte die Hauptkommissarin ihm zu. »Wir sind ja erst am Beginn der Ermittlungen, bestimmt werden wir Hinweise auf einen Partner oder Freund finden.«

Der junge Mediziner schaute Karin erbost an. »Ihre Sichtweise entspringt völlig verkrusteten klassischen Denkmustern. Sie macht sich schön für ihn. Mann und Frau. Suchen Sie doch einfach ohne Vorurteile in ihrem Umfeld nach einer Person, die ihr nahestand.«

Karin nahm die Rüge zu ihrer vorschnell geäußerten Annahme mit Gelassenheit, dachte jedoch gleichzeitig über die Bedeutung von Papes Äußerung nach. »Wem trauen Sie diese Messerstiche zu?«

»Wie meinen Sie das?«

»Wer kann diese Stiche ausgeführt haben? Eine muskulöse, kräftig gebaute, große Person oder eher eine kleinere, schwächere?« Neutral formuliert. Sie gratulierte sich innerlich und bemerkte bei einem Seitenblick, dass die Mundwinkel von Aaron Nilsson sich bei diesem kleinen verbalen Scharmützel leicht nach oben schoben.

Auf dem großen Monitor rief Pape jeden einzelnen Stich auf und stellte die Bilder nebeneinander. »Schauen Sie, unterschiedliche Höhen und Einstichwinkel, verschiedene Tiefen. Ich werde noch einmal alle Variablen vergleichen und die Deutung überprüfen. Das Opfer muss zunächst gestanden haben und ist dann wohl gefallen, die letzten Stiche trafen sie im Liegen. Ein Stich war anders, brachial, übermenschlich. Da verfügte die ausführende Person über eine ganz andere Wucht. Entweder hat sich jemand in einer Art Blutrausch von Stich zu Stich gesteigert, sich immer sicherer gefühlt, oder alle Stiche wurden mit Kalkül und Vorsatz durchgeführt. Versuchen Sie beim nächsten Bratenstück, das in Ihren Bräter soll, einmal, es mit einem Messer zu durchstechen. Sie werden merken, wie schwer das ist. Und sie hätte ohne diesen Stich überleben können.«

»Was sagen Sie da?«

Mit Blick auf den Monitor legte Pape eine kunstvolle, die Spannung steigernde Pause ein. Der Mediziner, ein riesiger Staatsanwalt und die ungeduldige Hauptkommissarin starrten auf den Bildschirm.

Karin reagierte letztlich ungeduldig. »Bitte lassen Sie uns an Ihren Überlegungen teilhaben.«

»Ja doch, die Fakten sind eindeutig, ich habe mir Gedanken zum Hergang gemacht, aber die sind rein hypothetisch, daher zögere ich noch.«

»Die eine Hälfte unserer Arbeit beginnt mit dem Sortieren von Vermutungen und Hypothesen, die andere besteht aus der Sammlung von Fakten. Sie befinden sich in bester Gesellschaft.«

Es kostete ihn Überwindung, man sah Pape an, dass er lieber noch geschwiegen hätte. Dann deutete er auf die Bilder. »Von den anderen neun Stichen hebt dieser sich ab. Er ist mit besonderer Wucht ausgeführt worden, das Messer ist an einer Rippe vorbeigeglitten, hat die rechte Herzkammer durchstoßen, es war kein Schrei, keine Reaktion mehr möglich, der Tod trat umgehend ein. Selbst wenn das Opfer schon am Boden...
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Thomas Hesse, Jahrgang 1953, lebt in Wesel, ist gelernter Germanist, Kommunikationswissenschaftler und Journalist. Er war bis Ende 2014 in leitender Position bei der »Rheinischen Post« am Niederrhein tätig. Heute ist er freier Autor, Journalist und Publizist. Bekannt wurde er u.a. durch Niederrhein-Krimis zusammen mit Thomas Niermann und Renate Wirth.