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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Kampa Verlagerschienen am21.09.2023
Seit neun Jahren wartet Ronnie Joe Waddel im Todestrakt auf seine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl. Während vor dem Staatsgefängnis von Virginia noch die Gegner der Todesstrafe protestieren, obduziert Chief Medical Examiner Dr. Kay Scarpetta zweiundzwanzig Minuten nach seinem Tod Waddels Leiche. Kurz darauf bekommt sie es mit dem grausamen Mord an einem Dreizehnjährigen zu tun - und das Verbrechen trägt Waddels Handschrift. Ist der Mörder von den Toten auferstanden? Oder war seine Hinrichtung womöglich ein Irrtum? Ein auf die Verteidigung von Todeskandidaten spezialisierter Anwalt sitzt Scarpetta bei ihrer Arbeit im Nacken, besonders aber die Angst vor einer weiteren Leiche ...

Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextSeit neun Jahren wartet Ronnie Joe Waddel im Todestrakt auf seine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl. Während vor dem Staatsgefängnis von Virginia noch die Gegner der Todesstrafe protestieren, obduziert Chief Medical Examiner Dr. Kay Scarpetta zweiundzwanzig Minuten nach seinem Tod Waddels Leiche. Kurz darauf bekommt sie es mit dem grausamen Mord an einem Dreizehnjährigen zu tun - und das Verbrechen trägt Waddels Handschrift. Ist der Mörder von den Toten auferstanden? Oder war seine Hinrichtung womöglich ein Irrtum? Ein auf die Verteidigung von Todeskandidaten spezialisierter Anwalt sitzt Scarpetta bei ihrer Arbeit im Nacken, besonders aber die Angst vor einer weiteren Leiche ...

Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704508
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Reihen-Nr.4
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse981 Kbytes
Artikel-Nr.12464848
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Trotz des Barts und der Stirnglatze sah Detective Trent sehr jung aus. Weiße Fäden durchzogen das blonde Haar. Er war groß und schlank, sein mit einem Gürtel zusammengehaltener Trenchcoat wirkte wie frisch gestärkt, und die Schuhe glänzten. Er blinzelte etwas nervös, als wir uns vor dem Henrico Doctor´s Emergency Center begrüßten.

»Wenn es Ihnen recht ist, sprechen wir erst mal hier draußen ein paar Worte«, sagte er. »Hier sind wir ungestört.« Fröstelnd schlang ich die Arme um meinen Oberkörper, während nicht weit von uns mit ohrenbetäubendem Lärm ein Hubschrauber von dem grasbewachsenen Startplatz abhob. Der Mond stand als schmale Sichel am schiefergrauen Himmel, die parkenden Autos waren schmutzig von Streusalz und Winterregen. Der Wind biss mir ins Gesicht, aber es war nicht die Kälte, die mich an diesem trostlosen Morgen frieren ließ: Mir graute vor dem, was mir bevorstand.

»Wenn Sie den Jungen sehen, werden Sie verstehen, weshalb ich Sie hergebeten habe«, sagte der Detective, als das Rotorengeräusch wieder eine Verständigung möglich machte.

»Was wissen Sie über ihn?«, fragte ich.

»Ich habe mit seinen Familienangehörigen gesprochen und mit einigen anderen Leuten, die ihn kennen. Soviel ich daraus entnehmen konnte, ist Eddie Heath ein ganz durchschnittlicher Junge: Er liebt Sport, trägt Zeitungen aus und hatte noch nie Probleme mit der Polizei. Sein Vater arbeitet bei einer Telefongesellschaft, und die Mutter schneidert. Offenbar brauchte sie gestern Abend eine Dose Pilzcremesuppe für den Auflauf, den es zum Abendessen geben sollte, weshalb sie Eddie zu Lucky´s Convenience Store schickte.«

»Wie weit ist der Supermarkt von ihrem Haus entfernt?«, wollte ich wissen.

»Nur ein paar Blocks. Eddie ist schon oft dort gewesen; die Kassiererinnen kennen ihn mit Namen.«

»Wann wurde er zuletzt gesehen?«

»Gegen siebzehn Uhr dreißig. Er war nur kurz im Laden.«

»Da war es schon dunkel.«

»Ja, stimmt.« Trent schaute dem Hubschrauber nach, der sich in der Ferne wie eine weiße Libelle gegen den tristen Himmel abhob. »Gegen zwanzig Uhr dreißig überprüfte ein Streifenbeamter routinemäßig die Rückseiten der Gebäude an der Patterson Avenue und fand den Jungen dort, an einen Müllcontainer gelehnt.«

»Haben Sie Fotos?«

»Nein, Ma´am. Als der Beamte feststellte, dass der Junge noch lebt, holte er schnellstens Hilfe. Aber er hat uns eine ziemlich genaue Beschreibung gegeben: Der Junge war nackt und saß mit ausgestreckten Beinen und gesenktem Kopf da, die Arme hingen seitwärts herab. Neben ihm lag eine kleine Papiertüte, die die besagte Pilzcremesuppe und einen Knusperriegel enthielt. Die Temperatur betrug minus zwei Grad.«

Ein Krankenwagen hielt vor der Notaufnahme, und die Sanitäter zogen eine Trage heraus, auf der ein alter Mann festgeschnallt war. Mit metallischem Klicken klappten die Beine nach unten, und die Männer schoben den Patienten eiligst in das Gebäude. Wir folgten ihnen, bevor die automatischen Glastüren sich wieder schließen konnten. Der Korridor war gleißend hell, es roch steril. Auf Stühlen entlang der Wand saßen Verletzte, die darauf warteten, dass einer der Ärzte Zeit für sie hatte. Tag und Nacht riss hier die Arbeit nicht ab.

»Wo ist seine Kleidung?«, fragte ich. »Wurde eine Kugel gefunden?«

Wir hatten inzwischen den Lift erreicht.

»Seine Sachen liegen in meinem Kofferraum, ich bringe sie gleich anschließend ins Labor. Die Kugel steckt noch in seinem Kopf.«

Die pädiatrische Intensivstation lag am Ende eines gebohnerten Flurs. Auf den Glasscheiben in der hölzernen Flügeltür klebten Dinosaurier-Sticker. Dahinter leuchteten Regenbogen an den himmelblauen Wänden. Acht Zimmer waren im Halbkreis um die Wachstation gruppiert, die mit drei jungen Schwestern besetzt war. Eine saß am Computer, die zweite telefonierte. Die dritte, eine schlanke Brünette, sagte, als Trent den Grund unseres Besuchs erklärt hatte: »Ich bin die Oberschwester. Der behandelnde Arzt ist noch nicht da.«

»Wir wollen nur einen Blick auf seine Verletzungen werfen, dazu brauchen wir ihn nicht. Es wird nicht lange dauern«, erwiderte Trent. »Sind die Eltern noch drin?«

»Ja, sie waren die ganze Nacht hier.« Die Oberschwester führte uns zu Eddies Zimmer, ging hinein und zog die Tür hinter sich zu, ohne sie jedoch zu schließen.

»Nur ein paar Minuten«, hörte ich sie sagen. »Solange die Untersuchung dauert.«

»Was für ein Spezialist ist es denn diesmal?«, fragte der Vater mit unsicherer Stimme.

»Eine Ärztin, die viel über Verletzungen weiß. Sie ist so etwas wie eine Polizeiärztin.« Welch taktvolle Umschreibung für meinen Beruf.

Nach einer Pause sagte der Vater: »Aha. Es geht um Hinweise auf den Täter, ja?«

»Genau. Wie wär´s mit einem Kaffee, oder möchten Sie vielleicht etwas essen?«

Eddies Eltern kamen aus dem Zimmer, beide beträchtlich übergewichtig und mit müdem, verzweifeltem Blick, einfache Leute, deren Welt einzustürzen drohte. Als sie mich flehend ansahen, hätte ich ihnen gern etwas gesagt, das ihre Angst mildern würde, doch die tröstenden Worte blieben mir im Hals stecken. Mit hängenden Schultern gingen sie davon.

Eddie Heaths Kopf war verbunden. Er wurde künstlich beatmet und erhielt verschiedene Tropfinfusionen. Sein Gesicht war milchweiß, die zarten Lider schimmerten bläulich. Die rotblonden Brauen ließen auf seine Haarfarbe schließen. Er wirkte viel jünger als dreizehn. Seine Unterarme waren dünn, sein Körper zeichnete sich klein und schmächtig unter der Decke ab. Nur die überproportional großen Hände, in denen die Infusionsnadeln steckten, entsprachen seinem Alter.

»Dr. Scarpetta muss seine rechte Schulter und den rechten Oberschenkel sehen«, erklärte Trent der Schwester mit gedämpfter Stimme.

Sie holte zwei Paar Handschuhe - eines für sich und eines für mich -, und wir zogen sie an. Der Junge war nackt. In den Hautfalten und unter den Fingernägeln saß Schmutz. Patienten, deren Zustand kritisch ist, werden nicht gründlich gewaschen. Trent verkrampfte sich merklich, als die Schwester die Kompressen von den Wunden entfernte. »Großer Gott!«, murmelte er. »Das sieht ja noch schlimmer aus als gestern Abend. Mein Gott!« Er schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück.

Wenn mir jemand gesagt hätte, der Junge sei von einem Hai angegriffen worden, hätte ich es geglaubt. Wären da nicht die Wundränder gewesen: Sie zeigten eindeutig, dass das Fleisch aus der Schulter und der Innenseite des Schenkels mit einer glatten Klinge - einem Rasiermesser etwa - herausgeschnitten worden war. Ich öffnete meine Instrumententasche, holte ein Lineal heraus und vermaß die Verletzungen, ohne sie zu berühren. Dann machte ich Fotos.

»Sehen Sie die Kratzer und Schnitte an den Rändern?« Trent war wieder ans Bett getreten und deutete darauf. »Es sieht aus, als habe der Täter ein Muster in die Haut geritzt und das Ganze dann entfernt.«

»Haben Sie am Anus Verletzungen festgestellt?«, fragte ich die Schwester.

»Beim Messen der Rektaltemperatur sind mir keine aufgefallen, und beim Intubieren wurde auch in Mund und Rachen nichts Ungewöhnliches festgestellt«, nahm sie die Beantwortung meiner nächsten Frage vorweg.

»Vielleicht befanden sich Tätowierungen an den fraglichen Stellen«, überlegte ich laut. »Oder Muttermale oder Narben.«

»Ich gehe die Eltern fragen«, erbot sich Trent. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.

»Sie werden in der Cafeteria sein«, vermutete ich.

»Ich finde sie schon.« Er verschwand.

Ich wandte mich an die Schwester: »Was sagen die Ärzte?«

»Der Zustand des Jungen ist kritisch, und er spricht auf keine Therapiemaßnahme an«, konstatierte sie nüchtern.

»Darf ich sehen, wo die Kugel eindrang?«

Sie lockerte den Rand des Kopfverbandes und schob ihn nach oben, bis das kleine Loch mit dem versengten Rand sichtbar wurde. Der Schusskanal verlief von der rechten Schläfe nach vorn.

»Durch den Stirnlappen?«, fragte ich.

»Ja.«

»Wurde ein Angiogramm gemacht?«

»Aufgrund der Schwellung ist das Gehirn nicht durchblutet. Es besteht keine elektroenzephalitische Aktivität, und als wir kaltes Wasser in die Ohren laufen ließen, wurde keine kalorische Aktivität ausgelöst. Das Gehirn reagierte nicht« Mit gleichgültiger Stimme berichtete sie von weiteren Versuchen, Hirndruck zu erzeugen.

Ich forschte nun nach Verletzungen, die darauf hindeuteten, dass er sich gewehrt hatte. Als ich vorsichtig, um nicht an die Infusionsnadeln zu kommen, seine rechte Hand untersuchte, schlossen sich seine Finger plötzlich um meine. Eine solche Reflexbewegung ist bei Hirntoten nichts Ungewöhnliches und kommt der eines Babys gleich, das einen hingehaltenen Finger festhält. Reflexe funktionieren, ohne einen Denkprozess vorauszusetzen.

In den vielen Stunden, die ich früher in Notoperationsräumen und auf Intensivstationen zubringen musste, hatte ich die Erfahrung gemacht, dass es leichterfiel, Patienten gegenüber neutral zu bleiben, die bereits bewusstlos eingeliefert waren. Doch obwohl dieser Junge hier nie mehr aufwachen würde und das, was seine Persönlichkeit ausmachte, zerstört war, rührte er an mein Herz. Ich legte seine Hand behutsam auf die Decke und drängte die Tränen zurück.

Die Schwester rückte den Verband an seinen Platz, legte frische Kompressen auf die Wunden und deckte den Jungen wieder zu. Ich zog die Handschuhe aus und ließ sie gerade in den Mülleimer fallen, als Trent zurückkam.

»Keine...
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Autor

Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.