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Die verborgene Geschichte des Tom Lynn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.02.20231. Auflage
Ein außergewöhnlicher Roman über Kindsein, Geschichten, Magie und die Macht der Fantasie. Eines Tages erkennt Polly Whittacker, dass sie zwei Erinnerungen hat. In einer ist ihr Leben trostlos, langweilig und öde. In der anderen Erinnerung gibt es da jemanden, den charmanten, etwas schusseligen Musiker Tom Lynn. Mit ihm schreibt sie Briefe, tauscht Bücher und denkt sich Geschichten und Abenteuer über mutige Heldinnen und wilde Bestien aus. Tagträume, die sich langsam einen Weg in die Realität bahnen. Wie nur konnte sie ihn vergessen? Mithilfe eines gestohlenen Gemäldes erkennt Polly, dass Toms Leben in Gefahr ist. Nur, wenn sie ihre gemeinsamen Geschichten durchschaut, kann sie ihn retten. »Die verborgene Geschichte des Tom Lynn« ist ein Fantasy-Roman voller Magie und Geheimnissen - und höchst ungewöhnlichen Tagträumen. »Eines der besten Bücher seit langem. Eine Reminiszenz an Tolkien und T.S. Eliot.« The Bulletin of the Tolkien Society Lust auf mehr magische und märchenhafte Geschichten? Von Diana Wynne Jones sind folgende Titel auf Deutsch erschienen: - »Das wandelnde Schloss« (Howl-Saga 1) - »Der Palast im Himmel« (Howl-Saga 2) - »Das Haus der tausend Räume« (Howl-Saga 3) - »Fauler Zauber«

Diana Wynne Jones wurde 1934 in London geboren und wuchs in einem Dorf in Essex auf. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die 'Chrestomanci'-Reihe sowie 'Das wandelnde Schloss', das erfolgreich verfilmt wurde. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, 2007 erhielt sie den World Fantasy Award für ihr Lebenswerk. Mit ihren Büchern inspirierte sie viele berühmte Schriftsteller*innen, darunter Terry Pratchett, J.K. Rowling, Neil Gaiman und Philip Pullman. Diana Wynne Jones war Mutter von drei Söhnen und lebte zuletzt mit ihrem Mann in Bristol. Sie starb am 26. März 2011.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin außergewöhnlicher Roman über Kindsein, Geschichten, Magie und die Macht der Fantasie. Eines Tages erkennt Polly Whittacker, dass sie zwei Erinnerungen hat. In einer ist ihr Leben trostlos, langweilig und öde. In der anderen Erinnerung gibt es da jemanden, den charmanten, etwas schusseligen Musiker Tom Lynn. Mit ihm schreibt sie Briefe, tauscht Bücher und denkt sich Geschichten und Abenteuer über mutige Heldinnen und wilde Bestien aus. Tagträume, die sich langsam einen Weg in die Realität bahnen. Wie nur konnte sie ihn vergessen? Mithilfe eines gestohlenen Gemäldes erkennt Polly, dass Toms Leben in Gefahr ist. Nur, wenn sie ihre gemeinsamen Geschichten durchschaut, kann sie ihn retten. »Die verborgene Geschichte des Tom Lynn« ist ein Fantasy-Roman voller Magie und Geheimnissen - und höchst ungewöhnlichen Tagträumen. »Eines der besten Bücher seit langem. Eine Reminiszenz an Tolkien und T.S. Eliot.« The Bulletin of the Tolkien Society Lust auf mehr magische und märchenhafte Geschichten? Von Diana Wynne Jones sind folgende Titel auf Deutsch erschienen: - »Das wandelnde Schloss« (Howl-Saga 1) - »Der Palast im Himmel« (Howl-Saga 2) - »Das Haus der tausend Räume« (Howl-Saga 3) - »Fauler Zauber«

Diana Wynne Jones wurde 1934 in London geboren und wuchs in einem Dorf in Essex auf. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die 'Chrestomanci'-Reihe sowie 'Das wandelnde Schloss', das erfolgreich verfilmt wurde. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, 2007 erhielt sie den World Fantasy Award für ihr Lebenswerk. Mit ihren Büchern inspirierte sie viele berühmte Schriftsteller*innen, darunter Terry Pratchett, J.K. Rowling, Neil Gaiman und Philip Pullman. Diana Wynne Jones war Mutter von drei Söhnen und lebte zuletzt mit ihrem Mann in Bristol. Sie starb am 26. März 2011.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426452479
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.02.2023
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2071 Kbytes
Artikel-Nr.9138380
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2


Ihr Mädchen mit dem goldnen Haar,

schlagt es euch aus dem Sinn,

in Carterhaugh des Wegs zu gehn,

denn dort ist Jung-Tam Lin.

Tam Lin


Wer Polly nicht kannte, hätte damals meinen müssen, sie habe Nina nur zur Freundin gewählt, weil sie sich so vorteilhaft von ihr unterschied. Nina war ein großes, dickes Mädchen mit kurzen Locken, einer Brille und lautem Lachen. Polly hingegen war klein und außerordentlich hübsch; das Schönste an ihr waren wahrscheinlich die langen, seidig blonden Haare. Und doch bewunderte und beneidete Polly Nina maßlos, sowohl um ihr Aussehen als auch um ihre freche, fröhliche Art. Polly würgte damals jeden Tag eine komplette Packung Kekse hinunter, um so dick zu werden wie Nina. Und stundenlang drückte und rieb sie hingebungsvoll an ihren Augen herum, weil sie dann vielleicht auch eine Brille brauchen würde oder wenigstens jenen rosigen Blick bekam, mit dem Nina in die Gegend starrte, sobald sie die Brille abnahm. Polly weinte, als ihr die Mutter verbot, sich die Haare so kurz wie Nina zu schneiden. Sie fand ihre eigenen Haare abscheulich. Sobald sie bei Oma eingezogen war, »vergaß« sie mit größtem Vergnügen, sich die Haare zu bürsten.

Polly und Nina hatten die halbe Nacht in Omas Gästezimmer getuschelt und gealbert. Und Polly war froh, den heimlichen Wortgefechten ihrer Eltern entkommen zu sein und der plötzlichen verlogenen Stille, sobald Polly ins Zimmer kam. Warum glaubten sie, dass ausgerechnet Polly nicht merken würde, dass es Streit gegeben hatte? So etwas bemerkte doch jeder. Bei Oma konnte sich Polly erholen, denn Oma war die Ruhe in Person. Und noch erholsamer fand Polly Ninas Witze - wenngleich sie dann am nächsten Morgen kaum die Augen aufbrachte. Überhaupt hatte Polly diesen ersten Tag bei Oma wie einen einzigen Traum empfunden.

Es war ein stürmischer Herbsttag. In Omas Garten wirbelten die Blätter von den Bäumen. Nina und Polly sprangen fröhlich herum und haschten nach ihnen. Jedes im Flug gefangene Blatt, rief Nina, würde einen Glückstag garantieren. Nina ergatterte fünfunddreißig, Polly nur sieben.

»Nimm´s nicht so tragisch, das ist immerhin eine ganze Woche«, sagte Oma trocken, als die beiden angekeucht kamen, und sie gab ihnen Milch und Kekse. An Oma und an Kekse zu denken, das war für Polly immer eins. Oma hatte eine trockene, knusprige Art an sich, deren versteckte Würze sich erst hinterher zeigte. Auch ihre Küche roch irgendwie keksig, nach Nüssen und Butter, wie keine andere Küche.

Während Polly diesen Geruch in sich aufnahm, fiel Nina ein, dass heute Halloween war, der Tag, an dem man auf christliche Weise der Toten gedenkt und zugleich nach heidnischem Brauch mit allerlei Mummenschanz die bösen Geister vertrieb.

Nina hatte plötzlich die Idee, Polly und sie sollten sich als Hohepriesterinnen verkleiden, und sie verlangte lautstark nach wallenden schwarzen Gewändern.

»Mit Nina im Haus wird´s keinen Augenblick langweilig«, stellte Oma fest. Sie machte sich auf die Suche und trieb zwei alte schwarze Kleider und eine dunkle Gardine auf. Mit heiterem Gleichmut half sie den beiden, sich zu kostümieren, und wies ihnen dann energisch die Tür. »Raus mit euch, und zieht bei den Nachbarn eure Schau ab«, sagte sie. »Denen kann ein bisschen Wirbel nicht schaden.«

Eine Zeit lang stelzten Nina und Polly die Straße auf und ab. Nina sah auf den ersten Blick wie eine Nonne aus, und das Kleid presste ihr die Knie zusammen. Pollys Kleid war zwar sehr lang, stand ihr aber recht gut. Leider schienen die Nachbarn davon keine Notiz zu nehmen. Die großen Häuser - nur wenige waren so klein wie das von Oma - versteckten sich weitab von der Straße hinter Baumreihen, und keine Menschenseele ließ sich blicken, um die beiden Hohepriesterinnen zu bewundern; und das, obwohl Nina jedes Mal lachte und quietschte und schrie, wenn ihr Umhängetuch zu flattern begann.

Sie marschierten bis zu dem großen Haus am Ende der Straße und spähten durch die Gitterstäbe am Tor. Auf beiden Torpfosten war Hunsdon House in den Stein graviert. Dahinter lag eine lange, gekieste Auffahrt, die von welkem Laub gesprenkelt war, und auf ihr näherte sich langsam ein mit Blumen beladenes schwarz schimmerndes Leichenauto.

Bei diesem Anblick stieß Nina einen spitzen Schrei aus und rannte mit wehendem Kopfschmuck die Straße hinunter. »Halt einen Knopf fest! Halt einen Knopf fest, bis du ein Tier mit vier Beinen siehst!«

Sie liefen in Omas Garten, wo zum Glück Omas schwarz-weiße Katze Schokominz auf der Mauer lag. Somit war die Gefahr gebannt. Sie hatten wieder beide Hände frei.

»Und was machen wir jetzt?«, wollte Nina wissen.

Polly musste immer noch lachen. »Keine Ahnung«, sagte sie.

»Denk dir was aus. Was machen Hohepriesterinnen?«, fragte Nina.

»Weiß ich nicht«, sagte Polly.

»Doch, das weißt du«, beharrte Nina. »Lass dir was einfallen - oder ich spiele nie wieder mit dir.«

Damit drohte Nina immer. Bei Polly wirkte das unweigerlich. »Hm, sie - sie schreiten in einer feierlichen Prozession und fordern Menschenopfer.«

Nina lachte schrill und selig. »Haben wir getan! Haben wir getan! Unsere Leiche liegt sogar schon im Sarg! Und weiter?«

»Na ja«, überlegte Polly. »Jetzt müssen wir warten, ob die Gottheiten unser Opfer annehmen und - he, ich hab´s! Während wir ahnungslos warten, werden wir von der Polizei wegen Mordverdacht verfolgt.«

Das gefiel Nina. Sie lief und flatterte in den hintersten Winkel des Gartens und schrie, dass die Bullen hinter ihr her seien. Als Polly sie eingeholt hatte, wollte Nina eben über die Mauer in den Nachbargarten klettern.

»Was soll denn das?« Polly konnte vor Lachen kaum sprechen.

»Ich fliehe natürlich vor der Polizei, bevor sie mich schnappt«, sagte Nina. Unter lautem Kichern gelang es ihr, die Mauer zu erklimmen. Dabei riss knallend ihr schwarzes Kleid entzwei.

»Oh, ein Schuss!«, schrie sie. »Fast hätten sie mich erwischt!« Sie schwang die Beine über die Mauer, ließ sich fallen und verschwand. Morsches Holz krachte. »Komm nach!«, rief sie. »Wenn du drüben bleibst, bin ich nicht mehr deine Freundin.«

Wie üblich genügte die bloße Drohung. Polly wusste zwar, dass ihr Nina nicht wirklich die Freundschaft aufkündigen würde - aber ein bisschen fürchtete sie sich doch davor. Vor allem aber war Polly damals noch so brav und angepasst, dass sie ohne Ninas ständige Herausforderungen kaum abenteuerlustig geworden wäre.

Jetzt hatte sie einen Vorwand. Tapfer turnte sie über die Mauer und landete auf einem Werkzeugschuppen.

Und von da an entwickelte sich der Vormittag endgültig zu einem Traum - zu einem reichlich verrückten Traum noch dazu. Nina und Polly kletterten von Garten zu Garten. Einige waren ordentlich und gepflegt und boten keine Deckung, da mussten sie rasch hindurchlaufen, andere waren überwuchert und voller Verstecke, in denen man eine Weile lauern konnte. Dann wieder hing irgendwo Wäsche, und während jemand reihenweise Unterhosen von der Leine nahm, stahlen sich Polly und Nina hinter schlappenden Betttüchern vorbei, immer kurz davor, laut loszuprusten. Sie hatten Angst, sich zu verraten und entdeckt zu werden - und zugleich fühlten sie sich traumwandlerisch sicher. Zwischendurch verloren sie ihren Gardinen-Kopfschmuck, hasteten aber weiter, unfähig - ohne eigentlich zu wissen, warum - anzuhalten oder umzukehren. Im vielleicht zehnten Garten ließ sich Nina eine Begründung einfallen: sie höre Autos, daher müsse eine Straße in der Nähe sein.

Also liefen sie noch wilder als zuvor über eine Reihe vermoderter Schuppendächer, die unter ihren Füßen ächzten und splitterten, und sprangen von der letzten Mauer - in einen Wald, wie sie meinten. Nina rannte auf den Waldrand zu, und für ein paar Sekunden verlor Polly sie aus den Augen.

Als Polly ins Freie trat, kam sie jedoch nicht auf eine Straße, sondern auf Kies. Der zog sich seitlich einer Hausfront entlang. Eine Tür stand offen, und Polly erspähte dahinter, auf dem Flur, doch tatsächlich Nina!

Die traut sich was, musste sie zugeben. Erst fehlte ihr der Mut, Nina zu folgen. Aber noch immer fühlte sie sich wie im Traum. Und weil sie sich hinterher keine Vorwürfe von Nina machen lassen wollte, lief auch sie auf Zehenspitzen über die freie Fläche, dass die Kiesel spritzten - hinein ins Haus, in einen seltsamen Geruch nach Bohnerwachs und Parfüm. Vorsichtig schlich sie den Flur entlang.

Hier war es nun endgültig wie im Traum. Der Flur mündete in eine große Halle, an deren Rückwand weiß lackierte Treppen jeweils zu einer Galerie emporführten, die sich über alle vier Seiten erstreckte. Und viele riesige, bunt bemalte chinesische Vasen standen herum, jede so groß, dass einer von Ali Babas vierzig Räubern darin Platz gefunden hätte.

In der Halle wurde Polly von einem Herrn empfangen. Wie in Träumen üblich, schien er sie erwartet zu haben. Er gehörte wohl zum Personal, denn er trug einen Frack und balancierte ein Tablett mit Gläsern. Als er auf sie zukam, duckte sich Polly unwillkürlich, als wolle sie fliehen. Der Mann sagte aber nur: »Orangensaft gefällig? Für Sherry ist die Dame vielleicht noch eine Spur zu jung.« Er hielt ihr das Tablett hin.

Polly fühlte sich wie eine Königin. Sie streckte die nicht...
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Autor

Diana Wynne Jones wurde 1934 in London geboren und wuchs in einem Dorf in Essex auf. Zu ihren bekanntesten Werken zählen die "Chrestomanci"-Reihe sowie "Das wandelnde Schloss", das erfolgreich verfilmt wurde. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet, 2007 erhielt sie den World Fantasy Award für ihr Lebenswerk. Mit ihren Büchern inspirierte sie viele berühmte Schriftsteller*innen, darunter Terry Pratchett, J.K. Rowling, Neil Gaiman und Philip Pullman. Diana Wynne Jones war Mutter von drei Söhnen und lebte zuletzt mit ihrem Mann in Bristol. Sie starb am 26. März 2011.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt