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Das Versprechen eines neuen Tages

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Gerth Medienerschienen am19.08.20241. Auflage
Süddeutschland, 1945: In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs arbeitet die Ungarin Betti als jüdische Zwangsarbeiterin in einem geheimen Flugzeugbauwerk. Hier begegnet sie Konrad, einem jungen deutschen Flugzeugwart. Trotz der Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen, kommen die beiden einander näher. Doch ehe sie Konrads Plan für Bettis Flucht in die Tat umsetzen können, wird das Lager wegen der anrückenden amerikanischen Streitkräfte geräumt, und sie verlieren einander aus den Augen. Fünfzehn Jahre später stehen sich die beiden erneut gegenüber: in England. Ist Bettis Liebe zu Konrad stark genug, um es zu wagen, an seiner Seite in das Land ihrer einstigen Peiniger zurückzukehren? Ein fesselnder und zu Herzen gehender Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert und einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen leistet.

Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextSüddeutschland, 1945: In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs arbeitet die Ungarin Betti als jüdische Zwangsarbeiterin in einem geheimen Flugzeugbauwerk. Hier begegnet sie Konrad, einem jungen deutschen Flugzeugwart. Trotz der Hindernisse, die sich ihnen in den Weg stellen, kommen die beiden einander näher. Doch ehe sie Konrads Plan für Bettis Flucht in die Tat umsetzen können, wird das Lager wegen der anrückenden amerikanischen Streitkräfte geräumt, und sie verlieren einander aus den Augen. Fünfzehn Jahre später stehen sich die beiden erneut gegenüber: in England. Ist Bettis Liebe zu Konrad stark genug, um es zu wagen, an seiner Seite in das Land ihrer einstigen Peiniger zurückzukehren? Ein fesselnder und zu Herzen gehender Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert und einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen leistet.

Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961226375
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum19.08.2024
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse1518 Kbytes
Artikel-Nr.14576732
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel
In einem Viehwaggon zwischen Ravensbrück und Augsburg, Februar 1945

Betti registrierte kaum, dass der Zug angehalten hatte. Viel zu oft war das während der vergangenen Woche der Fall gewesen.

Beim ersten, zweiten, dritten Halt hatte sie jeweils hoffnungsvoll und gleichzeitig voller Furcht auf den Augenblick gewartet, da die Tür des Viehwaggons aufgeschoben wurde. Waren sie endlich am Ziel? Und falls ja, was wartete dort auf sie? Die Gaskammern von Auschwitz oder »nur« der Aufenthalt in einem weiteren überfüllten Lager, beherrscht von einer Meute deutscher Wärterinnen, die es kaum erwarten konnten, ihre neu eingetroffenen Opfer auf jede erdenkliche Weise zu quälen?

Doch jedes Mal bislang hatte man die Tür nur einen Spaltbreit geöffnet, um den Wageninsassen die tägliche Essensration in ihre Blechnäpfe zu füllen: einen einzigen Löffel voll wässriger Suppe, die oft nicht einmal mehr warm war. Oder um die wenigen Aborteimer zu entleeren, die die fünfundsiebzig Personen sich teilen mussten. Oder aber um die leblosen Körper derer zu entfernen, die den qualvollen Umständen dieser Reise durch den Tod entflohen waren. Nach der dritten Frau, die man tot aus der dicht gedrängten Menge der Übrigen herausgezerrt und achtlos neben die Bahngleise geworfen hatte, hatte Betti aufgehört, die Leichen zu zählen.

Genau erinnerte sie sich nur an eine Leidensgenossin, die ein paar Tage nach der Abfahrt aus Ravensbrück im überfüllten Waggon verrückt geworden war. Auf allen vieren war sie umhergekrochen, um die anderen in die Waden zu beißen, bis der Tod sie endlich erlöst hatte. Und darüber hinaus an Ruth, die vorher gemeinsam mit Betti und ihrer Schwester im Untergrund gelebt hatte. Damit war Ruth für sie wie eine schmerzliche letzte Verbindung zu ihrer alten Heimat und ihrem früheren Leben gewesen, und als man ihren bis auf die Knochen abgemagerten Körper aus dem Waggon gezerrt hatte, hatte Betti laut aufgeschluchzt.

Einmal jedoch blieb der Zug auf den Gleisen stehen, ohne dass sich die Tür öffnete. Stattdessen drang von draußen Flugzeuglärm herein und das Pfeifen fallender Bomben. Druckwellen von Explosionen schüttelten den schweren Viehwaggon, als beabsichtigten sie, ihn aus seinem Gleisbett zu werfen. Ein paar verirrte Geschosse durchschlugen gar die Wand ihres Waggons und töteten zwei Frauen. Betti und Eva drängten sich noch dichter aneinander, als sie es ohnehin schon taten, sodass Betti jede einzelne knochige Rippe ihrer drei Jahre jüngeren Schwester an ihrem eigenen Körper spürte.

Eva zitterte und verkrampfte sich, vor Angst ebenso wie vor der eisigen Kälte in dem elenden Quartier, da halfen auch Bettis tröstend um sie geschlungene Arme nicht. Ohnehin hatte die Jüngere sich körperlich nie vollkommen von ihrem Treppensturz im Dezember erholt, jammerte oft wegen ihres schmerzenden Kopfes oder lief in gekrümmter Haltung. Beschützend legte Betti deshalb ihre Hände über Evas Ohren, um zumindest den furchterregenden Lärm ein wenig abzumildern.

Als sie selbst nichts mehr von dem Tumult draußen hörte, wartete sie darauf, dass der Zug sich wieder in Bewegung setzte, aber er blieb an Ort und Stelle stehen. Eine der älteren Frauen vermutete, dass Bomben die Gleise vor ihnen zerstört hatten, doch was machte das Wissen darüber schon für einen Unterschied. Tatsache war, der Zug stand still. Für Stunden, für Tage oder sogar länger, Betti wusste es nicht einzuschätzen.

Die Gesetzmäßigkeiten ihres alten Lebens, vor allem aber das Gesetz der Zeit existierte nicht in diesem eisigen Gefängnis aus Bretterwänden und einem notdürftig mit Stroh bedeckten Boden. Hunger und Durst, Verzweiflung und Tod waren es, die hier das Regiment übernommen hatten. Ganz zu schweigen von dem bestialischen Gestank der überlaufenden Toiletteneimer, dem Stöhnen der Frauen in Hungerkrämpfen und ihren immer seltener werdenden Rufen nach Wasser. Gab es überhaupt noch eine Welt außerhalb dieser Hölle?

Erst als endlich ein heftiger Ruck durch den Waggon ging und die Räder des Zuges sich wieder in Bewegung setzten, schöpfte Betti ein wenig neue Hoffnung. Sie rappelte sich mühsam auf, drückte ihre schläfrige Schwester an sich und bahnte sich mit dem freien Ellbogen einen Weg an die Waggonwand, bis hin zu einem der Löcher, die die Kugeln zuvor hinterlassen hatten.

Die Einschussstelle war winzig, dennoch bot sie ihr einen begrenzten Blick ins Freie. Es war Tag, und obwohl dichte graue Wolken über den Himmel zogen, schloss sie nach der permanenten Dunkelheit des Viehwaggons einen Moment lang geblendet die Augen. Danach erkannte sie eine Landschaft mit kahlen, winterbraunen Hügeln und Feldern und ein paar einsam gelegenen Bauernhöfen in der weiteren Umgebung. Tiefe Bombenkrater auf der Landstraße, abgeholzte oder verkohlte Waldstücke und vereinzelte, scharf gezackte Hausruinen kündeten in der kaum bewohnten Gegend vom Krieg. War dies hier immer noch das gefürchtete Deutsche Reich oder waren sie längst über seine Grenzen hinaus in ihr unbekanntes Schicksal gefahren?

Nachdem Betti sich sattgesehen hatte an jener Außenwelt, die trotz allem noch existierte, ließ sie sich an der Wand entlang erschöpft zu Boden sinken. Eva döste längst wieder vor sich hin, obwohl es im Grunde zu kalt war, um zu schlafen. Eine dünne Eisschicht überzog den Waggon sogar von innen, ebenso die wenigen freien Zentimeter der kahlen Bodenfläche zwischen den Frauen.

Betti lauschte dem flachen, raschen Atem ihrer Schwester in der Hoffnung, ebenfalls für einige Minuten Ruhe und vielleicht sogar vorübergehenden Frieden zu finden. Mit aller Willenskraft versuchte sie, ihre ausgetrocknete Kehle, den bohrenden Schmerz ihres Magens und den Wind, der durch die Ritzen pfiff, zu ignorieren und vor sich hin zu dämmern, und verpasste deshalb fast den nächsten Halt des Zuges. Auch, dass sich die Tür öffnete und tatsächlich Sonnenlicht ins Wageninnere drang, entging ihr.

Plötzlich aber bebte der Boden des Viehwaggons und sämtliche Frauen um sie herum drängten sich mit einem Aufschrei in Richtung der Türöffnung. »Brot!«, glaubte Betti aus den Rufen herauszuhören. »Sie haben Brot!«

Vergessen war alle Mattigkeit. Sie sprang auf, bahnte sich mit dem Einsatz beider Ellbogen rücksichtslos einen Weg durch die Menge ihrer halb verhungerten Leidensgenossinnen. Als es nahe der Tür dennoch kein Durchkommen mehr gab, ließ sie sich, wie vor etlichen Tagen die Verrückte, auf allen vieren nieder und kämpfte sich zwickend und beißend zwischen knochigen, blau gefrorenen Beinen hindurch.

Brot! war das Einzige, was sie denken konnte. Essen für Eva und mich! Ihre Schwester war bereits zu schwach, um für sich selbst zu sorgen, sie brauchte die Nahrung dringender als alle anderen, selbst wenn diese nur aus einem Bissen trockenen Brotes bestand. Und auch von Betti wäre in Kürze nichts weiter übrig als ein von Haut überzogenes Skelett, falls sie nicht bald mehr in den Magen bekam als einen Löffel Flüssigkeit am Tag.

Endlich war Betti vorn an der Tür angelangt. Sie hob den Kopf und blickte unmittelbar in das Gesicht einer verhärmten älteren Frau unten auf dem Bahnsteig. Diese hielt einen Blecheimer voll Brotscheiben in der Hand. Neben ihr stand eine weitere Frau mit einem Kessel dampfender Suppe.

Im Gegensatz zu vielen ihrer Leidensgenossinnen besaß Betti jedoch keine leere Blechdose als Behälter für eine Portion Suppe. Und selbst wenn das der Fall gewesen wäre - wie hätte sie diese durch die hysterische Menge zurück zu Eva transportieren sollen, ohne dabei alles zu verschütten?

Mühsam riss sie deshalb ihre Augen von der verführerisch heißen Suppe los und streckte stattdessen die Hände nach dem Brot aus. Die erste Scheibe steckte sie rasch unter ihren Mantel und richtete erneut einen flehenden Blick auf ihre Wohltäterin. »Ez a hugomnak lesz!«, sagte sie dabei auf Ungarisch und gleich darauf mit schwerer Zunge auf Deutsch: »Das ... für meine Schwester!«

Ohne lange zu überlegen, schob die mitfühlende Helferin zwei weitere Scheiben Brot direkt unter Bettis Mantel und diese kämpfte sich zurück zu Eva.

Nach dem Gedränge im Türbereich war das Wageninnere nahezu leer und Betti konnte schemenhaft die Rückwand erkennen. Doch niemand lehnte halb aufrecht an den Brettern, kein schmaler, kindlicher Körper hatte sich auf dem Boden davor schlafend zusammengerollt. Wo war Eva?

Betti stolperte vor Schreck, fiel, stemmte sich wieder in die Höhe und stieß einen heiseren Ruf aus: »Eva? Eva, wo bist du?«

Taumelnd erreichte sie die Wand, wo sie sich erneut zu Boden gleiten ließ und suchend um sich tastete. Nur für den Fall, dass ihre Augen sie trogen, weil das plötzliche Tageslicht auf dem Bahnsteig sie so geblendet hatte. Tatsächlich ertastete sie einen Körper, aber das zornige Stöhnen, das ihre Berührung hervorrief, stammte keinesfalls von Eva. Meter für Meter arbeitete sie sich an der Wand entlang, bei jeder Bewegung einen Stoßseufzer ausstoßend: »Bitte, lass mich Eva finden - lass sie mich lebend finden! Sie ist doch alles, was ich noch habe!«

Endlich, nach einer Ewigkeit voll wachsender Verzweiflung, stieß sie an einen weiteren Körper und eine leise Stimme fragte: »Bist du das, Betti? Ich habe dich gesucht, wo warst du denn?«

Vor Erleichterung schluchzte Betti auf, schloss Eva fest in die Arme und vergrub ihr Gesicht in deren wirrem, nach Ausdünstungen stinkendem Haar. »Ich habe uns nur etwas zu essen besorgt!«, erklärte sie, als sie wieder in der Lage war zu sprechen. »Sieh nur - Brot! Und es ist sogar frisch, glaube ich! Aber iss langsam, damit du kein...

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Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.