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Metropolis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am14.09.20211. Auflage
Eine Stadt im Rausch zwischen Dunkelheit und Dekadenz Das Prequel und der 14. Fall der Bernie-Gunther-Serie von Bestseller-Autor Philipp Kerr. Berlin, 1928. Der junge Polizist Bernie Gunther wird von der Mordkommission engagiert. Innerhalb von vier Wochen sind vier Prostituierte in derselben Nachbarschaft massakriert worden. Gunther hat kaum Zeit, sich mit seinem ersten Fall vertraut zu machen, da wird die nächste Leiche gefunden - wieder eine Frau, erschlagen und skalpiert. Während diese Morde die Bevölkerung eher gleichgültig lassen, ist der Vater des letzten Opfers, ein sehr einflussreicher Anführer der Berliner Unterwelt, bereit, alles zu tun, um sich an dem Mörder zu rächen. Dann beginnt eine zweite Mordserie - an versehrten Kriegsveteranen, die auf den Straßen betteln. Vieles deutet auf ein und denselben Täter hin.

Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. 1989 erschien sein erster Roman «Feuer in Berlin». Aus dem Debüt entwickelte sich die Serie um den Privatdetektiv Bernhard Gunther. Für Band 6, «Die Adlon-Verschwörung», gewann Philip Kerr den weltweit höchstdotierten Krimipreis der spanischen Mediengruppe RBA und den renommierten Ellis-Peters-Award. Kerr lebte in London, wo er 2018 verstarb.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Stadt im Rausch zwischen Dunkelheit und Dekadenz Das Prequel und der 14. Fall der Bernie-Gunther-Serie von Bestseller-Autor Philipp Kerr. Berlin, 1928. Der junge Polizist Bernie Gunther wird von der Mordkommission engagiert. Innerhalb von vier Wochen sind vier Prostituierte in derselben Nachbarschaft massakriert worden. Gunther hat kaum Zeit, sich mit seinem ersten Fall vertraut zu machen, da wird die nächste Leiche gefunden - wieder eine Frau, erschlagen und skalpiert. Während diese Morde die Bevölkerung eher gleichgültig lassen, ist der Vater des letzten Opfers, ein sehr einflussreicher Anführer der Berliner Unterwelt, bereit, alles zu tun, um sich an dem Mörder zu rächen. Dann beginnt eine zweite Mordserie - an versehrten Kriegsveteranen, die auf den Straßen betteln. Vieles deutet auf ein und denselben Täter hin.

Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. 1989 erschien sein erster Roman «Feuer in Berlin». Aus dem Debüt entwickelte sich die Serie um den Privatdetektiv Bernhard Gunther. Für Band 6, «Die Adlon-Verschwörung», gewann Philip Kerr den weltweit höchstdotierten Krimipreis der spanischen Mediengruppe RBA und den renommierten Ellis-Peters-Award. Kerr lebte in London, wo er 2018 verstarb.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644200753
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum14.09.2021
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.14
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4071 Kbytes
Artikel-Nr.5724096
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Teil eins Frauen


Überall das Mysterium der Leiche.

Max Beckmann, Self-Portrait in Words


Fünf Tage nach der Reichstagswahl ließ mich Bernhard Weiß, der Chef der Berliner Kriminalpolizei, zu einer Besprechung in sein Büro im sechsten Stock am Alex kommen. Umwabert vom Qualm seiner Lieblingszigarrenmarke Schwarze Weisheit saß er neben Ernst Gennat, einem seiner besten Polizisten bei der Mordinspektion, am Konferenztisch und forderte mich auf, Platz zu nehmen. Der gebürtige Berliner Weiß war achtundvierzig Jahre alt, klein, schlank und adrett, promovierter Akademiker, mit einer runden Brille und einem akkurat gestutzten Schnurrbart. Er war außerdem Jurist und Jude, was ihn bei vielen unserer Kollegen unbeliebt machte, und er hatte allerhand Vorurteile überwinden müssen, um dahin zu kommen, wo er war: In Friedenszeiten war es Juden untersagt gewesen, Offizier in der preußischen Armee zu werden, doch als der Krieg ausbrach, trat Weiß der Königlich Bayrischen Armee bei, wo er rasch zum Rittmeister aufstieg und das Eiserne Kreuz verliehen bekam. Nach dem Krieg hatte er auf Wunsch des preußischen Innenministeriums die Berliner Polizei reformiert und sie zu einer der modernsten Strafverfolgungsbehörden in Europa gemacht. Dennoch gab er zugegebenermaßen rein äußerlich einen ungewöhnlichen Polizisten ab. Er erinnerte mich immer ein wenig an Toulouse-Lautrec.

Vor ihm lag eine aufgeschlagene Akte, bei der es sich offensichtlich um meine handelte.

«Sie leisten gute Arbeit bei der Sitte», sagte er mit seiner sonoren, fast schauspielerhaften Stimme. «Obwohl ich fürchte, dass Sie einen aussichtslosen Kampf gegen die Prostitution in dieser Stadt führen. Die vielen Kriegerwitwen und russischen Flüchtlinge schlagen sich nun mal durch, so gut sie können. Ich sage unseren Politikern ständig, dass wir das Problem mit der Prostitution in Berlin über Nacht lösen könnten, wenn wir uns stärker für gleiche Bezahlung für Frauen einsetzen würden. Aber deshalb habe ich Sie nicht hergebeten. Ich nehme an, Sie haben es schon gehört: Heinrich Lindner hat die Polizei verlassen, um am Flughafen Tempelhof für den Sicherheitsdienst zu arbeiten, wodurch ein Platz im Mordauto frei geworden ist.»

«Ich hab´s gehört.»

«Wissen Sie, warum er gekündigt hat?»

Ich wusste es, wollte es aber lieber nicht sagen und verzog stattdessen das Gesicht.

«Sagen Sie es ruhig. Ich werde nicht im Geringsten gekränkt sein.»

«Offenbar wollte er sich von einem Juden keine Anweisungen erteilen lassen.»

«Richtig, Gunther. Er wollte sich von einem Juden keine Anweisungen erteilen lassen.» Weiß zog an seiner Zigarre. «Was ist mit Ihnen? Haben Sie ein Problem damit, sich von einem Juden Anweisungen erteilen zu lassen?»

«Nein, Herr Weiß.»

«Oder sich generell Anweisungen erteilen zu lassen?»

«Nein. Ich habe kein Problem mit Autoritätspersonen.»

«Freut mich zu hören. Wir überlegen nämlich, Ihnen dauerhaft einen Platz im Mordauto anzubieten. Lindners Platz.»

«Mir?»

«Sie klingen überrascht.»

«Weil am Alex gemunkelt wird, dass Inspektor Reichenbach den Platz bekommen soll.»

«Nur falls Sie ablehnen. Und selbst dann habe ich Bedenken, was den Mann betrifft. Natürlich wird man sagen, ich würde mich nicht trauen, den Platz einem weiteren Juden anzubieten. Aber das ist nicht der Grund. Unserer Meinung nach haben Sie das Zeug zu einem ausgezeichneten Kripobeamten, Gunther. Sie sind tüchtig, und Sie wissen, wann Sie besser den Mund halten. Das ist gut bei einem Kriminalisten. Sehr gut. Auch Kurt Reichenbach ist ein guter Kripobeamter, aber er lässt schon mal die Fäuste fliegen. Als er noch in Uniform war, haben ein paar von seinen Kollegen ihm den Spitznamen Siegfried verpasst, weil er so gern seinen Säbel geschwungen und einige unserer Kunden mit dem Griff oder der flachen Klinge geschlagen hat. Mir ist egal, was ein Beamter in Notwehr macht, aber ich dulde es nicht, wenn ein Polizist zum Vergnügen Leuten die Köpfe einschlägt. Egal, um wessen Kopf es sich handelt.»

«Und er hat auch nicht damit aufgehört, als er keinen Säbel mehr hatte», sagte Gennat. «Vor kurzem wurde gemunkelt, er habe einen SA-Mann verprügelt, den er in Lichtenrade festgenommen hatte, einen Nazi, der einen Kommunisten erstochen hat. Aber es gibt keine Beweise. Er mag ja am Alex beliebt sein - sogar ein paar Antisemiten scheinen ihn zu mögen -, aber er ist ein Hitzkopf.»

«Genau. Ich sage nicht, dass er ein schlechter Polizist ist. Nur dass wir lieber Sie hätten.» Weiß senkte den Blick auf eine Seite in meiner Akte. «Wie ich sehe, haben Sie Abitur gemacht. Aber nicht studiert.»

«Der Krieg. Ich hab mich freiwillig gemeldet.»

«Natürlich. Also dann. Wollen Sie die Stelle? Falls ja, gehört sie Ihnen.»

«Ja. Sehr gern.»

«Sie haben ja schon einmal in einem Mordfall ermittelt, nicht wahr? Letztes Jahr. In Schöneberg, wenn ich nicht irre. Wie Sie wissen, ist es mir sehr recht, wenn meine Leute an der Seite eines Spitzenmannes wie Gennat hier Erfahrungen in einem Mordfall gesammelt haben.»

«Weshalb ich mich frage, warum Sie mich für den Posten in Betracht gezogen haben», sagte ich. «Dieser Fall, von dem Sie sprechen - der Frieda-Ahrendt-Fall -, ist ungelöst geblieben.»

«In vielen Fällen verlaufen Spuren im Sande», sagte Gennat. «Die ermittelnden Beamten treten einfach auf der Stelle. Vor allem hier in Berlin. Vergessen Sie das nie. Das liegt nun mal in der Natur unserer Arbeit. Neues Denken ist der Schlüssel, wenn man einen alten Fall lösen will. Ich habe übrigens einige andere Fälle, die Sie sich mal ansehen sollten, falls Sie je eine ruhige Minute haben. Mit der Aufklärung eines alten Falls kann sich ein Kripobeamter Ansehen verschaffen.»

«Frieda Ahrendt», sagte Weiß. «Helfen Sie mir auf die Sprünge.»

«Ein Hund fand im Grunewald Leichenteile, in Packpapier eingewickelt und vergraben», sagte ich. «Hans Schneickert und die Jungs von der Inspektion I konnten die Tote identifizieren. Und zwar weil der Mörder uns freundlicherweise ihre Hände hinterlassen hatte. Die Fingerabdrücke der Toten ergaben, dass sie wegen Bagatelldiebstahls vorbestraft war. Man sollte meinen, das hätte jede Menge Türen geöffnet. Aber wir haben keine Angehörigen, keine Arbeitsstelle, nicht einmal eine letzte gültige Adresse ausfindig machen können. Und weil eine Zeitung so blöd war, eine fürstliche Belohnung für Hinweise auszusetzen, haben wir viel Zeit damit vergeudet, Leute zu befragen, denen es eher darum ging, tausend Reichsmark zu kassieren, als der Polizei zu helfen. Mindestens vier Frauen sagten aus, ihr Ehemann sei der Täter. Eine von ihnen behauptete sogar, ihr Mann habe die Leichenteile kochen wollen. Daher der Beiname, den die Zeitung dem Mörder verpasste: der Grunewald-Schlächter.»

«So kann man seinen ungeliebten Gatten auch loswerden» sagte Gennat. «Ihm einen Mord in die Schuhe schieben. Billiger als Scheidung.»

Nach Bernhard Weiß war Ernst Gennat der ranghöchste Kriminalbeamte am Alex. Er war auch der dickste, was ihm den Spitznamen «Buddha» eingehandelt hatte. Es wurde richtig eng im Mordauto, wenn er mit an Bord war. Gennat selbst hatte das Fahrzeug entworfen. Es war ausgestattet mit einem Funkgerät, einem kleinen klappbaren Schreibtisch mit einer Schreibmaschine, einem Erste-Hilfe-Kasten, einer umfangreichen Fotoausrüstung und mit nahezu allem, was nötig war, um einen Mord zu untersuchen, außer einem Gebetbuch und einer Kristallkugel. Gennat hatte einen trockenen Berliner Humor, der, wie er sagte, daher rührte, dass er in den Personalunterkünften des Gefängnisses Plötzensee geboren und aufgewachsen war, als sein Vater dort stellvertretender Direktor war. Es ging sogar das Gerücht, Gennat habe an Hinrichtungstagen mit dem Henker gefrühstückt. In meiner Anfangszeit am Alex hatte ich mir vorgenommen, den Mann zu studieren und ihn mir zum Vorbild zu machen.

Das Telefon klingelte, und Weiß nahm den Hörer ab.

«Sie sind in der SPD, richtig, Gunther?», fragte Gennat.

«Das stimmt.»

«Wir können im Mordauto nämlich keine Politik gebrauchen. Kommunisten, Nazis, davon krieg ich zu Hause schon genug zu hören. Und Sie sind alleinstehend, nicht wahr?»

Ich nickte.

«Gut. Weil dieser Beruf eine Ehe zerstört. Sie gucken mich vielleicht an und denken durchaus zu Recht, dass ich bei den Damen sehr beliebt bin. Aber nur, bis ich einen Fall bekomme, der mich Tag und Nacht hier am Alex festhält. Ich muss mir eine nette Polizistin suchen, wenn ich je heiraten will. Und wo wohnen Sie?»

«Ich habe ein Zimmer in einer Pension am Nollendorfplatz.»

«Der neue Posten bedeutet ein bisschen mehr Geld, eine Beförderung und vielleicht ein besseres Zimmer. In dieser Reihenfolge. Und ihre Probezeit beträgt ein bis zwei Monate. Hat die Pension, in der Sie wohnen, Telefon?»

«Ja.»

«Nehmen Sie Drogen?»

«Nein.»

«Je welche ausprobiert?»

«Einmal ein bisschen Kokain. Wollte sehen, was die Leute daran finden. Ist nichts für mich. Könnte ich mir auch gar nicht leisten.»

«Ist auch nichts dabei», sagte Gennat. «Unser Land hat nach dem Krieg noch immer ein großes Bedürfnis, den Schmerz zu betäuben.»

«Viele Leute nehmen das Zeug aber nicht, um Schmerzen zu betäuben», sagte ich. «Und manchmal löst es eine ganze andere Krise aus.»

«Manche Leute glauben, die Berliner Polizei steckt in einer Krise», sagte Gennat. «Die glauben, die ganze Stadt steckt in...
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Autor

Philip Kerr wurde 1956 in Edinburgh geboren. 1989 erschien sein erster Roman «Feuer in Berlin». Aus dem Debüt entwickelte sich die Serie um den Privatdetektiv Bernhard Gunther. Für Band 6, «Die Adlon-Verschwörung», gewann Philip Kerr den weltweit höchstdotierten Krimipreis der spanischen Mediengruppe RBA und den renommierten Ellis-Peters-Award. Kerr lebte in London, wo er 2018 verstarb.Ulrike Wasel und Klaus Timmermann arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich als Übersetzerteam. Zu den von ihnen übersetzten AutorInnen zählen Michael Crichton, Zadie Smith, Scott Turow, Dave Eggers und Tana French. 2012 wurden sie mit dem Albatros-Literaturpreis ausgezeichnet. Sie leben in Düsseldorf.Ulrike Wasel und Klaus Timmermann arbeiten seit vielen Jahren erfolgreich als Übersetzerteam. Zu den von ihnen übersetzten AutorInnen zählen Michael Crichton, Zadie Smith, Scott Turow, Dave Eggers und Tana French. 2012 wurden sie mit dem Albatros-Literaturpreis ausgezeichnet. Sie leben in Düsseldorf.