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Sommerglück in Cornwall

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
334 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am26.03.20211. Aufl. 2021
Das gemütliche Schieferhaus an der Küste Cornwalls ist die Heimat von Hugo und Jamie, zwei Brüdern in den besten Jahren. Dort leben sie als Patchworkfamilie mit weiteren Bewohnern in friedlicher Harmonie zusammen. Bis Hugo eines Tages eine junge Frau im Dorfcafé entdeckt, die ihn an die schöne, lebensfrohe Emily erinnert, die damals nach einer Liaison mit Jamie spurlos verschwand. Als kurz darauf Emily vor der Tür steht, ist es Zeit, wohlgehütete Geheimnisse zu lüften - mit ungeahnten Folgen ...


Marcia Willett, geboren in Somerset, studierte und unterrichtete klassischen Tanz, bevor sie ihr Talent für das Schreiben entdeckte. Ihre warmherzigen atmosphärischen Romane erscheinen in 18 Ländern. Sie lebt im südenglischen Devon, dessen wunderschöne Landschaft in vielen ihrer Romane als stimmungsvolle Kulisse wiedererkennbar ist.
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Produkt

KlappentextDas gemütliche Schieferhaus an der Küste Cornwalls ist die Heimat von Hugo und Jamie, zwei Brüdern in den besten Jahren. Dort leben sie als Patchworkfamilie mit weiteren Bewohnern in friedlicher Harmonie zusammen. Bis Hugo eines Tages eine junge Frau im Dorfcafé entdeckt, die ihn an die schöne, lebensfrohe Emily erinnert, die damals nach einer Liaison mit Jamie spurlos verschwand. Als kurz darauf Emily vor der Tür steht, ist es Zeit, wohlgehütete Geheimnisse zu lüften - mit ungeahnten Folgen ...


Marcia Willett, geboren in Somerset, studierte und unterrichtete klassischen Tanz, bevor sie ihr Talent für das Schreiben entdeckte. Ihre warmherzigen atmosphärischen Romane erscheinen in 18 Ländern. Sie lebt im südenglischen Devon, dessen wunderschöne Landschaft in vielen ihrer Romane als stimmungsvolle Kulisse wiedererkennbar ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732594917
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.03.2021
Auflage1. Aufl. 2021
Seiten334 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5162065
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Hugo Houghton eilt über das abschüssige Kopfsteinpflaster der Straße, die steil zum Hafen hinunterführt. Sein Mantel flattert ihm um die langen Beine, und er hält die Tüte mit Einkäufen, die er auf dem Arm trägt, so behutsam fest wie ein Baby. Er bleibt stehen, um die wenigen Boote zu betrachten, die noch von der einst blühenden Fischfangflotte übrig sind und heute Tagesausflüge aufs Meer für die Touristen anbieten. Dann biegt er an der Hafenmauer ab und geht auf das hohe, alte, aus Schiefer und Granit erbaute Haus zu, das sich am Ende einer Reihe von Fischerhütten erhebt.

Er verlagert seine Einkäufe auf einen Arm, schließt die Tür aus massiver Eiche auf und tritt in einen langen, mit Steinplatten ausgelegten Gang mit einer Reihe von Türen auf beiden Seiten, der quer durch das Erdgeschoss bis in die Küche auf der Rückseite des Hauses führt. Er taucht in die Wärme und den Frieden des großen Raumes ein, stellt die Tüte auf den Tisch in der Mitte und lächelt dem knochigen, breitschultrigen und weißhaarigen alten Mann zu, der in einem hölzernen Schaukelstuhl am AGA-Herd sitzt. »Alles gut, Onkel Ned?«, fragt er.

Die Hunde klettern aus ihrem gemeinsamen Korb, laufen eilig auf Hugo zu und wedeln auf die einladende und doch zögerliche Art, die Retrievern eigen ist, erfüllt von dem Wunsch, ihre Liebe zu zeigen, und doch voller Angst, zurückgewiesen zu werden.

Hugo bückt sich, um sie zu streicheln, und kann mit ihnen mitfühlen; diese Empfindung ist den größten Teil seines Erwachsenenlebens ein Problem für ihn gewesen. »Gute Jungs«, sagt er zu ihnen. »Brave Burschen.«

Hugo beginnt seinen Einkauf auszupacken, zieht seinen Mantel aus, reicht Ned die Zeitung und erzählt ihm von den Freunden, die er im Dorfladen getroffen hat. Er hält inne, um auf die kleine gepflasterte Fläche hinauszusehen, wo jetzt, Anfang Mai, die Sonne schräg einfällt und über hölzerne Pflanzkübel mit Tulpen und Glockenblumen gleitet. Dieser sonnige Hof ist vor dem Nordwestwind geschützt, und Hugo hofft, Ned heute überreden zu können, sich mit seinem Morgenkaffee nach draußen zu setzen. Das Problem ist nicht, dass sein Onkel launisch wäre, sondern eher, dass er immer noch etwas zu sagen haben will. Er muss zeigen, dass er trotz seiner Gebrechlichkeit und körperlichen Schwäche immer noch jemand ist, mit dem man rechnen muss. Nach einer langen und erfolgreichen Karriere bei der Marine - und obwohl er schon über zwanzig Jahre im Ruhestand ist - kann Ned Respekt einfordern, wenn er will.

Um seine Absicht zu signalisieren, öffnet Hugo die Tür, die auf den kleinen Hof führt. Sofort unternehmen die Hunde einen Vorstoß in die Freiheit, ringen darum, wer als Erster draußen ist, und schießen dann die steile Steintreppe hinauf, die in den auf der Klippe hinter dem Haus liegenden kleinen Garten führt. Hugo tritt einen Moment nach draußen und hält das Gesicht in den warmen Sonnenschein. Dann geht er wieder hinein und sucht sich einen Lappen, um die Tropfen, die der Regen der letzten Nacht zurückgelassen hat, von dem schmiedeeisernen Tisch und den Stühlen zu wischen.

Ned schüttelt seine Zeitung aus wie einen Schlachtruf, als Hugo wieder hereinkommt, den Kessel auf die Herdplatte schiebt und dem Älteren zulächelt. »Kaffee im Freien?«, schlägt er vorsichtig vor. »Es ist warm draußen.«

Ned runzelt die Stirn, und dann legt er unerwartet die Times zusammen und steht auf. Der große, schlanke Mann nimmt seinen Stock und geht vorsichtig - und ein ganz klein wenig wacklig - über den mit Steinplatten belegten Boden auf die Tür zu. Hugo sieht zu und hält sich zum Eingreifen bereit, tut aber, als machte er sich keine Gedanken. Ned hasst es, wenn man Aufhebens um ihn macht, doch seit er kürzlich eine Hüftprothese bekommen hat, ist er etwas weniger sicher, und Hugo graut es bei dem Gedanken, sein Onkel könnte stürzen.

Ned lässt sich auf einen der Stühle sinken, und Hugo atmet erleichtert auf und gießt den Kaffee auf. Er ist so glücklich hier, wo er sich um Ned kümmert und unterschiedliche Menschen bei ihnen wohnen: Freunde oder Verwandte, die ein wenig Liebe und Zuwendung brauchen, etwas Ruhe und einen Neuanfang, bevor sie wieder in die kalte Welt außerhalb dieser schützenden Granitmauern hinausgehen. Er ist Mitte fünfzig und bereut nicht, dass er das Angebot, in den Vorruhestand zu treten, angenommen und London verlassen hat, nachdem er als Sendeleiter bei der BBC gearbeitet hatte. Bei der BBC war es hektischer geworden, Großraumbüros und Schreibtische ohne Namensschilder. Es war gut, Terminpläne und die Routine hinter sich zu lassen und hierherzukommen: an den Ort, an dem er schon so viele glückliche Urlaube verbracht hat. Es ist, als könnte er so einen Teil der Güte zurückgeben, die seine Tante Margaret ihm in seiner Kindheit und während seiner schwierigen Teenagerjahre erwiesen hat. Nach ihrem Tod vor fast zwei Jahren war deutlich geworden, dass Ned nicht mehr allein leben konnte, und Hugo wusste, dass es dem alten Knaben das Herz brechen würde, das Haus verlassen zu müssen, das seit mehreren Generationen im Besitz der Familie Tremayne ist. Natürlich war Rose da. Rose Pengelly putzt für sie, seit sie ein junges Mädchen war, und Hugo hat einen besonderen Platz in seinem Herzen für sie. Aber es wäre zu viel von Rose verlangt gewesen, auch noch diese Verantwortung zu übernehmen. Außerdem ist es so schön, gebraucht zu werden, die fürsorgliche Seite seines Wesens auszuleben.

Hugo stapelt die Utensilien für den Kaffee auf ein Tablett und trägt es hinaus auf den Hof. Die Hunde sind von ihrem Ausflug zurück, haben sich rechts und links von Ned niedergelassen und drücken die Schnauzen an seine Knie, als verstünden sie, dass ihre Gegenwart ihm Trost schenkt. Sanft streichelt er ihre glatten Köpfe. Hugo sieht, dass Ned die Augen geschlossen hat, um sich gegen die Sonne zu schützen, und in ihrer Wärme leise lächelt. Behutsam stellt er das Tablett auf den Tisch und greift nach der Kaffeekanne.

Obwohl er die Augen geschlossen hat, sieht Ned Hugo deutlich vor sich. Er stellt sich seine starke, breitschultrige Gestalt vor, seinen ungebärdigen dunklen Lockenschopf, der von reichlich Grau durchzogen ist, und Hugos blauviolette Augen. Er sieht seiner Tante Margaret sehr ähnlich. Als ihre jüngere Schwester, Hugos Mutter, an Krebs starb, als Hugo noch ein kleines Kind war, da hat Margaret ihn geliebt und für ihn gesorgt, soweit sie als Marineehefrau, die selbst einen kleinen Jungen hatte, dazu in der Lage war, während Hugos Vater als Anwalt in London arbeitete.

Dieses Haus, das damals Neds Eltern gehörte, war seine Zuflucht gewesen; alle reisten hierher, um Landurlaube und Schulferien zu verbringen oder die Wartezeit auf die nächste Dienstwohnung für verheiratete Offiziere zu überbrücken. Es war ihr Zuhause. Und hierher waren Margaret und er auch gekommen, als er für längere Zeit freigestellt wurde, nachdem ihr Sohn im Falklandkrieg gefallen war. Dreiundzwanzig war Jack da gewesen.

Wie eigenartig, denkt Ned, der immer noch die Augen geschlossen hält, um die Sonne abzuwehren, dass der Schmerz noch fast fünfunddreißig Jahre nach diesem Verlust so scharf ist. So muss sich ein Amputierter fühlen, der in seinem verlorenen Körperglied immer noch Phantomschmerzen empfindet.

Ned schlägt die Augen auf und lächelt Hugo zu, der bei ihm steht. Ned weiß, warum Hugos Beziehungen zu Frauen niemals lange überleben: Er ist zu freundlich, zu großzügig, zu rücksichtsvoll.

Ned schätzt sich glücklich: Seine Ehe war gut, mehrere Frauen haben ihn geliebt, und sein Sohn hat zu ihm aufgesehen. Und jetzt hat er Hugo, der ihn unterstützt, seit er begonnen hat, sich gebrechlich und einsam zu fühlen. Er mag Hugos Londoner Freunde - Mitglieder seines Kamerateams, Regieassistenten, Ex-Freundinnen -, die übers Wochenende herkommen, während sie auf Arbeitssuche sind oder wenn ihre Beziehung oder Ehe in die Brüche gegangen ist. Er kann auch ihre gelegentlichen Untermieter gut leiden, die hier einziehen, während sie nach einer längerfristigen Unterkunft suchen. Alle fühlen sich zu Hugo hingezogen, zu seiner Herzlichkeit und hilfsbereiten Art, und er unterstützt sie, wo er kann, und hilft ihnen, wieder gesund zu werden. Es ist gut, ein Teil davon zu sein, und Ned weiß, wie glücklich er sich schätzen kann. Er trinkt den heißen, starken Kaffee, der weder durch Zucker noch Milch verfälscht ist.

»Ich dachte, wir könnten eine Ausfahrt machen«, erklärt Hugo gerade, »durch die Wälder und hinauf aufs Moor. Die wilden Kirschbäume sehen wunderbar aus, und die Glockenblumen beginnen zu blühen.«

»Fünfzigmal Frühling«, zitiert Ned, »reicht nicht aus, um der Blüten Pracht zu sehen. / Um die Kirschen wie mit Schnee bestäubt zu schauen, will ich in die Wälder gehen.«

Hugo wirft ihm ein Grinsen zu. »Stark«, meint er. »Sehr stark. Wir essen im Chough zu Mittag, und die Hunde können sich auf dem Hochmoor Auslauf verschaffen.«

Ned erwidert sein Grinsen - Hugo hält nichts von Lyrik, nimmt es aber gelassen hin, wenn Ned plötzlich der Drang überkommt, etwas zu deklamieren -, schlägt sich den Housman aus dem Kopf und denkt vergnügt an den Tag, der vor ihm liegt. Diese Frühlingstage, die von der Verheißung zukünftiger Wonnen erfüllt sind, sind ihm eine Freude; zu sehen, wie sich Knospen öffnen und helle, knittrige Blütenblätter freigeben; eine Amsel, die auf ihren zerbrechlichen Eiern sitzt, oder die Erleichterung, den unverwechselbaren Ruf des Kuckucks zu hören und zu sehen, wie die erste Schwalbe herabschießt. All das ist der Beweis dafür, dass die Schöpfung noch im Gang...

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