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Auf den Flügeln der Zeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am29.08.20211. Auflage
Köln, 1946: Die siebenjährigen Zwillinge Rosmarie und Gerd Henke werden im Rahmen der 'Operation Shamrock' nach Irland gebracht, um den schwierigen Lebensumständen im Nachkriegsdeutschland zu entkommen. Während Gerd nach drei Jahren in die alte Heimat zurückkehrt, wird Rosie adoptiert und verbringt den Großteil ihres Lebens auf der Grünen Insel. Über 70 Jahre später verspürt Rosie den Wunsch, zu ihren Wurzeln zurückzukehren, und reist noch einmal nach Deutschland. Dort lernt sie die 23-jährige Delia kennen. Gemeinsam machen sich die Frauen auf die Suche nach Gerd, denn Rosie wünscht sich nichts sehnlicher, als ihren Zwillingsbruder noch einmal in die Arme zu schließen. Doch ist dieser überhaupt noch am Leben? Ein fesselnder und zu Herzen gehender Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert und ein Stück deutsche Geschichte zu neuem Leben erweckt.

Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.
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Produkt

KlappentextKöln, 1946: Die siebenjährigen Zwillinge Rosmarie und Gerd Henke werden im Rahmen der 'Operation Shamrock' nach Irland gebracht, um den schwierigen Lebensumständen im Nachkriegsdeutschland zu entkommen. Während Gerd nach drei Jahren in die alte Heimat zurückkehrt, wird Rosie adoptiert und verbringt den Großteil ihres Lebens auf der Grünen Insel. Über 70 Jahre später verspürt Rosie den Wunsch, zu ihren Wurzeln zurückzukehren, und reist noch einmal nach Deutschland. Dort lernt sie die 23-jährige Delia kennen. Gemeinsam machen sich die Frauen auf die Suche nach Gerd, denn Rosie wünscht sich nichts sehnlicher, als ihren Zwillingsbruder noch einmal in die Arme zu schließen. Doch ist dieser überhaupt noch am Leben? Ein fesselnder und zu Herzen gehender Roman, der auf wahren Begebenheiten basiert und ein Stück deutsche Geschichte zu neuem Leben erweckt.

Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961224876
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum29.08.2021
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1487 Kbytes
Artikel-Nr.7843890
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Kapitel 1

Köln, April 2019

Ein schriller Misston durchbrach die im Wohnzimmer herrschende Stille, tönte blechern durch die warme, leicht abgestandene Abendluft. Die Türglocke!

Nun hat ein Läuten an der Wohnungstür, ob melodisch oder schrill, bisweilen gewisse Untertöne. In erwartungsvoller Erregung tönt die Glocke zum Beispiel, wenn ein Kind sie betätigt, das von der Schule nach Hause kommt und entweder das Mittagessen oder die nachmittägliche Freizeit oder beides gemeinsam kaum mehr erwarten kann. Ungeduldig-fordernd dagegen läutet der Paketbote, der noch einen Laderaum voll weiterer eiliger Lieferungen hat und nur ein hastig dahingekritzeltes Autogramm auf seinem Display sehen will. Verhalten-selbstbewusst klingelt wiederum der Mann von den Stadtwerken in seiner amtlichen Mission, und zaghaft-verhalten klingeln unangekündigte Besucher sowie Bittsteller jeglicher Art. Der Vertreter der Baufirma etwa, der einem Hauseigentümer die Dienste seines Betriebes zur Verschönerung des Eigenheims anbietet, oder das Mitglied eines Vereins mit einer Sammelbüchse samt Unterschriftenliste in der Hand ...

Das Läuten an Delias Tür war von letzterer Art - zaghaft-verhalten -, und es kam ihr mehr als ungelegen. Eben erst hatte sie sich auf die Couch fallen lassen und die Füße hochgelegt, um nach einem anstrengenden Arbeitstag die wohlverdiente Ruhe zu genießen. An einem sonnigen Frühlingstag in einem Café nahe am Dom zu arbeiten, das war wahrlich kein Zuckerschlecken. Der Strom der kaffeedurstigen Besucher war kaum einmal abgerissen: Touristen, die soeben den Kölner Dom besichtigt hatten oder noch besichtigen wollten, waren ebenso darunter wie junge Leute auf Shoppingtour, Anzugträger mit Aktenmappe und gehetztem Gesichtsausdruck sowie deren weibliche Pendants. David, der Barista, hatte seinen Platz hinter der Kaffeemaschine keine zwei Minuten verlassen können, und Delia hatte sich auf ihrem Weg zwischen Theke und Tischen schier die Füße wund gelaufen. So etwas hatte sie in den drei Monaten, die sie mittlerweile für David arbeitete, noch nicht erlebt.

Die Dreiundzwanzigjährige wünschte sich deshalb momentan nichts anderes, als dazusitzen und mit dem Zeichenstift in der Hand zu entspannen. Kam dabei eine brauchbare Illustration für ihren Arbeitgeber heraus, war es gut; falls nicht, auch kein Problem.

Was dagegen heute definitiv nicht mehr auf ihrer Liste stand, war der Empfang von unerwarteten Besuchern. Und an eine Verabredung für heute Abend konnte Delia sich beim besten Willen nicht erinnern.

Mit einem unwilligen Seufzen schwang sie ihre Beine von der Couch und ging zur Wohnungstür, während die Glocke zum zweiten Mal ertönte. Noch eine Nuance zaghafter als beim ersten Mal und dennoch nicht zu überhören.

Sie öffnete die Tür lediglich so weit, dass sie zwei ältere Damen davor ausmachen konnte. Wobei nur eine der beiden tatsächlich betagt war - sie zählte mindestens siebzig Jahre -, die andere war im Alter von Delias Mutter.

Guten Tag, how are you? , grüßte Erstere. Und während Delia verblüfft den englischen Gruß registrierte, fügte die zweite Dame in derselben Sprache hinzu: Bitte entschuldigen Sie die Störung, Miss! Ich hoffe, Sie verstehen mich überhaupt, denn ich fürchte, wir haben eine etwas ungewöhnliche Bitte an Sie!

Ja? Abwartend hob Delia die Augenbrauen. Noch hegte sie die Hoffnung, die beiden Unbekannten rasch wieder loszuwerden.

Die jüngere Frau fuhr fort: Falls es Ihnen keine allzu großen Umstände macht, würden wir uns sehr darüber freuen, wenn Sie uns gestatten, einen kurzen Blick in Ihre Wohnung zu werfen. Sie müssen wissen, meine Mutter , sie legte ihre Hand auf den Arm der älteren, hat genau hier die ersten Jahre ihres Lebens verbracht, bevor sie in der Nachkriegszeit nach Irland geschickt wurde, wo sie seither lebt. Sie würde so gern noch einmal den Ort ihrer frühesten Kindheit sehen!

A-ha! Delias Augenbrauen hoben sich ein weiteres Stück, und sie musterte ihre Besucher wortlos. Hatte sie das in dem äußerst merkwürdig betonten Englisch vorgebrachte Anliegen der beiden richtig verstanden? Sie baten tatsächlich um Zutritt zu ihrer Wohnung? Wie unverfroren war das denn, bitte schön? Handelte es sich dabei vielleicht um eine neue Masche von Trickbetrug? Eine ihr unbekannte Methode, mit deren Hilfe Einbrecherbanden Häuser ausspähten, um sie zu einem späteren Zeitpunkt auszurauben? Sie erinnerte sich deutlich daran, wie ein Kunde im Café neulich von einem Anrufer erzählte, der - unter dem Deckmantel polizeilicher Präventionsmaßnahmen - Auskunft über eventuell in der Wohnung vorhandene Wertgegenstände verlangt hatte. In einer Stadt wie Köln war in der Tat alles möglich, so betulich und glaubwürdig die beiden Ladys mit ihren über den Arm gelegten Allwetterjacken und ihrem ungewöhnlichen Englisch auch wirkten ...

Ich kann Ihr Misstrauen durchaus nachvollziehen, Miss ... , die hochgewachsene Dame mit dem silbernen, kunstvoll hochgesteckten Haar warf einen kurzen Blick auf das an der Tür angebrachte Namensschild, ... Miss Winter. Heutzutage kann man gar nicht vorsichtig genug sein. Aber ich versichere Ihnen, ich bin wirklich nur eine alte Dame auf der Suche nach meinen Wurzeln: Mrs Rosie Healy aus Sligo, Irland, und dies ist meine Tochter Mrs Valerie O´Shea. Möglicherweise haben Sie ja schon einmal von der Operation Shamrock gehört, in deren Rahmen man damals ausgebombte deutsche Kinder nach Irland schickte?

Mrs Healy - falls das ihr tatsächlicher Name war - besaß den gleichen eigenartigen Akzent wie ihre Begleiterin, aber ihre Stimme klang überraschend weich und melodisch. Sie sprach mit dem Timbre einer Märchentante, der Delia als Kind stundenlang hätte lauschen können. War das lediglich ein auf Sympathie abzielender Teil ihrer Tarnung oder doch echt?!

Weiterhin zögerlich antwortete Delia: Operation Shamrock? Sorry, nein, davon habe ich nie gehört!

Tatsächlich nicht? Wie schade! Well, dann kann ich Sie nur bitten, unserer Geschichte trotzdem Glauben zu schenken. Oder brauchen Sie ein wenig Zeit, um die Fakten zu überprüfen, ehe Sie uns für einen kleinen Moment einlassen? Wenn das der Fall sein sollte, kommen wir gern morgen um dieselbe Zeit wieder, nicht wahr, Valerie?

Mrs Healy neigte den Kopf zu ihrer Begleiterin, und diese bestätigte: Sicher, Mum. Wenn das dein Wunsch ist, werden wir das möglich machen!

Schön! Wollen wir es dann so vereinbaren, Miss Winter? Die alte Dame lächelte. Dabei legte sich ihr schmales Gesicht in feinste Fältchen, und ihre wässrig blauen Augen strahlten Delia so offen an, dass diese ihrem Herzen einen Ruck gab. Manchmal musste man seinen Mitmenschen eben einen gewissen Vertrauensvorschuss schenken.

Das wird nicht nötig sein , erklärte sie deshalb. Kommen Sie doch gleich herein, nachdem Sie schon mal hier sind! Sie trat beiseite, um die ungeladenen Besucher passieren zu lassen.

Sind Sie sicher? Das ist überaus freundlich von Ihnen, Miss Winter. Wir werden Ihnen wirklich nur wenige Minuten zur Last fallen!

Schon in Ordnung, sehen Sie sich in Ruhe um! Delia bemühte sich um ein einladendes Lächeln.

Vielen, vielen Dank! Während sie sprach, trat Mrs Healy aus dem dämmrigen Flur ins Wohnzimmer, wo sie sich forschend umsah.

Ihr Blick glitt wortlos, aber eingehend, über die moderne Einrichtung. Einige Sekunden lang haftete er an Delias selbst gestaltetem Wandtattoo, einem blühenden Löwenzahn, dessen Samen vom Wind davongetragen wurden. Die kleinen Samenschirmchen bestanden aus Begriffen wie Faith, Hope, Love und Grace, der Pflanzenstängel wurzelte in einer aufgeschlagenen Bibel.

Wie schön! Das gefällt mir, Miss Winter , sagte sie und lächelte. Dann trat sie ans Fenster und schaute angestrengt hinaus.

Das erwartungsvolle Und? ihrer Tochter beantwortete sie mit einem traurigen Kopfschütteln. Nichts. Ich spüre nicht die geringste Verbundenheit mit diesem Ort. Es ist, als wäre ich niemals hier gewesen. Nicht einmal beim Blick aus dem Fenster kommt die Erinnerung zurück. Aber selbstverständlich war das Bild der Stadt damals ein vollkommen anderes, die Bomben hatten die Innenstadt ja komplett zerstört. Und den Wiederaufbau erlebte ich nicht mehr hier vor Ort.

Das tut mir leid! , entgegnete die Tochter.

In der Zwischenzeit öffnete Delia schweigend die Türen von Schlafzimmer und Küche. Mrs Healys deutlich sichtbare Enttäuschung hatte sie endgültig von der Echtheit der Geschichte überzeugt. Allerdings wünschte sie, ihr wäre vor dieser Besichtigung ein wenig Zeit zum Aufräumen geblieben. In der Küche, die von den Maßen her an die einer Puppenstube erinnerte, stapelte sich das Geschirr von zwei Tagen. Auf dem Tisch standen die Reste ihres Abendessens, und im Schlafzimmer hatte sich ein Berg schmutziger Wäsche angehäuft. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht.

Glücklicherweise schienen die beiden irischen Frauen von der Unordnung nichts wahrzunehmen. Mrs Healys Reaktion auf die restlichen Wohnräume blieb die gleiche wie zuvor. Und ihre anfängliche Enttäuschung war offenbar noch gewachsen.

Bleibt nur noch das Badezimmer , erklärte Delia und öffnete die letzte schmale Tür. Aber Sie betreten es besser nicht zu zweit, es ist noch winziger als die Küche!

In Ordnung. Mutter! Die Tochter schob die ältere Dame nach vorn, und diese betrat das kleine...


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Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.