Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Schießt nicht auf die MörderMitzi

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
336 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am23.03.2023
Mitzi und Agnes auf Verbrecherjagd - Gänsehaut und Lachfalten garantiert. Nicht mal auf einer romantischen Schiffsreise hat die Mitzi ihre Ruhe - das Verbrechen ist ihr immer dicht auf den Fersen. Diesmal befindet sie sich mitten auf der Donau, als die erste Leiche auftaucht. Während Inspektorin Agnes Kirschnagel noch mit den kriminalistischen Fakten beschäftigt ist, stürzt sich Mitzi mit ihrer Vorliebe für böse Buben schon kopfüber in die Mördersuche. Und ziemlich schnell wird's sehr brenzlig ...

Isabella Archan wurde 1965 in Graz geboren. Nach Abitur und Schauspieldiplom folgten Theaterengagements in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Seit 2002 lebt sie in Köln, wo sie eine zweite Karriere als Autorin begann. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan immer wieder in Rollen in TV und Film zu sehen. www.isabella-archan.de
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextMitzi und Agnes auf Verbrecherjagd - Gänsehaut und Lachfalten garantiert. Nicht mal auf einer romantischen Schiffsreise hat die Mitzi ihre Ruhe - das Verbrechen ist ihr immer dicht auf den Fersen. Diesmal befindet sie sich mitten auf der Donau, als die erste Leiche auftaucht. Während Inspektorin Agnes Kirschnagel noch mit den kriminalistischen Fakten beschäftigt ist, stürzt sich Mitzi mit ihrer Vorliebe für böse Buben schon kopfüber in die Mördersuche. Und ziemlich schnell wird's sehr brenzlig ...

Isabella Archan wurde 1965 in Graz geboren. Nach Abitur und Schauspieldiplom folgten Theaterengagements in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Seit 2002 lebt sie in Köln, wo sie eine zweite Karriere als Autorin begann. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan immer wieder in Rollen in TV und Film zu sehen. www.isabella-archan.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070495
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.03.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3500 Kbytes
Artikel-Nr.11342263
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Warum der Robert, der sich als Fake-Namen für die Diebesbande Burschi ausgesucht hat, in den Sekunden, bevor ihn die Kugel trifft, an einen Krapfen denken muss, ist ihm selbst unerklärlich.

Trotzdem ist es so. Ein herrlich gelber und flaumiger Krapfen mit Staubzucker oben, einem perfekten weißen Ring in der Mitte und mit Marillenmarmeladenfüllung im Inneren.

Das Bild schießt ihm durch den Kopf.

Wobei jetzt und hier das Wort »schießen« eindeutig zweideutig zu verwenden ist. Denn es hat gerade jemand auf ihn geschossen. Gezielt und abgedrückt.

Hier draußen auf der Mariahilfer Straße, ein paar Meter vom Eingang des Juwelierladens entfernt, auf dem Kopfsteinpflaster der Fußgängerzone, steht ein Mensch mit einem Strumpf über dem Gesicht und einer Pistole in der Hand.

Es ist früh. So früh, dass noch eine graue Dämmerung über der österreichischen Hauptstadt liegt.

Grau ist auch der, der geschossen hat. Auf den Robert.

Graue, lange Hose, graues, weites T-Shirt, graue Handschuhe und graue Strumpfhose über Haar und Gesicht. Weiblein oder Männlein ist nicht zu erkennen bei all den ineinanderfließenden Grautönen. Nur die Waffe ist schwarz. Ebenso das Loch, aus dem das Projektil abgefeuert wurde.

Und die Pistole ist kein Spielzeug, wie dem Robert seine eigene, mit der er eben noch dem Juwelier und seiner Frau Angst gemacht hat. So viel scheint klar zu sein. Alles andere liegt im Dunkeln.

»Los, los, alles ins Sackerl«, hat er das Paar vor nicht einmal fünf Minuten angeschrien, und sie haben ihm gehorcht.

Das war zu erwarten gewesen.

Aber was sich danach abgespielt hat, ist unvorstellbar, unglaublich und ungeachtet dessen trotzdem wahr. Hier vor der Tür des Ladens hat ihnen jemand aufgelauert. Ihnen vieren, der Bande, die aus dem Robert, genannt Burschi, dem Langen, dem Radi und dem Estragon besteht. Diese Fake-Namen haben sie sich gegeben, damit sie sich während der Überfälle ansprechen können, aber keinem ungewollt ein richtiger Vorname über die Lippen kommt.

Der Robert ist eben der Burschi. Bisher hat ihm der Name gefallen.

Sein Vater hat ihn immer so genannt. In den liebevolleren Momenten, die selten waren, darum umso kostbarer. Deshalb hat er für sich diese Anrede gewählt. Jedes Mal wenn einer von den anderen »Du, Burschi« zu ihm sagt, denkt er an den Vater, den Papa, der schon lange unter der Erde liegt und ihm nach einer saftigen Watschen oder auch einer Tracht Prügel als Wiedergutmachung immer einen Schilling zugesteckt hat. Der kleine Robert alias Burschi hat diese minimalistischen Reparaturzahlungen in einem Krug gesammelt. Nach Papas Beerdigung hat er ihn ausgeleert und der Mama davon einen Tischventilator kaufen können. Immerhin.

Jahrzehnte ist das her. Inzwischen ist er selbst Vater, leider auch kein guter.

Die Erinnerung verblasst, die Kugel kommt näher.

Ein unheimlicher Vorgang, der sich entgegen den Gesetzen der Physik in die Länge zu ziehen scheint. Das Projektil, das der Robert mit seinen Augen verfolgt, bewegt sich unerklärlicherweise in einer Art Schneckentempo auf ihn zu. Einer Filmsequenz ähnelnd, wie man sie oft in Actionszenen sieht. Der Hauptdarsteller gerät in Lebensgefahr, und alles um ihn herum beginnt sich zu verlangsamen. Was heute Morgen, im gegenwärtigen Moment, dabei fehlt, ist allerdings eine dramatische Filmmusik, ein Anschwellen von Geigen, ein Trommeln und ein Knall.

Es hat nicht geknallt, noch so eine Seltsamkeit.

Ein zweiter Schuss folgt.

Der Robert kann es sehen. Ganz genau. Das Paradigma der Geschwindigkeit bleibt aufgelöst, wird zum Paradoxon. Aus Zehntelsekunden entsteht nun gefühlt eine kleine Ewigkeit. Wieder kein Knall, sondern ein Fauchen oder Sirren. Mehr nicht.

Und die Zeitlupe des Geschehens macht dem Robert gerade unerwartet Lust auf etwas Süßes. Ein Krapfen soll es sein.

Den kann man nicht nur zum Fasching essen, nein, das ganze Jahr über ist Krapfenzeit. Ob im Café Central, im Café Am Hof, im Dommayer, im Hawelka, im Landtmann und wie sie alle heißen. Dort sitzen, Kaffee trinken. Mit jemandem ins Gespräch kommen, vielleicht Karten spielen. Sich dazu einen Krapfen gönnen.

Aber nicht zwei Kugeln zusehen, die sich in Slow Motion auf die eigene Brust zubewegen.

Denn das Ziel der Geschosse ist klar.

Sie fliegen direkt auf den Robert zu, auf seine Brust. Gleich, oder vielleicht auch viel, viel später, werden sie auftreffen und einschlagen. Was dann folgt, kann nur den Tod bedeuten.

Jessas, sagt er, ohne Ton. Sakra, setzt er hinterher. Dann: Scheiße, zu hoch gepokert diesmal!

Dass die Waffe auf ihn gerichtet wurde, er die Zielscheibe ist, wundert ihn eigentlich nicht. Erst kürzlich hatte der Robert so eine Ahnung, dass sein Versuch, doch noch ein guter Vater zu werden, gründlich schiefgegangen ist. Dass seine Reue zu spät kommt, seine Fehler unumkehrbar sein würden.

Trotzdem hat er es versucht. Das zumindest rechnet er sich selbst als etwas Gutes an.

Das graue Wesen mit der schwarzen Waffe scheint dem Robert seine Gedanken erraten zu haben. Es nickt. Oder senkt es nur den Kopf, weil dem Robert sein Ende mit den beiden Schüssen besiegelt ist? Wer steckt hinter dem Grau?

Niemand außer ihnen vieren und dem Auftraggeber, dem Oberboss, sollte von dem geplanten und heute durchgezogenen Raubüberfall wissen. Zumindest hat der Robert es niemandem erzählt. Für die anderen kann er zwar nicht die Hand ins Feuer legen, aber er selbst wollte sich erst nach diesem letzten Coup der Polizei stellen. Das eine Mal noch abräumen, dann Spielschulden begleichen, damit keiner seiner Liebsten nach seiner Verhaftung noch etwas zurückzahlen muss. Oder gar in Gefahr gerät.

Die Kugeln nähern sich. Egal, wie langsam und zäh alles abläuft, irgendwann ist das Ende erreicht.

Der Robert dreht seinen Kopf. Da stehen der Estragon und der Lange. Er kann nicht hinter ihre Wollmasken sehen, aber meint, auch bei ihnen eine Fassungslosigkeit zu erkennen. Der Lange hat das Sackerl mit den teuren Uhren in einer Hand, in der anderen schwenkt er eine Perlenhalskette offen zwischen seinen Fingern, hat die Handschuhe bereits ausgezogen. Dieser Idiot. Wenn die Kette reißt und bloß eine Perle zu Boden fällt, sind seine Fingerabdrücke darauf.

Er, der Robert, der Burschi, wollte Verantwortung für seine Taten übernehmen, aber seine Kumpels dabei nicht verpfeifen. Deshalb sollte der Lange bei der Kette Obacht geben.

Hinter ihnen steht das Auto, in dem der Radi sitzt und darauf wartet, dass die drei hineinspringen, damit er losrasen kann. Doch noch sind der Estragon und der Lange wie erstarrt. Also haben auch sie niemals mit einem bestrumpften Fremdling in Grau gerechnet, der mit einer echten Waffe um sich schießt.

Nein, der schießt nicht um sich. Der hat gewartet, gelauert und schließlich direkt auf den Robert gezielt.

Der Oberboss. Oder? Eine andere Schlussfolgerung ist unmöglich. Oder? Wie hat der â¦? Woher weiß der â¦?

Es gibt keine Antworten, genauso wie es keinen Krapfen gibt, in den der Robert im Moment so gern hineinbeißen würde. Einzig die Kugeln existieren, die am Ende aller Zeitlupen ihr Ziel nun doch erreicht haben.

Die Projektile schlagen ein wie vom Robert vorhergesehen, genau in seine Brust. Kugel eins, dann Kugel zwei. Es fühlt sich an, als würde ein Zeigefinger hintereinander auf die Stelle tippen. Ein Finger, der den Robert ermahnt, nicht auf die schiefe Bahn zu kommen. Dafür ist es allerdings längst zu spät.

Ein Brennen folgt. Dass der Schmerz nicht größer ist, verdutzt den Robert nun doch. Möglicherweise nimmt auch der erst in gemächlichem Tempo seinen Anlauf.

Der Robert senkt den Kopf, sein Kinn geht nach unten. Er wundert sich gleich wieder, denn was er sieht, verstärkt die Analogie zu einem Krapfen. Außen an seinem Hemd kann er ein dunkles Loch sehen, nein, zwei. Die Löcher gleichen den Stellen, an denen die Marillenmarmelade in fertige Krapfen gespritzt wird. Wenn man dort hineinbeißt, quillt die Marmelade heraus und vermischt sich mit dem Geschmack des Teigs und des Staubzuckers.

Aus dem Robert seiner Brust quillt es jedoch nicht orange hervor, sondern rot. Das ist der farbliche Unterschied zwischen Marillenmarmelade und Blut. Er geht in die Knie, sein Oberkörper kippt nach hinten. Schließlich landet er hart auf dem Kopfsteinpflaster. Wieder tut es kaum weh. Die sichtbare Welt dreht sich.

Dann plötzlich knallt es. Waren die Kugeln schneller als der Schall? Nein, denn der einzelne Knall ist in Wahrheit der Klang einer Autotür, die einer hinter sich zugeschlagen hat. Ein Motor heult auf.

Als würden diese Geräusche die Zeit erschrecken, rast sie wieder voran. Roberts Atem geht schneller, seine Beine zucken wild. Er wäre viel lieber geflüchtet als gefallen.

Der Robert sieht von unten und verkehrt herum Füße in dunklen Sneakers neben sich auftauchen, dann das Strumpfgesicht, das sich kurz über ihn beugt, bevor der Graue ebenfalls Fersengeld gibt.

Oberboss! Will der Burschi rufen. Sorry! Doch seine Stimme hat schon fast aufgegeben. Nur ein »Krpfn!« produziert sein Kehlkopf noch. Es könnte alles Mögliche bedeuten.

Andere melden sich stattdessen. Das frühe Wien erwacht mit einem Ruck.

»Oida!«, ruft jemand.

»So ein Scheiß«, ein anderer.

Der Sirenenton einer Alarmanlage kreischt los.

»Polizei! Hilfe! Überfall!«

Wieder wie in einem Actionstreifen beginnt das Gewusel um den Robert herum. Immer noch ohne passende Filmmusik, die nun einen tragischen Charakter haben würde.

Aber dem Robert ist das final egal. Nichts kann ihn mehr dazu bringen, vom Bürgersteig aufzustehen.

Sein...
mehr

Autor

Isabella Archan wurde 1965 in Graz geboren. Nach Abitur und Schauspieldiplom folgten Theaterengagements in Österreich, der Schweiz und in Deutschland. Seit 2002 lebt sie in Köln, wo sie eine zweite Karriere als Autorin begann. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan immer wieder in Rollen in TV und Film zu sehen.isabella-archan.de