Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Kein Engel so rein

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Kampa Verlagerschienen am28.08.2023
An Neujahr gräbt ein Hund in den Hollywood Hills einen Knochen aus. Der Besitzer des Hundes, ein Arzt, identifiziert den Knochen als Teil eines menschlichen Skeletts und alarmiert die Polizei. Bosch geht der Sache nach und entdeckt nicht weit vom Fundort weitere Skelettteile. Ein Forensiker des LAPD stellt fest, dass es sich um die Knochen eines etwa zehnjährigen Jungen handelt, seit über zwanzig Jahren tot - und dass der Junge schwer misshandelt wurde. Der Fall weckt Erinnerungen in Bosch, der selbst eine schwierige Kindheit hatte und zeitweise in einem Waisenhaus aufwuchs. Je tiefer der Detective in die Vergangenheit des Jungen eintaucht, desto mehr erfährt er auch über sich selbst.

Michael Connelly ist mit über 85 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextAn Neujahr gräbt ein Hund in den Hollywood Hills einen Knochen aus. Der Besitzer des Hundes, ein Arzt, identifiziert den Knochen als Teil eines menschlichen Skeletts und alarmiert die Polizei. Bosch geht der Sache nach und entdeckt nicht weit vom Fundort weitere Skelettteile. Ein Forensiker des LAPD stellt fest, dass es sich um die Knochen eines etwa zehnjährigen Jungen handelt, seit über zwanzig Jahren tot - und dass der Junge schwer misshandelt wurde. Der Fall weckt Erinnerungen in Bosch, der selbst eine schwierige Kindheit hatte und zeitweise in einem Waisenhaus aufwuchs. Je tiefer der Detective in die Vergangenheit des Jungen eintaucht, desto mehr erfährt er auch über sich selbst.

Michael Connelly ist mit über 85 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene?e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704485
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum28.08.2023
Reihen-Nr.8
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1083 Kbytes
Artikel-Nr.12314875
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Im Wald war es dunkel, lange bevor die Sonne verschwunden war. Das Dach aus hohen Monterey-Kiefern hielt den größten Teil des Lichts ab, bevor es nach unten kam. Mithilfe der Taschenlampe arbeitete sich Bosch in der Richtung, in der er den Hund durchs Unterholz hatte preschen hören, den Abhang hinauf. Es war langwierig und mühsam. Der abschüssige Boden war von einer dreißig Zentimeter dicken Nadelschicht bedeckt, die immer wieder unter den Sohlen seiner Stiefel nachgab, wenn er darauf Halt suchte. Weil er sich, um nicht zu fallen, ständig an Zweigen festhalten musste, klebten seine Hände schon nach Kurzem von Harz.

Für die ersten dreißig Höhenmeter brauchte Bosch fast zehn Minuten. Dann wurde das Gelände flacher, und weil sich die hohen Bäume lichteten, wurde auch das Licht besser. Er blickte sich nach dem Hund um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Obwohl er die Straße und Dr. Guyot nicht mehr sehen konnte, rief er nach unten: »Doktor Guyot? Können Sie mich hören?«

»Ja, ich höre Sie.«

»Pfeifen Sie dem Hund.«

Dann hörte er einen dreiteiligen Pfiff. Er war deutlich hörbar, aber sehr leise. Offensichtlich fiel es ihm genauso schwer wie dem Sonnenlicht, durch die Bäume und das Unterholz zu dringen. Bosch versuchte, den Pfiff nachzumachen, und nach ein paar Malen glaubte er, ihn richtig hinzubekommen. Aber der Hund kam nicht.

Bosch ging weiter, blieb aber auf dem flacheren Gelände, weil er glaubte, dass jemand, der eine Leiche vergraben oder loswerden wollte, das eher auf ebenem Untergrund versuchen würde als an einem steilen Abhang. Dem Weg des geringsten Widerstands folgend, steuerte er auf ein Akaziengehölz zu. Und dort entdeckte er sofort eine Stelle, an der vor Kurzem die Erde aufgescharrt worden war, als hätte ein Tier oder jemand mit einem Werkzeug planlos im Boden gewühlt. Bosch stocherte mit der Fußspitze in der Erde und den Zweigen, und dann merkte er, dass es keine Zweige waren.

Er ließ sich auf die Knie nieder und betrachtete im Schein der Taschenlampe die kurzen braunen Knochen, die über eine Fläche von etwa dreißig mal dreißig Zentimetern verteilt waren. Er glaubte, die losen Finger einer Hand vor sich zu haben. Einer kleinen Hand. Einer Kinderhand.

Bosch richtete sich auf. Er merkte, dass ihn sein Interesse an Julia Brasher abgelenkt hatte. Er hatte nichts mitgenommen, um die Knochen einzusammeln. Sie einfach mit bloßen Händen aufzuheben und den Hügel hinunterzutragen, hätte gegen die primitivsten Grundregeln der Sicherstellung von Beweismitteln verstoßen.

Die Polaroidkamera hing an einem Schnürsenkel um seinen Hals. Er hob sie an sein Gesicht und machte eine Nahaufnahme von den Knochen. Dann trat er zurück und machte aus größerer Entfernung ein Foto von der Stelle unter den Akazien.

In der Ferne hörte er Dr. Guyots schwaches Pfeifen. Er machte sich mit dem gelben Tatortabsperrband an die Arbeit. Er wickelte ein kurzes Stück davon um den Stamm einer Akazie und spannte dann eine Absperrung um die Bäume. Während er überlegte, wie er am nächsten Morgen weiter verfahren sollte, trat er unter den Akazien hervor und blickte sich nach etwas um, das er als Luftmarkierung verwenden könnte. Er entdeckte ganz in der Nähe einen Beifußstrauch, den er mehrere Male mit dem gelben Klebeband umwickelte.

Als er damit fertig war, war es fast dunkel. Er sah sich noch einmal flüchtig um, obwohl ihm klar war, dass eine Durchsuchung mit der Taschenlampe sinnlos wäre und das Gelände am nächsten Morgen gründlich durchkämmt werden müsste. Schließlich begann er, mit dem kleinen Taschenmesser an seinem Schlüsselbund einen Meter lange Stücke von dem gelben Klebeband abzuschneiden.

Diese Streifen befestigte er beim Abstieg in regelmäßigen Abständen an Ästen und Büschen. Als er weiter nach unten kam, hörte er von der Straße Stimmen, die er zur Orientierung benutzte. An einer Stelle des Abhangs gab der weiche Untergrund plötzlich nach. Er stürzte und prallte mit dem Oberkörper gegen den Stamm einer Kiefer. Die raue Rinde zerriss sein Hemd und schürfte seine Rippenpartie übel auf.

Bosch blieb mehrere Sekunden reglos liegen. Er fürchtete, sich auf der rechten Seite ein paar Rippen gebrochen zu haben. Jeder Atemzug bereitete ihm Mühe und schmerzte. Laut stöhnend zog er sich langsam an dem Baumstamm hoch, um weiter den Stimmen zu folgen.

Wenig später hatte er die Straße erreicht, wo Dr. Guyot mit seinem Hund und einem anderen Mann wartete. Die zwei Männer machten bestürzte Gesichter, als sie das Blut auf Boschs Hemd sahen.

»Was haben Sie denn gemacht?«, rief Guyot.

»Nichts. Ich bin nur gefallen.«

»Ihr Hemd ist ja â¦ Sie bluten!«

»Das gehört zu meinem Job.«

»Lassen Sie mich das mal ansehen.«

Der Arzt kam auf ihn zu, aber Bosch hielt die Hände hoch.

»Mir fehlt nichts. Wer ist das?«

»Ich bin Victor Ulrich«, antwortete der andere Mann. »Ich wohne hier.«

Er zeigte auf das Haus neben dem unbebauten Grundstück. Bosch nickte.

»Ich wollte nur mal sehen, was hier los ist.«

»Also, im Moment ist gar nichts los. Aber dort oben ist ein Tatort. Beziehungsweise in Kürze wird dort einer sein. Wahrscheinlich kommen wir erst morgen früh zurück, um mit den Ermittlungen fortzufahren. Aber ich muss Sie beide bitten, sich davon fernzuhalten und niemandem etwas davon zu erzählen. Ist das klar?«

Beide Männer nickten.

»Und, Doktor, lassen Sie Ihren Hund die nächsten paar Tage nicht mehr von der Leine. Ich muss jetzt zu meinem Wagen zurück, um zu telefonieren. Mr. Ulrich, wir werden mit Ihnen sprechen müssen. Sind Sie morgen erreichbar?«

»Sicher. Jederzeit. Ich arbeite zu Hause.«

»Woran?«

»Ich schreibe.«

»Okay. Dann bis morgen.«

Bosch ging mit Guyot und dem Hund zu dessen Haus zurück.

»Ich sollte mir Ihre Verletzung wirklich mal ansehen«, drängte Guyot.

»Das wird schon wieder.«

Bosch blickte kurz nach links und glaubte zu sehen, wie sich hinter einem der Fenster des Hauses, an dem sie gerade vorbeikamen, rasch ein Vorhang schloss.

»So, wie Sie gehen, haben Sie sich bestimmt eine Rippe angeknackst«, sagte Guyot. »Vielleicht sogar gebrochen. Vielleicht auch mehr als eine.«

Bosch dachte an die kleinen, dünnen Knochen, die er eben unter den Akazien gesehen hatte.

»Es gibt nichts, was man für eine Rippe tun kann«, sagte er. »Ob sie nun gebrochen ist oder nicht.«

»Ich kann sie mit Heftpflaster fixieren. Danach fällt Ihnen zumindest das Atmen um einiges leichter. Ich kann auch die Wunde versorgen.«

Bosch lenkte ein.

»Okay, Doc, Sie holen Ihre schwarze Tasche, ich hole mein zweites Hemd.«

Wenige Minuten später, in Guyots Haus, säuberte der Arzt den tiefen Kratzer an der Seite von Boschs Brustkorb und fixierte seine Rippen mit Pflastern. Danach war es nicht mehr so schlimm, aber es tat weiterhin weh. Guyot sagte, er könne ihm kein Rezept mehr ausstellen, würde ihm aber ohnehin raten, nichts Stärkeres als Aspirin zu nehmen.

Bosch fiel ein, dass er noch eine Packung Vicodin-Tabletten hatte, die er sich besorgt hatte, als er sich vor ein paar Monaten einen Weisheitszahn hatte ziehen lassen. Sie würden die Schmerzen lindern, wenn er das tatsächlich wollte.

»Es geht schon«, sagte er. »Und vielen Dank für Ihre Hilfe.«

»Nicht der Rede wert.«

Bosch zog sein gutes Hemd an und beobachtete, wie Guyot den Erste-Hilfe-Koffer zumachte. Er fragte sich, wie lange der Arzt schon keinen Patienten mehr behandelt hatte.

»Wie lange sind Sie schon pensioniert?«, fragte er.

»Nächsten Monat werden es zwölf Jahre.«

»Fehlt Ihnen Ihr Beruf?«

Guyot wandte sich von dem Erste-Hilfe-Koffer ab und sah ihn an. Der Tremor war weg.

»Jeden Tag. Wobei mir die Arbeit als solche - die einzelnen Fälle - nicht fehlt, wissen Sie. Aber es war etwas, was ich sinnvoll und nützlich fand. Und das fehlt mir.«

Bosch dachte an das, was Julia Brasher über die Arbeit beim Morddezernat gesagt hatte. Zum Zeichen, dass er verstanden hatte, was Guyot meinte, nickte er.

»Sie sagten, dort oben war ein Tatort?«, sagte der Arzt.

»Ja. Ich habe noch mehr Knochen gefunden. Ich muss mal telefonieren, sehen, was wir machen werden. Dürfte ich kurz Ihr Telefon benutzen? Ich schätze, mein Handy funktioniert hier nicht.«

»Nein, im Canyon nicht. Nehmen Sie den Apparat dort auf dem Schreibtisch. Ich werde Sie solange allein lassen.«

Er nahm den Erste-Hilfe-Koffer mit, als er das Zimmer verließ. Bosch ging hinter den Schreibtisch und setzte sich. Der Hund lag neben dem Stuhl auf dem Boden. Das Tier blickte auf und schien überrascht, als es Bosch auf dem Platz seines Herrchens sitzen sah.

»Calamity«, sagte er. »Heute hast du, glaube ich, deinem Namen alle Ehre gemacht.«

Bosch langte nach unten und massierte den Hals des Hundes. Der Hund knurrte, und er zog die Hand rasch zurück. Gleichzeitig fragte er sich, ob es an ihm oder an der Erziehung des Hundes lag, dass er so feindselig reagierte.

Er nahm den Hörer ab und wählte die Privatnummer seiner Vorgesetzten, Lt. Grace Billets. Er schilderte ihr, was in der Wonderland Avenue passiert war und was er auf dem Hügel gefunden hatte.

»Wie alt sehen diese Knochen aus, Harry?«, wollte Billets wissen.

Bosch sah auf das Polaroidfoto, das er von den kleinen Knochen gemacht hatte, die er auf der Erde gefunden hatte. Es war eine schlechte Aufnahme, der Blitz zu hell, weil er zu nahe dran gewesen war.

»Keine Ahnung, für mich sehen sie alt aus. Ich würde sagen,...
mehr

Autor

Michael Connelly ist mit über 85 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen einer der US-amerikanischen Krimi-Superstars. 1956 geboren, wuchs er in Florida auf, wo er als Journalist arbeitete, bis ihn die Los Angeles Times als Gerichtsreporter in die Stadt holte, in der sein literarisches Idol Raymond Chandler seine Romane spielen ließ, was Connelly ihm später gleichtun sollte. Im Kampa Verlag erscheinen neben den Fällen des legendären Ermittlers Harry Bosch und der Nachtschicht-Detective Rene¿e Ballard auch Connellys Romane mit Jack McEvoy und Michael »Mickey« Haller. Connelly lebt in Kalifornien und in Florida.