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Das Licht im Fenster

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am06.06.20141. Auflage
Mitte des 19. Jahrhunderts: Die abenteuerlustige 18-jährige Charlotte aus Deutschland nimmt die Stelle als Gesellschafterin einer gelähmten Engländerin an. Schon bald ist sie nicht nur der jungen Mallory Carrington freundschaftlich zugetan, sondern auch mit deren Bruder Myles verlobt. Doch dann kommt Myles bei einem Jagdunfall ums Leben. Inmitten tiefer Verzweiflung und Trauer stößt Charlotte auf die Spur eines verheerenden Streits, der vor Jahren die Familie entzweite. Sie macht es sich zur Aufgabe, die zerstrittenen Verwandten miteinander zu versöhnen. Das gestaltet sich allerdings als ausgesprochen schwierig. Aber Charlotte lässt sich nicht beirren. Mit weitreichenden Konsequenzen ...

Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.
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Produkt

KlappentextMitte des 19. Jahrhunderts: Die abenteuerlustige 18-jährige Charlotte aus Deutschland nimmt die Stelle als Gesellschafterin einer gelähmten Engländerin an. Schon bald ist sie nicht nur der jungen Mallory Carrington freundschaftlich zugetan, sondern auch mit deren Bruder Myles verlobt. Doch dann kommt Myles bei einem Jagdunfall ums Leben. Inmitten tiefer Verzweiflung und Trauer stößt Charlotte auf die Spur eines verheerenden Streits, der vor Jahren die Familie entzweite. Sie macht es sich zur Aufgabe, die zerstrittenen Verwandten miteinander zu versöhnen. Das gestaltet sich allerdings als ausgesprochen schwierig. Aber Charlotte lässt sich nicht beirren. Mit weitreichenden Konsequenzen ...

Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961221356
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum06.06.2014
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2601 Kbytes
Artikel-Nr.3302554
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Kapitel 2

Einmal entsandt, fliegt das Wort unwiderruflich dahin.

(Horaz)

Mit einem glücklichen Seufzer zügelte Charlotte von Rixtorf ihre Stute. Vor ihr lag die unendliche Weite des Meeres. So glatt, wie es nur an einem windstillen, heißen Sommertag wie diesem möglich war, erstreckte sich die weite Wasserfläche von einer Linie direkt von den Hufen ihres Pferdes bis an den Horizont. Sonnenstrahlen glitzerten auf dem Wasser und zauberten dunkelblaue bis tiefgrüne Nuancen in das endlose Grau-Blau-Grün, das von ungewöhnlich zartem weißem Schaum gekrönt war. Von einem nahen Felsen ertönten die durchdringenden, ungeduldigen Schreie junger Seevögel, die von ihren Nestern aus ihre tägliche Futterration einforderten, und ein kaum spürbares Rollen und Ziehen des Wassers verriet die allmählich einsetzende Ebbe. Ansonsten war alles still.

Charlottes jüngere Brüder, die sich an einem solchen Tag mit Vorliebe in den verhältnismäßig warmen Wogen vergnügten, saßen unter Aufsicht ihres Hauslehrers daheim über irgendwelchen Aufgaben. Die älteren Zwillinge befanden sich seit vergangener Woche wieder an der Universität und die Eltern waren mit der Beaufsichtigung des Haushalts beziehungsweise der Landwirtschaft beschäftigt. Nur Charlotte selbst hatte einige Minuten der Muße dazu genutzt, sich leise aus dem Haus zu stehlen, ihr Pferd zu satteln und einen ausgiebigen Ritt am Strand entlang zu genießen. Mit einem breiten Lächeln betrachtete sie noch einmal die ganze Schönheit der vor ihr liegenden Szenerie, dann lenkte sie ihre Stute ein paar Schritte weit ins Meer hinein und galoppierte an.

Was gab es an einem Tag wie diesem Schöneres, als schnell wie der Wind die Flutlinie entlangzugaloppieren, sodass das salzige Wasser möglichst hoch aufspritzte? Mit einem entzückten Aufschrei begrüßte die Sechzehnjährige den ersten Schwall Meerwasser, der ihre Füße und ihr Reitkleid erreichte und einen Regen von feinen, erfrischenden Wassertropfen über Gesicht und Kopf niedergehen ließ, und trieb ihr Pferd noch einen Schritt tiefer in die See hinein. Minutenlang stob sie auf diese Weise durchs Wasser, hohe Fontänen von Gischt hinter sich herziehend. Selten hatte Charlotte sich so frei gefühlt, so berauschend lebendig!

Doch gleichzeitig spürte sie eine unterdrückte Sehnsucht in sich aufsteigen, eine Sehnsucht nach mehr: Sie wollte die See nicht nur tröpfchenweise auf ihrem Körper spüren - sie wollte die Wellen unter ihrem Körper spüren, diese gewaltige, tragende Kraft der Wogen, während sie auf einem Schiff darüber hinwegglitt, weiße Segel sich stolz in den Himmel blähten und der Fahrtwind in ihren Ohren sauste! Ihr sehnlichster Wunsch war es, übers Meer zu segeln, und zwar nicht nur nach Kopenhagen zu ihrem Onkel wie bisher, sondern weiter, viel weiter ... bis nach Großbritannien oder gar Afrika, Indien und Amerika.

Dabei war es vor allem der letztgenannte Kontinent, für den Charlotte sich begeisterte, seit Onkel Frederik ihr nach seiner letzten Überseereise ein Buch mit dem Titel The Leatherstocking Tales überreicht hatte. Frederik Kjeldsen war Inhaber einer Schiffswerft und seine Geschäftsreisen führten ihn oft weit über Europa hinaus. Er kannte Charlottes Vorliebe für Bücher im Allgemeinen und für spannende Geschichten über das Leben in fernen Ländern im Besonderen, deshalb waren die Leatherstocking Tales nicht das erste Buch dieser Art, das sie erhielt. Und doch hatte gerade dieses es Charlotte besonders angetan - obwohl sie sich mithilfe eines Wörterbuches mühsam durch den englischen Text kämpfen musste. Stundenlang konnte sie sich verlieren in der Vorstellung, selbst einmal diese fremde, aufregende Welt der Wälder Nordamerikas zu betreten. Ihr Interesse für den Englischunterricht, den sie seit ihrem 12. Lebensjahr erhielt, stieg beträchtlich, ebenso ihr Hunger nach weiteren Büchern dieser Art.

Philip und Sophie von Rixtorf, ihre Eltern, betrachteten Charlottes Vorlieben mit Verständnis - solange ihre Tochter um deretwillen nicht ihre übrigen Schulfächer und anderen Pflichten vernachlässigte. Wenn sie allerdings, wie es gelegentlich vorkam, derart in ein Buch oder ihre Träume vertieft war, dass sie zu spät zum Essen erschien oder eine der kleinen Aufgaben vergaß, welche ihre Mutter ihr übertrug, war es mit der Nachsicht ihrer Eltern vorbei. Charlotte hatte in dieser Beziehung bereits einige tadelnde Worte einstecken müssen, die sie sich jedes Mal sehr zu Herzen nahm. Bis sie das nächste Mal in dieselbe Falle tappte, zumindest ...

Heute allerdings durfte ihr das nicht passieren, ermahnte sie sich. Sie warf einen prüfenden Blick zur Sonne - und erschrak: Die Sonne stand bereits im Begriff unterzugehen. Soeben sandte sie ihre letzten Strahlen über die Felsklippen oberhalb des Strandes, Horizont und Meer trugen einen rötlichen Schein. Hektisch griff Charlotte in die Zügel und lenkte ihre Stute fort vom Wasser zu dem schmalen Pfad, der zwischen den Klippen zum Gut zurückführte. Wenn sie nur nicht ausgerechnet heute zu spät zum Essen kam - an dem Tag, da Onkel Frederik nach langer Zeit wieder einmal erwartet wurde! Noch während die Stute ihrem Stall zustrebte, schüttelte Charlotte den langen, weiten Rock ihres Reitkleides aus, dass die Wassertropfen in alle Richtungen stoben, sprang kurz darauf vom Pferderücken, so rasch der umständliche Damensattel es zuließ, rief einen der Stallknechte herbei, um ihr Pferd von ihm versorgen zu lassen - was sie sonst lieber selbst erledigte -, und eilte ins Haus. Sie konnte nur hoffen, ungesehen in ihr Zimmer zu gelangen, um ihr Kleid loszuwerden, das trotz allen Ausschüttelns noch deutlich zu nass war.

Doch es war zu spät. Auf der Dienstbotentreppe, die sie vorsichtshalber benutzt hatte, lief Charlotte ihrer Mutter in die Arme.

Lotti, wo in aller Welt steckst du nur wieder? , rief Sophie von Rixtorf ärgerlich aus. Ich suche dich schon eine geraume Weile! Du solltest doch der Köchin zur Hand gehen, um das Festessen für Onkel Fred-

Mit einem vorwurfsvollen Blick auf den durchnässten Rock ihrer Tochter unterbrach sie sich selbst. Das ist es also - du warst am Strand und hast alles andere vollkommen vergessen, schon wieder einmal!

Schuldbewusst senkte Charlotte den Kopf und murmelte: Es tut mir wirklich leid, Mutter, ich ...

Doch Sophie ließ sie nicht ausreden. Für lange Entschuldigungen ist jetzt keine Zeit, Lotti. Geh in dein Zimmer, zieh dir etwas Vernünftiges an und komm sofort in die Küche. Über alles andere sprechen wir später! In dieser Art und Weise kann es allerdings nicht länger weitergehen mit dir, das steht eindeutig fest. Ärgerlich wandte ihre Mutter sich um, während Charlotte bekümmert die Treppe hinaufeilte.

Schon wieder einmal , wie Mutter es eben ausgedrückt hatte, hatte sie es fertiggebracht, diese zu erzürnen, und zwar vollkommen ohne Absicht! Angesichts der Arbeit, die in der Küche auf sie wartete, und der Vorfreude auf ihren Onkel Frederik hielt ihr Kummer jedoch nicht lange vor.

Als Frederik Kjeldsens Landauer vor dem Gutshaus hielt, eilte sie ihm erwartungsvoll entgegen. So zurückhaltend Charlotte Fremden gegenüber war, so herzlich war sie gegenüber ihrer Familie und den Menschen, die sie kannte und mochte. Wobei Onkel Frederik unter diesen Menschen eine ganz spezielle Position einnahm ...

Charlottes jüngere Brüder erreichten die Kutsche schneller als sie. Onkel Frederik, da bist du ja endlich! , rief der elfjährige Peter, während sein neunjähriger Bruder Gustav versuchte, ihn zu übertönen: Wir warten schon so lange auf dich. Ich hab bestimmt schon eine ganze Stunde lang nach deinem Wagen Ausschau gehalten!

Damit stürzten sich beide Jungen gleichzeitig auf ihren Onkel, sodass dieser, kaum der Kutsche entstiegen, gefährlich ins Schwanken geriet. Das ist ja schön, Jungs! , entgegnete er und umfing die beiden grinsend mit seinen Armen. Ich freue mich ebenso, euch zu sehen!

Hast du uns denn auch was Schönes mitgebracht? Gustav war entschlossen, keine wertvolle Zeit zu vergeuden. Dafür waren ihm die Geschenke, die Onkel Frederik den Kindern mitzubringen pflegte, viel zu wichtig. Erwartungsvoll lächelnd wand er sich aus der höchst überflüssigen Umarmung.

Schscht! , raunte Peter dem Jüngeren ins Ohr. Es ist unhöflich, sofort nach den Geschenken zu fragen. Damit musst du schon bis nach dem Essen warten!

Richtig erkannt, Peter! Ich sehe schon, du wirst allmählich ein vernünftiger junger Mann! Über den Kopf der beiden Jungen hinweg lächelte Frederik Charlotte zu, die am oberen Ende der Eingangstreppe stand. Doch wenn ihr beiden eurem Hausknecht helfen wollt, meine schweren Koffer ins Haus zu tragen, dürft ihr euch gerne schon einmal überlegen, welche Überraschungen für euch sie wohl enthalten könnten!

Und während Gustav und Peter sich eifrig nach den Koffern ausstreckten, die der Kutscher und der Hausknecht eben abluden, erklomm Frederik mit großen Sprüngen die Treppe. Meine liebe Lotti! , begrüßte er seine Nichte. Ich muss sagen , er griff nach ihrer Hand, jedes Mal, wenn ich dich sehe, hast du wieder ein Stück mehr von einer schönen jungen Dame an dir und ein bisschen weniger von dem niedlichen kleinen Mädchen, das du einst gewesen bist! Damit hauchte er scherzhaft so etwas wie einen Kuss auf Charlottes Hand.

Ach, Onkel Frederik! Verlegenheit und Freude über dieses Kompliment ihres hochgewachsenen, breitschultrigen blonden Onkels ließen Lotti sanft erröten. Sie konnte nur hoffen, dass er es nicht...


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Autor

Dorothea Morgenroth ist seit mehr als dreißig Jahren verheiratet, Mutter von vier erwachsenen Kindern, Schwiegermutter und Paten-Oma. Mit ihrer Familie lebt sie in Bayern. Nachdem sie ihre Liebe zu Büchern jahrzehntelang nur lesend ausgelebt hat, beschloss sie bald nach ihrem vierzigsten Geburtstag, selbst schöpferisch tätig zu werden, und begann zu schreiben. Jetzt erscheint der siebte Roman aus ihrer Feder.