Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Totenprediger

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
367 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am08.01.20161. Aufl. 2016
Vielen ist er bekannt als der Totenprediger. Er selbst hält sich für einen Propheten; Ärzte und Polizisten hingegen nennen Adrian White einen Psychopathen, der mindestens zwölf Menschen auf dem Gewissen hat. So viele Morde konnte DCI Eve Clay ihm zumindest nachweisen, als sie ihn vor Jahren hinter Gitter brachte. Clay ermittelt gerade in einem harten Fall, in dem eine ganze Familie brutal ermordet wurde, da nimmt White plötzlich Kontakt zu ihr auf. Er sagt, diese Familie sei erst der Anfang gewesen. Und wenn Eve weitere Morde verhindern will, müsse sie ihrer eigenen Bestimmung auf den Grund gehen ...mehr

Produkt

KlappentextVielen ist er bekannt als der Totenprediger. Er selbst hält sich für einen Propheten; Ärzte und Polizisten hingegen nennen Adrian White einen Psychopathen, der mindestens zwölf Menschen auf dem Gewissen hat. So viele Morde konnte DCI Eve Clay ihm zumindest nachweisen, als sie ihn vor Jahren hinter Gitter brachte. Clay ermittelt gerade in einem harten Fall, in dem eine ganze Familie brutal ermordet wurde, da nimmt White plötzlich Kontakt zu ihr auf. Er sagt, diese Familie sei erst der Anfang gewesen. Und wenn Eve weitere Morde verhindern will, müsse sie ihrer eigenen Bestimmung auf den Grund gehen ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732520053
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum08.01.2016
Auflage1. Aufl. 2016
Reihen-Nr.1
Seiten367 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2192275
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
19
 
6.58 Uhr

Alle Kollegen waren im Besprechungsraum des Reviers Trinity Road versammelt, aber es war still. Sämtliche Augen richteten sich auf Stone, der den USB-Stick in den Laptop schob.

Clay dachte an das Foto, das Hendricks von der Obduktion Kate Patels mitgebracht hatte. Ihr regloser Körper auf dem Obduktionstisch, Bauch und Unterkörper übersät mit Blutergüssen. Die Stimmen der Mörder füllten die benommene Stille in ihrem Kopf in einer Endlosschleife.

Für ein paar Augenblicke verschwanden der Raum und ihre Kollegen um sie herum, als ihre Fantasie plötzlich grausame Bilder hervorbrachte.

Sie ist im Haus der Patels: Die Küchenlampen brennen und verbreiten Wärme gegen die bitterkalte Dunkelheit draußen. Die Wände sind noch nicht blutbeschmiert, als Alicia die geräumige Küche verlässt, weil es an der Tür geklingelt hat. Am Kopf der Treppe erscheint Mr Patel, vom Klingeln des späten Besuchers aus dem Bett getrieben.

»Wer ist das, Alicia?« Mrs Patel steigt jetzt gähnend neben ihrem Mann die Treppe hinunter.

»Woher soll ich das wissen?«, erwidert Alicia lachend auf dem Weg zur Haustür.

»Der sollte lieber einen triftigen Grund haben«, hört sie ihren Vater sagen, als sie an der Tür ankommt.

»Wer ist das?« Die Großmutter blickt von oben über das Geländer.

Es klingelt erneut, länger, drängend: Du musst zur Tür kommen, musst öffnen, musst uns reinlassen ...

»Vielleicht ein Notfall!« Alicia zieht die Kette weg und schließt die Sicherheitsschlösser auf. Oben springt ihre kleinere Schwester aus dem Bett.

Alicia öffnet die Haustür ...

»Eve!« Rileys Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. »Wir warten auf dich.«

Clays Blick wanderte über die versammelten Kollegen. Die meisten schauten zu ihr, in Erwartung, über die Details des Falls informiert zu werden. Sie sah Stone am Laptop stehen, der mit einem Smart Board verbunden war, und Hendricks, der in seinen Spiralblock schrieb.

Den Kollegen zugewandt, begann sie: »Danke für alles, was Sie in dieser langen, harten Nacht geleistet haben und dass Sie um diese gottlose Uhrzeit bei dem beschissenen Wetter hergekommen sind. Damit ist der angenehme Part auch schon vorbei ...« Sie deutete zu DS Stone. »Der erste wirklich üble Teil betrifft die Überwachungsaufnahme vom Hause Patel. Karl?«

»Ich h-habe aus der Aufnahme zwei Ausschnitte ausgewählt«, sagte Stone mit einer Bitterkeit, als wäre er gerade um sein rechtmäßiges Erbe gebracht worden.

Clay entging das kurze Stottern nicht. Sie wusste, dass er manchmal infolge von Stress und Müdigkeit in die Sprachstörung seiner Kindheit zurückfiel.

»Da ich die Ausschnitte kenne, hast du vielleicht nichts dagegen, wenn ich die Informationen dazu liefere?«, fragte Clay. »Wenn du einfach nur die Aufnahme abspielen und anhalten würdest, Karl ...«

»Sicher.« Er zuckte unbekümmert mit den Schultern, aber sie sah ihm die Erleichterung an.

Stone startete die Wiedergabe, und auf dem interaktiven Whiteboard erschienen der Eingang des Hauses der Familie Patel und ein Teil ihres verschneiten Vorgartens.

»Das war gestern Nachmittag«, sagte Clay. »Was Sie hier sehen, ist eine wahllos herausgegriffene Aufnahme, die Ihnen zeigen soll, welchen Bereich die Kamera erfasst. Diese Bilder stammen von etwa drei Uhr nachmittags, zwei Stunden nachdem der Sturm übers Meer abgezogen war. Sie sehen zwei kleine Kinder und ein junges Mädchen auf die Haustür zugehen. Das sind drei unserer Mordopfer. Die beiden kleineren sind Jane und Freya, die hinter ihrer älteren Schwester Alicia herlaufen. Alicia trägt einen Plastikschlitten.«

Je weiter sich die Mädchen der Haustür näherten, desto stärker spürte man die Anspannung im Raum. Das stumme Drängen war fast hörbar: Macht kehrt, lauft weg! Ihr seid zu Hause nicht sicher ...

»Bitte anhalten«, sagte Clay. Das Standbild zeigte deutlich, wie Alicia sich mit steif gefrorenen Fingern abmühte, den Schlüssel ins Schloss zu kriegen, während die Kleineren hinter ihr herumalberten. »Wahrscheinlich sind sie unten an der Otterspool Promenade rodeln gewesen. Da gibt es einige abschüssige Wege. Die nächste Aufnahme, bitte.«

Man sah nun die Mädchen zum letzten Mal ihr Zuhause betreten, dann begann der zweite Filmausschnitt:

Später Abend. Der Schein der Straßenlaternen vor dem Gartentor reichte nicht weit in den Vorgarten. Eine Lampe mit Bewegungsmelder schaltete sich ein, weil eine streunende Katze an der Haustür vorbeischlich.

»Achten Sie auf die Zeitangabe in der Ecke: 23.33 Uhr«, sagte Clay. »Durch Alicias Notruf wissen wir, dass die Täter um 23.45 Uhr im Haus waren, da näherte sich das Massaker bereits seinem Ende. Das hier muss also ein, zwei Minuten vor ihrer Ankunft sein.«

Und ich war dort eine Minute nach ihrer Flucht.

In dem dürftigen Licht des Bewegungsmelders sah der Garten aus wie eine Szene aus einer Skihalle. Und dann brach die Aufnahme ab. Der Bildschirm wurde schwarz.

»Die Kamera fällt aus und schaltet sich nicht wieder ein«, erklärte Stone und zog den USB-Stick heraus.

»Die Überwachungsanlage wurde zur Untersuchung ins Labor übergeben. Im Augenblick kann ich nur sagen, dass sie bis zum Eintreffen der Täter gut funktioniert hat und sich dann auf einmal abschaltete.« Clay blickte in die Gesichter ihres Teams. Riley und Hendricks wirkten müde, aber ruhig. Die Übrigen schauten zweifelnd oder nachdenklich drein. »DC Riley wird Ihnen jetzt die vorläufigen Ergebnisse der Spurensicherung vorstellen.«

Riley trat nach vorn. »Die ersten Eindrücke vom Tatort sind folgende: Die Täter, es sind mindestens drei, sind nicht ins Haus eingebrochen. Wenn es Fremde waren, haben sie sich unter einem Vorwand Zutritt verschafft. Oder sie waren wenigstens einem Mitglied der Familie bekannt, sodass es für die Patels keine Bedenken gab, die Täter trotz der späten Uhrzeit hereinzulassen. Aus dem Zustand der Kissen und Bettdecken und der Kleidung können wir schließen, dass die jüngeren Geschwister, die Großmutter und die Eltern bereits im Bett gewesen sind. Alicia hingegen nicht, sie trug noch Tageskleidung. Mit Ausnahme von Freya sind alle nach unten gegangen. Sie müssen sich in die Küche begeben haben, und dort fing das Gemetzel dann an. Die Täter haben den Vater, die Großmutter und die mittlere Tochter in der Küche erschlagen. Mit jeweils zehn Schlägen auf den Kopf. Alicia und ihre Mutter konnten noch die Treppe hinaufgelangen und wurden dann im oberen Stock getötet, ebenso das jüngste Kind. Die Täter sind dabei unglaublich schnell vorgegangen.«

»Danke, Gina«, sagte Clay. »Ich kann noch etwas hinzufügen. Ich habe mir die Aufnahme von Alicias Anruf mehrmals angehört. Mrs Patel ist gestorben, als sie versuchte, ihre noch lebenden Töchter zu beschützen. Sie hat sich nicht mit Alicia zusammen in dem Zimmer eingeschlossen, sondern hat sich im Zimmer ihrer Jüngsten in die Tür gestellt, um den Tätern den Weg zu versperren. Nach der Flucht aus der Küche hätten Alicia und ihre Mutter auch durch den Flur auf die Straße rennen können, aber das taten sie nicht. Sie rannten nach oben, wo die jüngste Tochter schlief. Gibt es Fragen?«

»Die Schulhefte und Zeichnungen auf Hendricks´ Schreibtisch, was hat es damit auf sich?« DC Christopher Dillon, der zwar aussah wie ein Michelin-Männchen, aber schneller laufen konnte als jeder andere im Team, deutete zu den Papieren.

»Darauf komme ich gleich noch zu sprechen, Chris«, sagte Clay. »Das ist in der Tat eine vielversprechende Spur. Hendricks und Stone werden ihr nachgehen.«

Nun trat Hendricks vor und startete die Dia-Show, die er auf dem Laptop gespeichert hatte. »Ich werde nach ein paar Fotos anhalten«, kündigte er an.

Aufnahmen von Kate Patels geschundenem Körper waren einige Sekunden lang auf dem Smart Board zu sehen. Clay musterte prüfend ihre Kollegen, als Hendricks bei einer Nahaufnahme des Gesichts stoppte. Beim Anblick der leeren Augenhöhlen holten einige scharf Luft.

»Ich lasse weiterlaufen«, sagte Hendricks.

Es folgte eine Gesamtschau ihres Körpers, der aussah, als wäre er von wilden Tieren durch ein Gebirge gezogen worden: Jeder Teil wies schwere Verletzungen auf. Ihr Oberkörper war schwarz, die Arme mehrfach gebrochen, die Beine waren von oben bis unten geschwollen und violett verfärbt.

»Dr. Lamb hat an der Leiche achtundneunzig Verletzungen gezählt. Die Täter haben Mrs Patel schon in der Küche angegriffen«, sagte Clay. »Bevor oder nachdem sie den Ehemann, die Schwiegermutter und die siebenjährige Jane ermordeten. Sie taten das vor den Augen von Alicia und ließen dann sie und ihre Mutter aus der Küche entkommen. Sie wollten offensichtlich ein Finale, eine Jagd.« In dem Moment wurde Clay etwas klar. »Sie hatten alles, was im Haus passierte, unter Kontrolle - sie wollten, dass Alicia die Polizei anrief. Sie wollten, dass ich alles mit anhöre.«

»Du?«, fragte Riley. »Du meinst, die wollten, dass genau du das mit anhörst?«

»Ich meinte natürlich uns, Gina. Die Ermittler«, erwiderte Clay. »Ich bin ein wenig übermüdet.« Sie wandte sich wieder Hendricks zu. »Zurück zu den Verletzungen.«

»Eine von ihnen ist besonders bemerkenswert.«

Eine Nahaufnahme zeigte nun den Unterleib von Mrs Patel zwischen Nabel und Schambein. Clay blickte in die Runde. Niemand schien sich so ganz sicher zu sein, was er da sah. Als sie selbst das Foto zum ersten Mal betrachtet hatte, war sie genauso verwirrt gewesen.

»Auf dem nächsten Bild sehen wir die linke Bauchseite...
mehr