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Gegen die Zeit

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am01.11.20131. Auflage
Hauptkommissarin Lou Vanheyden wird zu einem Tatort in der Innenstadt gerufen: Eine Frau wurde brutal ermordet, ihr Kopf fehlt. Noch bevor die Mordkommission ihre Arbeit aufnehmen kann, geschieht ein zweiter Mord. Erneut ist das Opfer eine Frau, erneut ist die Leiche enthauptet, und erneut fehlt vom Täter jede Spur. Die Ermittlungen führen zu einer historischen Liste aus der Zeit der Hexenverfolgung. Doch was hat die Kölner Geschichte mit diesem Fall zu tun? Welche Verbindung bestand zwischen den Opfern? Und welche Rolle spielt ein kleiner Ort im Bergischen? Lou arbeitet gegen die Zeit, denn auf der Liste stehen weitere Namen.

Myriane Alice Angelowski, geboren 1963 in Köln. Nach einem Jahr in Israel folgte ein Studium der Sozialarbeit und nach mehreren Jahren Arbeit als Referentin für Gewaltfragen 2001 die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit als Coach. Sie lebt und arbeitet in Köln.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR9,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR8,49

Produkt

KlappentextHauptkommissarin Lou Vanheyden wird zu einem Tatort in der Innenstadt gerufen: Eine Frau wurde brutal ermordet, ihr Kopf fehlt. Noch bevor die Mordkommission ihre Arbeit aufnehmen kann, geschieht ein zweiter Mord. Erneut ist das Opfer eine Frau, erneut ist die Leiche enthauptet, und erneut fehlt vom Täter jede Spur. Die Ermittlungen führen zu einer historischen Liste aus der Zeit der Hexenverfolgung. Doch was hat die Kölner Geschichte mit diesem Fall zu tun? Welche Verbindung bestand zwischen den Opfern? Und welche Rolle spielt ein kleiner Ort im Bergischen? Lou arbeitet gegen die Zeit, denn auf der Liste stehen weitere Namen.

Myriane Alice Angelowski, geboren 1963 in Köln. Nach einem Jahr in Israel folgte ein Studium der Sozialarbeit und nach mehreren Jahren Arbeit als Referentin für Gewaltfragen 2001 die Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit als Coach. Sie lebt und arbeitet in Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863583712
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum01.11.2013
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.31
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4956 Kbytes
Artikel-Nr.12274138
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ZWEITER TAG

Konrad-Adenauer-Ufer

Adam sah nach Osten über den Rhein. Hinter dem Bogen der Kölnarena kündigte sich bereits die Morgendämmerung an. Die Stadt würde bald erwachen. Er blickte sich zu allen Seiten um. Kein Mensch war zu sehen. Sein Atem wurde ruhiger. Er warf seine Zigarettenkippe auf den Asphalt und zündete sich sofort eine neue an. In dieser Nacht hatte er insgesamt zwei Schachteln geraucht. Die Schnitte auf seinen Armen bluteten nicht mehr, aber sie schmerzten noch. Adam schulterte seine große Tasche, er konnte jetzt nicht nach Hause. Die Enge seiner Wohnung würde ihn erdrücken. Also lief er die Treppenstufen zum Rhein hinunter. Dort ließ er die Tasche fallen, zog sich bis auf die Unterhose aus und legte seine Kleidung ordentlich aufeinander. Danach zog er ein Stück Seife hervor und ging barfuß durch das trockene Flussbett bis zur Fahrrinne. Ein kleines Schlauchboot fuhr geräuschlos vorbei. Ein alter Mann ruderte gegen die leichte Strömung; vorne saß ein Junge. Er winkte Adam schüchtern zu. Adam winkte nicht zurück. Hastig begann er damit, seine Arme einzuseifen. Das Blut war eingetrocknet. Er versuchte, es mit den Fingernägeln wegzukratzen. Als er mit dem Resultat zufrieden war, sprang er in den Fluss. Das Wasser war wärmer, als er gedacht hatte. Die Strömung schien an dieser Stelle kraftlos, der Rhein floss lahm dahin.

Adam war ein guter Schwimmer. Trotzdem war er wachsam. Immer wieder ertranken Menschen im Rhein; deshalb blieb er vorsichtig. Nach einiger Zeit wurde ihm kalt, er schwamm zum Ufer zurück, stieg aus dem Wasser und ging durch den Staub zur Steintreppe. Einige Sekunden betrachtete er das zarte Morgenrot im Osten. Erst jetzt nahm er das aufdringliche Vogelgezwitscher wahr. Ein neuer heißer Tag kündigte sich an. Er rieb sich flüchtig mit seinem T-Shirt trocken und zog es danach über. Danach bemerkte er zwei Männer. Sie näherten sich auf der unteren Promenade, schoben Fahrräder und unterhielten sich lautstark. Adam sah sich um. Es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Deshalb ging er in die Hocke und presste sich so dicht wie möglich an die schräge Steinmauer. Er wollte nicht gesehen werden. Jetzt waren die Männer auf seiner Höhe. Er hörte sie reden und riskierte einen Blick nach oben. Zu früh.

»Adam?«

Er erschrak, als er einen der Männer seinen Namen rufen hörte. Augenblicklich begann er zu schwitzen. Der kleine Dickliche reckte den Hals.

»Adam, verdammt, bist du das?«

Adam versuchte, ruhiger zu atmen, richtete sich so lässig wie möglich auf und sah in das kreisrunde Gesicht seines Arbeitskollegen Darius. Hin und wieder wurden sie der gleichen Schicht zugeteilt und schleppten gemeinsam die Abfallsäcke der Züge am Hauptbahnhof. Köln war wirklich ein Dorf. Musste ihm jetzt ausgerechnet Darius über den Weg laufen? Obwohl sie zusammen arbeiteten, hatten sie bisher kaum ein Wort miteinander gewechselt. Angeblich ging Darius neben der Arbeit kleinen Drogengeschäften nach; Genaueres wusste Adam nicht. Aber Darius roch nach Problemen. Er musste sich von ihm fernhalten, wenn er Schwierigkeiten vermeiden wollte. Ärger konnte Adam nicht gebrauchen, schon gar nicht mit der Polizei. Er stopfte die Seife in seine Tasche und machte ein mürrisches Gesicht. Vielleicht ließ Darius sich abschrecken. Doch es sah nicht danach aus. Schon kam der Kollege einige Treppenstufen herunter.

»He, Adam. Was für eine Überraschung!«

Darius' Begleiter blieb auf der Promenade stehen und hielt die Räder.

Adam ignorierte seinen Kollegen und streifte seine Jeans über. Darius setzte sich auf eine Stufe und glotzte ihn an. »Was machst du denn so früh hier unten am Rhein? Warst du etwa schwimmen?« Er machte ein angewidertes Gesicht. »Ist ja ekelig. In der Drecksbrühe kann man doch nicht schwimmen. Oder bist du besoffen? Was hast du da am Arm? Da hat dich aber jemand übel erwischt.«

Adam schwieg, versuchte ruhig zu bleiben und packte seine Sachen zusammen. Vielleicht verlor Darius das Interesse. Doch der dachte nicht daran.

»Wieso warst du gestern nicht auf der Arbeit? Der Chef hat getobt. Er will dich feuern, wenn du heute nicht zur Spätschicht erscheinst.«

Adam schulterte seine Tasche.

»Willst du nicht reden? Bist dir wohl zu fein, du Penner. Egal, vielleicht bekommt mein Kumpel deinen Job. Der möchte nämlich arbeiten. Wir wollen noch in die Hornstraße. Kommst du mit?«

Adam antwortete nicht und stieg langsam die ersten Treppenstufen hinauf. Darius blieb auf den Stufen sitzen, also lief Adam auf der schrägen Steinmauer weiter und stand mit wenigen Schritten auf der Promenade. Darius folgte ihm blitzschnell und war jetzt direkt neben ihm. Sein Freund schob die Fahrräder ein wenig nach vorn, und schon war Adam eingekeilt. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Ruhig bleiben, dachte er. Ganz ruhig.

»Was ist jetzt? Kommst du mit in den Puff?«

Adam schüttelte den Kopf.

Darius lachte. »Warst schon im Cranachwäldchen, was? Bist schwul, ne?« Sein Lachen wurde breiter. Adam konnte seinen verfaulten Schneidezahn sehen. »Nein, schwul bist du nicht. Du bist ein Psycho, stimmt's?« Er packte Adam am Arm. »Ja, du Penner, hast ein paar Jahre in der Geschlossenen verbracht. Stimmt doch, oder?«

Adam versuchte sich loszureißen, doch Darius hielt ihn fest. »Was ist in der Tasche?«

»Lass mich los«, sagte Adam, so ruhig er konnte.

»Mach die Tasche auf«, befahl Darius.

»Nein. Lass mich los. Ich warne dich.«

»Mensch, da krieg ich wirklich eine Scheißangst.« Darius riss an Adams Tasche.

In dem Augenblick schnellte Adam vor und stieß seine Stirn mit voller Wucht gegen Darius' Nase. Doktor Keppler sagt doch immer, dass ich meine Aggressionen rauslassen soll, dachte er.

Darius heulte laut auf und ließ Adam sofort los. Seinem Freund verging das Grinsen. Ängstlich wich er einige Schritte zurück.

»Du blödes Arschloch!«, schrie Darius. Dunkelrotes Blut lief ihm aus der Nase. Er legte den Kopf nach hinten und versuchte erfolglos, das Blut mit seinem Handrücken aufzuhalten. Es tropfte auf sein weißes T-Shirt. »Du verdammtes blödes Arschloch!«

Adam schulterte hastig seine Tasche und rannte die Promenade entlang. »Ich habe dich gewarnt«, rief er.

»Du bist tot!«, hörte er Darius brüllen. »Hast du gehört, du bescheuerter Psycho? Ich mach dich fertig!«

Neusser Straße

In Hanna Morgenroths Bäckerei herrschte von morgens bis abends reger Andrang. Die Fahrradständer waren dauerbesetzt, und die geparkten Kinderwagen versperrten in der Regel den Blick auf Blaubeerkuchen und andere Leckereien im Schaufenster. Der Duft, der aus der offenen Tür auf den Bürgersteig wehte, verhalf Hanna täglich zu neuen Kunden. Mit ihrem reichhaltigen Sortiment an Brötchen, Broten, Kuchen, Teilchen und den Spezialitäten aus allen Teilen Deutschlands traf sie vor allem den Geschmack der zugereisten Städter. Samstagmorgens standen die Leute vor der Bäckerei Schlange. Vor den Feiertagen, ob Weihnachten oder Ostern, hatte Laufkundschaft ohne Vorbestellung kaum eine Chance. Hanna brauchte eigentlich nicht mehr in der Hitze der Öfen zu stehen, aber sie liebte ihre Arbeit. Ihre Anstellung als Historikerin hatte sie vor acht Jahren aufgegeben, als ihr Vater an Alzheimer erkrankte. Seit seinem Tod führte sie das Familienunternehmen. Finanzielle Sorgen, die Ausbildung zur Meisterin, Geschäftsflaute und kleine Katastrophen waren Vergangenheit. Heute beschäftigte sie neben einem Lehrling noch einen Gesellen und dazu sechs Verkäuferinnen. Ihre Rechnung war aufgegangen. Die Investitionen zeigten Erfolge, und es gab nur wenige Momente, in denen sie ihre frühere Arbeit vermisste. Wenn sie diese Sehnsucht spürte, rief sie ehemalige Kollegen an oder besuchte eines der vielen Kölner Museen.

Lou und Hanna kannten sich seit ihrer Schulzeit. Solange Lou denken konnte, führte sie ihr Weg morgens in die Bäckerei Morgenroth. Schon als Kinder hatten sie und Hanna in den Kammern hinter der Backstube Verstecken gespielt und auf Mehlsäcken sitzend dicke Marmeladenbrote gegessen. Später rauchten sie hier ihre erste Zigarette, und Lou bekam dort ihren ersten Kuss von einem der damaligen Lehrlinge. Seinen Namen wusste sie nicht mehr. Jedenfalls war der Geruch von frischem Brot untrennbar mit Lous Kindheit verbunden.

Lou liebte es, am frühen Morgen in der Backstube zu sitzen, Hanna bei der Arbeit zuzusehen und warme Rosinenbrötchen in einen Kaffeebecher zu tunken. Und Hanna liebte es, Lou zuzuhören. Mittlerweile kannte sie die Arbeit der Polizei recht gut, und Lou konnte sich mit ihr fast so unterhalten wie mit einem Kollegen.

An diesem Morgen aber gab es nur zwei Themen: Lous verpasstes Familientreffen und Henrys Auszug. Der Krach der großen Rührmaschine zwang sie immer wieder zu Pausen, so wie im Augenblick. Lou beobachtete Hanna, die rosa Himbeercreme auf Biskuitböden strich, und versuchte nebenbei eine Wespe mit einem Glas zu fangen, die es trotz Fliegengitter bis in die Backstube geschafft hatte. Vergeblich.

»Möchtest du ein warmes Croissant?« Hanna schrie, um den Lärm der Maschine zu übertönen.

»Ja, gern!«

Hanna brachte die duftende Köstlichkeit an den Tisch. Lou griff zu, rührte Milch in ihren Kaffee und fächerte sich mit einer Broschüre Luft zu. Die Hitze war unerträglich.

Als Hanna die Rührmaschine endlich abstellte, nahm sie das Gespräch wieder auf. »Hast du Frieda heute Morgen erklärt, warum du gestern Abend nicht gekommen bist?«

»Nein. Sie war schon weg.«

»So früh? Seit wann fängt die Schule schon um sieben Uhr an?«

»Ich weiß nicht.« Lou biss in ihr Croissant. »Frieda geht mir aus dem Weg. Wahrscheinlich hat...
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