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Die englische Fotografin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
384 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am27.07.20181. Aufl. 2018
Indien, 1930. Als die junge Fotografin Eliza im Auftrag der britischen Krone nach Indien entsandt wird, um die Familie des Maharadscha von Rajputana zu porträtieren, kann sie ihr Glück kaum fassen. Nach dem freundlichen Empfang holt sie jedoch bald die Wirklichkeit ein. Intrigen und Streitigkeiten im Palast halten sie auf Abstand, ihr einziger Lichtblick ist Jay, der Bruder des Fürsten. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft fühlen Eliza und Jay sich zueinander hingezogen. Doch diese Liebe darf nicht sein. Denn Jay ist einer indischen Prinzessin versprochen ...



Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren, wenige Jahre später übersiedelte die Familie nach England. Dinah Jefferies studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und arbeitete als Lehrerin, Fernsehmoderatorin und Künstlerin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin mit ihrem Ehemann in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in zwanzig Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday Times Bestsellerliste.
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Produkt

KlappentextIndien, 1930. Als die junge Fotografin Eliza im Auftrag der britischen Krone nach Indien entsandt wird, um die Familie des Maharadscha von Rajputana zu porträtieren, kann sie ihr Glück kaum fassen. Nach dem freundlichen Empfang holt sie jedoch bald die Wirklichkeit ein. Intrigen und Streitigkeiten im Palast halten sie auf Abstand, ihr einziger Lichtblick ist Jay, der Bruder des Fürsten. Trotz ihrer unterschiedlichen Herkunft fühlen Eliza und Jay sich zueinander hingezogen. Doch diese Liebe darf nicht sein. Denn Jay ist einer indischen Prinzessin versprochen ...



Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren, wenige Jahre später übersiedelte die Familie nach England. Dinah Jefferies studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und arbeitete als Lehrerin, Fernsehmoderatorin und Künstlerin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin mit ihrem Ehemann in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in zwanzig Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday Times Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732555826
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum27.07.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2509788
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

 

Delhi, 23. Dezember 1912

Anna Fraser wartete auf dem Balkon eines der vielen Havelis entlang der Route, die der Zug des Vizekönigs nehmen würde. Es war elf Uhr am Vormittag. Die Straßen waren gereinigt und mit Öl besprüht, und dennoch reizte vom Wind aufgewirbelter Staub die Augen der versammelten Menschen. Die ausladenden Neem- und Peepalbäume in der Mitte des alten Chandni Chowk rauschten wie zum Hohn, und hoch über den Gassen, die von dem Platz abgingen, krächzten Krähen.

Anna hielt ihren weißen Schirm über sich und schaute vom Balkon des prächtig ausgestalteten Wohnhauses unruhig zu den Ständen der Händler hinunter. Dort gab es alles Mögliche zu kaufen, Speiseeis und Bratfisch mit Chili, exotische Früchte, Chiffonsaris, Bücher und Schmuck, und hinter hübsch vergitterten Fenstern saßen Frauen mit schwindendem Augenlicht und bestickten zarte Seidenschals. Wo der Geruch von Sandelholz durch die Luft zog, verdienten Apotheker ein Vermögen an Ölen und Tränken in eigentümlichen Farben. »Schlangenöl« nannte David sie, obwohl manche, wie Anna gehört hatte, aus zerdrückten Eidechsen gewonnen wurden und die Farbe von Granatäpfeln stammte. Am Chandni Chowk bekommt man alles, was das Herz begehrt, so hieß es.

Was das Herz begehrt? Welche Ironie!, dachte sie.

Sie wandte den Blick zu der Stelle, wo der Vizekönig bald erscheinen musste, auf einem Elefanten und in Begleitung seiner Gemahlin. David hatte ihr mit stolzgeschwellter Brust erzählt, er werde als der stellvertretende Distriktleiter ebenfalls auf einem Elefanten reiten, einem der dreiundfünfzig des Zuges, und zwar unmittelbar hinter dem Vizekönig. Delhi sollte Kalkutta als Regierungssitz ablösen, und dies war der Tag, da der Vizekönig Lord Hardinge die Ankündigung wahrmachte, indem er vom Hauptbahnhof an der Queen s Road aus prunkvollen Einzug in die alte ummauerte Stadt hielt.

Anna hörte unten die Kanarienvögel und Nachtigallen singen, die in unzähligen Käfigen die Ladenfronten zierten, und weiter entfernt das schrille Geräusch einer elektrischen Straßenbahn. Dann schaute sie wieder auf das Meer orientalischer Farben hinunter, wo sich immer mehr Menschen einfanden. Schließlich rief sie ihre Tochter Eliza.

»Komm jetzt, mein Engel. Sie werden gleich hier sein.«

Eliza hatte gelesen, um sich die Zeit zu vertreiben, und eilte nun auf den Balkon. »Wo? Wo?«

»So zappelig? Schon wieder? Du musst Geduld haben«, sagte Anna und sah erneut auf ihre Uhr. Halb zwölf.

Eliza schüttelte den Kopf. Sie war so aufgeregt wie noch nie und wartete nun schon so lange. Da fiel es schwer, Geduld zu haben, zumal mit zehn Jahren. »Es muss doch fast so weit sein«, sagte sie.

Anna seufzte. »Sieh dich an. Dein Kleid ist schon verknittert.«

Eliza schaute an ihrem rüschenbesetzten weißen Kleid hinab, das eigens für diesen Tag genäht worden war. Sie war äußerst behutsam damit umgegangen, doch Kleider und sie vertrugen sich schlecht. Sie versuchte durchaus, sie sauber zu halten, aber es gab ständig etwas Interessantes zu tun. Zum Glück nahm ihr Vater es nie übel, wenn sie sich schmutzig machte. Er war ihr Ein und Alles, ein stattlicher, lustiger Mann, der immer eine herzliche Umarmung für sie hatte und vom Grund seiner Hemdtasche ein Bonbon hervorzaubern konnte.

Die Briten, die entlang der Straße hinter den Einheimischen auf Tribünen saßen, wirkten in ihrer hellen Baumwoll- und Leinenkleidung vergleichsweise blass. Von den Indern sahen trotz des prächtigen Wetters viele lustlos aus, wie Anna fand. Das mochte aber an dem bitterkalten Wind liegen, der vom Himalaya her wehte. Wenigstens strahlten die Briten angemessene Freude aus. Anna rümpfte die Nase, weil es von unten nach Ingwer und Butterschmalz roch, und trommelte mit den Fingern auf der Balkonbrüstung. David hatte ihr so viel versprochen, als er vorgeschlagen hatte, sie solle mit ihm nach Indien gehen, aber jedes Jahr war der Zauber des Landes schaler geworden. Unten machten sich die ersten zappeligen Kinder von ihren Eltern los. Ein sehr kleiner Junge war zwischen den Beinen der Erwachsenen hindurch auf die Straße gelaufen, wo der Zug seinen Weg zur Festung nehmen würde.

Anna versuchte, die Mutter des Jungen auszumachen. Wie unachtsam, ein so kleines Kind von der Hand zu lassen, dachte sie. Sie entdeckte eine Frau in einem smaragdgrünen Rock und passendem Schal, die gedankenverloren zum Balkon hinaufstarrte, und Anna kam der Gedanke, sie könnte die Mutter sein. Fast schien es, als schaute die Frau zu ihr, und als sich ihre Blicke tatsächlich trafen, zeigte Anna auf die Straße, um sie auf das Kind aufmerksam zu machen. Just in dem Moment senkte die Frau den Kopf, bemerkte ihren Jungen und holte ihn zurück.

Während Anna die heranströmenden Menschen beobachtete, war sie froh, oben auf dem Balkon zu stehen, ohne Berührung mit den zahnlosen, alten, verschleierten Weibern, den einsamen Bettlern in fadenscheinigen Decken, den Straßenhändlern und ihren Kindern und den in Schals gehüllten Anwohnerinnen, die sich allesamt anzuschreien schienen. Katzen streiften die Straße entlang und reckten den Kopf nach den vielen Tauben im Geäst der Bäume. Selbstgefällige Männer mittleren Alters warfen ab und zu Blicke auf die sogenannten Tanzmädchen, und irgendwo sangen Kinder, was Annas Stimmung ein wenig hob.

Sie kam nicht umhin, die Vergangenheit des Landes wahrzunehmen, von der jeder Zoll des historischen Platzes durchdrungen war. Hier hatten bekanntlich die Triumphzüge der Mogulkaiser stattgefunden, hier hatten die Mogulfürsten auf ihren tanzenden Pferden paradiert und die Briten ihre Pläne für ein mächtiges, neues, glanzvolles Delhi ausgestellt. Seit der König vor einem Jahr nach Delhi gekommen war, hatte der Frieden obsiegt, ganz ohne politische Morde. Deshalb war es unnötig erschienen, für den heutigen Tag besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Anna hörte die Salutschüsse, die die Ankunft des Vizekönigs verkündeten. Die Kanonen feuerten zum zweiten Mal, und von der Menschenmenge stieg tosender Stimmenlärm auf. Nun lehnten sich die Leute aus den Fenstern und von den Balkonen und drehten den Kopf nach dem Kanonendonner. Anna durchfuhr ein unerklärliches Gefühl, eine dunkle Vorahnung, sollte sie hinterher denken, doch in dem Moment schüttelte sie nur den Kopf. Nach einem erneuten Blick auf die Uhr sah sie endlich einen ungeheuer großen Elefanten die Straße entlangkommen. In dem prächtigen silbernen Howdah auf dem Rücken des Tieres saßen Lord Hardinge und seine Frau. Der Elefant war nach traditioneller Art farbenprächtig geschmückt, mit bunten Mustern bemalt und einem Prunkgeschirr aus Samt und Gold versehen. Die Queen s Gardens, wo sich kein Publikum hatte aufstellen dürfen, hatte der Zug bereits durchquert. Jetzt, da er in den Chandni Chowk einbog, steigerte sich der Jubel.

»Ich kann Daddy noch nicht sehen«, rief Eliza über den Lärm hinweg. »Er ist aber doch dabei?«

»Meine Güte, bist du denn das ungeduldigste Kind von allen?«

Eliza schaute zur Straße hinab, wo überall Mädchen und Jungen versuchten, sich in die vorderste Reihe zu drängen. »Bin ich nicht. Schau dir die dort unten an, und ihre Väter reiten nicht mal in dem Festzug mit.«

Eine Hand um das Balkongitter geklammert, beugte sie sich so weit hinaus, wie sie es eben wagte, und hüpfte dabei vor Aufregung, und als die lange Reihe Elefanten nach und nach in Sicht kam, konnte sie ihre Freude nicht mehr für sich behalten.

»Sei vorsichtig«, mahnte ihre Mutter. »Wenn du weiter so hüpfst, wirst du noch hinunterfallen.«

Hinter dem Vizekönig ritten zwei ausgewählte Distriktbeamte, hinter diesen, auf noch kunstvoller geschmückten Elefanten, die Fürsten von Rajputana und die Oberhäupter des Punjab, umgeben von den eigenen heimischen Soldaten, die Säbel und Lanzen und die übliche zeremonielle Rüstung trugen. Diesen wiederum folgte die übrige britische Regierung auf schlichter ausstaffierten Elefanten. Eliza kannte die Reihenfolge auswendig. Ihr Vater hatte ihr den Ablauf des Einzugs in die Stadt in allen Einzelheiten erklärt, und sie hatte beharrlich gebettelt, er solle kurz anhalten, um zu ihr hochzuschauen und zu winken, wenn er mit seinem Elefanten an ihrem Balkon vorbeizog. Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne war herausgekommen. Es war doch noch ein sehr schöner Vormittag geworden. Und nun war der Augenblick endlich da.

Anna schaute auf die Uhr. Viertel vor zwölf. Auf die Minute. Auf der anderen Straßenseite hielt die Frau im grünen Rock ihr Söhnchen jetzt auf dem Arm, damit es etwas sehen konnte. So ist es besser, dachte Anna.

Unter den Briten brach lauter Jubel aus, man rief »Hurra!« und »Gott schütze den König!«.

Während Lord Hardinge nach beiden Seiten grüßte, entdeckte Eliza ihren Vater. Sie winkte freudig, und als der Elefant des Vizekönigs wieder ein paar Schritte voranging, hielt David Fraser sein Tier an, damit er seiner Tochter den Wunsch erfüllen konnte. Gerade als er zu ihrem Balkon heraufblickte, gab es einen lauten Knall wie von einem Kanonenschuss, der die Hauswände erzittern ließ. Die Menschen verstummten, die Prozession kam zum Stehen. Anna und Eliza starrten erschrocken hin, als Splitter durch die Luft sausten und weißer Rauch aufquoll. Eliza rieb sich die tränenden Augen und sprang vom Geländer weg. Sie konnte nicht sehen, was passiert war, doch sowie sich der Rauch ein wenig verzog, hörte sie ihre Mutter erschrocken Luft holen.

»Mummy, was ist denn?«, fragte Eliza drängend. »Was ist passiert?«

Keine Antwort.

»Mummy!«

Doch ihre Mutter schien sie nicht zu hören....

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Autor

Dinah Jefferies wurde 1948 in Malaysia geboren, wenige Jahre später übersiedelte die Familie nach England. Dinah Jefferies studierte Theaterwissenschaft und Englische Literatur und arbeitete als Lehrerin, Fernsehmoderatorin und Künstlerin. Heute lebt sie als freie Schriftstellerin mit ihrem Ehemann in Gloucestershire. Ihre Romane erscheinen in zwanzig Ländern, ihr zweiter Roman Die Frau des Teehändlers schaffte es auf Platz 1 der Sunday Times Bestsellerliste.
Die englische Fotografin

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt