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Leichenblass

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Kampa Verlagerschienen am22.02.2024
Proteste vor dem Gerichtsgebäude, Live-Berichterstattung, Blitzlichtgewitter - der aufsehenerregende Mordprozess, in dem Dr. Kay Scarpetta als Hauptzeugin aussagen muss, ist nicht nur ein Medienspektakel, er gleicht einer Hexenjagd. Für die Öffentlichkeit und den Staatsanwalt steht das Urteil längst fest: Gilbert Hooke hat nach einem Streit seine Verlobte brutal ermordet, ihre Leiche geschändet und sie in den Atlantik geworfen. Doch die erfahrene Forensikerin Scarpetta kann beweisen, dass ihr inzwischen verstorbener Kollege, der die Autopsie durchgeführt hat, wichtige Beweise übersehen hat: das Fehlen von Totenflecken, welche die Leiche aufweisen müsste, wenn sie länger an der Luft gelegen hätte, und die Kieselalgen in der Lunge der jungen Frau, die auf den Tod durch Ertrinken hinweisen. Der Staatsanwalt zieht alle Register, um Scarpettas Glaubwürdigkeit zu demontieren. Und es kommt noch schlimmer: Die Schwester der Richterin, eine Mitarbeiterin der CIA, wird tot aufgefunden. Obwohl man es ihr von höchster Stelle untersagt, stellt Scarpetta Nachforschungen an, denn sie kennt die Familie persönlich ...

Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,90
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextProteste vor dem Gerichtsgebäude, Live-Berichterstattung, Blitzlichtgewitter - der aufsehenerregende Mordprozess, in dem Dr. Kay Scarpetta als Hauptzeugin aussagen muss, ist nicht nur ein Medienspektakel, er gleicht einer Hexenjagd. Für die Öffentlichkeit und den Staatsanwalt steht das Urteil längst fest: Gilbert Hooke hat nach einem Streit seine Verlobte brutal ermordet, ihre Leiche geschändet und sie in den Atlantik geworfen. Doch die erfahrene Forensikerin Scarpetta kann beweisen, dass ihr inzwischen verstorbener Kollege, der die Autopsie durchgeführt hat, wichtige Beweise übersehen hat: das Fehlen von Totenflecken, welche die Leiche aufweisen müsste, wenn sie länger an der Luft gelegen hätte, und die Kieselalgen in der Lunge der jungen Frau, die auf den Tod durch Ertrinken hinweisen. Der Staatsanwalt zieht alle Register, um Scarpettas Glaubwürdigkeit zu demontieren. Und es kommt noch schlimmer: Die Schwester der Richterin, eine Mitarbeiterin der CIA, wird tot aufgefunden. Obwohl man es ihr von höchster Stelle untersagt, stellt Scarpetta Nachforschungen an, denn sie kennt die Familie persönlich ...

Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783311704799
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum22.02.2024
Reihen-Nr.26
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1270 Kbytes
Artikel-Nr.13949287
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Nach drei Tagen im Atlantik, dazu noch während einer Hitzewelle, war April Tupelo nicht einmal für ihre eigene Familie wiederzuerkennen.

Die ehemalige Schönheitskönigin war »Treibgut«, wie einige abgebrühte Cops es nannten. Und zwar mit der Folge, dass ihre Leiche nun grünlich marmoriert und von Fäulnisgasen aufgebläht war. Die äußerste Hautschicht und das lange blonde Haar hatten sich vom Körper gelöst. Augen, Ohren, Lippen und andere Weichteile fehlten. Auf den im überfüllten Gerichtssaal gezeigten Aufnahmen erinnerte sie an etwas aus dem Spielfilm Der weiße Hai.

Als ihre sterblichen Überreste vor einundzwanzig Monaten am Strand von Wallops Island angespült worden waren, hatte ich noch nicht in Virginia gearbeitet. Deshalb habe ich weder den Tatort besucht noch die Autopsie durchgeführt. Der dafür zuständige Kollege weilt indes nicht mehr unter den Lebenden und kann darum nicht für seine ungeheuren Fehleinschätzungen zur Rechenschaft gezogen werden. Als ich den Fall auf den Tisch bekam, hatte man bereits April Tupelos Verlobten wegen Mordes aus niederen Beweggründen und Leichenschändung angeklagt.

Nun wartete er im Gefängnis auf seine Verhandlung, in Einzelhaft und ohne die Möglichkeit einer Kaution. Unterdessen machte der Mord international Schlagzeilen. Hinzu kam, dass der Staatsanwalt sich in den Fall verbissen hatte wie ein Hund in einen Knochen. Egal was ich sagte.

»Lassen Sie mich noch einmal betonen, wie sehr ich es bedauere, Sie mit diesen verstörenden Bildern konfrontieren zu müssen«, verkündet Bose Flagler, der Commonwealth Attorney von Alexandria, gerade in seinem melodiösen Südstaatenakzent. Wenn ich von Anfang an für diesen Fall zuständig gewesen wäre, säßen wir heute nicht hier. »Ein Anblick wie dieser kann einen Menschen bis tief in die Seele hinein verletzen, finden Sie nicht auch, Ma´am?«

»Ich habe die Frage nicht ganz verstanden«, erwidere ich.

Flagler nimmt vor dem Zeugenstand eine neue Pose ein, wobei er sein Bestes tut, um mir die Sicht auf die Geschworenen zu versperren. Er ist ein Meister der Choreographie. Jede Bewegung sitzt, und außerdem entfernt er sich nie weit aus dem Blickfeld der fest installierten Kameras von Court TV.

»Doch ganz gleich, wie schwer es uns auch fallen mag, hinzuschauen, ohne den Blick abzuwenden, Ma´am, stimmen Sie mir nicht darin zu, dass wir es April Tupelo schuldig sind, uns bewusst zu machen, was ihr am Ende ihres viel zu kurzen Lebens angetan wurde?« Flagler tigert vor mir auf und ab. »Ist es nicht unsere moralische Pflicht, Ma´am?«

Dass er mich ständig mit Ma´am anspricht, ist das genaue Gegenteil von höflich. Vielmehr dient es dem Zweck, mich als nicht weiter ernst zu nehmende Hobbydetektivin abzutun, die sich von ihren Hormonen und weiblicher Intuition leiten lässt. Seit ich im letzten Jahr zum Chief Medical Examiner ernannt wurde, sind wir einander schon öfter vor Gericht begegnet. Bis jetzt war er stets kriecherisch höflich und hat manchmal sogar mit mir geflirtet. Bis zu diesem Fall war ich ja nicht der Feind.

»Ich verstehe immer noch nicht, was Sie mich fragen wollen«, wende ich wieder ein. Ich merke den Geschworenen an, dass sie an seinen Lippen hängen.

Das passiert jedes Mal. Flagler ist vierunddreißig, charismatisch, intelligent und darüber hinaus Junggeselle. Außerdem erinnert er an den David oder den Giuliano de Medici von Michelangelo, nur im Anzug. Einem teuren Anzug. Nun steckt er die Hand in die Tasche und fördert das kleine Tablet zutage, mit dem er seine grausige Diashow steuert.

»Es tut mir wirklich leid, dass es nötig ist, die Anwesenden diesen drastischen Bildern auszusetzen«, lügt Flagler unverfroren, als die schockierenden Fotos auf den Monitoren überall im Gerichtssaal erscheinen.

Er klickt sich durch einige Fotos, die den auf dem Bauch liegenden Leichnam des Opfers in der Rechtsmedizin von Norfolk zeigen. Auf den Nahaufnahmen des mit Striemen bedeckten Rückens und Gesäßes sind vier lange, tiefe, dicht an dicht gesetzte Hautrisse zu sehen. Sie klaffen weit offen und sind schwärzlich rot verfärbt.

»Sie kennen diese Fotos bereits, richtig?«, wendet Flagler sich an mich.

»Diese und viele andere.«

»Und was wir hier sehen, sind die verwesenden Überreste des Opfers, genauer gesagt die gewaltsamen Einschnitte in ihrem Rücken, als der Angeklagte versuchte, sie in Fischköder ...«

»Einspruch!«

»Was ist es denn diesmal, Mr. Gallo?«, fragt Richterin Annie Chilton. Sie thront in einem schwarzen Ledersessel, flankiert von den Flaggen der Vereinigten Staaten und des Bundesstaates. Hinter ihr prangt das bronzene Siegel von Virginia.

»Die Fotos sind emotionalisierend und vorverurteilend. Der Herr Staatsanwalt befragt nicht die Zeugin, sondern macht selbst eine Aussage, Euer Ehren! Schon wieder!«

»Abgelehnt. Schon wieder. Bitte formulieren Sie Ihren Antrag um. Und dann machen wir weiter.«

Annie ist Anfang fünfzig, hat ein lebendiges Gesicht und kurzes Haar. Sie ist schlank und hochgewachsen, und man würde sie eher apart als hübsch nennen. Aus ihrem Verhalten heute Nachmittag hier im Gerichtssaal würde niemand schließen, dass wir einander noch aus dem Jurastudium in Georgetown kennen. Auch nicht, dass wir damals zusammengewohnt haben und dass sie es war, die mich im letzten Jahr ermutigt hat, nach Virginia zurückzukehren.

Genau genommen war sie es auch, die die Gouverneurin Roxane Dare überzeugt hat, mich zu ernennen. Alles zwischen uns war in bester Ordnung, bis letzten Monat, denn seitdem geht Annie mir ohne nachvollziehbaren Grund aus dem Weg.

»Danke, Euer Ehren, lassen Sie es mich anders versuchen«, erwidert Flagler in seinem warmen Bariton, begleitet vom zornigen Raunen und Schluchzen vieler Anwesender. »Was wir hier sehen, sind schwere Verletzungen, die dem Opfer postmortal zugefügt wurden. In anderen Worten, nach dem Tode, richtig, Ma´am?«

»Richtig«, bestätige ich.

»So sah April Tupelo also am Morgen des 17. Oktober 2020, eines Samstags, aus, nachdem sie drei Tage lang im Meer gelegen hatte?«, hakt er nach, worauf die aufgebrachten Stimmen ringsherum lauter werden.

»Wie Sie sehen können, wurde die Leiche gereinigt, bevor diese Fotos entstanden«, erwidere ich. »Außerdem schreitet die Verwesung rasch voran. Also sieht sie nicht mehr so aus wie kurz nach ihrem Auffinden ...«

»Ma´am, würden Sie mir darin zustimmen, dass die meisten Dinge, die für Sie beruflicher Alltag sind, auf den Durchschnittsmenschen traumatisierend wirken können?«

»Ich verstehe noch immer nicht ganz, was ...«

»Ich will darauf hinaus, dass Sie an einen Albtraum wie diesen gewöhnt sind. Die grausigen Bilder, die wir betrachten, seit Sie in den Zeugenstand getreten sind, sind für Sie Ihr täglich Brot. Dafür werden Sie bezahlt, richtig?«

»Ich glaube nicht, dass man sich je daran gewöhnt ...«

»Eine Leiche nach der anderen. Wieder ein Toter auf dem Tisch. Tag für Tag, es hört niemals auf. Wir wollen ehrlich sein und die Dinge beim Namen nennen. Der Tod ist hässlich. Es ist nichts Hübsches daran. Wie heißt es noch mal? The worms crawl in, the worms crawl out ...«

»Einspruch!« Sal Gallo springt auf.

»... they play pinochle on your snout ...« Flagler zitiert weiter den morbiden »Hearse Song« der Horror-Folk-Band Harley Poe. Er ist in Fahrt und hat sich darauf eingeschossen, mich als verschrobenen Psychofall hinzustellen. Eine seiner Taktiken ist, dass er mich nicht zu Wort kommen lässt. »Mir ist klar, dass Empathie nicht zu Ihrer Stellenbeschreibung gehört ...«

»Euer Ehren, ich erhebe Einspruch. Der Herr Staatsanwalt setzt die Zeugin unter Druck!« Gallo ist puterrot im Gesicht. Er trägt einen zerknitterten blauen Anzug aus Seersucker, und seine Fliege sitzt schief. »Seine Tiraden und Unterstellungen verfolgen nur den Zweck, die Geschworenen zu beeinflussen.«

»Abgelehnt.«

»Ich beantrage, meine Einsprüche ins Protokoll aufzunehmen.«

»Ihr Antrag wurde zur Kenntnis genommen.«

»Ich verlange noch einmal eine Einstellung des Verfahrens wegen schwerer Verfahrensfehler.« Zornig nimmt Gallo wieder Platz.

»Abgelehnt.«

 

Es ist offensichtlich, was Bose Flagler im Schilde führt. Seine Strategie ist schlau und vom Anfang bis zum Ende durchgeplant. Er will, dass ich einen möglichst schlechten Eindruck bei den Geschworenen hinterlasse. Deshalb hat er sich mich auch als letzte Zeugin vor Ende der Beweisaufnahme aufgespart.

Einzig und allein deshalb hat er mich in den Zeugenstand gerufen. Um mich zu demontieren. Um meine Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit infrage zu stellen, damit ich den Geschworenen als feindselige Akteurin im Gedächtnis bleibe. Flagler kann nur gewinnen, wenn er vernünftige Zweifel an meiner Aussage weckt.

»Euer Ehren«, meint er nun höflich und ungerührt. »Meiner Ansicht nach ist es nur fair, wenn die Geschworenen erfahren, für welche Tätigkeit die Zeugin als Chief Medical Examiner unseres schönen Bundesstaates bezahlt wird. Was genau in ihrer Stellenbeschreibung steht, das ein sechsstelliges Gehalt, finanziert von unseren Steuergeldern, rechtfertigt.«

»Einspruch. Jetzt geht es schon wieder los, Euer Ehren!«, unterbricht Gallo. »Außerdem ist anzunehmen, dass Mr. Flagler von besagtem Steuerzahler ebenso großzügig entlohnt wird!«

»So großzügig nun auch wieder nicht«, entgegnet er, worauf einige Zuschauer lachen.

»Mr. Gallo, Ihr...
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Patricia Cornwell, 1956 in Miami, Florida, geboren, arbeitete als Polizeireporterin in der Rechtsmedizin, bevor ihr mit Post Mortem der internationale Durchbruch als Autorin gelang. Post Mortem war der erste Krimi überhaupt, der in nur einem Jahr mit fünf bedeutenden internationalen Preisen ausgezeichnet wurde. Cornwell, die eine Zeit lang Leiterin der Abteilung für Angewandte Forensik der University of Tennessee war, recherchiert die wissenschaftlichen Details in jedem ihrer Kay-Scarpetta-Romane mit großer Akribie. Autorin und Figur könnten einander kaum ähnlicher sein: Beide stammen aus Miami, sind blond, geschieden und bei ihrer Arbeit perfektionistisch - sogar das Rauchen haben sie gemeinsam aufgegeben. Mittlerweile sind 25 Scarpetta-Romane erschienen, und alle haben die internationalen Bestsellerlisten erobert.